Thorsten
Sudler-Mainz ist der Kopf hinter dem Musikprojekt Deep Imagination. Im
Oktober 2020 ist das fünfte Studioalbum seines Projektes
herausgekommen. Die Musik von Deep Imagination hat sich im Laufe der
Jahre kontinuierlich verändert. Vergleiche zur Musik von Künstlern wie
Dead Can Dance, Pink Floyd oder Depeche Mode werden oft gezogen.
Stilistisch finden sich in der auf Synthesizern basierten Musik Elemente
aus den Bereichen elektronische Musik, Artrock, Gothic Rock und
Ethno-Pop wieder. Stephan Schelle sprach mit Thorsten Sudler-Mainz über
seinen musikalischen Background sowie das neue Album.
Bevor
wir auf Deep Imagination kommen, lass uns kurz etwas weiter zurück
gehen. Du hattest im Vorgespräch erzählt, dass du in einer NDW-Band
gespielt und in den 80’er Jahren auch Gothic gemacht hast. Erzähl
doch bitte kurz etwas über deine musikalischen Wurzeln.
Die
gehen weit zurück bis 1972, als ich als 9-jähriger von meinem großen
Cousin Bands wie T. Rex oder Slade nähergebracht bekam und sofort zum
Fan wurde. Mit 13 habe ich mir dann ein Drumset von meinen Eltern gewünscht,
aber daraus wurde leider nichts, weil das aus ihrer Sicht kein richtiges
Instrument war. Es kamen meine Pink Floyd-Jahre. Als Teenager habe ich
deren große 70er Jahre Alben hoch und runter gehört. Erst mit 19 habe
ich mir dann mein erstes Schlagzeug gekauft und seitdem hat es mich
nicht mehr losgelassen, selbst Musik zu machen. Das war 1982, ich nahm
Unterricht und ich spielte Schlagzeug in einer NDW-Band und parallel
dazu in einer Progressive Rockband. Das waren ziemlich prägende Zeiten
für mich.
Wie
ging es dann weiter?
Ich
habe mich dann schnell auch für andere Instrumente interessiert, begann
mit E-Gitarre und später kamen ein Synthesizer und ein Drumcomputer
dazu. Das waren die Zeiten von Postpunk und Gothicrock, wir waren oft in
der Frankfurter Batschkapp bei Konzerten von Dead Can Dance, The
Chameleons oder Sisters Of Mercy. Wir waren völlig begeistert von
diesen neuen düsteren Sachen und haben versucht, wie die zu klingen.
Aber ich war damals noch ein totales Greenhorn und hatte keine Ahnung,
wie man eine gute Produktion hinbekommt. Es folgten dann erste
Erfahrungen im Studio von Thorsten Rentsch im Heddernheimer Bunker in
Frankfurt. Ich spielte wieder Drums, war Teil der Frankfurter Szene und
durfte mit meinem damaligen Bandprojekt sogar selbst auf die heilige
Batschkapp-Bühne. In den 90gern hatte ich dann mein erstes eigenes
8-Spur Studio und jahrelang mit meinem ersten Soloprojekt im stillen
Kellerlein unzählige Songs aufgenommen. Und in den späten 90gern war
ich dann Teil eines Elektronik-Duos und habe angefangen mit Sequenzern
zu arbeiten und habe mir produktionstechnisch viele Dinge erarbeitet,
die ich heute noch anwende.

Thorsten
Sudler-Mainz
Als
Musiker habe ich dich dann im Jahr 2000 richtig wahrgenommen, als du
zusammen mit Thorsten Rentsch das viel beachtete Album „New Horizon“
unter dem Projektnamen Art Of Infinity herausgebracht hast. Wie kam das
zustande?
