Auszüge aus dem
Interview mit dem Trio Pyramid Peak
aus Opladen.
Geführt am
27.3.99, ausgestrahlt am 8.4.99 im TraumKlang Radio
Sylvia:
Stellt
euch doch zunächst bitte einmal kurz vor und erzählt mal etwas zu euch.
PyPe:
Hallo, wir
sind´s. Andreas Morsch,
Uwe Denzer,
Axel Stupplich.
Axel:
Ich hab mit dem
Andreas vor knapp zehn Jahren angefangen. Wir hatten beide den gleichen
Musikgeschmack bzw. die gleiche Vorgeschichte, wir haben uns beide mit
Elektronischer Musik beschäftigt und jeder gerade die ersten Keyboards
gekauft. Ja, und dann ging´s erst einmal ein paar Jahre musikalisch weiter
in dieser Formation, bis der Andreas zunächst wieder ausgestiegen ist. Dann
bin ich in ein neues Haus umgezogen, wo ich dann den Uwe kennengelernt habe,
mit dem habe ich dann weitergemacht ...
Uwe: 1994, war das.
Ich lag in der Badewanne und hörte oben im Studio Musik ...
Sylvia:
Welche
Musik?
Uwe: Ja, so ganz nach
meinem Geschmack, da hab ich mir gleich gedacht: den Mann musst du
kennenlernen ..., dann habe ich ihm erst einmal mit einer guten Kraftwerk-CD
kontra gegeben, worauf er sich am nächsten Tag dann beschwert hat.
Sylvia:
Musik à la
Kraftwerk macht ihr ja auch nun gerade nicht...
Uwe: Das stimmt, aber
die war nun gerade mal angesagt.
Axel: Ich hatte auch
nichts gegen Kraftwerk, wenn’s nicht um drei Uhr morgens gewesen wäre ...
Uwe: So kamen wir uns
dann halt näher...
Andreas: Und
irgendwann habe ich dann den Axel wiedergetroffen, bin dann mal zu ihm
gefahren und hab sofort eigentlich wieder Feuer gefangen. Wir haben dann
auch sofort wieder was gemacht, und da sind dann teilweise die neuen Sachen
von Pyramid Peak daraus entstanden.
Sylvia:
Ihr seid
jetzt in dieser Formation seit 1995 zusammen?
Andreas: Nein, in der
Formation im Prinzip erst seit einem 3/4 Jahr.
Sylvia:
Erst seit
einem 3/4 Jahr? Dann ist es um so erstaunlicher, dass ihr euch so toll
zusammengefunden habt. Das war ja dann eigentlich eine Verkettung
glücklicher Zufälle. - Wer ist bei euch der Ideengeber, kann man das so
sagen, oder arbeitet ihr Hand in Hand?
Andreas: Das geht
eigentlich Hand in Hand. Jeder kommt immer mit seiner Idee, das ist aber
auch bei jedem Stück anders, mal der Eine, mal der Andere. Das läuft
einfach, wir fangen einfach an und es läuft. Das ist optimal im Moment,
sollte man nutzen, diese gute Zeit.
Sylvia:
Toll, das
hört man aber auch an eurer Musik. - Habt ihr eigentlich immer sofort ein
Konzept, ...
PyPe:
Nein! (alle
drei ganz entschieden).
Sylvia:
... oder
komponiert ihr aus dem Bauch raus?
PyPe:
Ja, richtig!
Sylvia:
Inzwischen
habt ihr ja mit Ocean Drive schon die zweite CD herausgebracht - die
finde ich übrigens total genial - also ich muss sagen, ich war hin und weg,
als ich eure Musik gehört habe, und zwar bin ich auch durch einen
glücklichen Zufall darauf gekommen, durch den Torsten Kuhn,
Bürgerfunkkollege von mir von Radio Neandertal.
- Wie seid ihr
eigentlich an Torsten geraten? War das auch ein Zufall?
Uwe:
(lacht) Besser:
wie ist er an uns gekommen?
