Interview mit Milla Kapole + Rolf Möller (Rockpommel's Band)
10.07.2025

Die Verwendung dieses Interviews oder Auszüge daraus, sind nur mit Zustimmung des Autors erlaubt.

 

Am 17. Mai 2025 wurde eine kleine Sensation enthüllt. Drei ehemalige Mitglieder der ursprünglichen Grobschnitt-Ära bis 1989 und drei Mitglieder aus der Zeit von 2007-2012 sowie zwei weitere Musiker haben sich zusammengefunden, um die elektrische Variante von Grobschnitt (Lupo, Willi Wildschwein und Nuki sind ja bereits seit Jahren als Akustiktrio unterwegs. Bei ihnen liegen auch die Namensrechte von Grobschnitt.) wieder auf die Bühnen zu bringen. Grund genug, dass Stephan Schelle mit zwei der ex-Grobschnittmusiker Milla Kapolke und Rolf Möller, die Rockpommel’s Band gegründet haben, über diese Formation und die geplanten Aktivitäten sprach.


Von links nach rechts: 
Kevin Hollmann, Manu Kapolke, Demian Hache, Armin Krull, Toni Moff Mollo, Milla Kapolke, Rolf Möller, Deva Tattva

Es hat schon einen ziemlichen Aufruhr in der Grobschnitt-Fangemeinde gegeben, als ihr am 17. Mai bei einer privaten Feier bekannt gegeben habt, dass ihr zusammen mit Toni Moff Mollo, Deva Tattva, Demian Hache, Manu Kapolke und den beiden neuen Kevin Hollmann und Armin Krull als Rockpommel’s Band die Musik von Grobschnitt in „elektrischer Form“ wieder auf die Bühne bringen werdet. Was hat euch bewogen jetzt, nach 13 Jahren, wieder mit Grobschnitt-Musik live aufzutreten? Ihr habt ja mit Symphonic Floyd, Green und Extrabreit immer noch genug Konzerte am Start, oder?

 

Milla: Eine Sache war, dass es immer noch Kontakt zu alten Grobschnitt-Fans gab. Es gibt ja eine riesige Fangemeinde, die hatten sich bei unserer letzten Tournee (Anmerkung: gemeint ist die Zeit von 2007 - 2012) wie eine Familie gefühlt. Und wir haben immer noch guten Kontakt. Viele von ihnen sind auf uns zugekommen und haben gesagt: „Das ist alles ganz schön mit der Akustikversion von Grobschnitt, da gehen wir auch hin, aber wir würden unheimlich gerne Grobschnitt auch wieder in der alten Form hören.“ Dann haben wir uns überlegt, haben wir da eigentlich Lust zu? Wir haben die anderen Musiker der Grobschnitt-Besetzung von 2007 – 2012, die nicht in der Akustik Band spielen, gefragt und die waren alle sofort begeistert. Sie hatten alle große Lust das zu machen, weil uns das damals wahnsinnigen Spaß gemacht hat. Das war eine super Atmosphäre, auch gerade mit den alten Fans zusammen. Wir sind im Moment sehr glücklich darüber, da es viel Spaß macht und super läuft.

 

Rolf: Und weil uns die Musik ganz einfach am Herzen liegt. Wir sind bzw. ich bin ja mit der Musik groß geworden, seitdem ich Grobschnitt das erste Mal in den 70’er Jahren gesehen habe. Das, was sie gemacht haben, war auch immer sehr außergewöhnlich. Und wenn man das auf einmal selbst spielen darf, sich mit den Kompositionen auseinandersetzt, war das für uns nach so viel Jahren, weil wir ja auch viele Jahre bei Grobschnitt verbracht hatten, selbstverständlich, dass wir das noch mal machen wollten. Wir haben sehr viel geprobt, weil man die Grobschnitt-Stücke nicht mal eben so runterspielen kann. Wir haben dann festgestellt, dass es in dieser Konstellation genau da wieder anschließt, wo es 2012 aufgehört hat.

 

Milla: Man muss natürlich auch sagen, dass es auch ein Unterschied ist, ob du Pink Floyd oder irgendwelche anderen Sachen coverst. Weil das, was wir spielen, ist ja auch unsere Musik. Ich z.B. habe die Stücke seit 1980 mitkomponiert. Wir haben das damals immer zusammen gemacht, und ich bin sehr intensiv an den Texten und Inhalten beteiligt gewesen. Und das ist dann schon noch mal was anderes, als wenn du Lieder von Pink Floyd, die ich auch toll finde, spielst. Du hast einen ganz anderen Bezug zu der Musik, eine besondere Verbindung und deshalb machen wir das wieder. Das ist das, was wir vielleicht noch einmal in unserem Leben gerne machen möchten.

