Loom - E-Live 2011

L o o m
(E-Live, Oirschot - NL -  15.10.2011)


    

Den Abschluss bildete dann Loom. Dieses Trio bestehend aus Jerome Froese, Johannes Schmoelling (beide Ex-Mitglieder von Tangerine Dream) sowie Robert Waters hatten einen Set aus Musik von Jerome Froese, Johannes Schmoelling und Tangerine Dream im Programm. Ihr Set war zweigeteilt und von einer kurzen Pause unterbrochen.

    

     

    

Wer hätte es für möglich gehalten, das Jerome Froese, Sohn von Tangerine Dream-Kopf Edgar Froese sowie der langjährige Weggefährte von Edgar Froese und Chris Franke, Johannes Schmoelling mal zusammen auf der Bühne stehen würden? Dazu kommt noch mit Robert Waters (natürlich sein Künstlername) ein angesagter Berliner Produzent, der in der Vergangenheit auch schon mit Schmoelling zusammen gearbeitet hat (er hat zusammen mit Ulrich Schnauss einen Remix für die Wiederveröffentlichung von „White Out“ gemacht).

     

    

Die Idee gemeinsam zu Arbeiten kam für Froese und Schmoelling Ende 2008. Es gab allerdings einige Umstände, die das mögliche Projekt mehrfach zum Erliegen brachten. Manchmal helfen aber auch Zufälle und Dinge ändern sich grundlegend, so auch hier. Es ist einige Monate her das Jerome an Johannes herantrat und ihn bat für sein neues Album eine Kooperation einzugehen. Die beiden wurden sich einig und so entwickelte sich die Zusammenarbeit an diesem Album zu einer fruchtbaren Erfahrung für beide. Dies war der Grundstein für die Verwirklichung des Projektes Loom, das alle die an diesem Tag in Oirschot waren, genießen durften.

     

    

     

Der Vorhang ging auf und das erste, das ins Auge fiel war, dass man vor dem Set einen großen Flügel aufgebaut hatte. An diesen setzte sich zu Beginn Johannes Schmoelling und spielte zunächst das Stück „Palace of Dreams“ im Alleingang. Das war ein sensationeller Auftakt und zeigte die ganze Klasse des Berliner Musikers.

    

    

Dann kamen Robert Waters und Jerome Froese auf die Bühne, während der Flügel abgebaut wurde. Jetzt entwickelte sich ein mitreißendes Konzert mit einer Zeitreise durch den Tangerine Dream Kosmos mit eingespränkelten Solostücken von Johannes und Jerome. Dazu wurden auf der rückwärtigen Leinwand Filme gezeigt, die das Konzert, ebenso wie die tolle Lightshow, visuell unterstützte.

                  

     

    

Nach dem treibenden Stück „Catwalk“ kam Johannes dann nach vorne ans Mikro um einige Worte an die Besucher zu richten. Er erzählte unter anderem, dass ihn vor einigen Jahren zwei junge Musiker gefragt hätten, ob er nicht mit ihnen zusammen auftreten wolle. Sie wollten Tangerine Dream-Stücke interpretieren. Zunächst lehnte er ab, hat dann aber, weil sie so beharrlich geblieben sind, dann doch zugesagt und sei nun froh, mit Jerome und Robert als Loom erstmals aufzutreten. Das Konzert in Oirschot war ihr erster gemeinsamer Auftritt.

    

     

Er entschuldigte auch Jerome, der nur auf einem Hocker sitzend seine Gitarre spielen konnte und nicht auf der Bühne „rumspringen“ könne. Dies lag daran, dass Jerome aufgrund einer OP noch einen Nagel im Bein hat. Am Ende der Show konnte man seine Handicap daran erkennen, dass er an einer Krücke vor die Bühne trat. Aber auch so konnte er seine Parts ohne Probleme spielen.

