Interview mit Tom Kessler (Private Sucker)
Per Videokonferenz im Januar 2021 geführt

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Am 24.01.2021 führte Wolfgang Oertel per Videokonferenz ein Interview mit Tom, dem Kopf der Band PRIVATE SUCKER, aus der Oberpfalz.

Wolfgang: Tom erzähl mir doch was von euch. Viele von uns kennen euch ja noch gar nicht?

Tom: Die Band heißt PRIVATE SUCKER und wir machen streetpunkrock´n´roll, d.h. eine Mischung aus Streetpunk/Punkrock und Rock´n´Roll mit englischen Texten. Die aktuelle Besetzung besteht aus mir, Tom Kessler (40), ich spiele Gitarre und singe, Phillip „Pille“ Renz (33) spielt Gitarre und macht die Backgroundvocals, Timon (30) ist der Drummer und Larissa (31) spielt den Bass. In dieser Besetzung sind wir aber erst seit 2020 zusammen. Aktuell proben wir im Bandhaus Straubing, da wir aus Straubing, München und Regensburg kommen.

              

Wolfgang: Wie entstand die Band und seit wann gibt es euch?

Tom: Die Band wurde 2015 gegründet. Da ich ja mittlerweile seit 11 Jahren als Mathematik- und Physiklehrer an der Realschule Arnstorf tätig bin, ist dort auch der Beginn der Bandgeschichte anzusiedeln. Die Realschule veranstaltete ein Musical, wo ich Manuel Lindner traf. Mit dem ehemaligen Schüler kam ich sofort in ein Gespräch und wir stellten fest, dass wir beide auf Punkrock stehen. Da er auch Bassist war, trafen wir uns am nächsten Tag in meinem Bandkeller in Malgersdorf, wo ich 7 Jahre wohnte. Die Harmonie stimmte sofort und er meinte, dass sein bester Kumpel – ebenfalls ein ehemaliger Schüler der Realschule Arnstorf – ein super Drummer wäre und ob wir nicht mal jammen könnten. Und das war letztendlich der Beginn von PRIVATE SUCKER. Zum Singen bin ich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Ich hatte zum Song „Little Princess“ einen witzigen Text geschrieben und bin so als Sänger geblieben.

Der Name PRIVATE SUCKER war dann die Idee von Manu und mir, wobei wir erst später feststellten, dass ich „private“ mit „privat“ und „sucker“ vom Englischen „to suck“ übersetzt hab und Manu aber an den militärischen Dienstgrad „private“ und „sucker“ als „looser“ gedacht hat.

              

Wolfgang: Wo fanden eure Gigs bisher statt und was war euer bisher größter Auftritt?

Tom: Wir spielten bis jetzt hauptsächlich Gigs in Bayern und Österreich. Von München über Straubing nach Regensburg bis Cham war alles dabei. Die bisher größte Bühne war am OpenAir in Weigendorf, wo wir mit Turbobier, Ohrenfeindt, Guano Apes uvm. die Bühne teilten durften. Besonders coole Gigs waren aber auch im Backstage in München und im Bogaloo in Pfarrkirchen.

Wolfgang: Nach meinem Wissen seid Ihr ja in der ganzen Region verteilt. Wie macht Ihr das mit den Proben, besonders in den Zeiten von Corona?

Tom: Im Moment können wir leider nicht zu viert proben, da man sich ja nur maximal zu zweit treffen darf. Anfang November haben der Drummer und ich noch ein paar Zweimannproben durchgeführt. Als es Corona noch zuließ haben wir ca. ein bis zweimal im Monat geprobt. Larissa kam aus München und Timon und ich aus Regensburg. Pille hat den kürzesten Weg. Die Proben sind dann aber immer sehr intensiv und natürlich bereitet sich jeder daheim vor, damit man produktiv proben kann. Ich habe dazu alle Songs und die Abläufe auf eine Cloud geladen, zu der jeder Zugang hat.

Wolfgang: Wie ich aus diversen Medien erfuhr, habt Ihr 2017 euer erstes Album veröffentlicht. Es heißt „Friday Night“. Erzähl uns mehr davon.

Tom: 2017 kam mein erster Sohn zur Welt und ich wollte kurz vor der Geburt und nach der Geburt keine Gigs spielen. Also haben wir uns entschlossen in der Zeit ein Album einzuspielen. Der Drummer hatte sehr viel Equipment und was gefehlt hat, haben wir uns ausgeliehen. Also wurde dann im Bandraum drei Wochen lang eingetrommelt, die Saiten gequält und eingeschrien. Das war zwar einerseits witzig, aber auch anstrengend. Anschließend gaben wir die Spuren zum Mix und Master. Im Mai hatten wir dann CD Release Party im Club Bogaloo in Pfarrkirchen zusammen mit The Peacocks aus der Schweiz und den Hellabama HonkyTonks.