Axel:
Also das haben
wir letztendlich dem Arndt Maschinski zu verdanken. Aber eigentlich haben
wir das dem Klaus Kaiser zu verdanken, aus Wiesbaden, ein ganz großer Fan
unserer Musik. Der hat uns letztes Jahr auf dem E-Live-Tag angesprochen, und
sagte: Gebt doch dem Arndt mal eine CD mit, die ist so gut, da muss der
einfach was mit machen. - Ja dann hat der Arndt auch die CD gekriegt,
dann hat’s zwei Monate gedauert, und wo wir dann mit den Aufnahmen dran
waren für die Ocean Drive...
Uwe:
... da klingelt
auf einmal das Telefon und da war’s Torsten ...
Andreas: ... das
Neujahrsgeschenk quasi ...
Sylvia:
Also seid
ihr dann praktisch sehr gut ins neue Jahr
gestartet...
Andreas: Ja richtig,
das war sehr motivierend und aus der Laune heraus, das die
Atmosphere
so gut angekommen ist, ist dann auch die Ocean Drive entstanden.
Uwe: Recht schnell
sogar.
Sylvia: Die
Atmosphere, das war doch eine CD-R, und die
Ocean Drive, wird
eine ”richtige CD”?
Andreas: Ja, das wird
eine ganz normale CD werden.
Sylvia:
Wie kommt
das überhaupt so bei euch zustande mit der Musik, wer hat euch inspiriert,
hier die schöne Umgebung, oder was? Habt ihr irgendwelche Vorbilder?
Axel: Ich sag mal,
wir sind da reingerutscht, wie wahrscheinlich jeder andere auch, in der er
halt die Musik im Radio, oder Fernsehen oder sonst irgendwo schon mal gehört
hat. - Gut, meine Richtung, oder was ich früher halt so gehört hab war Jarre
oder Tangerine Dream, Gandalf auch, sinfonische Sachen, das hört man auch
auf den ganz alten Sachen ein bisschen noch raus, und so ist das halt
irgendwie mal entstanden, das man sagt: gut, selber machen!
Andreas:
Kraftwerk
und Klaus Schulze, so war’s früher bei mir. Mittlerweile hat sich das etwas
verlagert. Heute sind es halt so mehr Keller & Schönwälder.
Uwe: Bei mir war
außerdem noch so ein Tick New Age dabei.
Sylvia: Wie seid
ihr eigentlich auf den Namen PYRAMID PEAK gekommen, ist jemand von euch
Ägypten-Fan?
Axel: Nein, überhaupt
nicht. Das rührt aus der zweiten Solo-Cassette von mir her, die hieß
Himalaja. Deren Konzept war es, dass jedes Stück irgendwie einen Gipfel des
Himalaja-Gebirges zum Titel hatte, und eines davon war eben Pyramid Peak.
Den Namen, den wir davor hatten, Digital Dream, mit dem waren wir alle nicht
mehr so ganz glücklich, er gefiel uns einfach nicht mehr. Dann meinten wir,
Pyramid Peak klingt nicht schlecht, den nehmen wir als neuen Gruppennamen.
Sylvia:
Axel, du
hast also 92 angefangen mit der Elektronischen Musik?
Axel: Nein,
angefangen hat’s schon ein bisschen früher, so ´88/´89. Ich glaub, ´88 hab
ich meinen ersten Synthesizer gekauft, und dann auch im gleichen Jahr noch
durch Zufall den Andreas kennengelernt. Dann haben wir halt zusammen
losgelegt und so ging´s eigentlich durch bis 1993/94. Dann gab’s bei mir
auch beruflich und privat bedingt eine kleinere Pause, bis wir dann halt
94/95 zusammen alte Sachen wieder aufgearbeitet und auch ein paar neue
Sachen gemacht haben.
Sylvia:
Und das
war bisher alles unveröffentlicht, irgendwo in euren Schubladen hier?
Uwe:
Ja, alles für
die Schublade.
Sylvia:
Schade,
schade!
