Stephan: Ihr ward bereits zum
zweiten Mal für das Night Of The Prog-Festival auf der Loreley
vorgesehen (Anmerkung: beim ersten Night Of The Prog-Festival sollten
sie spielen, es hatte aber nicht geklappt) und jetzt hat es geklappt.
Wie war es für euch vor einem solchen Publikum und solcher Atmosphäre zu
spielen?
Yogi: Es war das erste Mal und
es war eine tolle Stimmung. Ich mag geschichtsträchtige Orte und so war
die Vorfreude entsprechend groß. Alles hat gepasst: das Publikum, das
Areal, die Organisation, die Technik, das Personal und ich hoffe wir
haben unseren Teil zur tollen Musik beigetragen. Kompliment an dieses
tolle Festival.
Stephan: Die Animationen liefen
dieses Mal über eine wirklich große LCD-Wand. Das sah im Publikum toll
aus. Ist es für euch auch beeindruckend, die Filme auf einer derartigen
Wand zu sehen? Beflügelt das noch einmal?
Yogi: Na, wir sehen es ja
nicht, obwohl wir mal in USA mit einer Band gespielt haben die mit dem
Rücken zum Publikum gespielt hat. Aber wir freuen uns natürlich, dass
das Publikum auch bei so einem großen Konzert die Filme zu den Songs
anschauen konnte. Die Inhalte sind uns sehr wichtig auch wenn es
vielleicht ab und zu anstrengend sein mag, mit Dingen konfrontiert zu
werden, die man am liebsten ausblenden möchte. Aber wer uns kennt weiß,
dass wir nicht mit dem Zeigefinger belehren wollen und auch den Spaß in
der Musik propagieren. Ich freue mich, dass wir genau das rüberbringen
konnten! Warum sonst sollten die überzeugten Progger vor Ort „Viva
Colonia“ mitgesungen haben?

Yogi Lang
Stephan: Habt ihr euch auch
Auftritte anderer Band angesehen z. B. Eloy oder Dream Theater?
Kalle: Wir sind leider erst am
Samstag angereist und haben vom Freitag also nichts mitbekommen.
Riverside waren glücklicherweise auch noch am Samstag da, mit denen
haben wir natürlich noch auf die guten alten Zeiten angestoßen (lacht).
Dream Theater haben wir zum Teil gesehen, aber da man bei so einem
Festival so viele bekannte Gesichter und Freunde trifft, haben wir
natürlich viel Zeit damit verbracht uns „durchzuquasseln“. Trotzdem: von
Mike Mangini’s Drum Solo war ich schon sehr begeistert!
Stephan: Ist es für euch was
Besonderes mit derartigen Bands auf einer Bühne zu stehen?
Kalle: Erst einmal ist es uns
nach wie vor eine Ehre, vor so einem großen Publikum zu spielen. Das
macht immer Spaß! Ich denke auch, dass uns einige Leute trotz der vielen
Jahre, die wir als Band auf dem Buckel haben, vielleicht noch nicht live
gesehen haben. Alles in allem war die Loreley ein Riesen-Happening. Wir
haben auch viele Freunde im Publikum wieder getroffen, die teilweise von
weit her gekommen sind und die man auch nicht alle Tage trifft. Das war
auch ein Highlight für mich. Und natürlich ist es schön, mit so einer
legendären Band wir Dream Theater die Bühne zu teilen.
Stephan: Für Chris Postl war
auf der Loreley Werner Taus am Bass zu sehen. Ist das jetzt der Mann an
den dicken Saiten?
Yogi: Ja, Chris war zwar
Gründungsmitglied, hatte aber die Band 2001 schon verlassen. Damals
sprang der ehemalige Bassist von Violet District ein, Stefan Ebner.
Schließlich gehörte er ja gewissermaßen zur Familie. Als die Touren
länger wurden musste Stefan leider 2005 aus zeitlichen Gründen die
Konsequenzen ziehen und Chris sprang kurzfristig wieder ein. Als Chris
wieder mal ausstieg war es schon ein kleines Wagnis für die Band ein
neues Mitglied zu suchen. Umso glücklicher sind wir, dass mit Werner ein
Bassist zur Band gestoßen ist, der nicht nur ein toller Musiker ist,
sondern der auch optimal zu uns passt. Wir alle hoffen natürlich, dass
es eine Verbindung für längere Zeit ist.
Stephan: Seit wann gehört
Werner zur Band?
Kalle: Werner kam letzten
Sommer für die Konzerte in USA, Holland und Belgien dazu, nachdem wir im
Sommer gezwungen waren einen neuen Bassisten zu suchen. Werner ist ein
sehr unkomplizierter und stets gut gelaunter Mensch und zudem ein
gnadenlos guter Bassist. Er macht auch viele andere Projekte und es
macht Spaß so einen tollen Musiker on board zu haben.

Kalle Wallner
Stephan: War es schwierig für
ihn die Songs einzuüben?
