Electric Orange - Fleischwerk
 

Electric Orange - Fleischwerk
Sulatron Records / Cargo Records (2005/2008)
(13 Stücke, 79:15 Minuten Spielzeit)

Bereits im Jahr 2005 erschien das Album „Fleischwerk” der Psychedelic-/Krautrock-Formation Electric Orange in einer Auflage von 300 Exemplaren auf Vinyl. Jetzt, im Herbst 2008 kommen all diejenigen in den Genuss des Werkes, die es seinerzeit verpasst haben bzw. die keinen handelsüblichen Plattenspieler ihr Eigen nennen. Neben den auf der 2005’er Version enthaltenen neun Stücken wurde die CD um weitere vier Tracks, deren Laufzeit ca. 35 Minuten ausmachen, erweitert. So ist die CD auch für die interessant, die bereits das Vinyl-Album besitzen.


Da die Besprechung des Vinylalbums bereits in diesem Magazin online ist (Link zur Rezension des Vinylalbums), beschränke ich mich auf den Rest des Werkes. Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipack und trägt das Originalcover. Gemastert wurde der Silberling übrigens von Eroc, der wieder ganze Arbeit geleistet hat und einen glasklaren und transparenten Sound zaubert.

Die neuen Stücke „Jubiläton“ und „Trommelgemüse“ sind sehr kurz und eher Überbrückungen zu den anderen beiden 12- und 19minütigen Tracks. „Jubiläton“ klingt wie bei einem Konzert aufgenommen, da sich zunächst eine Art Ansage und dann, während man die Instrumente hört (Musik würde ich das nicht unbedingt bezeichnen), ein Stimmengewirr im Hintergrund herausschält. Das erste lange Bonusstück trägt den Titel  „Sakral“. Er passt auch ganz gut, denn durch Orgel (die Jungs benutzen nicht nur modernes sondern auch älteres Instrumentarium) und eine sehr zaghaft gespielte E-Gitarre, die noch um eine Art Flötenton ergänzt wird, kommt eine gewisse sakrale Stimmung auf. Der Track ist sehr hypnotisch und psychedelisch angelegt. „Trommelgemüse“ ist wieder etwas perkussiv, es klingt wie eine Szene, die irgendwo auf einem afrikanisch / arabischen Markt aufgenommen worden zu sein scheint.

Den Abschluss bildet das mit mehr als 19 Minuten Laufzeit längste Stück, „Fleischzusatz“. Zunächst wird eine 60’s Stimmung wie zu Doors-Zeiten hervorgerufen. Fette Hammondorgel und eine psychedelisch, rockige Gitarre sowie der Schlagzeugrhythmus bestimmen in der ersten Hälfte das Bild. Immer exzessiver steigert sich der Titel in typischer Psychedelic-Manier, bis dann im Mittelteil ein dumpfer Synthie brummt, zu dem ein Schlagzeugsolo gespielt wird. Das ist aber nur ein Zwischenspiel, das im letzten Teil wieder in den psychedelischen Part übergeht, um zum Ende hin in einem Stimmengewirr auszuklingen. Ein starker Track.

Mit der CD-Veröffentlichung wird das Album nun auch einer breiteren Masse zugänglich gemacht. Klanglich ist es über jeden Zweifel erhaben und die neuen Stücke, die zwischen 2005 und 2008 entstanden sind, fügen sich gut in das Gesamtbild ein. Wer das Vinylalbum mochte oder auch die anderen Veröffentlichungen von Electric Orange bzw. sich im Psychedelic-Rock zu Hause wähnt, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Oktober 2008

   

CD-Kritiken-Menue