 

Eure weiteren Bands Extrabreit und Green laufen aber auch noch weiter, oder liegt da einiges erst einmal auf Eis?

 

Rolf: Extrabreit ist mein Mutterschiff. Mit der Band sind wir im 47. Jahr. Wir sind jetzt so alt damit geworden und ich hoffe, dass wir das noch eine ganze Zeit machen dürfen. Und die Grobschnitt-Musik ist natürlich eine ganz andere Baustelle, die auch Spaß macht. Ich war bei den Grobschnittkonzerten von 2007 bis 2012 von der ersten Minute dabei und wir freuen uns, dass das immer noch funktioniert.

 

Milla: Und Green machen wir natürlich auch noch weiter. Wir werden auch dieses Jahr nochmal mit Green Floyd, so nennt sich das, wenn wir ohne Orchester spielen, auftreten. Und wir planen auch weiter die Symphonic Floyd - Geschichte, weil die Spaß macht. Das Problem dabei ist, dass wir nicht so oft spielen können. Du kannst keine Tournee damit machen, weil der Aufwand einfach zu hoch ist. Das heißt, du hast die Möglichkeit vielleicht zwei-, dreimal im Jahr zu spielen und das war es dann. Und mit unserer Rockpommel’s Band haben wir ganz andere Möglichkeiten. Ich hätte ganz gerne noch öfter die Symphonic Floyd-Konzerte gespielt, aber das ist leider sehr begrenzt. Wobei wir die Green- und Symphonic Floyd-Auftritte wahnsinnig toll finden.

 

Rolf: Wir werden die auch weitermachen, nur in einem anderen Rahmen. Wir werden auch weiterhin mit dem Theater Hagen arbeiten und Konzerte machen. Wir haben ja zum Glück auch eine abgespeckte Version hinbekommen, wo wir mit einem kleinen Chor aufgetreten sind. Da haben wir voriges Jahr in der Stadthalle Hagen gespielt, was nicht minder erfolgreich war. Und wir können das deshalb, ohne den ganz großen Bahnhof, kleiner gestalten.

 

Der Name Rockpommel’s Band ist genial gewählt. Jeder Grobschnitt- und Rockfan assoziiert dies sofort mit einem der besten Alben von Grobschnitt und der deutschen Rockgeschichte, nämlich „Rockpommel’s Land“. Und das nur durch den Tausch eines Buchstabens. Wie seid ihr auf den Namen gekommen und was war die Idee dahinter?

 

Milla: Wir haben mit mehreren Leuten gesprochen, wie wir uns nennen sollen. Wichtig war dabei, dass jeder sofort weiß, dass das irgendwas mit Grobschnitt zu tun hat. Und da gibt es eigentlich nur zwei Begriffe, die jeder kennt und die was mit Grobschnitt zu tun haben. Das ist einmal Rockpommel’s Land und zum anderen Solar Music. Wenn wir uns jetzt Illegal genannt hätten, das ist auch ein schöner Name, aber da hätte keiner gedacht, dass das etwas mit Grobschnitt zu tun hat. Auch Jumbo nicht.

 

Rolf: (lacht) Stoney Man oder die Stoney Männer.

 

Milla: Solar Music wollten wir uns auch nicht nennen, da gibt es ja auch viele Sachen wie „Solar Fire“ von Manfred Mann. Rockpommel’s Band in Bezug auf Rockpommel’s Land ist natürlich der ideale Name, wie wir fanden. Und das Verrückte dabei ist, dass jeder, der den Namen Rockpommel’s Band hört, sagt, na klar, das hat etwas mit Grobschnitt zu tun. Der Name assoziiert sofort den Bezug zu Grobschnitt und daher fand ich das auch eine gute Idee. Es hat sich im Nachhinein auch schon als sehr positiv herausgestellt.

 

Habt ihr denn auch schon Reaktionen aus der Fangemeinde auf die Namensbezeichnung erhalten? Es hat sich mittlerweile auch schon wie ein Lauffeuer rumgesprochen.

 

Milla: Alle Fans, die wir gesprochen haben, fanden den Namen super. Da haben wir sehr positive Rückmeldungen bekommen. Der Bandname ist einfach akzeptiert worden.

 

Mit euch gibt es ja nun zwei Bands, die aus Originalmitgliedern der früheren Band bestehen, die Grobschnitt-Stücke in unterschiedlichen Variationen spielen. Seht ihr euch da als Konkurrenten bzw. habt ihr schon eine Reaktion von Lupo und Willi zu eueren Plänen bekommen?

