Cosmic Hoffmann

 John Dyson & Friends
(E-Day, Oirschot - NL -  11.04.2009)


Die Vertretung für Mr. Dyson

Als Hauptact hatten Kees Aerts und Ron Boots mit John Dyson einen Elektronikmusiker reanimieren können, der in den 80’ern und 90’ern mehrfach schon für unglaubliche Konzerte in Holland gesorgt hat. Zehn Jahre war John von der musikalischen Bildfläche verschwunden und stieg an diesem Abend wie der Phoenix aus der Asche, denn soviel sei schon mal verraten, das Konzert mit seinen Mitstreitern war sensationell.

Zu Beginn war die Bühne verhangen und Ron stand hinter dem Vorhang, um John anzusagen. Dann kam er vor den Vorhang und kündigte an, dass John wohl kalte Füße bekommen hätte und niemand wüsste wo er gerade sei. Man habe aber einen Ersatz gefunden. Der Vorhang öffnete sich und zum Vorschein kam ein Dyson-Staubsauger. Dies war eine kleine Revanche für den Gag, den John elf Jahre zuvor mit Ron gemacht hatte, als er ihm einen neuen Synthesizer überreichte und der sich als Kinderxylophon herausstellte (s. auch den Bericht vom 17.10.1998 auf dieser Seite - hier).

    

Zwei Stunden zelebrierte er alte und neue Stücke aus seinen Soloalben und den Wavestar-Alben und rief so die alte Zeit wieder hervor. Es war so, als wäre er nie weg gewesen.

John trat mit weiteren vier Musikern auf, womit der Auftritt einen Anstrich eines Rockkonzertes bekam, sich jedoch immer noch in den gewohnt elektronischen Gefilden bewegte.

    

Den Beginn machte aber zunächst Stephan Whitlan, der einen gut 15minütigen Soloset bot. Drei Stücke spielte er aus seinem Repertoire. Nach dem Konzert sagte Stephan, dass er seine Stücke für den Abend nicht vorbereitet hat, sondern ließ sich vielmehr auf die Reaktionen des Publikums ein. Vom Stil her klangen seine Stück ganz nach John Dyson und Wavestar und passten somit hervorragend zum Set.

    

Beim zweiten Track zeigte sich der britische Humor, den Stephan hat. Während die ersten vorprogrammierten Sounds zu hören waren, schüttete sich Stephan kurzerhand eine Dose Bier (einhändig) ein, während er mit der anderen Hand weiter Keyboard spielte. Dann nahm er erst einmal einen großen Schluck. Im Track selber war dann auch ein Stimmsample zu hören, in dem es um Dosenbier ging. Musikalisch mischte er an einigen Stellen kurze Passagen von Soundtracks wie „Startrek“, „Thunderbirds“, „Dr. Who“ ein und zum Schluss gab es noch einen Schuss des ersten Elektronikpopsongs „Popcorn“ zu hören.

    

Dieser erste Part war schon sehr schön anzuhören und anzuschauen, denn wenn man Stephan beim Spielen auf die Finger sah, dann merkte man, dass hier ein absoluter Profi am Werk war. Er ist gelernter Orgelbauer und nicht auch handwerklich, sondern auch spielerisch äußerst begabt.

Dann ging Stephan von der Bühne, um sich kurz ein weißes Oberhemd anzuziehen. Während die Bühne leer war kamen einige Sounds aus seinem Synthie. Schnell kam er wieder auf die Bühne zurück, stellte den Sound ab und meinte grinsend: „This is not for today“. Das ist britischer Humor, wie ich ihn liebe.