Andreas:
Wir hatten
quasi die letzten Sachen auch mal auf irgendeinem KLEMdag als Cassetten
verkauft. Explorer hieß die damals, ...
Uwe: ...gibt’s auch
als CD-R...
Andreas:
Richtig, ein
Stück davon ist übrigens auch noch auf der Atmosphere mit drauf, ach nein,
zwei Stücke. Und Axel hat ja auch noch zwei Solosachen gemacht, die sind
dann noch mal als Cassette veröffentlicht worden, aber dann war auch schon
wieder Schluss damit.
Sylvia:
Wie muss
ich mir denn überhaupt eure Zusammenarbeit vorstellen? Setzt ihr euch
sofort, wenn ihr euch trefft, an die Synthies und hämmert drauflos, oder
bringt irgendjemand ein Demo mit, dass er so gerade im Kopf hatte und dann
eingespielt hat, oder wie sieht das aus?
Andreas: Ja, jeder
macht halt für sich selber auch zu Hause was, aber mittlerweile sind wir so
motiviert, dadurch dass die Zusammenarbeit zu dritt so gut klappt, dass wir
die Stücke fast gar nicht mehr zu Hause fertig machen. Wir nehmen einfach
was mit, setzen uns zusammen hin und da werden dann halt solche Stücke
draus, wie die von der Ocean Drive. Das ist also einfach perfekt im Moment.
Axel: Meistens bringt
einer entweder eine Sequenz mit, einen Anfang, eine gute Fläche oder so was,
und darauf baut sich das dann im Zusammenspiel auf. Einer spielt das vor und
man hat hier die Möglichkeit, zu dritt direkt mit dazu zu spielen, da ist
schon so viel bei entstanden, das ist Wahnsinn.
Sylvia:
Das ist
auch wirklich meistens besser, wenn das einfach aus dem Bauch raus kommt,
als wenn da ein großes Konzept hinterstecken würde. Sagt mal, wie kommt ihr
eigentlich auf die Titel? Fallen die euch spontan ein?
Uwe:
Auf
Umwegen.
Andreas: Ja gut, bei
einigen Titeln ist es so, die passen dann einfach zur Musik. Bei manch
anderen Titeln muss man sich dann schon was überlegen. - Aber zu dem Problem
mit den Titeln muss man vielleicht eher den Torsten Kuhn fragen, der hat so
sein Leid damit.
(großes allgemeines
Gelächter)
Sylvia: Ach so ist
das, Torsten darf dann für euch texten ...
Uwe:
... ja,
wir ändern die täglich ... (lacht!) So ein Stück entsteht ja meistens über
mehrere Tage.
Andreas: Gerade als
er an dem Layout der CD gearbeitet hat, musste er dauernd die Titel ändern,
das war dann lästig. Ich glaube, er hat uns gehasst zum Schluss ...
Sylvia:
(lachend) Ach, den Eindruck hatte ich nicht. Er hat euch immer wärmstens
empfohlen ...
Sylvia: Von eurer
Musik leben, könnt ihr ja sicherlich noch nicht. Aber habt ihr denn Berufe,
die ins Musikalische gehen?
Andreas: Nein, alles
technische Berufe.
Sylvia:
Na gut,
aber ein wenig verwandt ist es ja doch, Computer und Musik ...
Andreas: Ja gut, ich
bin quasi über den Computer zur Musik gekommen. Über den Computer hab ich
mir irgendwann mal einen Synthesizer gekauft, so ist es halt. Axel
hat eher eine musikalische Ausbildung, aber er hat im Prinzip auch nicht
viel mehr gemacht.
Axel: Ja gut, ich hab
mit zwölf Jahren mit einer ganz furchtbaren Heimorgel angefangen, so richtig
fünf Jahre darauf gespielt. Nein, keine Bontempi, eine Yamaha. Das hat doch
schon ein wenig Vorteile, wenn man die Stücke so ein bisschen arrangiert,
und doch etwas hängengeblieben ist von der Harmonielehre und diesen ganzen
Geschichten. Aber nach fünf Jahren habe ich dann auch damit aufgehört und
bin dann auf die Synthesizer-Schiene umgestiegen.