 

Rolf: Von uns aus gibt es aus musikalischer Sicht überhaupt kein Konkurrenzdenken. Wir haben nie ihre Akustiknummer in Frage gestellt. Wir haben das von vornherein akzeptiert. Ich bin jetzt nicht so ein Riesenfan von Akustiksachen, fand es aber gut. Ich habe mir das angehört und hab mir gesagt, das kann man machen. Das ist mit dem Material aber schwierig. Mir als Drummer fehlt natürlich was, weil ich weiß, wie es klingt, wenn eine große Band das spielt. Die machen das auch gut. Und Lupo hatte ja nach 1989 nicht mehr viel gemacht und hat sich das alles wieder draufgeschafft. Willi Wildschwein hat natürlich eine markante Stimme und ist ein guter Musiker. Und auch Nuki ist ein guter Musiker und guter Gitarrist, das haben wir ja auch jahrelang zusammen erlebt. Es gibt nicht ein negatives Wort über die Akustikkonzerte, ganz im Gegenteil.

 

Milla: Wir haben keinen Kontakt zu den anderen. Das ist einfach so. Das liegt aber nicht an uns. Wir haben für uns entschieden, dass wir das jetzt machen.

 

Es war in eurer Presseerklärung zu lesen, dass mit Toni Moff Mollo, Deva Tattva, Demian Hache und Manu Kapolke weitere Musiker aus der letzten Besetzung dabei sind. Ihr habt aber mit Armin Krull einen neuen Sänger, der Musiker aus der Hagener Szene ist. Erzählt doch ein bisschen über ihn und wie ihr auf ihn gekommen seid.

 

Milla: Er war Mitglied von Marrakesh Express (Anmerkung: das war eine Neil Young Coverband, in der auch Milla Kapolke und Tattva mitgespielt haben). Er war darüber hinaus Mitglied in den Hagener Bands The Heroes und Riffs. Die Riffs bewegten sich im Umfeld von den Ramblers und The Stripes.

 

Er ist ein Hagener Urgestein, der jetzt bei euch dabei ist?

 

Rolf: Milla kannte ihn besser. Ich kannte ihn auch nur aus den 80’ern und hatte ihn dann gar nicht mehr auf dem Schirm. Bis Milla dann sagte, der Armin ist gut.

 

Milla: Bei Marrakesh Express, das war in den 2000’ern, da war er dabei. Er hat Musik studiert und ist Musiklehrer. Er hat vielen Hagenern Gitarrenunterricht gegeben.

 

Rolf: Er ist ein Multiinstrumentalist. Er spielt Keyboard, Gitarre, Geige und kann singen. Ein toller Musiker.

 

Das heißt, dass er nicht nur singt, sondern auch einige Gitarrenparts übernimmt?

 

Milla: Ja, er spielt das, was Willi früher gespielt hat. Wir haben ja auch noch Manu und Kevin.

 

Dann spielt ihr mit drei Gitarristen?

 

Milla: Willi hat ja schon ab und zu mal Akustikgitarre gespielt und da hatten wir dann drei Gitarren. Armin kann dann auch instrumental einiges übernehmen, wenn wir das brauchen. Er ist aber hauptsächlich Sänger in der Band.

 

Er wird ja, wenn ich das richtig mitbekommen habe, nicht den gleichen Gesangsstil wie Willi Wildschwein an den Tag legen. Wie klingt er und war das eine bewusste Wahl?

 

Milla: Ja, das war geplant. Wir hätten auch sagen können, dass wir unbedingt einen Sänger wie Willi finden wollen. Hätten wir den nicht gefunden, was dann? Wie Willi kann kein anderer singen. Wir haben uns dann gesagt, wir nehmen einen, der in die Band reinpasst. Bei uns ist die Bandchemie unheimlich wichtig. Wir verstehen uns alle super. Wir sind alle sehr freundschaftlich miteinander verbunden. Und uns muss die Stimme natürlich gefallen. Armin singt anders als Willi. Anders hätte ich das auch komisch gefunden, denn das wäre dann wieder so eine Covergeschichte geworden. Dass wir jemanden mit der Stimme von Willi haben wollten, hätte mir vom Gedanken her eigentlich nicht gepasst. Wir wollen nicht so klingen wie Grobschnitt früher, sondern wir haben jetzt einen anderen Sänger und wir heißen Rockpommel’s Band. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere das nicht gut finden wird. Manche werden sagen: „Ja, der Willi der fehlt doch ...“

 

Rolf: Ganz ehrlich, das ist mir völlig egal.

 

Milla: Das ist mir auch egal.

 

Rolf: Wir setzen einen neuen Punkt. Ab 2025 setzt die Band Rockpommel’s Band einen neuen Punkt. Wir können nicht sagen, wir machen jetzt genau das Gleiche wie 2007 bis 2012. Nein, das wollen wir ja gar nicht. Wir werden die Arrangements neu beleben und anders machen. Die Stücke bleiben alle so erhalten. Aber es ist ja auch logisch, sobald neue Leute hinzukommen, bringen die sich musikalisch auch ein. Sonst hätten wir wie eine Coverband Note für Note spielen müssen. Und genau das will ich aber nicht.