    

Nach wenigen Momenten kam die gesamte Truppe unter kräftigem Applaus auf die Bühne und das außergewöhnliche Konzert nahm seinen Lauf. Die Band die John auf die Bühne gestellt hatte bestand neben ihm (Keyboards und Gitarre) aus Stephan Whitlan (Keyboards), Damian Rider (Bass), D’lear (Keyboards und Gitarre) und Marcus Dale (Schlagzeug). Allerdings wurde John von Damian unter einem schwarzen Tuch auf die Bühne geführt, so als wollte man ihn an einen bisher unbekannten Ort bringen. Das Tuch wurde abgenommen und Damian staubte kurzerhand John’s Kopf mit einem Staubwedel ab, so man einen alten Gegenstand aus der Ecke holt, bevor man ihn benutzt. Mit diesem Joke zeigte sich, dass John ein sehr humorvoller Mensch ist, der über sich selbst lachen kann.

    

    

John richtete zunächst einige Worte ans Publikum. Was ich sehr schön fand, war dass er während des ganzen Konzertes diesen Kontakt zum Publikum hielt, in dem er zwischen den Stücken immer mal wieder zum Mikro griff und etwas zu den Stücken erzählte. Damit baute er einen direkten Kontakt zum Publikum auf, der teilweise auch zu Dialogen führte. So erfuhr man einiges humorvolles, aber auch nachdenkliches zu den Tracks. Unter anderem erinnerte John an seinen verstorbenen Wavestar-Freund Dave Ward-Hunt, mit dem er vor mittlerweile 25 Jahren die ersten Wavestar-Veröffentlichung, „Mind Journey“ herausgebracht hat.

    

         

    

          

John und seine Mitstreiter legten eine unglaubliche Spielfreude an den Tag. Man sah, wie John seinen Auftritt richtig gehend genoss. Er agierte an seinen Keyboards oder bei „Moonwind“ an der E-Gitarre mit einer unglaublichen Hingabe. Während des Gigs lieferte er unter anderem tolle Liveversionen der Stücke „IFO“, „Moonwind“, „Silverbird“ und „Time Node“.

    

    

    

    

    

In der Einleitung zu „Silverbird“ erfuhren die Besucher, dass der Schlagzeuger vor einiger Zeit geheiratet hatte und bei seiner Hochzeit das Stück gespielt hatte. Dann kam eine sehr schöne Version dieses Titels. Für den britischen Humor sorgte an diesem Abend vor allem Stephan Whilan, der während des Gigs unter anderem auch noch Zeit fand, während er seine Keyboards bediente, seine Mitmusiker zu fotografieren.

     

    

     

         

    

Es folgte dann noch mit „Posevalue“ ein Titel, der sich auf der SpecialCD, die zum E-Day 2009 herausgekommen ist, befindet. Als weitere Titel spielte John dann noch einige Sachen von seinem neuen Album „Darklight“. Die neuen Stücke passten ganz hervorragend in die Setlist mit den älteren Titeln und führten nicht zu einem Bruch. Beim Titelstück des Albums liefen Animationen, wie Sternfelder, Galaxien und Sonnen im Hintergrund auf der großen Leinwand. Leider war dies bei diesem Gig das einzige visuelle Highlight. Auf der anderen Seite war das Konzert von solch einer Güte, dass irgendwelche visuellen Effekte auch nicht notwendig waren.

    

    

    

    

     

Das Publikum quittierte den Auftritt mit Standing Ovations und konnte so John noch zu zwei Zugaben verleiten. Nach dem Konzert waren sich alle einig, es war ein denkwürdiger Abend, denn einen derart qualitativen Gig hatte man schon lange nicht mehr gesehen. Es bleibt zu hoffen, dass John nicht wieder von der Bildfläche verschwindet, sondern noch einige Konzerte geben und Alben herausbringen wird.

    

     

    

                          

    

Setlist

Vorprogramm von Stephan Whitlan 

Evolution
Wavestar
Osaka Hai
IFO
Analog
Moonwind
Time Enough
Silverbird
Posevalue
Retro 82
Heights
Darklight

Zugabe

Time Node
2minütiger Auszug aus dem neuen Album

Stephan Schelle, 12.04.2009

Konzert von Gert Emmens

 

E-Day 2009