Interview mit Wolfgang "Paule" Fuchs - POND
Per Email im Oktober 2021 geführt

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Der Musiker Wolfgang „Paule“ Fuchs war das Aushängeschild in der Elektronikmusik der ehemaligen DDR. Mit seinem Projekt POND ist er auch im Westen bekannt geworden und hat auch nach der Wende noch zahlreiche Produktionen veröffentlicht. Am 22.08.2021 trat Paule Fuchs live beim diesjährigen Artrockfestival in Reichenbach auf. Grund genug für Stephan Schelle mit dem etablierten Musiker zu sprechen.

    

Hallo Paule, lass uns zunächst etwas in die Vergangenheit zurückblicken. Du hast ja als Jugendlicher mit dem Schlagzeugspielen begonnen und zu Beatplatten, die dir von deiner Tante Inge aus dem Westen mitgebracht wurden, geübt. Wie schwierig war es in der ehemaligen DDR Musiker zu werden und an ein entsprechendes Instrumentarium zu kommen?

Generell war es äußerst schwierig an Musikinstrumente jedweder Art heranzukommen. Schon bei der Beschaffung von Trommelstöcken und Gitarrensaiten wurde es bereits schwierig. Ganz zu schweigen von Profi-Equipment, das nur aus dem Westen zu beschaffen war. So ähnlich war es auch mit der Ausübung als Musiker. Nur wer eine Musikausbildung als Amateur und – noch Schwieriger – Als Profi hatte, durfte öffentlich auftreten.

Vorbilder waren vor allem die Beatles und dort im Besonderen Paul McCartney, aufgrund dessen du auch deinen Spitznamen „Paule“ bekommen hast, der bis heute Gültigkeit hat. Was hat dich so an McCartney fasziniert?

Es gab ja bekannterweise die zwei Lager: Beatles oder Stones. Ich stand mehr auf die Beatles. Paul Mc Cartney sah meiner Meinung nach am besten aus. Immer wenn ich damals zum Friseur ging, nahm ich ein Foto von den Fab Four mit und sagte zum Haarschneider: So, wie der Herr links auf dem Foto bitte! Na, ja so richtig geholfen hat’s nicht und trotzdem sah ich Paul etwas ähnlich. Von nun an hatte ich den Spitznamen weg: Paule.

Dann kam die erste Band PREMIERS – eine Tanzkapelle - und danach mit OLYMPIA die erste Band mit der ihr Rocksongs gespielt habt. Zur gleichen Zeit hast du die Einstufung zum Profimusiker angestrebt. Wie schwer war das damals?

In der Tat waren die Premiers meine erste Rockband, in der wir Beatles, Stones, Kinks und andere Beatgruppen versuchten nachzuspielen, hatten aber leider zu wenige Titel drauf, sodass wir nach zwei Stunden wieder von vorn anfangen mussten. Bei Olympia ging das schon besser, da dort auch schon öfter und intensiver geprobt wurde. Auch die ausgewählten Titel waren anspruchsvoller und man musste sich schon ins Zeug legen und hart üben. Die Musikschulzeit kam später, aber das ist ein Kapitel für sich.

Nach weiteren Bands, in denen du Schlagzeug gespielt hast, sorgte dann ein Auftritt der Band SBB für einen Umbruch in deiner musikalischen Karriere. War das der Anstoß zur eigenen Band unter dem Namen POND mit Manfred Hennig mit dem du bei BABYLON zusammengespielt hast und mit Frank Gursch, den du von JOCO DEV kanntest?

 

Das war ja dann schon später, da hatte ich meinen BA in der Tasche und wollte unbedingt eine eigene Band haben und die Musik machen, die mir vorschwebte. Ich hatte schon 2mal die polnische Band SBB gesehen, die mich sehr stark beeindruckte. Oft zu zweit spielend mit Drums und Keyboards legten sie die Messlatte sehr hoch und kreierten quasi einen neuen Musizierstil. So etwas in dieser Art, mit unseren technischen und musikalischen Möglichkeiten, wollte ich unbedingt auch versuchen, gründete dann zusammen mit Manfred Hennig POND. 3 Monate später, aber bereits miteingeplant, stieg dann der Organist Frank Gursch dazu. Es war eine sehr erfolgreiche und interessante Zeit, in der wir vorwiegend eigene Kompositionen aber auch Klassikthemen wie Bilder einer Ausstellung (Mussorgski) und Bach interpretierten.