 

Es muss ja auch der Spaß dabei sein.

 

Milla: Als wir 2007 die Band gemacht haben, da sagten auch viele: „Schönes Ding, aber ohne Lupo und ohne Eroc ist das irgendwie nichts.“ Die Leute gab es.

 

Rolf: Es gab die Puristen.

 

Ich weiß, dass es zwei Lager gab.

 

Milla: Und die wird es jetzt auch wieder geben.

 

Rolf: Aber jetzt müssen sie schon drei Sachen vergleichen. Weißt du, was das Bescheuertste eigentlich ist? Wenn man bedenkt, wie viel Musiker die Band grundsätzlich hatte. Es gibt derzeit ja gar nicht mehr die Originalband der 70’er und 80’er Jahre. Wie viel Bassisten, Keyboarder oder Schlagzeuger waren dabei. Wir reden von drei Schlagzeugern, wir reden ja auch von drei Bassisten. Wir könnten eine Allstarfamilienband bilden, wenn man noch alle zusammenkriegte. Stell dir mal vor, was wir für einen Zirkus machen könnten.

 

Milla: Genau wie die Akustikband durchaus bei einigen umstritten ist, so werden wir auch bei einigen wieder umstritten sein. Damit muss man leben. Andererseits wird es hoffentlich viele geben, die das toll finden werden. Und es gab auch viele, die unsere letzte Besetzung toll fanden. Das ist das Entscheidende. Auf die kommt es an. Die uns doof finden, sollen zu Hause bleiben. Das ist ja auch ok und sie dürfen uns auch doof finden.

 

Rolf: Letztendlich geht es doch darum: Es ist deine freie Entscheidung in ein Konzert zu gehen oder sich eine Platte anzuhören. Da wirst du zu nichts gezwungen. Da geht man völlig frei und wertfrei hin und sagt: „Gefällt mir oder gefällt mir nicht“. Und wer es toll findet, kommt beim nächsten Mal vielleicht wieder. Genau wie ich früher eine Platte gekauft habe. Und wenn mir die gefiel, habe ich auch die zweite Platte der Band gekauft. Weil mich das erreicht hat. Wir haben es immer geschafft, Musiker zu sein, die Menschen erreichen und begeistern können. Denn wenn wir da oben auf der Bühne stehen, dann sind wir das. Und das ist glaubwürdig.

 

Es ist natürlich ein Riesenaufwand, den ihr da betreiben müsst, um das auf die Bühne zu bringen. Aber ihr müsst euch ja auf der anderen Seite nichts mehr beweisen, insofern habt ihr doch nur noch den Spaß an der Sache vor Augen.

 

Rolf: Das war auch die Grundlage. Wir haben erstmal gesagt, dass wir Bock darauf haben und dann entwickeln wir Spaß. Als wir zuletzt im Übungsraum waren, da fehlten sogar zwei oder drei. Da dachte ich mir, dass wir das sogar mit den fünf Leuten hätten präsentieren können, so gut war das. Das war wirklich ohne Wenn und Aber so toll und hat so viel Spaß gemacht, dass ich dachte: Wow, danke, danke.

 

Milla: Wir können eben nicht immer mit allen proben.

 

Da passt meine nächste Frage gut. Ihr wohnt ja nicht alle am gleichen Ort, da ist das Proben sicherlich nicht ganz einfach.

 

Rolf: Wir haben einen Zeitplan und solch einen Kalender (Anmerkung: Rolf zeigt auf den Wandkalender) im Übungsraum.

 

Seit wann seid ihr denn schon mit dem Einstudieren der Stücke in dieser Formation beschäftigt und wie oft trefft ihr euch?

 

Rolf: Seit einem Jahr. Fast jeden Sonntag üben wir.

 

Aber ihr trefft euch nicht gemeinsam jeden Sonntag.

 

Milla: Nicht alle.

 

Rolf: Fünf bis sechs treffen sich immer. Meistens fehlen Manu oder Demian, unser anderer Schlagzeuger. Das hat aber mit seinem Job zu tun. Das Gros, also Milla, Tattva, Rolf, Toni und Kevin sind immer dabei. Milla ist immer vornweg und hinter jeder Minute her, in der wir üben. Das Erste, was er macht, wenn wir auseinander gehen, ist immer zu sagen: „Moment, gib mal den Kalender her, wir müssen klären, wann die nächste Probe ist“. Aber er hat ja recht.

 

Milla: (lacht) Wir wollen den Leuten ja auch was bieten.

 

Der Termin steht ja auch.

 

Milla: Genau, der Termin steht. Manu kommt zu den Proben nicht so oft dazu, weil er über 400 km weit weg wohnt. Aber wenn er kommt, dann sind wir alle begeistert. Manu ist so gut, der kommt und kann seine Sachen.