Andreas: (lacht) Als
ich Axel kennengelernt habe brauchte ich keine Hemmungen zu haben, er hatte
ja fast alles wieder vergessen.
Sylvia: Das macht
ja nichts! Vor allem bei ”unseren” Musikern ist es ja nicht unbedingt
üblich, Noten zu können. - Uwe, bist du denn musikalisch ein wenig
“vorbelastet”?
Uwe: Mein Opa hat
immer gesagt, ich hätte einen musikalischen Hinterkopf ... (großes
Gelächter!) – Also, im Ernst, ich hatte mal Gitarrenunterricht, das liegt
aber schon weit zurück. Mit Noten an sich, habe ich eigentlich auch nichts
am Hut. Das Komponieren kommt einfach so aus dem Bauch raus.
Sylvia: Und wie
ist das bei dir, Andreas?
Andreas: Es geht. Ich
weiß wohl, welche Noten was sind. Aber so vom Blatt spielen könnte ich auch
nicht.
Sylvia:
Wie lang
arbeitet ihr denn so an eurer Musik, an einem Titel?
Uwe:
Das ist
ganz verschieden, an dem Titel Ocean Drive
z.B., waren es so
zwei/drei Wochen.
Sylvia:
Wie schon
gesagt, eure Musik ist ganz toll und man hört wirklich, dass ihr Spaß daran
habt. Das klingt nicht so aufgezwungen, besonders das
Ocean Drive
und mein absolutes Lieblingsstück Dive, das fließt einfach so.
Klasse!
Andreas: Egal, unter
welchem Zeitdruck wir auch standen, wir haben uns einfach die Zeit dazu
genommen. Wir fanden das Stück ja selbst so gut und wir mussten es halt
fertigkriegen, es sollte ja unbedingt noch mit auf die CD.
Sylvia: Habt ihr
eigentlich einen ”Frontman” an den Keyboards, oder macht ihr alles zusammen?
Uwe:
Ja, wir machen
alles zusammen.
Sylvia:
Das ist
wirklich eine tolle Sache. So kann man bei euch wirklich sagen: alles ”random”.
Die Ocean Drive ist sozusagen eine ”Random Record” geworden ...
Andreas:
Ja,
wir spielen und spielen, und irgendwann ergibt sich dann irgendetwas, und
dann haben wir das Konzept, was wir dann gleich mit den Sequenzern umsetzen.
Es ist teilweise schwieriger, das mit den Sequenzern umzusetzen, als es
vorher so improvisiert einzuspielen, weil dann doch eventuell mal was fehlt.
Sylvia:
Ihr macht
ja erst seit Kurzem zusammen Musik, wie ihr gerade sagtet. Also seid ihr
eigentlich ”Neulinge” in dieser Szene, obwohl ihr ja als Musiker an sich
keine Neulinge mehr seid. Wie fühlt ihr euch denn jetzt in der EM-Szene, in
”unserer kleinen Familie”?
Andreas: Also, wir
fühlen uns sehr gut. Im Moment haben wir eine richtige Hochstimmung, dadurch
dass auch die CDs so gut angekommen sind, das ist natürlich immer
erfreulich, so etwas motiviert immer. Und die Leute, die wir bisher
kennengelernt haben, sind alle sehr nett, und es läuft einfach gut.
Axel: Das ist eine
Superatmosphäre. Ich meine, wir kannten eigentlich die meisten schon vom
Sehen, weil wir ja schon seit Jahren immer zum KLEMdag gefahren sind. Auch
die Stände, - man hat sich eigentlich im Jahr mindestens einmal irgendwo
gesehen, aber bisher doch nie so den Kontakt gehabt.
Andreas: Das Schöne
an der Elektronikszene ist ja, dass alles ein bisschen näher am Künstler
ist.
Sylvia:
Richtig!