Was bedeutet eigentlich der Name POND (manchmal auch P.O.N.D. geschrieben) bzw. wie ist er entstanden?

Wie ja allgemein bekannt, durfte man in der DDR keine englischen Wörter oder Texte benutzen. Also schrieben wir auf eine Liste ca. 50 deutsche Wörter/Begriffe auf und entschieden uns dann letztendlich für den Begriff POND. Er war kurz und prägnant und steht für die Einheit der Kraft. Im Übrigen ist doch solch ein Name Schall und Rauch. Wenn er oft benutzt wird ist der Inhalt eh nicht relevant. Der Name steht dann nur noch für das Unternehmen und die Musik, die damit verbunden wird.

Eure Musik entstand dann aus Improvisationen und bestand, wenn ich das richtig verstanden habe aus sehr symphonischen Stücken, was bei einem LineUp mit zwei Keyboardern und einem Schlagzeuger kein Wunder ist.

Richtig. Zuerst improvisierten wir im Probenraum und spielten drauflos. Am Ende des Tages über-prüften wir das Ganze und sogen den musikalischen Extrakt daraus. Dieser war zwar nicht üppig, bildete aber das Grundgerüst für einen Refrain, Mittelteil oder Einleitung, sodass nach und nach ein musikalisches Gebilde entstand, welches ein eigenes, unverwechselbares Soundbild entstehen ließ und so den damals typischen progressiven Pond-Sound ergab.

War eure Entscheidung zu instrumentaler, elektronsicher Musik auch davon beeinflusst, dass die damalige Regierung der DDR besonders die Liedtexte unter die Lupe nahm?

Nein, das war für mich nicht ausschlaggebend. Die Stücke von Mussorgski und Bach waren ja instrumentale Werke und die von Tangerine Dream, Klaus Schulze und Jean Michel Jarre ja auch. Im Übrigen haben wir ja tatsächlich bei einigen Werken ja auch Texte verarbeitet wie z.B. bei Sturmglocke und Baumgeflüster. Auch internationale Titel wie ‚A Whiter Shade Of Pale‘ und andere waren ja auch im Repertoire.

   

Welche Einflüsse haben Electronikacts aus dem Westen wie Tangerine Dream, Klaus Schulze, Kraftwerk oder Jean Michel Jarre auf deine/euere Musik gehabt?

Wie schon erwähnt waren ja o. g. Protagonisten der EM meine Vorbilder, bzw. der Grund solche Musik machen zu wollen. Dies aber erst ab 1981, wo ich dann komplett die Musizierrichtung änderte und mich auf rein elektronische Instrumentalmusik spezialisierte und fortan mit einem neuen Musiker, Harald Wittkowski, arbeitete. Jedenfalls war ich bestrebt einen eigenen Stil zu entwickeln und meiner Musik den wieder nun neuen typischen POND-Stempel aufzudrücken. Bereits ein Jahr später gelang der mediale Durchbruch mit dem ersten beim Rundfunk produzierten Titel ‚Planetenwind‘, der der erfolgreichste Instrumentalmusiktitel der DDR-Musikgeschichte werden sollte und im nächsten Jahr den 40.!! Geburtstag feiert.

Schon recht früh hast du mit einem Sinfonieorchester zusammengearbeitet, darunter Interpretationen von Beethovens Sechster und Mussgorsky’s „Bilder einer Ausstellung“ in der Version von Emerson, Lake & Palmer gespielt. Erzähl doch bitte etwas darüber.