 

Rolf: Er ist immer gut vorbereitet.

 

Milla: Und wenn er dann dabei ist, wird das immer noch besser und wir denken, wow, da kommt jetzt noch eine Gitarre dazu.

 

Rolf: Die beiden Gitarristen stimmen sich aber auch immer über Whatsapp, Telefon oder Videokonferenz ab. Das funktioniert alles.

 

Kevin Hollmann ist ja durch die 2007-2012’er Besetzung zum Fan der Grobschnittmusik geworden. Sein Vater hatte ihn damals mit auf die Konzerte genommen und musste ihm dann eine Gitarre kaufen.

 

Milla: Das war, glaube ich, 2008 in Menden. Da war er 15 Jahre alt.

 

Dann fing er an zu üben und hat ja auch jahrelang bei der Grobschnitt-Tributeband Nebelreise in die Saiten gegriffen, was er sehr gut gemacht hat. War das auch der Grund ihn jetzt in die neue Formation zu nehmen, der ist zwar noch jung, aber der hat die Stücke drauf?

 

Milla: Es sind schon mehrere Aspekte. Zum einen muss es natürlich ein guter Gitarrist sein. Nur, dass er Nebelreise gemacht hat, reicht nicht. Wir fanden ihn wirklich gut und er ist sehr begabt. Wir haben ihn jetzt auch ein bisschen gequält. Unser Niveau ist natürlich auch anspruchsvoll. Das sieht er auch so und er erfüllt das auch. Was uns aber wichtig war, wir wollten jemand haben, der mit Herzblut dabei ist. Wenn wir alle Gitarristen aus Hagen gefragt hätten, hätten viele wahrscheinlich gesagt: „Ja, da machen wir mit und dann schauen wir mal, irgendwie spielen wir das schon“. Aber er liebt diese Musik und er kann alles spielen. Wenn wir sagen: „Wir machen das Stück“, dann sagt er: „Kann ich“. 

 

Rolf: Ich war von den Socken, denn er kann das wirklich. Er ruft das einfach ab und spielt das.

 

Milla: Er liebt diese Musik und das ist unheimlich wichtig. Es ist sein Traum Grobschnittmusik zu spielen.

 

Rolf: Das ist für ihn natürlich der Ritterschlag, dass wir ihn in die Band geholt haben. Ich bin natürlich auch immer gemein und sagte „Überleg es dir gut. Einfach wird´s nicht. Weil, wir sind alle prima und nett, aber in dem Moment wo du abliefern musst, musst du abliefern, sonst hast du ...“

 

Ich hatte mich auch gefragt, ob Kevin schon das Rüstzeug für die Band gehabt hat oder ob das jetzt noch mal eine ganz andere Nummer ist, die ihm viel mehr abverlangt?

 

Rolf: Wir haben ja auch Testproben gemacht, in denen wir mehrere Nummern gespielt haben. Und auch wenn einer einen Fehler macht... Es passiert jedem von uns in einem Arrangement mal ein Fehler. „Ja an der Stelle, stimmt ja, da hätte ich das machen müssen. Habe ich versemmelt, passiert.“ Du kannst solche Arrangements nicht dreitausenprozentig auswendig können, dass man nicht mal einen Fehler macht. Aber für so einen jungen Kollegen, der mit den alten Säcken, mit den Profis spielt, da sagen wir „Lass kommen, lass mal hören. Bevor ich Gänsehaut bekomme, musst du erstmal abliefern“. Es gab Momente, da fiel mir die Kinnlade runter und ich sagte: „Kevin, ich habe gar keine Worte dafür. Hammer“.

 

Ich habe ihn ja damals auch mehrfach bei der Nebelreise gesehen und da hat er das schon hervorragend gemacht.

 

Rolf: Ich bin froh, dass wir ihn jetzt haben. Wenn du diese Musik nicht magst oder nicht liebst, dann kannst du das nicht mal eben spielen. Es gibt genug Profigitarristen, aber das wäre es nicht. Ich kann es gar nicht anders beschreiben.

 

Milla: Es ging auch schnell, weil er die Sachen alle schon konnte.

 

Er bringt dann auch noch mal frisches Blut in die Band, auch weil er mit anderen Ideen kommt?

 

Milla: Ja.

 

Rolf: Ja. Er bietet dann auch immer was an und sagt „Könntet ihr euch vorstellen ...“ Bei Improteilen wie bei „Sonnentanz“, da gibt es ja viele Möglichkeiten, wo sich jeder entfalten kann. Da sind ja auch Teile drin, wo wir sagen können: „So, jetzt geben wir mal Gas“.

 

Milla: Er ist ein wirklich guter Gitarrist. Und mit ihm sind wir sehr glücklich.

