Schwingungenwahl 2003/2004
 


Außenansicht des Innenhofs

 

Am 03.04.2004 fand zum wiederholten Mal die Verkündung der Schwingungenwahlen auf Burg Satzvey, in der Nähe von Euskirchen statt. Wie schon im Vorjahr hatte Lothar Lubitz von Syngate dieses Event organisiert und mit einem Konzert verknüpft. In dem Pferdestall der alten Wasserburg fanden reichlich Besucher platz, die dem Event beiwohnten. Der Stall ist aber kein Bretterverschlag, wie man vielleicht meinen könnte, sondern ein gemauerter Teil der Burganlage.

Dieses Jahr kam dann auch wieder des alte Flair auf, denn die Verantwortlichen hatten es geschafft, Winfrid Trenkler zur Veranstaltung zu holen. Er war extra dafür aus seiner Wahlheimat Schweden in die Eiffel gekommen. Er trotzte damit auch zugleich einem sehr eigenwilligen Zeitgenossen, der im März auf der Domäne www.schwingungen.com die falsche Nachricht verbreitet hatte, dass Winfrid Anfang des Jahres verstorben sei. Ein absolut übler Scherz, wie ich finde.

Lothar Lubitz sprach zu Beginn gegen 16.00 Uhr einige wenige Eingangsworte und übergab das Mikro dann den beiden Moderatoren Klaus Hoffmann-Hoock (der das im Vorjahr schon sehr gut gemacht hatte) und Winfrid Trenkler, die sich die Ansprachen und Gespräche mit den Musikern teilten. Wie schon gesagt, kam vor allem durch Winfrids teils ausschweifende Moderation wieder dieses alte Schwingungen-Flair rüber. Es war, als hätte er nie eine Pause gemacht und so wurde er auch von den Anwesenden herzlich begrüßt.

Zu Beginn ihrer Moderation blickten die beiden erst einmal auf die vergangenen Wahlen zurück, die mittlerweile im 20sten Jahr stattfinden. Angefangen hatte das ganze im Jahr 1984. Es war quasi ein Jubiläum. Dann wurde übergeleitet zu dem ersten Act des Tages, Oliver Ganz

Oliver präsentierte in seinem ersten Set drei Stücke. Der erste war eine abgeänderte Version seines Tracks Dance Of The Arpeggiators. Titel Nummer zwei, The Castle hatte er extra für diesen Event produziert. Das Stück begann mit sehr schönen Sequenzen, denen dann Enigma-ähnliche Rhythmen folgten. Ein sehr schöner Titel. Es folgte Acoustic Fractal, das von Klaviersounds bestimmt war und einen sehr romantischen, vielleicht für einige etwas zu seichten Touch hatte. Ich meine aber in einigen langsamen Passagen Anleihen von Rick Wakeman herausgehört zu haben. Für Oliver war dies erst der zweite Liveauftritt und dementsprechend nervös war er, denn es waren einige kleine Verspieler in seinem Set zu hören. Doch das zeigt auch wieder, dass einiges live gespielt wurde und macht die Elektronikmusik nicht so steril.

Nach diesem ersten gut 25minütigen Auftritt folgten dann die ersten Gewinner in der Kategorie Bester Neuling

Als erstes wurden die besten Neulinge des Jahres 2003 von Klaus und Winfrid gekürt:

1 Frank Dorittke aka F.D. Project
2 Can Atilla
3 Navigator
4 Wellenfeld
5 Airman


Frank Dorittke erhält seine Urkunde 

Es folgte Teil zwei des Oliver Ganz-Auftrittes. Zu diesem hatte er sich Frank Dorittke, der als F.D.Projekt Musik herausbringt, mit auf die Bühne geholt. Während Oliver für die Tastenarbeit verantwortlich war, sorgte Frank an der Gitarre für eine gehörige Portion Rock. Zu diesem zweiten Set gehörten die Songs Drachenflug und eine improvisierte Zugabe. In diesem gut 15minütigen Teil kombinierten sich die Synthies und die Gitarre zu einer Einheit. Die von Frank gespielte E-Gitarre passte hervorragend zu den schönen Melodien von Oliver. Zeitweise übernahm aber auch die sehr straight gespielte Gitarre die Melodielinien. Für mich war dieser zweite Teil der eindeutig beste des Auftritts.