                   

     

    

Nach der Ansprache ging es mit „Going West“ vom Soundtrack-Album „Flashpoint“ weiter. Bei diesem Stück gingen die Drei so richtig ab. Der Rhythmus, der dieses Stück noch druckvoller als das Original machte, hatte was von einem fahrenden Zug.

    

     

Die Drei spielten sehr schöne, kraftvolle Versionen von Tangerine Dream-Stücken, die zum Teil umarrangiert waren. Auffällig dabei war, dass Johannes Schmoelling sehr dominant war, da er sehr viele Soloparts bzw. Melodien spielte, was man vom Publikum sehr gut beobachten konnte. Robert sorgte mit seinen Electronics, Rhythmen und Effekten und Jerome mit einigen Gitarreneinwürfen für das perfekte Gesamtbild.

     

    

    

Die Höhepunkte des ersten Sets bestanden neben Johannes Schmoelling’s Solointerpretation von „Palace of Dreams“ am Flügel vor allem in Stücken wie „Going West“ und „Matjora Is Still Alive“. Nach gut einer Stunde Spielzeit verabschiedeten sich die drei dann in eine kurze Pause.

    

    

Nach der Pause begann der zweite Set, wie der erste begonnen hatte, denn Johannes Schmoelling präsentierte zunächst das Stück „Circles“ am Flügel, was erneut zu Begeisterungsstürmen im Saal führte. Auch die Stücke des zweiten Sets waren von Tangerine Dream-Tracks durchzogen. Hier sind – falls überhaupt möglich - besonders die Stücke „White Eagle“
und „Beach Theme“ hervorzuheben.

     

    

    

Immer dann, wenn im Publikum Klänge und Melodiefolgen zu Beginn eines Stückes erkannt wurden, brandete freudiger Jubel aus. Zum Ende gab es dann für die Protagonisten „Standing Ovations“, die sie sich wahrlich verdient hatten, denn sie waren der absolute Höhepunkt dieses Festivals. Und das die Drei auch noch „Choronzon“ als Zugabe spielten, setzte dem Ganzen die Krone auf. Ein wirklich beeindruckendes Konzert.

    

    

Für meinen Geschmack war das Konzert um einiges besser, als die letzten Tangerine Dream-Konzerte (sie sind doch sehr bombastisch und wirken etwas unterkühlt), da die drei wesentlich homogener wirkten und eine intimere Atmosphäre aufbauten, als es Tangerine Dream derzeit praktizieren. Das lag vor allem an der Präsenz von Johannes Schmoelling, der eine besondere Ausstrahlung hat und darüber hinaus an diesem Tag sein ganzes Können unter Beweis stellte. Schmoelling ist einfach ein Musiker durch und durch, das merkte man in jeder Minute des Konzertes. Er zauberte wunderbare Melodien auf dem rhythmischen Unterboden, den die beiden anderen an seiner Seite erzeugten. Dabei ließ er sie ein ums andere Mal wie Statisten wirken. Ohne ihn wäre dieses wunderbare Konzert undenkbar gewesen, was die Leistung von Jerome und Robert aber nicht schmälern soll. Man kann gespannt sein, ob dies nur ein einmaliges Vergnügen war, oder ob es eine Wiederholung geben wird. Letzteres wäre wünschenswert.

     

    

Setlist

Set 1

01. Palace of Dreams
02. New untitled track by LOOM
03. La Marche
04. Catwalk
05. Going West
06. Matjora is still alive
07. A room in the house closed to the public
08. A long way home
09. Abacus
10. Crystal Red (Jerome/Johannes collaboration title for JF's third solo album)

Set 2

01. Circles
02. Towards the evening star
03. Rise of smooth Automaton
04. My reality at 52 degrees of Latitude
05. Cartoony Universe
06. White Eagle
07. Beach Theme

Encores

01. A Mellow Morning
02. Time and Tide
03. Choronzon

Stephan Schelle, 16.10.2011

 

 

Konzert von Eric van der Heijden

 

E-Live  2011