Es ist aber zudem auch so, dass Manu jetzt eine größere Rolle in der Band spielt. Bei der damaligen Band, in der Nuki mitgespielt hat, waren die Rollen klar verteilt. Nuki war der Lead-Gitarrist und Manu der Rhythmus-Gitarrist. Das ist im Großen und Ganzen auch noch so, weil Kevin mehr Soli spielt als Manu. Manu übernimmt jetzt aber trotzdem mehr Soloparts als damals.  Die beiden verstehen sich gut und sprechen sich ab. Sie haben einige Sachen auch zweistimmig entwickelt, die vorher gar nicht zweistimmig waren. Es ist schon ganz gut.

 

Rolf: Manu ist auch multimedial. Er kann singen, Gitarre und Keyboard spielen. Auch die Gesangsnummern, wenn alle vier zusammen singen, das ist schon toll. Wall Of Sound.

 

Milla: Und dann haben wir auch zwei Schlagzeuger, was ich toll finde. Die wechseln sich ab und spielen unterschiedlich. Das ist für die Abwechslung natürlich auch toll, weil Rolf einen ganz anderen Stil als Demian hat.

 

Rolf: Ich sag dann öfter: „Mach du das doch. Du bist doch viel jünger.“ Dann reicht mir das und der kann das dann auch. Das macht richtig Spaß, weil er auch ein toller Musiker und rhythmisch ganz vorne ist.

 

Kommen wir mal zum Programm: Wenn man sich Rockpommel’s Band nennt, dann ist natürlich klar, dass auch „Rockpommel’s Land“ nicht fehlen darf. Die Frage ist natürlich, in welcher Form ihr das präsentieren werdet.

 

Milla: Eine Setlist geben wir noch nicht heraus, denn wenn wir verraten, was gespielt wird, dann ist so eine gewisse Überraschung weg.

 

Aber bei dem Namen Rockpommel’s Band ist natürlich klar, dass die Fans „Rockpommel’s Land“ erwarten. Vor allem stellt sich die Frage, ob es nur Auszüge geben wird, oder ob es – wie auch schon 2010 – 2012 – monumentaler werden könnte.

 

Rolf: Monumental, ja. Es wird auch ein paar neue Überraschungen geben, von Stücken, die wir damals nicht gemacht haben.

 

Aber es wird sich mehr so auf den Bereich ab „Rockpommel’s Land“ bis zu „Fantasten“ beschränken und nicht die älteren Stücke betreffen.

 

Milla: Genau.

 

Rolf: Wir greifen überall rein. Zeitgeschichtlich haben wir eine ganze Epoche miteinander verwebt.

 

Wie vorhin schon rauszuhören war, werdet ihr euch an den Originalen orientieren und lediglich ein wenig an den Arrangements feilen, so dass es frisch klingt.

 

Rolf: Wir werden nichts verändern, aber durch die Spieltechnik der neuen Leute ergeben sich automatisch ganz andere Klangeindrücke. Es können fünf verschiedene Bands das gleiche Arrangement spielen und es wird sich doch jedes Mal anders anhören. Das ist bei uns, Gott sei Dank, auch so.

 

Milla: Es wird aber vom Programm her ein paar Überraschungen geben.

 

Rolf: Da wird es einiges geben, was die Leute noch nicht gehört haben. Und die werden sagen „Ooooh“

 

Um auf die Showeinlagen noch einmal zurückzukommen. Rolf, ich weiß, dass du einige Originalutensilien aus den 80’er Jahren und der Zeit von 2007 -2012 besitzt. Welche Originale werden auf der Bühne zu sehen sein bzw., auf welche Showelemente können sich die Fans freuen?

 

Rolf: Es ist alles da. Ich habe die Sachen alle archiviert. (lacht)

 

Da ist also nichts weggekommen?

 

Rolf: Man konnte mir auch nichts wegnehmen, das sind meine. Den Marabu, den habe ich erarbeitet und fertiggestellt. Das ist noch der Uralte, der Originalschädel aus den 70’ern. Der ist auch bis 2012 mit auf der Bühne gewesen. Wenn du jetzt die Farbe entfernen würdest, käme der Originalschädel aus den 70’ern zum Vorschein. Die Leute werden sich freuen und sagen: „Jau, da ist er“.

 

Kommen wir mal zu den Konzerten. Anfang Oktober geht es erst einmal mit zwei Konzerten in Hagen-Hohenlimburg los. Obwohl keine Werbung gemacht wurde, waren sie schnell ausverkauft. Was ich mich sofort gefragt habe, dass ihr im Mai 2007 ebenfalls mit zwei Konzerten (das Zweite musste aufgrund stimmlicher Probleme von Willi kurzfristig abgesagt werden) im Werkhof in Hagen-Hohenlimburg gestartet seid. Habt ihr den Erfolg von damals als gutes Omen gesehen und die Entscheidung getroffen mit Rockpommel’s Band nun ebenfalls an diesem Ort mit zwei Konzerten an den Start zu geben?