Nun wurde eine längere Umbaupause eingelegt. Kurz nach 18.00 Uhr ging es dann mit der Verkündung der Besten CD weiter.

 
 

Die besten CDs des Jahres sind:

1 Code Indigo - Timelcode
2 Klangwelt - The Age Of Numbers
3 Peter Mergener - Nox Mystica
4 Maxxess - The Sequel
5 The Far Canal - Volt
5 Wolfram Spyra & Chris Lang - Achtundsechzig 24

Leider war niemand von Code Indigo da, so dass die Preisübergabe nicht direkt stattfinden konnte.

 
Auch Harald Großkopf hatte sich unter die Besucher gemischt und wurde natürlich von Klaus und Winfrid auf die Bühne geholt.


Harald Großkopf war auch als Gast da.

Es folgte das zweite Konzert des Tages. Das belgische Duo Stockman präsentierte mit World Of Quatzel einen etwas eigenwilligen Set. Neben dem Keyboarder wurden vom zweiten Mann Blasinstrumente wie Querflöte und Saxophon gespielt. Zeitweise kam auch noch eine Sängerin (Opernsängerin?) mit hinzu.

Der Einstieg war eine reine Synthienummer, die stark an die „Berliner Schule“ angelehnt war. Nach diesem kurzen Opener startete Track zwei mit sehr schönem Sequenzerrhythmus, zu dem per Querflöte dann die Hauptmelodie gespielt wurde. Dieser Titel ging auch sehr gut ins Ohr, doch ab Track drei sollte sich das ändern.

Das folgende Stück Nummer drei Visions war für meinen Geschmack doch etwas krass. Das liegt daran, dass es auf mich den Eindruck machte, noch nicht fertig zu sein. Beide Musiker spielten ziemlich durcheinander, dazu fiel mir spontan nur ein „Hier spielen zwei gegeneinander“. Für mich Grund genug, etwas ins Rund zu gehen und einige neue Kontakte zu schließen bzw. ältere aufzufrischen. Im Laufe des Konzertes verließen einige Zuschauer den Saal, was meinen Eindruck damit verstärkt.

Nach einer weiteren Umbaupause wurden die Gewinner in der Kategorie Beste Titel prämiert.
 

Als besten Titel des Jahres 2003 wurden gewählt:
1 Guido Negraszus - The Blue Planet (Special Mix)
2 Wellenfeld - Monolith
3 Fanger & Schönwälder feat. Hoffmann-Hoock - Hall Of The Bourbon Lillies
4 Code Indigo - Timeloop
5 Maxxess - Borderline

 


Joerg Strawe übernimmt den Preis stellvertretend für Guido Negraszus
 
Da Guido in Australien lebt, war es ihm natürlich nicht möglich mal eben nach Deutschland zu kommen, um den Preis in Empfang zu nehmen. Stattdessen hatte er eine Mail an Joerg Strawe geschickt, die dann dem Publikum vorgelesen wurde.

Konzert Nummer drei bestritt an diesem Tag, oder sollte ich Abend sagen, denn es war schon dunkel draußen, Valley Forge. Dieses Bandprojekt besteht aus Thomas Bechholds (Keyboards), Michael Seitz (Keyboards) und Jürgen Winter (Gitarre). An diesem Tag war Thomas allerdings allein in Satzvey und so hatte der Organisator einen anderen Gitarristen für Thomas als Begleitung besorgt. Hierbei handelte es sich um Max Schiefele, der unter dem Namen Maxxess seine Musik veröffentlicht. Wie sich später noch herausstellen sollte, ein guter Schachzug von Lothar Lubitz.