Wir
hatten ja vorher schon viel gemeinsam im Studio gemacht und im Oktober
1996 sind wir dann zusammen nach Holland gefahren, haben uns für zwei
Wochen ein Ferienhaus gemietet und da ein Tonstudio installiert. Das war
die Geburtsstunde von Art Of Infinity. Wir haben viel experimentiert und
mit „Three Days Winter“ das erste Stück von Art Of Infinity
produziert. Wir wollten etwas sehr Professionelles hinbekommen, virtuose
Gastmusiker einladen und haben uns gesagt, dass wir nur Dinge aufnehmen,
die völlig überzeugend sind. Es sollte alles groß klingen und wir
fanden schnell solch floydige Stimmungen, an denen wir immer weiter
gefeilt haben. In den zwei Jahren danach haben wir dann auch unseren
21-minütigen Longtrack „Evolution“ produziert. Das Stück hat
Thorsten Rentsch, der inzwischen in den großen Kölner Tonstudios
gelandet war, für den Mix aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt. Im
Jahr 2000 war "New Horizon" fertig und wir haben es damals auf
ATM Records, dem Label unseres Gastkeyboarders Matthias Krauss, veröffentlicht.
Und wir haben es nach London zu peoplesound.com geschickt, das war eines
der ersten Onlinelabels überhaupt. Die haben es dann auch im Netz veröffentlicht
und wir waren da plötzlich vorne in den Ambient-Charts. Auch die
Reaktionen in der Presse waren fantastisch.
Im
Jahr 2005 hast du dann mit Deep Imagination zunächst ein Sideprojekt
ins Leben gerufen, bei dem du die Fäden in der Hand hattest, aber von
deinem Art Of Infinity-Partner Thorsten Rentsch und von Saxophonist
Stefan Höllering tatkräftig unterstützt wurdest. „Scapes“ war ja
noch sehr elektronisch und bestand – dem Titel entsprechend – aus flächigen
Soundscapes. Was war deine Intention für das neue Projekt?
Wir
hatten nach der Veröffentlichung unseres zweiten Albums in 2004 eine
Live-Anfrage für Art Of Infinity und überlegten, wie wir das Projekt
auf die Bühne bekommen könnten. Damals war aber die Zeit noch nicht
reif, das umzusetzen, was mich auf die Idee brachte, ein reduziertes und
instrumentales Soloprojekt zu starten. Das war der Anfang von Deep
Imagination. Ich verwendete auf dem ersten Album „Scapes“ ganz
bewusst nur elektronische Klangflächen, keine perkussiven Klänge,
keine klassischen E-Gitarren und auch keinen Gesang. Thorsten Rentsch
mit verfremdeten Gitarren und Stefan Höllering mit seinem Midi-Sax
haben im Studio ein paar Overdubs eingespielt, wir hatten dann das
Format am Start, zu dritt auf die Bühne zu gehen.
Am
16.04.2005, also mit Veröffentlichung des Albums „Scapes“ hast du
dein Projekt Deep Imagination live beim Burg Satzvey-Festival
vorgestellt. Wie war das für dich mit einem neuen Projekt auf die Bühne
zu gehen und wie war damals die Resonanz des Publikums?
Die war
ausgezeichnet, das Publikum war wunderbar und es war an der Musik sehr
interessiert. Das Satzvey Castle Festival in der Eifel hatte ja Lothar
Lubitz von Syngate Records viele Jahre lang veranstaltet. Die Atmosphäre
im Bourbonensaal war wunderbar. Wir haben neben den Stücken von
„Scapes“ auch Stücke von Art Of Infinity eingebaut. In den
Folgejahren haben wir mit diesem Format weitere Gigs gespielt, 2010
waren wir Teil des Electronic Circus Festivals im Movie in Bielefeld, wo
wir „Awareness“, das letzte rein instrumentale Album von Deep
Imagination vorgestellt haben. In 2012 war es dann soweit, wir sind zu
sechst, mit zwei Sängerinnen und Gastkeyboarder, im Planetarium Bochum
als Art Of Infinity auf die Bühne gegangen. Danach haben Thorsten
Rentsch und ich nach vier Alben mit Art Of Infinity eine Pause
eingelegt, die bis heute andauert. Wir verstehen uns aber immer noch
sehr gut und auf meinem neuen Album hat er auch wieder mitgewirkt.
