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Interview mit Bernd Scholl aka Moonbooter
zum Anlass des neuen Labels MellowJet Records am 01.08.2007 geführt
 

Stephan: Du hast mittlerweile vier CDs und eine DVD beim CDR-Label Syngate herausgebracht. Im August 2007 wirst du nun mit deinem eigenen Label „MellowJet Records“ an den Start gehen. Wird es deinen kompletten Katalog bei deinem neuen Label geben?

Bernd: Kurzum: Ja, alle Releases werden nun über „MellowJet-Records“ vertrieben.

Stephan: Wie bist Du auf den Namen gekommen?

Bernd: Ich pflege immer eine Liste mit interessanten Namen oder Sätzen, die ich dann für neue Alben oder Titeln benutze. Denn immer dann, wenn man was sucht, fällt einem nix Gescheites ein. Vor etwa einem Jahr war mir dieser Name beim Brainstorming für ein neues Projekt eingefallen. Daraus ist aber nichts geworden und so stand der immer noch in meiner Liste. Ich finde, er passt gut zur Idee von „MellowJet“, also weicher und trotzdem spritziger Musik mit Anspruch und Identität. Trotzdem assoziiert er irgendwas Elektronisches und auch die Brücke zum Vintage der EM konnte ich über den verwendeten Schriftsatz lösen.

Stephan: Wie sehen die CDs aus? Werden es auch CDRs sein oder gehst du mit den Aufnahmen in ein Presswerk?

Bernd: Alle Alben, die bereits einmal erschienen sind, werden als CDR auch weiter geführt. Die Qualität der CDR selbst bleibt dabei mindestens genau so gut. Alle Alben-Neuerscheinungen werden als gepresste CD erscheinen. Mein aktuelles Album ist bereits angeliefert worden und ist nun erhältlich. Nur bei neuen Talenten oder LiveCD´s werde ich am Anfang CDR´s produzieren und dann sehen wie´s läuft.

Stephan: „Under Control“ ist doch bereits im April erschienen?

Bernd: Jein, der richtige Start war eigentlich für April 2008 geplant und es sind auch ein paar davon verkauft und als Promo verschickt worden. Kurz darauf hatte ich dann endlich die Möglichkeit eigene Wege zu gehen und die Produktion einer richtigen CD war schon längst überfällig auf meiner persönlichen Lebens-Wunschliste.

Stephan: Worin liegen Deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile von CDs und CDRs?

Bernd: CDR´s sind sinnvoll um zu erfahren, ob die Musik die drauf ist, beim Publikum ankommt. Gerade bei Newcomern kann man das Risiko, auf den Kosten einer Produktion sitzen zu bleiben, auf elegante Weise eliminieren. Die Qualität von CDRs ist nicht zwangsläufig schlechter als die einer gepressten CD, wenn man das richtige Material benutzt und ein paar Regeln beachtet. Leider wehren sich aber viele Radiosender gegen CDR´s und auch andere, große Labels bemustern diese nur selten. Ich finde das sehr schade, kann´s aber auch irgendwie nachvollziehen. Aber irgendwann ist eine echte CD für jeden ernsthaften Musiker Pflicht und drückt sich dadurch auch erst aus.

Stephan: Wird es veränderte Cover geben oder sogar auch Bonusstücke auf den Neupressungen?

Bernd: Die Cover habe ich grundlegend überarbeitet und die ursprünglichen Ideen, wieder verwertet. Die Titel der CD´s habe ich so gelassen, wie sie sind. Da gab´s nichts mehr zu ändern. Außerdem sind die Alben fast randvoll und dann hätte ich andere Titel streichen müssen. Ich hatte Deinen Gedanken auch für einen Moment, besonders in Bezug auf mein erstes Album „Teralogica“. Aber ich habe mich dann doch dagegen entschieden. Ein Grund, nein, der Grund war, dass man meine musikalische Entwicklung in den letzten Jahren so besser nachvollziehen kann. Wenn auf einmal die ersten Sachen ganz neu klingen oder zusätzliche Songs dazu kommen, ist dieser Effekt weg. Ich konnte es mir aber trotzdem nicht nehmen lassen „Teralogica“ dann doch noch mal dezent neu zu mastern. Aber wirklich sehr dezent.