Aber, du hast es ja gerade gesagt, Axel: ”man hat nicht so den Kontakt
gehabt”. Vielfach brauchen gerade “unsere” Musiker jemanden, der sie
anspricht. Ich habe wirklich selten in unserer Szene so extrovertierte
Musiker erlebt, wie z.B. Detlef Keller, für mich das Paradebeispiel eines
absolut extrovertierten Musikers.
Liegt das vielleicht an
der Musik, die ihr macht, dass ihr nicht so auf die Leute zugeht?
Axel:
Vielleicht kann man auch seine Musik nur schlechter einschätzen. Man hört
die Stücke so oft und danach hört man manche CDs von den Kollegen, die hören
sich dann schon von der Aufnahme her super an, da denkt man dann: das ist
doch noch einen Tick besser als wir. Sicherlich gibt es auch noch welche
darunter wo man sagt, das können wir auch. Aber wir haben eigentlich damals,
mit Ausnahme von dieser Cassetten-Aktion ´88 nie so den Drive gehabt, so
etwas zu machen. Die Atmosphere, die hätte im Prinzip schon vor zwei Jahren
rauskommen können. Doch die Musik hat bei uns, teilweise auch aus privaten
Gründen, immer nur eine Nebenrolle gespielt. Erst seit letztem Jahr ist es
wieder so richtig abgegangen.
Andreas: Erst bei den
letzten zwei CDs stehen wir eigentlich voll dahinter. Die sind auch von der
Technik her perfekt, also für uns perfekt, und es hat auch alles Andere so
gut hingehauen. Früher mussten wir immer mehr Kompromisse schließen, erst
jetzt können wir auch viel besser mit der Musik leben. Das ist immer
schwierig, ja.
Sylvia: Ihr habt
ja auch das große Glück nah beieinander zu leben.
Axel: Ja, wir wohnen
hier im Leverkusener Raum im Umkreis von sechs / sieben Kilometern.
Sylvia: Das ist
natürlich ganz besonders schön, da könnt ihr wirklich gut
zusammenarbeiten.
Uwe: Und wir haben
jetzt hier die Möglichkeit, unser Equipment zusammenzustellen, nicht wie
früher, jeder in seinem eigenen Kämmerlein.
Sylvia:
Wenn ich
mich hier so umschaue, steht da schon eine ganze Menge. Da kommt einiges
zusammen, das ist echt klasse. Aber trotzdem bin ich immer noch der Meinung,
die Musik, die gemacht wird, hängt einfach nicht vom Equipment ab. Die kommt
aus euch selbst. Ich stehe auch auf dem Standpunkt: es muss nicht jeder, der
unheimlich viel und unheimlich teures Equipment hat, automatisch super Musik
machen. Man kann auch mit weniger, mehr machen ...
Uwe:
Das ist
richtig! Z.B. die Atmosphere, die ist mit der Hälfte entstanden.
Axel: Sicherlich
hilft es, Ideen leichter umzusetzen, wenn man das geeignete Equipment hat,
weil man nicht lange suchen muss. Man weiß, irgendein Gerät bringt genau den
Sound, den man benötigt, das ist sicherlich einfacher. Aber: man muss es
nicht haben, das stimmt schon.
Andreas: Bei den ganz
alten Cassetten, da hatten wir wirklich ein kleines Budget. Wir waren beide
noch Studenten, da ist es natürlich ganz schwierig was zu kaufen, aber
mittlerweile ist der Preisverfall so groß. Als ich wieder angefangen habe
mit der Musik, habe ich mich einfach mal umgeschaut, der Preisverfall bei
Synthesizern war schon enorm. Die Möglichkeiten sind im Moment unbeschränkt,
auch mit einem kleinen Geldbeutel zu bewerkstelligen. D.h. also, dass im
Prinzip jeder hingehen kann und solche Musik machen kann.
Axel: Obwohl man
sagen muss, die alten Sachen waren für die damalige Zeit sicherlich auch
nicht verkehrt. Wenn man mal zurückverfolgt, was wir für Möglichkeiten
hatten und wie die Elektronikszene sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt
dargestellt hat, sind die Sachen auch heute noch gut, zumindest wenn man es
unter dem Gesichtspunkt betrachtet.