Es
folgte mit „Gemstones“ im Jahr 2008 eine Mischung aus Livematerial
und vier neuen Stücken. 2011 dann der Wechsel zu BSC Music mit dem
Album „Awareness“, dessen Stücke mit herrlichen Melodiebögen
zwischen Ambient, traditioneller Elektronikmusik, Electronica und Lounge
pendelten. 2017 kam dann „Carefully Kept Secrets“ auf dem du
deutlicher neue Stilistiken in deine Musik eingebunden hast. Du hast
gerade dein neues Deep Imagination-Studioalbum „My Silent
Celebration“ veröffentlicht. Wenn man die Anfänge des Projektes
sieht, das mit „Scapes“ sehr elektronisch angelegt war, und dies mit
deiner neuen Produktion vergleicht, dann hat sich dein Stil stark
gewandelt. Wie siehst du diese Entwicklung und was hat dich dazu bewegt?
Das ist
ganz einfach zu erklären, denn nachdem Art Of Infinity 2012 in den
Dornröschenschlaf gefallen war, habe ich das Konzept auf Deep
Imagination übertragen und mir damit alle Freiheiten genommen. Auf der
EP „Dancing With Ghosts“ von 2015 kamen zu den Keyboards zum ersten
Mal bei Deep Imagination Gesang, Percussion und Gitarren zum Einsatz.
Das hat sich ganz natürlich so ergeben. Aus dem Side Project wurde das
Main Project mit allen darin enthaltenen Stilistiken, die sich am Ende
zu einem ureigenen musikalischen Universum zusammenfügen sollen. Oder
einfacher gesagt, zu einem eigenen Stil.
%20und%20Thorsten%20Sudler-Mainz.jpg)
von
links: Thorsten "Hardy" Hartmann und Thorsten Sudler-Mainz
Drei
Jahre sind zwischen dem letzten Album und deiner neuen Produktion ins
Land gegangen. Wenn man sich die ersten Alben anschaut, die noch als
CDRs mit einfachem Cover erschienen sind, entsprechen deine letzten
Alben dem höchsten Standard. Du gehst ja einem anderen Beruf nach, da
ist es sicherlich nicht leicht ein solch professionelles Album an den
Start zu bringen. Wie aufwendig war es das Album zu produzieren?
Für
die Komposition und Produktion der neuen Stücke habe ich stark
unterschiedlich viel Zeit benötigt. Am schnellsten war ich bei
„Longing For Peace“, dagegen war „Burning Sun“ sehr viel Arbeit.
Aber das spielt dann keine Rolle, denn irgendwann kommt der Punkt, an
dem ein Stück fertig ist. Natürlich ist das Thema mit der
Professionalität, dem Beruf und der Berufung sicherlich für fast jeden
Musiker etwas, mit dem er sich beschäftigen muss. Nur die wenigsten können
von der Musik leben und da muss jeder schauen, wie stark der Wille ist,
das mit der Musik durchzuziehen. Ich bin selbstständig und habe mein
Leben so organisiert, dass ich auch meine große Leidenschaft, Musik zu
machen, leben kann, aber nicht davon leben muss. Das hat den großen
Vorteil, dass ich die totale künstlerische Freiheit habe und mir die
Zeit nehmen kann, zu produzieren, was und wie ich es möchte. Das hat
sich auch mit dem Deal bei BSC Music nicht geändert. Ich kann mich
weiterentwickeln und kann mit Deep Imagination alles selbst vordenken
und ausformen. Es reizen mich musikalisch immer auch die Dinge, die ich
so oder so noch nie gemacht habe. Das Professionelle daran ist dann, wie
man es ausführt. Ich gehöre zu denen, die gerne so lange etwas
ausarbeiten, bis es so gut ist, wie nur eben möglich. Das ist meine Art
von Virtuosität. Bei „My Silent Celebration“ ist es natürlich auch
aufwendig gewesen, die optischen Komponenten wie die Digipak-CD, die
Foto-Serien und Video-Clips zu produzieren. Hierbei hat mir übrigens
meine liebe Freundin Oda Reiter von Wortwind sehr geholfen. Das Mediale
ist ein wichtiger Teil des Gesamten und ich bin sehr glücklich, dieses
Album jetzt in dieser Form am Start zu haben. Und die bisherigen
Reaktionen darauf sind wirklich unglaublich gut.