Kurz nach der Gründung von POND interpretierten wir ja die ‚Bilder einer Ausstellung‘ von Modest Mussorgski in der Fassung von Emerson, Lake und Palmer – und das ziemlich gut und nah am Original. Die Konzert- und Gastspieldirektion Cottbus bemerkte diese eigenwillige Fassung und machte den Vorschlag zusammen mit dem Cottbuser Symphonieorchester in Schülerkonzerten diesen Zyklus aufzuführen, was dann auch geschah. Leider gibt es davon keine Tonaufzeichnung.

Erst 2013 arbeitete ich wieder mit einem Orchester zusammen: Keine geringeren als die Brandenburger Symphoniker. Dieses Orchester führte zusammen mit mir den Zyklus: ‚Gemälde einer Vernissage‘ auf. In diesem Werk vertonte ich 12 Bilder des international renommierten Hallenser Malers Willi Sitte. Der Arrangeur Lars Lange orchestrierte meine Kompositionen für das 50köpfige Orchester. Uraufgeführt wurde das Ereignis im Oktober 2013 im ehemaligen Stahlwerk in Brandenburg/Havel. Es war sehr spektakulär und ein Ritterschlag für einen altgedienten OstRocker.

Nur einige Monate nach dem du mit Manne zusammen die Musik in Richtung elektronische Musik umschwenken wolltest, verließ er das Projekt. Wie schwer war der Neubeginn und hattest du damals Zweifel, wie es zukünftig weitergehen sollte?

Das war für mich eine schwere Zeit, wusste zunächst nicht ob und wie es weitergehen sollte. Hinzu kam, dass ich von anderen Leuten Mannes Ausstieg erfuhr, was auch eine persönliche Enttäuschung bedeutete. Auch meinten viele Veranstalter, dass Hennig auch das Management innehatte. Nicht zuletzt nahm er auch noch sein elektronisches Instrumentarium mit, sodass ich praktisch fast von vorn anfangen musste. Ich überlegte tagelang und kam dann zusammen mit meiner Frau zur Entscheidung weiter zu machen. Dies war aber ein harter Weg, der auch sehr entbehrungsreich war. Aber die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten.

Der erste Hit kam dann mit „Planetenwind“. Auch die Vertonung einer Fernsehserie, die zu der Veröffentlichung „Auf der Seidenstraße“ führte, sorgte für einen hohen Bekanntheitsgrad. War das der Durchbruch?

Genau. Bereits ein gutes Jahr nach Hennigs Ausstieg, ich hatte bereits die Melodie von Planetenwind im Kopf, wurde quasi die erste Rundfunkproduktion über Nacht ein Hit und öffnete einige weitere Türen. Daraus entstand dann unsere erste Langspielplatte „Planetenwind“, die sehr, sehr erfolgreich wurde und über 100.000 mal verkauft wurde. Das war der mediale POND-Durchbruch. Aber wenn es denn einmal läuft dann, ja dann geht’s leichter. AMIGA entschied sich auf Grund der hohen Verkaufszahlen bereits zwei Jahre später ein weiteres POND-Album zu veröffentlichen: „Auf der Seidenstraße“. Diese lief wöchentlich nach Karl Eduart Schnitzlers ‚Scharzen Kanal‘. Auch die LP wurde ebenfalls über 100.000 mal verkauft. POND war somit im Rock-Olymp angelangt

    

Du hast dann ja Ende er 80’er Jahre / Anfang der 90 Jahre POND als ein Familienunternehmen mit deinen beiden Zwillingssöhnen geführt. Habt ihr euch damals gegenseitig musikalisch befruchtet?

Das kann man so sagen. Musikalisch war POND nun eingefahren, eine dritte LP nicht in Sicht. Ohnehin war musikalisch eine Veränderung angesagt. Harald Wittkowski stieg aus und wurde nun durch Unsere Zwillinge Frank und Sascha ersetzt. Diese mussten zwar in die Technik und das ganze Band-Procedere eingearbeitet werden, brachten aber im Gegenzug frischen Wind und moderne musikalische Denk- und Spielweisen mit ins Boot, das sich erfrischend und wohltuend auf die POND-Musik auswirkte. In dieser Zeit erarbeiteten wir ganze drei Alben und vier Singles und das alles in der ‚neuen‘ Zeit und obendrein finanziell erfolgreich.