Thomas erzählt, wie es zu dem Projekt kam. Das war so humorvoll vorgetragen, 
dass sich Maxxess und die Besucher kaum halten konnte.

 Thomas erläuterte zu Beginn erst einmal, was wir denn nun zu hören bekamen. Der erste Teil bestand aus einem Soundtrack zu dem Film Route 66. Dieser Film handelt von drei Sachsen, die mit einem alten Cadillac durch die Staaten reisen und ein ziemliches Chaos erleben. Während Teile des Filmes im Hintergrund auf einer Leinwand zu sehen waren, versuchten Thomas und Maxxess synchron zu den Bildern zu spielen. Das besondere an dem Film ist nämlich, dass er nach der Musik von Thomas geschnitten wurde. Erwähnen sollte ich noch, dass hier Profis am Werk waren, so schneidet der Cutter beispielsweise die Star Trek-Folgen.

 Gleich zu Beginn spielte Thomas tolle hypnotische Sounds, Rhythmen, Flächen und Akkorde zu denen die eingestreuten Gitarrenpassagen von Maxxess hervorragend passten. Die teils sehr leise aber auch rockig gespielte Gitarre erinnerte manchmal an Pink Floyd. So waren Passagen zu hören, die Anleihen an Wish You Were Here zu Tage brachte.

 Gegen 21.15 Uhr wurden dann die Besten Künstler des Jahres bekannt gegeben. Hier sollte der Gewinner aus allen Wolken fallen, denn mit dieser Nominierung hatte er wahrlich nicht gerechnet.

In der letzten Rubrik wurden dann die besten Künstler des Jahres 2003 geehrt:
1 Maxxess
2 Code Indigo
3 Ron Boots
4 Klangwelt
5 Gert Emmens
5 Wolfram Spyra & Chris Lang
 

Maxxess ist schier aus dem Häuschen, hat er doch nicht mit einer Platzierung gerechnet

Dann folgte Teil zwei des Valley Forge-Konzertes. Es wurden einige Stücke seiner älteren CDs gespielt, die teils Ähnlichkeiten zur „Berliner Schule“ aufwiesen. Als dann gegen 21.45 Uhr auch noch Ron Boots zu den beiden Musikern stieß, war mir klar, das jetzt was Besonderes kommt. Und genau so war das dann auch denn die folgende fast 30minütige Session war das Highlight des Tages. Die Musiker erklärten im Vorfeld, dass nur Improvisationen, nichts eingespieltes, zu hören sei. Diese Session war ein Mix aus den bekannten Sequenzen von Ron („Eindhover Schule“), den Flächen und Sequenzen von Thomas („Berliner Schule“) gepaart mit den tollen Gitarrenparts von Maxxess (absolut rockig gespielt).

Nachdem dieser Teil beendet war, kündigte Winfrid noch einen Computerfilm an, der von Erich Schauder aka Motionmania und Minds In Motion erstellt und mit Elektronikmusik versehen wurde. Der Film zeigte Fantasielandschaften und Weltraumszenen. Eine tolle Kombination, die in vierjähriger Arbeit entstanden ist und nun kurz vor ihrer Fertigstellung steht. Wahrscheinlich wird dieser Film dann auf DVD erhältlich sein.

Fazit: Es war wieder eine gelungene Veranstaltung in einem tollen Ambiente und mit der Galionsfigur der elektronischen Musik. Winfrid gab zwar höflich das Kompliment an die Musiker weiter, in dem er sagte, dass nicht er sondern diese das Wichtigste sind. Doch Klaus Hoffmann-Hoock gab mit dem Satz „Wenn du dich nicht so für die elektronische Musik eingesetzt und uns Musikern den Weg bereitet hättest, dann ständen wir jetzt nicht hier.“ dieses Kompliment zurück. Recht hat der Klaus.

Stephan Schelle, 04.04.2004