              

Wolfgang: Wie ich erfuhr kam dann 2019 der große Umbruch bei euch. Was ist da passiert?

Tom: Ende 2018 entschieden sich beide Mitglieder der Urbesetzung, dass ihnen das alles zu viel sei und sie aufhören möchten. Abschiedsgig war im Juz Zeughaus in Passau. Also stand ich da: Ohne Musiker, ohne Bandraum, ohne Bandbus und ohne PA Equipment. Ich wollte dann auch von dem Klischee der Realschulband weg und mir Leute aus meinem Altersbereich suchen, aber das ist schwer. Entweder die Leute spielen schon in einer Band und haben keine Zeit eine zweite zu machen oder Hausbau und Kinder kommen dazwischen. Ich habe zwar kein Haus gebaut, aber mittlerweile sogar zwei Jungs und mache die Band immer noch aktiv. Das habe ich aber meiner Frau Steffi zu verdanken. Ohne ihre wahnsinnige Unterstützung hätte ich die Band nicht so intensiv leiten können. Für einige Gesangslinien bzw. Gitarrenriffs ist sie auch verantwortlich!

Also habe ich mir wieder zwei ehemalige Schüler gesucht und in Andi und Dominik gefunden. Der neue Bandraum war dann in Pfarrkirchen und so legten wir ab März 2019 wieder mit Gigs los. Im August des Jahres gingen wir dann nach Braunau zum Deepdeeppressure Studio von Lukas Haidinger, einem Tausendsassa der Metalszene.

Wolfgang: Mittlerweile ist ja ein 2. Album auf dem Markt mit sehr guten Kritiken, was mir persönlich sehr gut gefällt. Lass uns teilhaben an der Entstehung des Albums.

Tom: Ich hatte sehr viele Song- und Textideen, die teilweise mit der Urbesetzung zu Songs umgesetzt wurden, aber noch nicht aufgenommen waren. Also lernten wir schnell die Songs während 2019 und spielten sie im Studio ein. Das Ganze war in drei Tagen eingespielt und ich habe in meinen 25 Jahren als Musiker noch nie so ein entspanntes und angenehmes Aufnehmen erlebt. Und das Resultat hat mich auch umgehauen!

Für das Coverartwork baten wir Stefan Beham (SBÄM), einem Linzer Ausnahmekünstler, der für Bands wie Blink182 schon gearbeitet hat. Ein Musikvideo zum Song „Cockporn“ drehten wir im Oktober 2019 in Pfarrkirchen und Eggenfelden.

Als die zwei neuen Mitglieder Ende 2019 wieder ausstiegen, machte ich einen Deal mit Rockzone Records aus Lüneburg, um das Album über ein Label zu veröffentlichen. Am 24.04.2020 erschien dann das Album auf allen Streamingportalen und als Digipack CD. Leider kam es nicht zu einer CD Release Party, die am 25.04.2020 geplant gewesen wäre, da ja dann COVID-19 dazwischen kam. Das Label schickte die CD zu sehr vielen Magazinen, die gute Kritiken schrieben.

Wolfgang: Plant Ihr auch in Zukunft Gigs über den Weißwurstäquator hinaus wie z.B. nach Blackpool, wo ja alljährlich eines der größten Punkrockfestivals der Welt stattfindet. Das Zeug dazu hättet Ihr allemal. War da selbst auch schon vor Ort. Da spielen manche Bands, die Ihr allemal in die Tasche steckt. Wie denkst du darüber?

Tom: Natürlich will eine Band immer hoch hinaus und weit von seiner Heimat spielen, um die Musik zu verbreiten, aber wir müssen auch an unsere Familien denken. Eine Tour – evtl. auch durch England – wäre für mich als England Fan ein Traum, aber das bedarf einer sorgsamen Planung und Vorbereitung. Im Moment sind meine zwei Jungs noch zu klein, dass ich sie nicht so lange alleine lassen will. Außerdem würde das bei mir als Lehrer sowieso nur in den Ferien funktionieren. Aber hey! Wieso nicht? Wer weiß was noch alles kommt in der Zukunft? Den jetzigen Lockdown haben wir genutzt, um Songs aufzunehmen. Timon kam zweimal zu mir, um einzutrommeln. Pille erledigt alles von zuhause aus und ich habe im Bandkeller eingespielt und -gesungen. Wann und wie das erscheint, wissen wir noch nicht. Da darf man gespannt sein.

Wolfgang: Danke für deine Zeit und das doch lustige Interview, was man hier ja nicht alles veröffentlichen kann. Ich hoffe, dass ich euch bald wieder live on stage erleben und über euer Konzert berichten darf.

Wolfgang Oertel Januar 2021

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