Winfrid Trenkler wird 60

Winfrid Trenkler, den man wohl als den Förderer der populär-elektronischen Musik bezeichnen kann vollendete am 13. April 2002 seinen 60sten Geburtstag. Ein besonderer Grund um zu feiern. Aber dazu später mehr.

In den 70‘er und 80‘er Jahren moderierte er Radiosendungen im Westdeutschen Rundfunk (WDR), die Abseits der Hitparaden angesiedelt waren. Sendungen wie "Rock IN" und "Schwingungen", die wöchentlich in den Abendstunden 120 Minuten die Radioempfänger erreichten, erfreuten sich während der Zeit ihres Airplays einer großen Anhängerschaft. Während er in "Rock In" Rockmusik aus aller Welt vorstellte, war die Sendung "Schwingungen" der elektronischen Musik vorbehalten.

Diese sogenannte "Spartenmusik" erreichte aufgrund seiner Sendungen eine große Anzahl von Hörern und stellte über viele Jahre die Informationsquelle für Rock- und Elektronikmusik schlechthin dar. Mit der Neustrukturierung des WDR, die Anfang 1995 stattfand, verschwanden leider alle Spartenprogramme, darunter auch Bereiche wie Jazz etc. und somit auch die Sendung Schwingungen. Doch seit Juni 1995 gibt es eine Alternative, nämlich die "Schwingungen - Radio auf CD", die monatlich in die Briefkästen der Abonnenten flattert. Aufgrund der geringen Kapazität einer CD (max. 80 Minuten Spielzeit) ist das natürlich kein Vergleich zu den zweistündigen wöchentlichen Radiosendungen. Aber es ist wohl die wichtigste der wenigen Informationsquellen im Bereich Elektronikmusik.

Am 23.05.2002 erreichte mich ein Anruf von Winfrid, der sich gerade auf der Fahrt von Schweden nach Deutschland befand. Er lud mich zu einer kleinen Fete, anlässlich seines Geburtstages ein. Für diese Einladung, der ich gerne gefolgt bin, möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bedanken, denn der Teilnehmerkreis war überschaubar und ehrlich gesagt, hatte ich nie mit einer derartigen Einladung gerechnet.

Ort des Geschehens war die Reiterstube auf dem Pappelhof in Rheurdt, nahe Moers. Als ich am Nachmittag ankam, waren schon einige Gäste anwesend und labten sich an Kaffee und Kuchen. Das ganze ging dann am frühen Abend in eine nette Bierlaune über. Leider musste ich noch in der Nacht wieder zurückfahren, so dass es beim alkoholfreien Bier blieb. Aber es muss ja auch nicht immer Alkohol sein, der die Zunge löst.

Neben einigen Musikern wie Ron Boots, Klaus Hoffmann-Hoock, Gerda Picker und Erich Schauder (letzterer ist auch lange Zeit an der Produktion der Schwingungen-CDs beteiligt gewesen) waren Freunde und einige Abonnenten, zu denen Winfrid eine nähere Beziehung hatte anwesend. Zu nennen sind hier auch Jörg Strawe, Rudolf Wintzer (Künstler, der die Schwingungenpreise herstellt) und Arndt Maschinski sowie ein Autor, der ein Buch über Bergsteigen geschrieben hat, in dem Hinweise auf die elektronische Musik zu finden sind. Dem Buch liegt eine CD von Lambert Ringlage bei.

In sehr entspannter Atmosphäre konnte man miteinander über Gott und die Welt quatschen. Und wer hätte es gedacht, natürlich war auch die uns allen so am Herzen liegende Elektronikmusik Thema der Gespräche. Es wird wohl kaum einen wundern, dass bei diesem Treffen / dieser Fete elektronische Musik im Hintergrund lief. Am besten gefiel mir, dass entgegen aller Vereinsmeierei hier die Möglichkeit zu netten ungezwungenen Gesprächen gegeben war. 

Es entwickelten sich schöne Gespräche aus denen sich hoffentlich auch bestehende Kontakte bilden (meine persönliche Meinung). Ich kannte nur wenige der Anwesenden, die sich zum Teil doch schon besser - auch von den Euro-Sonic-Reisen - kannten. Ich hoffe wir sehen uns bei der ein oder anderen Veranstaltung wieder.

Etwas später am Abend gesellte sich ein weiblicher Gast hinzu, bei dem es sich u. a. um die Entdeckerin des Musikers Andreas Vollenweider handelte. In ihrem Schlepptau hatte sie noch zwei männliche Begleiter. Der eine, ein Kanadier, plant einen Film über die elektronische Musik zu drehen. Wie, wann und wo der ausgestrahlt wird, ist mir derzeit nicht bekannt. Der zweite war ein Musiker indischer Abstammung.

So gegen 22.00 Uhr wünschten die Gäste Winfrid alles Gute und er kam nicht umhin eine kurze Rede zu halten, auf die er nach eigenen Angaben nicht vorbereitet war. Aber wer Winfrid kennt, der weiß dass er reden kann. Nach einigen generellen Worten stellte er dann einige der Anwesenden vor. Leider kam diese Vorstellung etwas zu spät für mich, da ich kurz drauf schon den Heimweg antreten musste. So hatte ich nicht mehr die Gelegenheit mit dem ein oder anderen noch zu sprechen.

Insgesamt fand ich diese Veranstaltung sehr gelungen und auch vom rustikalen Rahmen her sehr ansprechend.

Winfrid, auf die nächsten 60 Jahren.

Stephan Schelle, Mai 2002
(Fotos: Arndt Maschinski)