Als zweites Konzert des Tages stand
dann Brendan Pollard & Friends auf dem Programm. Brendan war schon
einmal, im Jahr 2006 als Rogue Element bei E-Live in Nijmwegen
aufgetreten. Auch bei diesem Konzert hatte er wieder eine ganze Reihe an
analogem Equipment dabei. Aber nicht nur die analogen Maschinen sorgten
für nostalgische Momente, auch einige digitale Apparate zierten die
Bühne.
Die Freunde, mit denen er auf der
Bühne stand, waren Phil Booth (Synthesizer) und Michael Daniel (Gitarre
und Synthesizer). Dieses Trio sorgte nach dem virtuosen Keyboardspiel
von Stephan Whitlan für einen absoluten Kontrast, denn ihre
elektronischen Soundgebilde hatten etwas von Tangerine Dream der 70’er
Jahre. Das war sphärisch, psychedelisch und hypnotisch zugleich.
Während Brendan seine modularen
Sequenzer und Synthesizer zum zirpen und zwitschern brachte und die
Sequenzerrhythmen startete, er saß oft mit dem Rücken zum Publikum und
schraubte an seinen Gerätschaften herum, sorgte Phil für elektronische
Effekte und Michael für sphärische Klänge. Michael bearbeitete
beispielsweise seine Gitarrensaiten auch schon mal mit einem
gewöhnlichen Messer (aus einem Essbesteck) und zauberte unglaubliche
Töne aus dem Instrument, die total psychedelisch anmuteten.
Insgesamt drei lange Stücke sowie eine
Zugabe hatten die drei im Programm. Dabei handelte es sich um bisher
nicht benannte Stücke, die aus reinen Improvisationen zu bestehen
schienen. Bei dieser Musik konnte man einfach so davon schweben. Das war
Musik für die Psyche in der man sich vollkommen verlieren konnte.
Zwischen den einzelnen Stücken musste
Brandon dann immer erst sein modulares System wieder einstellen, was
zwar einen kurzen Moment dauerte, aber es ging meist schnell mit
synthetischen Sounds, die durch den Raum schwebten oder zwirbelten,
weiter. Schnell stiegen dann auch die anderen beiden ein und es
entwickelten sich so ganz langsam die einzelnen Tracks.
Immer wieder durchzogen sphärische
Harmonielinien, die einen hypnotischen Sog auf die Zuschauer auslösten,
durch den Theatersaal. Brendan dreht aber nicht nur an seinem
Modularsystem herum, sondern spielte während des Gigs auch noch auf zwei
weißen Mellotronen, die er im Zentrum der Bühne aufgebaut hatte. Nicht
nur hierdurch erzeugten die drei einen unglaublich warmen synthetischen
Soundteppich. Auf diese harmonischen Soundwolken folgten dann meist auf
dem Fuß schnelle, hypnotische Sequenzerrhythmen. Was für ein Sound!!!!
Michael sorgte dazu an der Gitarre
entweder für atmosphärische oder psychedelische Soundeinwürfe oder er
spielte auf seiner Gitarre passende Melodielinien die - durch ihren
sägenden Klang - durchaus mal einen rockigen Anstrich hatten.
Bei der fälligen Zugabe zwitscherte
und zirpte es dann, als wollten die drei einen elektronischen Wald
voller zwitschernder Vögel imitieren, um kurz darauf Klänge zu erzeugen,
die an vorbeifahrende Autos auf einer Autobahn erinnerten.
Brendan und seine beiden Mitstreiter
hatten zwar wenig Showelemente zu bieten, da alle recht statisch hinter
ihren Instrumenten agierten, dafür war die Musik um so fesselnder und
entführte die Zuschauer in die frühen 70’er.
Stephan Schelle,
18.10.2009
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