Als die Mauer dann fiel, war es für die Bands der DDR recht schwierig in den alten und den neuen Bundeländern als Musiker zu überleben. Wie ist dir das gelungen?

Zunächst einmal gar nicht, denn alle DDR-Bürger hatten erstmal anderes zu tun als OstRock zu hören. Obendrein wollte man auch erst einmal die West- und internationalen Künstler hören und sehen, die ja bis dato nicht erreichbar waren. Außerdem waren andere Tätigkeiten wie reisen, shoppen und zunächst mit dem neuen System klarkommen angesagt. So nach und nach, ab 1993/94 besann man sich wieder auf die einheimischen Künstler. Die westdeutsche Bevölkerung nahm und nimmt bis heute nur am Rande die ostdeutsche Musikkultur wahr.

1990 hat Winfried Trenkler Stücke von deinen Alben „Planetenwind“ und „Auf der Seidenstraße“ in der WDR-Sendung „Schwingungen“ gespielt. In der Sendung am 07.11.1991 wurde dann ein ausführliches Interview mit dir gesendet. Wie kam damals der Kontakt zu Trenkler zustande, der ja die Elektronikmusik in den 80’er und 90’er Jahren im deutschen Radio populär gemacht hat?

Ich hörte von Winfried Trenkler und seine Sendung Schwingungen. Im Osten gab es ja die Sendung Elektrobeats von und mit Olaf Zimmermann, die es ja bis heute gibt und sicherlich die erfolgreichste und am längsten existierende Radiosendung dieser Art im deutschsprachigen Raum ist. Ich bewarb mich bei ihm und wurde zu dieser Sendung eingeladen, zu der ich extra nach Köln fuhr. Das war alles sehr spannend und aufregend zu dieser Zeit, kostete mich aber eine Menge Zeit, Anstrengungen und Geld.

    

Hat sich dadurch der Bekanntheitsrad von POND im Westen Deutschlands auch durch steigende Verkaufszahlen bemerkbar gemacht?

Diese Aktion hat leider überhaupt nichts gebracht außer eine Menge Freude und Aufregung. Nicht einen Tonträger habe ich dadurch verkauft. Auch im Westen war und ist diese Art der Musik wie auch überall auf der Welt eben eine ‚Nischenmusik‘ und kein Mainstream. Dies war mir aber schon vorher klar, bevor die Mauer fiel, denn wie bekannt durfte ich schon ab 1987 nach WestBerlin reisen. Dort bemerkte ich, dass die dortigen Künstler nicht von ihrer Musik leben konnten. Was hatte ich doch für ein tolles, quasi privilegiertes Leben. Dies bemerkte ich sofort und war mir dessen bewußt.

Wie schwierig ist es heute für dich deine Musik zu vermarkten? Merkst du dass das Interesse an elektronischer Instrumentalmusik und auch zu Progressive Rock zurückgegangen ist?

Die EM war und ist eine Nischenmusik. Das Interesse ist bei den Liebhabern dieser musikalischen Spielart groß, darüber hinaus ist es eher gering. Natürlich gibt es auch Ausnahmen bei den Protagonisten wie TD, Kraftwerk und JMJ. POND kennt man, wenn überhaupt, nur in den neuen Bundesländern. Das ist ja das Manko von allen DDR-Gruppen, die eben in Westdeutschland so gut wie unbekannt sind, abgesehen von Puhdys, Karat, City und Silly. Liebhaber der EM, und allgemein des ProgRock gibt es aber auch heute noch. Dies habe ich erst jüngst beim 9.ArtRockFestival in Reichenbach/Vogtland erlebt. Nach zwei gut besuchten Konzerttagen mit Bands aus aller Herren Ländern Eröffnete ich am So um 13.30 Uhr!!! Den 3. Tag. Es gab Zwischenapplaus (völlig unüblich) und am Ende Standing Ovations! Einmalig ! Ein sehr fachkundiges ProgRock-Publikum.

