Den Abschluss bildete dann Loom.
Dieses Trio bestehend aus Jerome Froese, Johannes Schmoelling (beide
Ex-Mitglieder von Tangerine Dream) sowie Robert Waters hatten einen Set
aus Musik von Jerome Froese, Johannes Schmoelling und Tangerine Dream im
Programm. Ihr Set war zweigeteilt und von einer kurzen Pause
unterbrochen.
Wer hätte es für möglich gehalten, das
Jerome Froese, Sohn von Tangerine Dream-Kopf Edgar Froese sowie der
langjährige Weggefährte von Edgar Froese und Chris Franke, Johannes
Schmoelling mal zusammen auf der Bühne stehen würden? Dazu kommt noch
mit Robert Waters (natürlich sein Künstlername) ein angesagter Berliner
Produzent, der in der Vergangenheit auch schon mit Schmoelling zusammen
gearbeitet hat (er hat zusammen mit Ulrich Schnauss einen Remix für die
Wiederveröffentlichung von „White Out“ gemacht).
Die Idee gemeinsam zu Arbeiten kam für
Froese und Schmoelling Ende 2008. Es gab allerdings einige Umstände, die
das mögliche Projekt mehrfach zum Erliegen brachten. Manchmal helfen
aber auch Zufälle und Dinge ändern sich grundlegend, so auch hier. Es
ist einige Monate her das Jerome an Johannes herantrat und ihn bat für
sein neues Album eine Kooperation einzugehen. Die beiden wurden sich
einig und so entwickelte sich die Zusammenarbeit an diesem Album zu
einer fruchtbaren Erfahrung für beide. Dies war der Grundstein für die
Verwirklichung des Projektes Loom, das alle die an diesem Tag in
Oirschot waren, genießen durften.
Der Vorhang ging auf und das erste,
das ins Auge fiel war, dass man vor dem Set einen großen Flügel
aufgebaut hatte. An diesen setzte sich zu Beginn Johannes Schmoelling
und spielte zunächst das Stück „Palace of Dreams“ im Alleingang. Das war
ein sensationeller Auftakt und zeigte die ganze Klasse des Berliner
Musikers.
Dann kamen Robert Waters und Jerome
Froese auf die Bühne, während der Flügel abgebaut wurde. Jetzt
entwickelte sich ein mitreißendes Konzert mit einer Zeitreise durch den
Tangerine Dream Kosmos mit eingespränkelten Solostücken von Johannes und
Jerome. Dazu wurden auf der rückwärtigen Leinwand Filme gezeigt, die das
Konzert, ebenso wie die tolle Lightshow, visuell unterstützte.
Nach dem treibenden Stück „Catwalk“
kam Johannes dann nach vorne ans Mikro um einige Worte an die Besucher
zu richten. Er erzählte unter anderem, dass ihn vor einigen Jahren zwei
junge Musiker gefragt hätten, ob er nicht mit ihnen zusammen auftreten
wolle. Sie wollten Tangerine Dream-Stücke interpretieren. Zunächst
lehnte er ab, hat dann aber, weil sie so beharrlich geblieben sind, dann
doch zugesagt und sei nun froh, mit Jerome und Robert als Loom erstmals
aufzutreten. Das Konzert in Oirschot war ihr erster gemeinsamer
Auftritt.
Er entschuldigte auch Jerome, der nur
auf einem Hocker sitzend seine Gitarre spielen konnte und nicht auf der
Bühne „rumspringen“ könne. Dies lag daran, dass Jerome aufgrund einer OP
noch einen Nagel im Bein hat. Am Ende der Show konnte man seine Handicap
daran erkennen, dass er an einer Krücke vor die Bühne trat. Aber auch so
konnte er seine Parts ohne Probleme spielen.
Nach der Ansprache ging es mit „Going
West“ vom Soundtrack-Album „Flashpoint“ weiter. Bei diesem Stück gingen
die Drei so richtig ab. Der Rhythmus, der dieses Stück noch druckvoller
als das Original machte, hatte was von einem fahrenden Zug.
Die Drei spielten sehr schöne,
kraftvolle Versionen von Tangerine Dream-Stücken, die zum Teil
umarrangiert waren. Auffällig dabei war, dass Johannes Schmoelling sehr
dominant war, da er sehr viele Soloparts bzw. Melodien spielte, was man
vom Publikum sehr gut beobachten konnte. Robert sorgte mit seinen
Electronics, Rhythmen und Effekten und Jerome mit einigen
Gitarreneinwürfen für das perfekte Gesamtbild.
Die Höhepunkte des ersten Sets
bestanden neben Johannes Schmoelling’s Solointerpretation von „Palace of
Dreams“ am Flügel vor allem in Stücken wie „Going West“ und „Matjora Is
Still Alive“. Nach gut einer Stunde Spielzeit verabschiedeten sich die
drei dann in eine kurze Pause.
Nach der Pause begann der zweite Set,
wie der erste begonnen hatte, denn Johannes Schmoelling präsentierte
zunächst das Stück „Circles“ am Flügel, was erneut zu
Begeisterungsstürmen im Saal führte. Auch die Stücke des zweiten Sets
waren von Tangerine Dream-Tracks durchzogen. Hier sind – falls überhaupt
möglich - besonders die Stücke „White Eagle“
und „Beach Theme“ hervorzuheben.
Immer dann, wenn im Publikum Klänge
und Melodiefolgen zu Beginn eines Stückes erkannt wurden, brandete
freudiger Jubel aus. Zum Ende gab es dann für die Protagonisten
„Standing Ovations“, die sie sich wahrlich verdient hatten, denn sie
waren der absolute Höhepunkt dieses Festivals. Und das die Drei auch
noch „Choronzon“ als Zugabe spielten, setzte dem Ganzen die Krone auf.
Ein wirklich beeindruckendes Konzert.
Für meinen Geschmack war das Konzert
um einiges besser, als die letzten Tangerine Dream-Konzerte (sie sind
doch sehr bombastisch und wirken etwas unterkühlt), da die drei
wesentlich homogener wirkten und eine intimere Atmosphäre aufbauten, als
es Tangerine Dream derzeit praktizieren. Das lag vor allem an der
Präsenz von Johannes Schmoelling, der eine besondere Ausstrahlung hat
und darüber hinaus an diesem Tag sein ganzes Können unter Beweis
stellte. Schmoelling ist einfach ein Musiker durch und durch, das merkte
man in jeder Minute des Konzertes. Er zauberte wunderbare Melodien auf
dem rhythmischen Unterboden, den die beiden anderen an seiner Seite
erzeugten. Dabei ließ er sie ein ums andere Mal wie Statisten wirken.
Ohne ihn wäre dieses wunderbare Konzert undenkbar gewesen, was die
Leistung von Jerome und Robert aber nicht schmälern soll. Man kann
gespannt sein, ob dies nur ein einmaliges Vergnügen war, oder ob es eine
Wiederholung geben wird. Letzteres wäre wünschenswert.
Setlist
Set 1
01. Palace of
Dreams
02. New untitled track by LOOM
03. La Marche
04. Catwalk
05. Going West
06. Matjora is still alive
07. A room in the house closed to the public
08. A long way home
09. Abacus
10. Crystal Red (Jerome/Johannes collaboration title for JF's
third solo album)
Set 2
01. Circles
02. Towards the evening star
03. Rise of smooth Automaton
04. My reality at 52 degrees of Latitude
05. Cartoony Universe
06. White Eagle
07. Beach Theme
Encores
01. A Mellow
Morning
02. Time and Tide
03. Choronzon
Stephan Schelle,
16.10.2011