Nautilus - North Pole Pilgrim
 

Nautilus - In Search Of Castaways
PRUDENCE 398.6691.2, 2004

Das Trio Nautilus hat wieder zugeschlagen und bringt mir In Search Of Castaways CD Nummer fünf auf den Markt. Doch es hat sich etwas getan. Begann das Unterseeboot aus den Jules Verne-Romanen anno 1998 noch als Duo Martin Ludwig und Ralf Obel, das die Tasten bediente und sich als Gastmusiker Werner Strätz und EROC hinzuholte, so ist nunmehr nur noch ein Kapitän an Bord. Ralf Obel hat das Boot verlassen und für ihn ist der Keyboarder Ralf Weiden an Bord gekommen. Neben diesen beiden ist der Gitarrist Werner Strätz (bereits seit dem 2000’er Album Solar Moon) festes Mitglied der Band.

Wie schon auf den vier Vorgängeralben wird wieder eine Menge - in diesem Fall mehr als 67 Minuten - instrumentale Elektronikmusik geboten. Genau wie bei den anderen Produktionen findet neben den Keyboards auch die E- und Akustikgitarre ihren - nicht unerheblichen - Anteil an der musikalischen Gestaltung.
 

 


 
 

Kernstück der elf Titel umspannenden CD, deren Titellänge zwischen 1:33 und 21:58 Minuten liegt, stellt das Titelstück mit fast 22 Minuten Spielzeit dar. Alle drei Musiker haben die einzelnen Stücke komponiert. Das hört man ihnen auch an, denn jeder der Musiker hat seinen eigenen Stil.

Gleich der erste Longtrack Time To Turn bietet herrliche Passagen. Schon zu Beginn gibt es einen Pianopart der für mich einen Mix aus Supertramp und Alan Parsons Project darstellt. Danach kommt die typische Nautilus-E-Gitarre und Piano und E-Gitarre treten in einen kurzen Dialog. Doch sofort ertönt ein neuer Synthieloop, der sich langsam entwickelt und dieses Stück magisch vorantreibt.

Den neuen in der Gruppe Ralf Weiden hört man vor allem bei den herrlichen Pianopassagen, heraus. Track Nummer drei stammt dann auch von ihm und bietet einen eher Nautilus-untypischen, sehr romantischen Titel.

Das Titelstück In Search Of Castaways stellt für mich das absolute Highlight des Albums dar. Auf fast 22 Minuten werden herrliche Melodien und Synthieloops geboten die über die komplette Länge die Spannung halten. Auch die von Werner Strätz an einigen Stellen etwas bluesig gespielte E-Gitarre weiß zu gefallen. Viele Feinheiten sind aus dem Stück herauszuhören. Auch Freunde der Eindhovener Schule, die Ron Boots geprägt hat, dürften an diesem Track ihren Spaß haben, klingen doch einige Sequenzerloops nach seinem Stil. In einigen Passagen klingt die Akustikgitarre sogar wie aus der guten alten Grobschnitt-Zeit ins heute transportiert.

Den Ausklang bietet das von Werner Stätz komponiert und gespielte A Friendly Farewell. Ein sehr schöner Titel, der nur auf der Akustikgitarre gespielt wird.

Meist schweben die Keyboardlinien im Hintergrund und die treibende Kraft ist Werner’s E-Gitarre. Dabei hat sich das Trio weiterentwickelt, denn die Stücke sind noch stimmiger und melodischer geworden. Sehr schöne Flächen und Sequenzerloops wie zu TD’s Glanzzeiten. Nautilus haben aber ihren ganz eigenen Stil entwickelt, der unverkennbar herauszuhören ist und den sie über weite Strecken auf dieser CD auch konsequent durchhalten. Dabei wird nicht bei den etablierten Interpreten „abgekupfert“, was in dieser Szene, wo sich viele Tastenkünstler an den Stilrichtungen der großen Vorbilder ausrichten, umso bemerkenswerter ist.

Vielleicht ist die E-Gitarre manchmal - wie in Titel vier Shadow Night - etwas zu dominant. So aber stellt die CD ein Hörerlebnis dar, dass nicht nur für Elektroniker, sondern auch für Rockmusikliebhaber gleichermaßen geeignet ist. Für mich ist In Search Of Castaways die bisher beste CD von Nautilus, ein rundum gelungenes Album.

Erwähnen sollte ich noch, dass für den tollen klanglichen Sound kein geringerer als der Hagener Klangzauberer EROC verantwortlich ist

Nähere Informationen zu Nautilus findet ihr auf den folgenden Internetseiten:

http://www.nautilus-records.de und

www.bscmusic.com

Ein Interview mit der Band ist  hier nachzulesen.

Stephan Schelle, Februar 2004

 
   

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