Sylvia:
Ja, ganz
meiner Meinung. Also ich finde auch den Spruch, “die Elektronikszene ist
tot”, vollkommenen Quatsch. Ich denke, EM boomt, gerade jetzt im Moment.
Andreas: Ganz sterben
wird die nie...
Uwe: Techno stirbt,
... (lacht)
Andreas: ... richtig,
also die Elektronikszene gibt es ja schon seit dem ich meine erste Platte
gekauft habe und Techno oder alles was kam, ist irgendwann wieder
abgeflacht. Ich denke, die EM wird immer eine feste Größe sein.
Sylvia:
Habt ihr
eigentlich eine Lieblingsplatte?
Andreas: Meine erste
Elektronikplatte war die MenschMaschine von Kraftwerk, das prägt natürlich.
Uwe: Mein Favorit ist
eine ganz alte Scheibe von Eloy, vielleicht noch ein Begriff. Auf jeden Fall
waren damals auch schon viele Synthesizer unterwegs. Ja und dann kamen halt
Tangerine Dream mit White Eagle, und auch irgendwann auch Klaus Schulze und
diese ganze Gewinnpalette ... (alle lachen)
Axel: Meine erst
Scheibe war eigentlich eher zum Abgewöhnen. Das war Atem von Tangerine Dream,
irgendwie bin ich mal darauf gekommen. Ich hab auch von Jean Michel Jarre
was gehört, das war so die Zeit, wo sehr viele Sachen im Fernsehen liefen
und das die Hintergrundmusik war, da war ich so 13, 14. Danach hab ich
einfach mal die Plattenläden durchstöbert, wo ich dann auf diese Doppel-CD
gestoßen bin, die mit der EM, wie ich sie eigentlich gemocht habe oder sie
auch heute selber mache, nicht viel zu tun hatte. Na gut, dann hat man sich
so weiter durchgetastet. Dann kam Jean Michel Jarres Oxygene, die natürlich
heute noch genial ist und auch noch viele Tangerine Dream-Sachen, besonders
die aus der Franke-Froese-Schmoelling-Zeit. Das war für mich die beste Zeit
von TD. Hier, sie stehen alle noch da im Regal ...
Sylvia:
Ich finde
es richtig gut, dass ihr mir all eure Favoriten nennt, oder eure
Inspirationen verratet. Aber trotzdem klingt eure Musik recht eigenständig.
Ihr habt also doch euren eigenen Stil gefunden.
Andreas: Es war
vielleicht unser Vorteil, dass wir nicht so direkt in der Szene drin gewesen
sind. Da hat man doch eigentlich seine Sachen gemacht, so wie man es wollte
und nicht andere Leute kopiert. Wir sind nicht so sehr beeinflusst worden.
Sylvia:
Ist auch
eigentlich ganz gut, wenn man so selber vor sich hin prokeln kann. Ich
denke, das macht doch gerade einen guten Elektronikmusiker aus, dass er
selber was erfindet. Ich mein, man kann die Sounds zwar nicht neu erfinden,
...
Axel: Das ist
richtig, ja!
Sylvia: ...die
Tonleiter, die gibt’s nun mal, die sind vorgegeben. Man kann da
herumbasteln, ...
Andreas: ...
und es gibt bestimmt Elemente, die überall auftauchen, das ist ja auch nicht
schlimm, so lange es nicht geklaut ist.
Sylvia:
Seid ihr
schon mal live aufgetreten?
Andreas: Nein, das
kommt aber jetzt.
Uwe: Der Axel ist
schon mal live aufgetreten...