Das
neue Album ist auch sehr organisch angelegt, was sicherlich unter
anderem auch daran liegt, dass du wieder angefangen hast Percussion zu
spielen. Wie hast du die Framedrum (Rahmentrommel) eingesetzt?
Die
Framedrum habe ich auf allen Stücken des Albums eingesetzt. Auf meinem
letzten Album hatte ich mit dem US-Percussionisten Byron Metcalf in Form
einer Long-Distance-Collaboration zusammengearbeitet. Er ist ein echter
Großmeister und hat mich mit seinem Framedrum-Spiel so inspiriert, dass
ich mir selbst eine gekauft habe und 2018 wieder angefangen habe,
intensiver Percussion zu spielen. Das Instrument ist mit einem
Ziegenfell bespannt und du kannst es stimmen. Das Erstaunliche ist, dass
man damit fast ein Drumset, zumindest Bassdrum und Snare, ersetzen kann.
Und das mit einer einzigen Trommel, die mit den Händen gespielt wird.
Ich improvisiere gern, nehme alles auf, suche mir die besten Stellen
raus und baue daraus Loops. Es klingt dann fast wie elektronische Musik,
ist aber eben ein Naturinstrument, das der Musik etwas Erdiges, Warmes
und auch Geheimnisvolles gibt.
Seit
„Carefully Kept Secrets“ hat sich die Anzahl der Gastmusiker stark
vergrößert. Während auf dem letzten Album die Lead-Vocals deine Frau
Ann Kareen Mainz eingesungen hat (die vorangegangenen Alben waren
instrumental), hast du mit Torsten „Hardy“ Hartmann auf „My Silent
Celebration“ einen männlichen Sänger dabei, der auf zwei Songs den
Lead-Gesang übernommen hat. Erzähl doch bitte wie es dazu kam.

von
links: Ann Kareen Mainz und Thorsten Sudler-Mainz
Normalerweise
finde ich eigentlich keine Zeit, andere Bands zu produzieren, aber 2019
hat mich Günter Kaufmann, Gastgitarrist bei Deep Imagination, gefragt,
ob ich eine Studio-Produktion für seine Tribute Band Depeche Mode
Acoustic Experience machen würde und Hardy ist der Sänger dieser Band.
Sie kamen zu mir ins Studio und wir haben uns sofort total gut
verstanden. Zudem hat er mich musikalisch sehr beeindruckt. Bevor ich
Hardy fragen konnte, ob er bei Deep Imagination mitmachen würde, hat er
es mir von selbst angeboten. Mit seinen Vocals auf dem neuen Album bin
ich unheimlich zufrieden. Er ist übrigens nicht nur ein ausgezeichneter
Sänger, sondern auch ein wunderbarer Entertainer, der ein Publikum mit
Leichtigkeit um den Finger wickeln und in seinen Bann ziehen kann.
Mit
dem Gitarristen Günter Kaufmann, der bei der Hälfte der Stücke des
neuen Albums Gitarre spielt, hast du bereits mal in den 80’er Jahren
zusammengespielt. Was habt ihr seinerzeit gemacht und wie konntest du
ihn für dein Projekt gewinnen?