 

Milla: Wir wussten ja nicht, wie wir starten sollten. Das erste Konzert in der Stadthalle Hagen zu geben, war mir ein bisschen zu mutig. Und der Werkhof ist Kult, da haben wir damals zweimal Konzerte geplant, von denen eins ausgefallen ist. Die Premiere dort war auch für die Fans gut. Die waren begeistert und da kam die Stimmung auf: Es geht wieder los.

 

Rolf: Der Werkhof ist unser „Wohnzimmer“. Da haben wir mit Green und den Breiten oft gespielt. Wir haben alle da zigmal in unserem Leben gespielt. Da starten wir immer. Da zu starten war uns klar, da wollten wir unsere Testballons immer starten.

 

Milla: Ja genau. Da haben wir schon viele denkwürdige Konzerte gespielt. Allerdings gehen wir jetzt von der Katakombe in den Saal hoch.

 

Das hatte ich gelesen. Da passen wahrscheinlich mehr Leute rein.

 

Milla: Die Katakombe war innerhalb kurzer Zeit komplett ausverkauft. Da passen so 250 Besucher rein. Aber wenn da 250 Leute drin sind, dann kann der, der vorne vor der Bühne steht, nicht mehr zur Toilette gehen und du kannst dir auch nicht mal mehr ein Bier holen. Es wollten auch noch viele Leute kommen. In den Saal passen noch 100 Leute mehr rein. Den machen wir aber nicht so voll, so dass die Leute auch bequem dort stehen können. Und dann ist das für uns ok, denn Werkhof bleibt Werkhof.

 

Rolf: Wir haben ja auch noch Gäste und Pressevertreter, die müssen wir ja auch noch berücksichtigen. Irgendwann ist es auch zu voll, wo es dann unangenehm wird. Auch für die Älteren unter uns. Wir haben ja auch nicht mehr das Publikum Ü30, sondern eher so Ü60. Wenn wir schon an die 70 sind, dann sind die meisten unserer Fans ja auch schon an die 60.

 

Wenn ich mehr als zwei Stunden stehen muss, komme ich auch schon so langsam an meine Grenzen.

 

Milla: Das ist das Problem. Inzwischen wollen die meisten auch lieber sitzen. Das ist auch so ein Thema, dem wir uns irgendwann einmal stellen müssen. Wirklich, ohne Blödsinn. Weil wir jetzt auch keine Pogo- oder Tanzmusikband sind.

 

Rolf: Genau. Wir machen zwar nicht nur 90 Minuten, aber auch nicht mehr diese dreieinhalbstündigen Konzerte.

 

Milla: Wir sind ja wie Symphonic Floyd oder Pink Floyd eher eine „Sitzband“, eigentlich zum Zuhören. Das wird dann auch für uns ein Thema werden, also wie wir damit in Zukunft umgehen. Wir spielen im nächsten Jahr auch in der Paderhalle in Paderborn. Das scheint eine schöne große zu Halle zu sein. Die ist unter Umständen auch bestuhlt, das weiß ich aber nicht genau.

 

Das war natürlich auch eine Frage, die mich und auch viele Fans beschäftigt, ob es nach den zwei Konzerten live weitergehen wird. Paderborn ist schon in trockenen Tüchern?

 

Rolf: Ja. Es ist ein Festival am 21. März 2026 in der Paderhalle. Aber es gehen bei uns täglich Anfragen bezüglich Liveauftritte ein. Gerade heute ist wieder eine Anfrage gekommen.

 

Milla: Damit haben wir gar nicht gerechnet. Vor allem, weil die uns ja noch gar nicht gehört haben. Die Anfragen kommen aus ganz Deutschland. Das EMPIRE hat bei uns als erstes nachgefragt, ob wir am 02.05.2026 auf dem Festival in Ramstein spielen könnten. Das hätten wir sehr gerne gemacht, mussten aber aus privaten Gründen leider absagen. Es gab bis jetzt so viele Anfragen, da könnten wir sogar eine kleine Tournee machen. Das geht aber nicht, da wir nur samstags spielen können, da wir keine Profimusiker sind und einige von uns ja in der Woche arbeiten müssen.

 

Rolf: Mit der Technik müssen wir 15 Leute unter einen Hut kriegen, die alle unterschiedlich aufgestellt sind. Die paar Rentner, die könnten zwar täglich spielen, aber die anderen nicht.

 

Milla: Wir können immer. Obwohl das 2007 auch so war, da war ich ja noch Lehrer. Ich konnte auch in der Woche nicht immer spielen.

 

Willi war zu dem Zeitpunkt aber schon in Rente.