Axel: ... ja, aber
das war ein Erlebnis, das kann man nicht rechnen. Nein, im Prinzip bin ich
zweimal schon aufgetreten, einmal in der Schule, in der Oberstufe, da gab’s
jedes Jahr eine musikalische Matinee, und da habe ich mit einem anderen
Freund zusammen versucht, mal was von Jean Michel Jarre zu spielen. Das
klang natürlich mit dem damaligen Equipment recht dünn, aber es ist trotzdem
gut angekommen. Und dann gab’s mal ein Konzert mit ein paar Stücken von der
Atmosphere in meiner Firma zur Weihnachtsfeier. Gut, das war vielleicht ein
denkbar ungünstiges Event, - die Kollegen haben mitgekriegt, der Axel macht
Musik und jeder, der irgendwie künstlerisch tätig ist in der Firma, muss zur
Weihnachtsfeier irgendwas bringen - so hat sich das ergeben. Bei Vielen,
auch bei denen, die eigentlich mit der Musik vorher nichts zu tun hatten,
ist es gut angekommen, aber so generell war’s schon nicht unbedingt die
richtige Atmosphäre dafür.
Uwe: ... eben
weihnachtlich ...
Axel: ... ja, aber
das hat geschult.
Sylvia:
Wann und
wo habt ihr denn mal vor zu spielen?
Axel: Also, der
Torsten hat was arrangiert. Wir werden wohl, so wie es aussieht, auf dem
Grillfest von schallwende spielen, am 7. August.
Sylvia:
Ja das
stimmt. Nachdem ich eure erste CD Atmosphere gehört hatte, habe ich bei
Torsten sofort nachgefragt, ob ihr wohl bei uns auf dem Grillfest spielen
würdet. Alles Weitere ging dann rasend schnell. Ihr habt ganz spontan
zugesagt, das finde ich ganz toll, Danke! – Aber vielleicht ist es ja auch
eine gute Gelegenheit für euch, eure herrliche Musik endlich einem größeren
Publikum vorzustellen.
Andreas: Ja, das ist
quasi unsere Feuerprobe. Wir arbeiten im Moment schon an dem Konzept die
Sachen auch live umzusetzen. Das ist ja gar nicht ganz so einfach mit der
ganzen Technik, besonders weil wir noch keine Erfahrung damit haben, live
aufzutreten.
Sylvia:
Hoffentlich kann ich euch ein wenig von eurer Angst nehmen. Bisher ist es
beim Grillfest immer so gelaufen, dass die Leute den Musikern nicht so auf
die Finger guckten. Es ist eine lockere
Atmosphäre mit Würstchen,
Bier und anderen Getränken, so dass die Leute dann meist mehr mit Essen und
Trinken beschäftigt sind. Die Musik ist mehr schmückendes Beiwerk. Also
keine Angst, ihr werdet nicht gefressen! - Aber vielleicht ist es ja auch
ein Sprungbrett ..., vor allem für Newcomer finde ich das Grillfest ideal,
Liveauftritte zu ”proben”, weil es eben ganz locker abgeht, ohne Schweiß und
Tränen.
Uwe: Das kann ich mir
gut vorstellen, in solcher Atmosphäre ist man selber ja auch viel lockerer.
Andreas: Ja, den
Eimer Baldrian hab ich schon bestellt in der Apotheke... (allgemeines
Gelächter!)
Uwe: ...
Johanniskraut ...
Sylvia:
... und
ich hab ”oben” schon mal angefragt, wie das mit dem Wetter wird. Vielleicht
haben wir dann ja wieder so ein Glück, wie letztes Jahr, da hatten wir das
erste Mal nach fünf Jahren schönes Wetter. Aber ich kann euch auf jeden Fall
garantieren, zumindest das Equipment wird nicht nass! Wir haben ja einen
überdachten Grillplatz. Außerdem sind dann auch keine Ferien mehr hier in
NRW, so dass wahrscheinlich auch wirklich viele Leute kommen können.
PyPe: (alle drei fast
gleichzeitig) Prima, da freuen wir uns auch drauf!
Sylvia: Was meint
ihr, was wir uns freuen, dass ihr so spontan zugesagt habt...
Ja, wie sieht es denn
überhaupt so mit euren Zukunftsplänen aus?