    

Im Westen hat man in der Tat nur die von dir genannten Bands wahrgenommen. Es gibt aber so viele gute Bands wie zum Beispiel die Stern Combo Meissen, die ich erst vor gut einem Jahr für mich entdeckt habe. Es wäre schön, wenn sich da etwas ändern würde.

Heutzutage herrscht ja bei vielen Menschen die Meinung, dass Musik kostenlos aus dem Netz gezogen werden muss oder über Plattformen wie Bandcamp oder Spotify zur Verfügung steht. Wie stehst du zu diesen Portalen, gibt es deine Musik auch zum Download?

Das ist ein bedauernswerter Zustand, der unbedingt abgeändert werden muss. Die Portale verdienen ein Heidengeld, während der Musiker (Autor) mit ca. o,oo3 Cent pro Download ‚bezahlt wird. Das geht gar nicht. Darüber hinaus kann jeder Dussel irgendwelche Titel von Dir hochladen und somit der Öffentlichkeit Dein geistiges Eigentum offenlegen-und das natürlich ohne Vergütung. Von POND ist fast jeder Titel bei Youtube vertreten.

Was ist dein heutiges musikalisches Betätigungsfeld, das letzte Album von POND „40 Jahre POND – Das Jubiläumskonzert“ ist aus dem Jahr 2018?

Ich habe sehr viel zu tun, arbeite sozusagen an mehreren musikalischen Fronten. Zur Zeit erarbeite ich mit meinem neuen Bandkollegen Torsten Jänsch ein aktuelles Konzertprogramm. Davon soll es auch ein Album geben. Auch mein Auftritt mit Thorsten Quaeschning von Tangerine Dream im April 2021 in der UFA-Fabrik ist äußerst interessant. Geplant ist die VÖ auf Youtube und als DVD. Mein POND-BUCH wird um weitere 15 Kapitel erweitert und neu aufgelegt. Kurz vor Vollendung ist eine von mir konzipierte 12teilige TV/Video Dokutainmentreihe KULTULK oder auch „OstRocker Paule POND plappert…“. In den einzelnen Folgen erzähle ich in lockerer Art wie wir ProfiRocker damals in der DDR gelebt und gearbeitet haben. Das ist sicher nicht nur für Musiker interessant. An dieser Folge habe ich mit meinem Techniker ca. 1,5 Jahre intensiv gearbeitet.

Wo wird die Dokutainmentreihe zu sehen sein?

Das Fernsehen ist an solch Eigenproduktionen nicht sonderlich interessiert, wie mir vom MDR und rbb mitgeteilt wurde. Na gut, dann eben nicht. In digitalen Zeiten ist man ja auch nicht angewiesen mit Majorfirmen oder TV-Sendern zusammenzuarbeiten. Darum werde ich zunächst diese DOKU auf youtube, auf einer extra Website und in anderen Portalen veröffentlichen. Geplant sind erstmal alle 14 Tage eine Folge ins Netz zu stellen. Bis dahin werden noch zwei Extra-Folgen produziert, die die POND-STORY und den Weg vom OstRocker Paule POND mit TV-Ausschnitten nachvollziehen. Danach sehe ich weiter. Material für weitere Folgen sind vorhanden, da die Themen rund um den OstRock schier unbegrenzt scheinen.

    

Es gibt eine aktuelle Wieder-Veröffentlichung, die zwei bekannte Stücke aus der Rockmusikgeschichte der DDR zusammenfasst. Dabei handelt es sich um eine EP mit dem Namen „Planetenwind vs. Am Fenster“. Du hast dir den City-Song dabei zu Eigen gemacht und die Gesangsspur teilweise vom Keyboard und teilweise durch Einsatz einer Talkbox erzeugt. Erzähl doch bitte etwas darüber.