Stephan: Du hast ja in der Vergangenheit auch schon für einige Produktionen das Mastering gemacht. Welche Dienstleistung bietest du den Künstlern die auf deinem Label veröffentlichen wollen?

Bernd: Alles, und noch viel mehr (lacht). Nein, mal im Ernst. Eigentlich alles, was ein ernsthaftes Label so macht. Coverdesign, professionelles Mastering, CD-Produktion, Verkauf, Anmeldungen für Gema, Labelcode, ISRC, und so weiter. Und am Wichtigsten natürlich auch die ganze Promo. Ich habe für viele Bereiche geeignete Partner, die mich unterstützen und auch frischen Wind in die Sache bringen. Man kann und sollte nicht versuchen alles alleine zu machen. Besonders freue ich mich über meinen Medienvertriebspartner, der für „MellowJet“ das ganze Thema Onlinedownloads wie ITunes, übernommen hat.

Stephan: Also wird es Deine Musik auch im bezahlten Download geben?

Bernd: Ja, aber nicht nur meine, sondern von allen Artists auf „MellowJet“. Ich sehe darin eine große Chance. Gerade in der EM, die ja eigentlich besonders interessiert an neuen Technologien sein müsste, ist dieses Medium noch wenig akzeptiert. Trotzdem ist dieser Markt für uns sehr wichtig, da man genau hier neue Menschen und somit Fans für die EM erreicht und so erst begeistern kann.

Stephan: Steht das nicht im Widerspruch zur CD-Produktion und dem damit verbundenen Verkauf?

Bernd: Nein, ganz und gar nicht. Es gibt eine Klientel, die ein richtiges Produkt in der Hand halten will. Das passiert mir auch, zum Beispiel mit meiner Café del Mar - Sammlung. Da muss ich einfach die neuste, echte CD besitzen. Will ich mal eben nur einen Song der mir gefällt kaufen oder nutze sowieso nur noch den IPod zum Hören, dann lad ich mir das auch über ITunes & Co. Das geht einfach und schnell, und spart zusätzlich Platz im Regal. Das ist eine Art Philosophie, und es wäre schade eine bestimmte Käuferschicht grundsätzlich auszuschließen. Außerdem höre ich zu oft die Frage: Gibt´s das auch bei ITunes?

Stephan: Hast du schon andere Musiker für das neue Label gewinnen können?

Bernd: Ja, klar. Nach meinem Neuanfang, kamen natürlich Anfragen an mich, wie´s denn nun mit dem moonbooter weiter geht. Meine Entscheidung was Eigenes zu machen, war relativ schnell klar. Als ich das mit dem neuen Label auf meiner Website veröffentlichte, kamen schnell ein paar Anfragen. Aus den einen ist dann leider erst mal nichts geworden, andere habe ich dann ablehnen müssen, und wieder andere stehen derzeit noch aus. Das Duo „Wellenfeld“ war aber sofort dabei. Ich kenne den Andreas und den Detlef sehr gut und ihre Musik und ihre Art haben mir von Anfang an sehr imponiert. Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass sie so schnell zugesagt haben und mit mir gemeinsam ins kalte Wasser gesprungen sind. Aber ich bzw. wir sind ja noch am Anfang, und ich hoffe natürlich auch neue und bekannte Leute für „MellowJet“ gewinnen zu können. Lasst Euch am Besten einfach mal überraschen.


Wellenfeld

Stephan: Welches Ziel verfolgst Du mit „MellowJet“?

Bernd: Ich habe über 15 Jahre in einem großen IT-Unternehmen gearbeitet und habe dadurch wohl einen hohen Anspruch an die Dinge, die ich so mache. Daher möchte ich mit „MellowJet“ besondere neuzeitliche, aber ohrentaugliche EM veröffentlichen und interessante Künstler promoten. Gerade das Assimilieren von EM-Stilelementen mit anderen Genres finde ich sehr interessant. Und auch gut gemachte Ambient-Sachen finde ich sehr interessant. Ich möchte keinen Einheitsbrei haben, wo alles nur nach TD oder Schulze klingt und dann auch noch wohlmöglich schlecht produziert ist. Die Artists sollen sich gegenseitig unterstützen und das Beste aus Ihren Ideen, Songs und Alben herausholen. Das machen die Großen auch. Da ist selten einer verantwortlich für eine komplette Produktion. Wenn wir das gemeinsam schaffen, bin ich zufrieden.