Andreas: Zunächst
arbeiten wir mal an der Live-Sache. Mal sehen, vielleicht werden dann auch
Stücke zu hören sein, die noch auf keiner CD sind. Das entsteht dann so
quasi nebenbei. - Und wenn dann die Live-Sache hinter uns liegt, wollen wir
versuchen, noch mal eine neue CD herauszubringen. Das hängt davon ab, wie
viel und welches ”Material” wir dann zusammen haben. Aber wir wollen uns
nicht hetzen lassen, mit der Ocean Drive war’s schon ein wenig Hetzerei, das
war dann nicht so schön zum Schluss. Der Veröffentlichungstermin war nun mal
der 10.4. zum Alpha-Centauri-Festival.
Axel: Das war auch
das erste Mal für uns, dass wir so unter Termindruck standen, so was haben
wir vorher gar nicht gekannt.
Sylvia:
Dabei ist
Ocean Drive eine geniale Scheibe. Ich bin total begeistert, wie ihr das
hingekriegt habt; gerade jetzt, wo ich weiß, welch großem Druck ihr
ausgesetzt wart. Ich kann euch nur bewundern.
Axel: Da muss man
vielleicht auch dem Torsten noch mal danken. Er hat sich eigentlich komplett
um das Cover gekümmert, um die Pressung und diese ganzen Geschichten, die
Lithos ... Das hat er uns alles abgenommen, d.h.: wir konnten uns eigentlich
voll auf die Musik konzentrieren und hatten mit dem ganzen “Drumherum”
nichts zu tun. Auch die ganze Promotion, das hat alles er gemacht: Torsten,
noch mal: Danke für alles!
Sylvia: Zum
Schluss noch ein kleines Statement von euch zur deutschen EM-Szene. Ihr seid
ja relativ frisch dabei, also könnt ihr auch noch recht unvoreingenommen
darüber urteilen.
Uwe: Die EM-Szene in
Deutschland könnte populärer sein. Ich denke, in Holland und in England
spielt sich da viel mehr ab.
Andreas: Obwohl
Deutschland ja eigentlich früher mal Hochburg war zu den Zeiten von Klaus
Schulze oder Robert Schröder und all den ”alten Recken”. Wenn ich mir jetzt
die Elektronikszene so betrachte ..., da gibt es zwar auch noch viele Gute,
aber nicht mehr so wie früher. Also TD, Froese mag es mir verzeihen, ist
jetzt nicht mehr mein Geschmack. (allgemeine Zustimmung: TD unterwirft
sich heute leider nur noch dem Kommerz).
Sylvia:
Unter
euch Dreien ist ein toller Zusammenhalt und so eine Harmonie, die sich auch
total in der Musik wiederspiegelt. Wie ist das zu erklären?
Andreas: Also wir
haben bei der Aufnahme jede Menge Spaß gehabt und wir waren zufrieden. -
Auch dein Lieblingsstück Dive ist ja ein Produkt solcher Zusammenarbeit.
Axel kam mit dieser Sequenz, dann haben wir noch Solos dazu gespielt - ja so
entsteht halt unsere Musik.
Sylvia:
Sie klingt
wie aus einem Guss, genau so, als ob ihr euch ”einfach” hinsetzt, spielt
und: Schluss, Aus, Fertig! Ich finde es einfach klasse, wie ihr diese
Harmonie vermitteln könnt.
Ich wünsche euch viel,
viel Erfolg! Aber ich denke, dass ihr ihn haben werdet, wenn ihr so
weitermacht. Vielleicht trägt ja auch euer erster Liveauftritt beim
Grillfest etwas dazu bei. Und eure neue CD Ocean Drive kann ich ebenfalls
jedem bedingungslos empfehlen. - Danke dafür und besonders für dieses tolle
Interview, es hat riesig Spaß gemacht!
Uwe:
(lachend)
Kommt zum Grillfest! [ein gutes Schlusswort, ... dem ist nicht mehr
hinzuzufügen!]
Sylvia
Sommerfeld
|