Die EP ist nun auch schon ein paar Jahre alt, habe diese deshalb nochmal neu bearbeitet. Diesmal heißt diese Variante: „Am Fenster vs. Planetenwind“. Es ist der erfolgreichste Rocktitel der DDR-Musikgeschichte von CITY und der erfolgreichste Instrumentaltitel der DDR Musikgeschichte von POND, die miteinander verwoben werden. Eine weitere Version von „Blauer Planet vs. Jumbo“, und „Alt wie ein Baum und Sturmglocke“ sind ebenfalls in Vorbereitung. Diese Titel sind im Up-Tempo produziert, sodass es quasi als Dancevariante daherkommt.

Manfred Hennig, der ja auch jahrelanges Mitglied bei City ist, hat den Titel mit dir eingespielt. Hast du auch Resonanz von den anderen City-Mitgliedern bekommen und wie stehen die Phudys und Karat zu deine Plänen Stücke instrumental in Danceversionen zu präsentieren? Wann und in welcher Form sollen die erscheinen?

Von den CITY-Kollegen gab es bis dato keine Resonanz. Karat und Puhdys wissen nichts von der Bearbeitung. Diese Arrangements benötigen noch eine Weile, da wir uns sehr viel Mühe geben. Das Netz ist ja das ideale Portal zur Veröffentlichung aller Art. Geplant ist auch , dass diese Titel auf das neue Album: „PLANETENWIND 2“ draufkommen wie auch drei Titel von TD, JMJ und Kraftwerk. Es ist eine Hommage an die Protagonisten der elektronischen Musik überhaupt.

Wie du schon gesagt hast bist du im August beim Artrockfestival in Reichenbach aufgetreten. Wie war der Auftritt und hast du auch die anderen Acts/Musiker gesehen bzw. Kontakt zu ihnen gehabt?

Das Festival in Reichenbach ist eines der größten Festivals in Deutschland, was ich bis dato auch nicht wusste. Organisator und Chef des Ganzen ist Uwe Treitinger, ein sehr umtriebiger und ‚verrückter‘ Veranstalter, der seinesgleichen sucht. In diesem Jahr waren ca. 12 Gruppen aller Herren Länder vertreten. Auch das Publikum reist aus allen Teilen der Welt an. Wahnsinn !! Die Organisation ist bis ins Kleinste geplant und sehr vorbildlich vorbereitet. Ich sah mir noch den ganzen Abend die einzelnen Gruppen an, die alle sehr unterschiedlich  aber sehr professionell waren.

    

Wie sah das Set deines Auftrittes aus und wie bist du die Liveumsetzung angegangen?

Ich hatte mein gesamtes Equipment aufgebaut, das ich auch sonst verwende, da mache ich keine Abstriche, ganz im Gegenteil. Darum brauche ich auch mit meinen 5 Technikern und allen Gewerken wie Ton, Licht, Video und Laserprojektionen ca. 4 Std. Aufbauzeit. Umgesetzt werden die einzelnen Titel mit dementsprechenden Konfigurationen aus Workstation (Roland), Livesequenzern, Disketteneinspiel und manuelle Handeinspielung.

Wie war die Resonanz der „Proggies“, die ja leider aufgrund Corona nicht so zahlreich dabei sein konnten?

Wie schon erwähnt, war ich von der Reaktion des Publikums sehr positiv überrascht. Im Nachhinein sagte man mir, dass mit solch einem umfangreichen Gig eines altgedienten DDR-Rockers mit einer großen Liveshow nicht gerechnet wurde. Anhand des überwältigenden Applauses wurde das aber überaus großartig honoriert und hat mich sehr stolz gemacht.

Du hast für damalige Verhältnisse ein umfangreiches Schlagzeug gehabt, zu dem auch zwei große Paiste Gongs und eine extra in Auftrag gegeben Glocke gehörten. Was ist davon heute noch in deinem Liveset vorhanden?