Stephan: Mit einigen Musikern hast du im Januar dieses Jahres ein sehr schönes Festival im Wuppertaler Rex-Theater organisiert. Wird es neben den CD-Veröffentlichungen auch Konzertveranstaltungen von „Mellow Jet Records geben?

Bernd: Daran kann ich mich gut erinnern. Das war der Abend, wo zum ersten und letzten Mal im vergangenen Winter Schnee lag (lacht). Aber klar, davon lebt ja die EM. Das Thema „Ambient-Experience“ hatte ich vor mehr als einem Jahr mit Erik Seifert und Wellenfeld ins Leben gerufen. Wir werden dieses Projekt auch weiter pflegen und es wird definitiv weitere Veranstaltungen unter diesem Spirit geben. Der Termin steht schon. Ich werde dies als Label unterstützen. Ich würde gerne mehr machen. Das Problem ist eigentlich immer die Lokation. Es ist sehr schwierig, das Passende zu finden, mit dem man auch neue Leute anspricht. Aber ich bin dabei, und sobald ich mehr weiß, gibt´s dazu eine Info auf der Webpage.

Stephan: Nun ist gerade erst Deine neueste CD „Under Control“ erschienen und auf Deiner Homepage www.mellowjet.de ist schon ein neuer Track mit dem Titel „Infect Me“ und auf deiner Page www.moonbooter.de sind die Stücke „Anesthetic Technique“, „Dancing Slippers“ und „HouseMusic 2007“ zu hören. Wie sehen deine weiteren musikalischen Pläne aus?

Bernd: Das Album „Under Control“ war bereits im Ende März diesen Jahres fertig. Seither sind ja auch schon wieder ein paar Monate vergangen. Musik ist ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben. Ich liebe die EM und arbeite immer an neuen Sachen. Manchmal muss ich aber auch mal eine Auszeit von diesem Genre nehmen und produziere dann immer ein paar reine Club- oder Ambient-Tracks. Das macht einfach Spaß und dient der Inspiration. Dabei entstehen dann sehr interessante neue Sachen, die ich dann auch für neue moonbooter-Songs verwerte. In ein paar Webportalen für die jüngere Generation, kommen diese Experimente immer ganz gut an. Aber ich bin kein DJ mehr und meine Club-Zeit ist schon lange vorbei. Und bevor die Songs auf meiner Harddisk vergammeln, biete ich diese zum kostenlosen Download an. So konnte ich schon viele jüngere Interessenten auf die klassische EM aufmerksam machen. Das hat aber nichts mit meinem eigentlichen moonbooter-Sound zu tun. Bei „Infect Me“ ist das anders. Der Song ist einfach ein Kurz-Appetizer für die neue Label-Homepage und zeigt eigentlich ganz gut, wo meine musikalische Reise derzeit hingeht. Ich wollte damit die visuelle Stimmung der neuen Seite einfangen und gezielt durch einen Song untermalen. Ich hoffe das hat geklappt.

Stephan: Du hast auf deinen Veröffentlichungen ja bisher schon einen gewissen Bogen zwischen der traditionellen Elektronikmusik (“Berliner Schule“) und modernen, tanzbaren Stilen, wie sie beispielsweise bei Schiller zu hören sind geschlagen. Welchen musikalischen Stil willst du zukünftig verfolgen?

Bernd: [längere Denkpause] Das weiß ich nicht. Die Frage habe ich mir auch selbst noch nie gestellt. Die einzige Anforderung, die ich mir von Anfang an, also seit den 90ern, selbst gestellt habe, ist und war eine Brücke zwischen der klassischen EM und aktuellen Stilen zu bauen. Das ist mir auch irgendwie gelungen, wenn ich Deine Frage richtig interpretiere. Ich orientiere mich nie bewusst an irgendwelchen Vorgaben. Alles was passiert, passiert von selbst. So entscheidet der Zufall oder ein schöner Nachmittag mit meinem Sohn über die Entstehung eines neuen Songs, der dann irgendwann vielleicht aufs nächste Album kommt. So ist das bisher immer gewesen, und daran möchte ich auch nichts ändern.

Vielen Dank für das Gespräch

Zur Website von MellowJet: www.MellowJet.de

 
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