Kalle: Werner spielt einen
anderen Stil als Chris, sehr viel grooviger und rockiger, was dem
Material vor allem live sehr gut tut. Klar ist das RPWL-Repertoire
teilweise aufwendig zu lernen, aber das war kein Problem für ihn. Wir
kamen vor den Konzerten letztes Jahr und auch dieses Jahr für eine Woche
zusammen und haben in aller Ruhe die Songs geprobt. Der Spaß „drumherum“
kam dabei natürlich auch nicht zu kurz.
J
Stephan: Es wurden auch
Filmaufnahmen von eurem Gig gemacht. Sind die nur für euer Archiv oder
besteht die Möglichkeit einer Veröffentlichung? Das wäre natürlich bei
dem Ambiente der Loreley etwas, worauf sich die Fans freuen könnten.
Yogi: Das ist vorerst einmal
nur für uns. Es ergab sich so und war eigentlich nicht wirklich geplant.
Wir sind mit unserer „RPWL Live Experience DVD“ nach wie vor sehr
zufrieden, weshalb sich eine neue DVD nicht wirklich aufdrängt.
Stephan: Ihr werdet am
07.10.2011 ein semi-akustisches Konzert im Rockmuseum im Olympiaturm in
München geben. Das klingt außergewöhnlich. Was wird die Zuschauer dort
erwarten?
Yogi: Das wird eine bunte
Mixtur aus der RPWL Geschichte. Selbstverständlich wird auch Pink Floyd
ein Thema sein. Es wird eben ein ganz persönliches Ding auf dem
Olympiaturm mit Publikum und Band von Angesicht zu Angesicht. Leider ist
es schon ausverkauft, aber es wird sicher nicht das letzte seiner Art
sein.
Stephan: Gibt es weitere
Liveaktivitäten in näherer Zukunft oder geht es vorerst ins Studio?
Kalle: Wir spielen noch ein
Festival in Veruno/Italien im September und dann noch im Oktober einen
ganz besonderen Gig hoch oben im Fernsehturm im Münchner Olympiapark.
Letzterer war vor 2 Jahren schon etwas ganz Besonderes! Die Kapazität
ist aufgrund der ausgefallenen Location leider begrenzt und das Konzert
ist bereits ausverkauft. Zum Abschluss unserer Festival Tour haben wir
noch ein ganz besonderes Highlight am 15.10. in Aschaffenburg: Wir sind
als Headliner beim Eclipsed Festival bestätigt, und werden eine lange
XL-Show mit Quadrophonie Sound und einigen Pink Floyd Nummern spielen.
Dafür gibt es sogar noch Karten! Ansonsten arbeiten wir seit einigen
Wochen in unseren Studios am neuen Album. Darauf liegt jetzt definitiv
der Focus.
Stephan: Euer letztes
Studioalbum „The RPWL Experience“ ist mittlerweile auch schon vor gut
drei Jahren erschienen. Danach gab es die Live-DVD und letztes Jahr die
Compilation „The Gentle Art Of Music“ zum 10jährigen bestehen. Ist ein
neues Album geplant und wenn ja, wie ist der derzeitige Stand?
Yogi: Das neue Album ist
bereits sehr weit. Ich denke wir werden rechtzeitig für den Release im
Frühjahr 2012 fertig sein und es wird definitiv einiges ändern. Für
viele wird die Show im Rahmen des Eclipsed Festivals im Oktober die
letzte Gelegenheit sein die alten Songs zu hören. Mehr werde ich noch
nicht verraten.
Stephan: Yogi, wie ist deine
Solo-Tour gelaufen und wie war die Resonanz auf dein Album „No Decoder“?
Yogi: Es war eine sehr schöne
Tour mit einer wirklich außergewöhnlich tollen Band. Es war schön das
Ganze endlich live zu präsentieren und ein Höhepunkt dabei war
sicherlich auch das IO Pages Festival in der Boerderij. Das wurde im
Übrigen auch mitgeschnitten. Ich habe das Material noch nicht gesichtet,
aber womöglich könnte es auch eine DVD geben. Aber generell ist ein Solo
Album immer etwas sehr Persönliches und so war ich sehr froh dass die
Reaktionen durchweg positiv waren.
Stephan: War das eine einmalige
Sache, oder wird es auch in Zukunft noch ein weiteres Soloalbum von dir
geben?
Yogi: Die Zusammenarbeit mit
den anderen Musikern war so gut, dass es mich schon sehr wundern würde,
wenn es keine Fortsetzung gäbe. Aber jetzt ist erst einmal RPWL im
Focus.
Stephan: Wie sehen die
Soloprojekte der anderen Bandmitglieder aus? Wird es da beispielsweise
von Blind Ego etwas Neues geben?
Kalle: Unbedingt! Ich habe
bereits einige Songs geschrieben und will definitiv ein weiteres Album
machen. Aber im Moment konzentriere ich mich auf RPWL, danach ist wieder
Zeit für mein eigenes Ego. J
Es ist aber zu früh, um irgendwas über Material, Konzept oder Line-Up zu
sagen. Erst einmal möchte ich die Songs schreiben und dann weitersehen.
Das ist das Schöne bei einem Solo-Projekt: da kann man tatsächlich
machen, auf was auch immer man Lust hat.
Stephan Schelle