Wie erwähnt hatte ich seinerzeit mein Doppelschlagzeug schweren Herzens verkauft und mich den aufkommenden Synthesizern gewidmet, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war und die ich bis heute nicht bereut habe. Meine beiden Schweizer Paiste-Gongs und die extra für mich persönlich gegossene Kirchenglocke aus Apolda werden natürlich an besonderen Stellen eingesetzt. Im Juli 2022 trete ich zum Weltglockengeläut-Tag in Apolda in der großen Kirche auf. Das wird ein besonderes Konzert.

Du hast eine patentierte Verpackung für CDs entwickelt, die Formbox. Deine CD „The Best Of Pond“ ist in einer Sternform und eine CD mit Kinderliedern in Form eines Bärenkopfes herausgekommen. Gibt es da noch mehr Ideen, oder war das eine einmalige Sache?

Das war ein großes Unterfangen und hätte mich fast in den finanziellen Ruin getrieben. Zuerst musste ich mich mit meinen kühnen Ideen an einen Fachmann wenden, der solche Werkzeuge auch herstellen kann. Drei Formen : Stern, Bärenkopf und Rundo habe ich für eine unvorstellbare sechsstellige Summe herstellen lassen. Keiner wollte diese aber haben Ich war wohl der Zeit voraus- (lacht). Auf den letzten Drücker entschied sich dann doch die damalige große Plattenfirma ARCADE diese CD „DIE GUMMIBÄREN“ und „BUMMIBÄR“ zu produzieren. Auf einen Schlag hatte ich damit aber die immensen Kosten wieder drin. Allerdings ging die Plattenfirma kurz danach in Insolvenz. Ich hoffe nicht, dass es an meinen Gummibären lag.

    

Ich habe gelesen, dass du zusammen mit Thorsten Quaeschning in seiner Reihe „Behind Closed Doors“ aufgetreten bist. Woraus bestand das Programm und wann wird es im Internet ausgestrahlt?

Thorsten Quaeschning von Tangerine Dream hatte ja schon seine Konzertreihe BEHIND CLOSED DOORS ins Leben gerufen und sich nach und nach einzelne Vertreter der EM ausgesucht und eingeladen. Nach diversen Künstlern und zuletzt auch mit SCHILLER war ich dann an der Reihe. Es war für mich eine Ehre und Auszeichnung mit T.Q. live zu konzertieren. Ich sagte ja: Jetzt kommt endlich zusammen, was zusammen gehört: POND aus OstBerlin und TD aus dem ehemaligen West- Berlin. Wir jammten ohne Probe eine gute Stunde lang drauflos. Für mich war so eine Art des Musizierens neu, hat aber tierischen Spaß gemacht. Veröffentlicht wird das Werk nach Fertigstellung auf Youtube und DVD.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus bzw. was steht als Nächstes an?

Ich kann mich über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Der Tag könnte doppelt so lang sein. Zunächst soll ja die VÖ BCD mit Thorsten Quaeschning erscheinen. Parallel arbeite ich mit meinem neuen Mitstreiter Torsten Jänsch an einem neuen Konzertprogramm für 2022 und der dazu gehörenden CD. Mein POND-BUCH wird um weitere 15 Kapitel erweitert. Die Dokuserie KULTULK - OstRocker Paule POND plappert…. wird veröffentlicht. Das Börnicke-Konzert von 2010 Bilder einer Ausstellung und Gemälde einer Vernissage erscheinen auf DVD.  Die „Space Night“ und das Album „Space Walks“ wird auf WELTALL,ERDE,MENSCH als Video vereint. Und diverse Paule POND- Solo-Konzerte stehen für 2022 an. Unter anderem der Weltglockengeläuttag im Juli in Apolda, sowie Konzerte mit den Brandenburger Symphonikern und,und,und…

Ich danke dir für die ausführlichen Antworten. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet mehr über dich und deine Musik zu erfahren.

Mir auch!

Stephan Schelle, Oktober 2021
(Fotos: Roland Koch - Artrockfestival, Reichenbach 22.08.2021)

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