Damals
in den 80ern waren das eigentlich nur ein paar Sessions und nichts
Konkretes. Wir sind in der gleichen Stadt in der Nähe von Frankfurt
aufgewachsen und Günter tauchte damals wie viele andere bei uns im
Proberaum auf. Wir haben uns erst viele Jahre später in Bochum bei dem
Konzert von Art Of Infinity in 2012 wiedergetroffen. Das hatte ihm gut
gefallen und er ist musikalisch sehr offen und ist an vielen sehr
unterschiedlichen Projekten beteiligt, wobei man seine Hauptleidenschaft
im Jazz und Fusion-Bereich verorten kann. Er kam dann 2015 zu mir ins
Studio und die Kombination meiner Art, Keyboards einzusetzen und seiner
Art, Gitarre zu spielen, erzeugte sofort solch ganz feine gilmoureske
und floydige Stimmungen, wie ich sie liebe. Das Konzept im Studio ist,
das ich Günter alle Freiheiten lasse und seine Improvisationen
aufnehme. Er lässt mir dann die Freiheiten, es so zu arrangieren, wie
ich es möchte. So kamen auch die herrlichen Gitarren auf dem neuen
Album bei „Burning Sun“ oder „After The Glow“ zustande. Es ist
wunderbar, mit einem so virtuosen Musiker zusammenzuarbeiten.

Oben
von links: Torsten "Hardy" Hartmann (voc), Ann Kareen Mainz
(voc), Leon Mainz (voc), Oda Reiter (voc)
Unten
von links: Günter Kaufmann (git), Thorsten Rentsch (git), Achim
von Raesfeld (git) und Stefan Höllering (sax)
Neben
deiner Frau ist auch dein Sohn Leon gesanglich auf dem Album vertreten.
Dein Schwager Stefan Höllering hat ebenfalls wieder einen Track mit
seinem Sopransaxophon veredelt. Ist damit die Familie stark in das
Projekt Deep Imagination eingebunden?
Das mit
Leon ist natürlich etwas ganz Besonderes für mich. Da kannst du
wahrscheinlich tausende Musiker fragen, das ist wunderbar mit dem
eigenen Nachwuchs zu spielen. Er ist Student, seit acht Jahren Chorsänger
und hat auch gesanglich eine gute Ausbildung genossen. Leon war schon
bei großen Chorwettbewerben dabei. Obwohl er kaum Studioerfahrung hat,
waren die Gesangsparts bei „In My Memory“ überhaupt kein Problem für
ihn. Mit Stefan Höllering mache ich auch schon sehr lange Musik. Als
Saxophonist kommt er natürlich aus dem Jazz und ist übrigens der Neffe
von Charly Höllering, der ein bekannter Jazz Klarinettist war und zu
Lebzeiten als der Deutsche Benny Goodman bezeichnet wurde. Stefan hat
vor allem auch bei Art Of Infinity auf den ersten drei Alben mit dem
Tenorsax diese herrlich gefühlvollen Dark-Side-Of-The-Moon-Saxes
eingespielt. Auch diese Sachen von ihm sind immer noch unglaublich gut.
Du hast recht, die Familie ist stark eingebunden, aber das ist etwas,
das ganz natürlich passiert. Mit Ann Kareen bin ich seit 1986 zusammen
und solange machen wir auch schon zusammen Musik. Sie ist meine größte
Kritikerin und eine wunderbare Sängerin, die schon als Kind im Chor des
Hessischen Rundfunks gesungen hat. Wir verstehen uns auch musikalisch
sehr gut und sind da fast immer auf einer Wellenlänge. Bei Art Of
Infinity hat sie auch auf allen Alben mitgewirkt. Da fällt mir eine
kleine Anekdote ein. Ende der 90er hatte Thorsten Rentsch mit Eric
Woolfson von Alan Parsons Project im Soundstudio N in Köln
zusammengearbeitet. Zur gleichen Zeit hatte Thorsten dort auch das erste
Album von Art Of Infinity gemischt und ihm Auszüge davon vorgespielt.
Als Eric die Stimme von Ann Kareen hörte, sagte er „Oh, what a lovely
voice“. Dem kann ich nur zustimmen.
Du
hast dir vor einigen Jahren ein eigenes Studio gebaut. Wie nimmst du die
Musik auf und wie werden die Passagen der Gastmusiker eingespielt?
Findet das in deinem Studio statt oder schicken dir die Gäste
Musikfiles?