 

Milla: Willi hätte gekonnt. Aber Nuki und Demi mussten arbeiten und Manu hat zu der Zeit studiert. Wir haben damals immer am Wochenende gespielt und das wird jetzt dieses Mal wieder so sein.

 

Rolf: Ich habe damals sogar für die Grobschnitt-Konzerte einen Ersatz bei Extrabreit gehabt. Der Vorteil ist aber, dass ich die Termine von beiden Bands kontrolliere und die Anfragen beantworte. Hier ist ja auch das Büro von Extrabreit. Ich habe hier einen Kalender und weiß daher immer, wann wir spielen bzw. wann wir spielen sollen. Und das kann ich dann arrangieren.

 

Ihr habt auch einen Bezug zur 2007’er bis 2012’er Konzertreihe für eure neuen Auftritte genommen. 1989 ist Grobschnitt auf die „Last Party Tour“ gegangen und führte die ab 2007 mit der „Next Party“ weiter. Ihr habt mit einem Augenzwinkern nun eure Liveauftritte unter das Motto „Über-Next Party“ gestellt. Ein humorvoller Hinweis auf die 2007-2012 Konzerte? Und ich dachte mir, dass es dann ja doch noch weitergeht.

 

Milla: Ja, es geht danach auch weiter. Das war Manus Idee. Wir dachten uns, dass wir die „Next Party“ gemacht haben und dann kam die „Akustikparty“, da machen wir jetzt die „Über-Next-Party“. Das war von uns aber immer wertfrei angedacht. Das fanden wir humorvoll.

 

Rolf: Als ich das gesehen habe, dachte ich, gute Idee. Er hat ja recht. Der Vorteil ist, dass wir das jetzt ganz entspannt angehen können.

 

Milla: Wir haben nichts mehr zu verlieren und müssen uns nichts mehr beweisen.

 

Rolf: Und alles andere werden wir so entscheiden, wie wir alle können, wie wir Lust haben und wie es finanzierbar ist. Wir müssen bei so vielen Leuten natürlich auch gucken, wie wir den Transport, Manpower vom Licht und Ton organisieren. Wir haben in der Peripherie ja auch Leute, die davon leben müssen. Unser neuer Tontechniker, den wir haben, der ist Profi. Ein guter Mann, der das gerne macht, weil der ein Typ ist, der da mit Leib und Seele dabei ist, der sich das alles drauf schafft. Der muss sich ja auch einen Plan machen, wieviel Kanäle er hat, weil wir ja eine große Band sind. Er muss ja wissen wie viel Mikrophone wir brauchen, denn bei uns singt ja nicht nur einer, sondern es singen vier. Drei Gitarristen, Bassmann, Keyboarder und sogar zwei Schlagzeuger. Der Transport ist ein Problem. Und dann kommt ja noch der Bühnenaufbau. Und das kriegen wir als Musiker nicht alleine hin, also machen wir das so, wie wir das damals auch gemacht haben.

 

Milla: Man muss sich damit beschäftigen. Du brauchst nicht nur die Band, die Musiker, sondern auch die Leute drumherum. Wer macht die Show, wer kümmert sich um die Kostüme, Licht, Sound? Das gehört alles dazu.

 

Rolf: Ich muss spielen. Da muss der Rest koordiniert werden, wann der Marabu kommt usw. Da musst du Leute für haben.

 

Milla: Wir hatten früher eine super Truppe. Harro (Anmerkung: Harro Kleffmann – langjähriger Tontechniker bei Grobschnitt) macht aber nichts mehr. Der geht in Rente und hört auf. Wir haben jetzt eine andere super Truppe, genug Leute, die sich um die Dinge kümmern.

 

Rolf: Erstaunlicherweise haben wir die gefunden. Mit dem Tontechniker, der nicht aus Hagen kommt, hatten wir zum ersten Mal mit Extrabreit gearbeitet. Das hat gut geklappt und der kann das. Dann hat er mit uns Green gemacht und ich sagte mir: „Das ist genau der Mann“. Und den begeistert die Musik, die wir machen, auch. Er hat auch Theatererfahrung. Er macht den Ton auch im Theater und im Studio. Wir freuen uns darauf, dass es jetzt bald losgeht. Jetzt will ich es auch wissen. Jetzt proben wir noch wie die Teufel und dann will ich aber auch die Leute reinlassen.

 

Milla: Das Interesse ist jetzt schon riesengroß. Wir hatten die beiden Konzerte im Werkhof ziemlich schnell ausverkauft und das ohne Werbung.

 

Rolf: Es war ja eigentlich nur auf der Party, wo wir das angekündigt haben.

 

Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen und viel Erfolg und Spaß bei den Auftritten.

Stephan Schelle, Hagen 10.07.2025

Menue - Musiker