RPWL – A Show Beyond Man And Time
Metal Mind Records (2013)
(12 Stücke, 96 Minuten Spielzeit + Bonus)

Die Münchner Art- bzw. Progressive-Rockband RPWL hat im letzten Jahr mit „Beyond Man And Time“ ihr erstes Konzeptalbum herausgebracht. Neun Alben haben sie gebraucht um ein derartiges Konzept musikalisch umzusetzen. Das Album war eine musikalische Reise durch die Welt außerhalb von Platons Höhle. Ähnlich wie bei Nietzsche befindet sich auch in RPWL’s Geschichte der Protagonist auf einer Reise und trifft dabei viele – teilweise auch von Zarathustra adaptierte – Figuren als Hilfe zu neuer Erkenntnis.

Im gleichen Jahr ging die Band mit diesem Werk auf eine ausgedehnte Tour durch Europa um die Geschichte nicht nur musikalisch, sondern auch optisch auf der Bühne umzusetzen. Da die visuellen Effekte die Story unterstrichen, lag es natürlich nahe, die Show für eine DVD aufzuzeichnen. Hierfür reiste die Band am 22.02.2013 nach Kattowitz in Polen um im dortigen Wyspianski Theater die Show von mehreren Kameras aufzeichnen zu lassen.


Neben der DoppelCD, auf der das Konzert im Audioformat erscheint, kommt zeitgleich am 25.09.2013 eine DVD unter dem Titel „A Show Beyond Man And Time“ auf den Markt, die das komplette Konzert in den Audioformaten Dolby Digital 2.0 und Dolby Digital 5.1 sowie im Bildformat 16:9 zeigt.

Sehr eindrucksvoll ist das Bühnenbild schon zu Beginn bei dem Stück „Transformed“, das einen alten Mann (gottähnlich) an beiden Seiten des Bühnenrandes auf zwei Leinwände projiziert zeigt, während die Bühne noch leer im blauen Licht gehüllt ist. Schon hier, wie auch über den ganzen Konzertmitschnitt verteilt, werden diese Animationen immer wieder mal über den kompletten Bildschirm angezeigt (teilweise mit Überblendungen). Als The Keeper tritt dann Yogi mit einem dreieckigen Hut (wie eine aus einer Zeitung gefertigte Kopfbedeckung), einer Judojacke und an den inneren Händflächen angebrachte Lampen auf. Sehr ansprechend sind Yogi’s Bewegungen, die mit den Hintergrundanimationen synchron sind. Dazu werden seine Bewegungen auch von rückwärtigen Scheinwerfern als Schatten auf die seitlichen Leinwände projiziert. Ein tolles Schauspiel.

Im Titelstück hat sich Yogi ein schwarzes Band vor die Augen gebunden um den Blinden darzustellen. Im folgenden „Unchain The Earth“, diesem unwiderstehlichen Song, tritt Yogi als Wissenschaftler auf. Neben Kittel und Brille ist er mit einem rauchenden Schälchen und einer Blume bewaffnet. Daneben werden Bilder aus unserer Gegenwart mit wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Themen aber auch Krieg und Hunger gezeigt.

Als eine Art Quasimodo stellt Yogi dann den „The Ugliest Man“ dar. In „The Road Of Creation“ brennt die Band dann ein visuelles Feuerwerk aus Scheinwerferkaskaden ab. Ein Gimmick am Rande: Kalle Wallner steckt seinem Alter Ego auf der seitlichen Leinwand mit einem Feuerzeug eine imaginäre Zigarette an. In „The Shadow“ tritt Yogi ganz in schwarz und mit einer schwarzen Skimaske auf während er im Song „The Fisherman“ als Priester zu sehen ist, der mit einer Angel bewaffnet ist und ein herzähnliches Gebilde über die Köpfe der Zuschauer schwenkt. Und mit „The Noon“ endet das Konzeptwerk dann sehr atmosphärisch.

Als Zugabe gibt es dann noch eine Überraschung. Ray Wilson interpretiert mit der Band den wohl eingängigsten und besten Song von RPWL „Roses“. Ray und Yogi wechseln sich in diesem Stück beim Gesang der Strophen ab. Für mich ein Song mit Hitpotenzial (auch in der Liveversion). Also, wo sind die Radiostationen, die dieses Stück endlich puschen? Wenn schließlich der ganze Saal den Refrain singt, läuft einem eine Gänsehaut über den Rücken.

Neben dem Konzert gibt es auch noch Bonusmaterial, das aus einem 17minütigen Interview mit Yogi Lang und Kalle Wallner, dem Opener „Transformed, der in vier verschiedenen Sprachen auswählbar ist, einer Fotogallerie, Desktopbildern, einer Discografie sowie einem zuschaltbaren Bandkommentar (von Yogi Lang und Kalle Wallner) in englischer Sprache besteht. Leider sind keine Untertitel zuschaltbar, so dass man mit dem englischen Text vorlieb nehmen muss.

„A Show Beyond Man And Time“ ist das bisher beste Livedokument einer der angesagtesten und besten deutschen Art-/Progressive Rockbands. Klang- und Filmqualität sind wirklich sehr gut. Einziges Manko ist allerdings dass einige der Kameraleute und die schwenkbare Kamera ein ums andere Mal ins Bild kommt (vor allem bei den Totalen). Da hätte man von der Produktionsfirma etwas drauf achten sollen, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Diese DVD sollte man unbedingt haben.

Zur Rezension der CD

Stephan Schelle, Oktober 2013


 
 

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