Mein
eigenes Studio hatte ich ja schon immer, aber 2018 habe ich es endlich
technisch so ausgestattet, dass ich komplette Produktionen, inklusive
Mix, selbst fahren kann. „My Silent Celebration“ ist die erste
Produktion, die ich komplett selbst gemacht habe. Es ist beim Aufnehmen
nicht viel anders als in den 90ern. Der Unterschied sind die genialen
technischen Möglichkeiten, Audiomaterial zu bearbeiten. Die schöpfe
ich so ziemlich aus, manchmal bis in die kleinste Akzentuierung. Auch
die Passagen der Gäste habe ich bei mir im Studio aufgenommen. Ich mag
dieses klassische Arbeiten, Gesang und Instrumente mit dem Mikrofon
selbst einzufangen. Das ist ein wichtiger Teil der Produktion. Das
Versenden von Files ist auch interessant und kann Zeit um Raum überbrücken,
aber da können auch wichtige Dinge in der Interaktion mit den Musikern
verloren gehen.
Deine
Alben erscheinen ja seit einigen Jahren bei BSC Music, die sie sehr
professionell herausbringen. Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen
euch?
Die
Zusammenarbeit mit BSC Music ist ausgezeichnet. Mit meinem Label Manager
Christoph Bühring-Uhle, der BSC Music 1988 auch selbst mitbegründet
hat, habe ich ein wunderbares und sehr vertrauensvolles Verhältnis. Er
arbeitet hart und setzt sich für seine Künstler ein, dabei bleibt er
immer positiv und gibt einem ein Gefühl von Wertschätzung. Das sind
Dinge, die sind wahnsinnig wichtig für das Kreative, sie wirken wie ein
Elixier, das du nicht kaufen kannst.
Kurz
vor Veröffentlichung des Albums hast du mit „In My Memory“ noch
eine Single veröffentlicht, auf der sich eine Chillout-Version des Stückes
befindet, die nicht auf das Album gekommen ist. Auch zum vorangegangenen
Album sowie in der Zwischenzeit hast du vier Singles herausgebracht. Wie
war die Resonanz darauf?
Die
Resonanz vor allem auf die Single „Temple In Nowhere“ war sehr gut.
Das dazu gehörige Video haben wir auf Lanzarote gedreht und das war
wirklich die perfekte Kulisse. Ich denke, neben Alben auch Singles und
EPs zu veröffentlichen ist wichtiger geworden. Seit 2015 habe ich
praktisch in jedem Jahr etwas Neues veröffentlicht. Das ist natürlich
gut, um im Gespräch zu bleiben. Das Album bleibt für mich aber das
wichtigste Format, das durch nichts zu ersetzen ist.
In
dem schön gemachten Booklet sind mehrere Fotos (in der Natur
aufgenommen) abgedruckt, die von Oda Reiter, deiner Frau und dir gemacht
wurden. Hast du dich bei deiner Musik auch von Landschaften inspirieren
lassen?
Es war
eher umgekehrt, die Musik hat uns dazu inspiriert, Bandfotos und Bilder
für Videoclips in der Natur zu produzieren. Sie ist dafür die beste Bühne
und man kann sehr schöne Plätze finden. Die Inspiration für mich,
Musik zu machen, ist mehr spiritueller Natur und das ist ja auch das
Thema von „My Silent Celebration“. Das Cover stellt ein stilisiertes
Feuer dar und steht für die Kraft und Energie, die im kreativen Prozess
freigesetzt wird. Im Grunde ist es dies, um das es mir geht, wenn ich
Musik kreiere. Es ist wie eine stille Feier, wenn Dinge passieren und
aus dir herauskommen, die magisch sind, und die du dir letztlich nicht
erklären kannst. Das hat etwas sehr Faszinierendes und wenn die Musik
einmal da ist, dann bleibt sie für immer bei dir und gehört zu dir.
Das ist etwas, das mich sehr zufrieden und glücklich macht.
Vielen
Dank Stephan.
Stephan Schelle
|