Bernd:
Alles, und noch viel mehr (lacht). Nein, mal im Ernst. Eigentlich
alles, was ein ernsthaftes Label so macht. Coverdesign, professionelles
Mastering, CD-Produktion, Verkauf, Anmeldungen für Gema, Labelcode, ISRC,
und so weiter. Und am Wichtigsten natürlich auch die ganze Promo. Ich
habe für viele Bereiche geeignete Partner, die mich unterstützen und
auch frischen Wind in die Sache bringen. Man kann und sollte nicht
versuchen alles alleine zu machen. Besonders freue ich mich über meinen
Medienvertriebspartner, der für
„MellowJet“ das ganze Thema
Onlinedownloads wie ITunes, übernommen hat.
Stephan:
Also wird es Deine Musik auch im bezahlten Download geben?
Bernd:
Ja, aber nicht nur meine, sondern von allen Artists auf
„MellowJet“.
Ich sehe darin eine große Chance. Gerade in der EM, die ja eigentlich
besonders interessiert an neuen Technologien sein müsste, ist dieses
Medium noch wenig akzeptiert. Trotzdem ist dieser Markt für uns sehr
wichtig, da man genau hier neue Menschen und somit Fans für die EM
erreicht und so erst begeistern kann.
Stephan:
Steht das nicht im Widerspruch zur CD-Produktion und dem damit
verbundenen Verkauf?
Bernd:
Nein, ganz und gar nicht. Es gibt eine Klientel, die ein richtiges
Produkt in der Hand halten will. Das passiert mir auch, zum Beispiel mit
meiner Café del Mar - Sammlung. Da muss ich einfach die neuste, echte CD
besitzen. Will ich mal eben nur einen Song der mir gefällt kaufen oder
nutze sowieso nur noch den IPod zum Hören, dann lad ich mir das auch
über ITunes & Co. Das geht einfach und schnell, und spart zusätzlich Platz
im Regal. Das ist eine Art Philosophie, und es wäre schade eine
bestimmte Käuferschicht grundsätzlich auszuschließen. Außerdem höre ich
zu oft die Frage: Gibt´s das auch bei ITunes?
Stephan:
Hast du schon andere Musiker für das neue Label gewinnen können?
Bernd:
Ja, klar. Nach meinem Neuanfang, kamen natürlich Anfragen an mich,
wie´s denn nun mit dem moonbooter weiter geht. Meine Entscheidung was
Eigenes zu machen, war relativ schnell klar. Als ich das mit dem neuen
Label auf meiner Website veröffentlichte, kamen schnell ein paar
Anfragen. Aus den einen ist dann leider erst mal nichts geworden, andere
habe ich dann ablehnen müssen, und wieder andere stehen derzeit noch
aus. Das Duo „Wellenfeld“ war aber sofort dabei. Ich kenne den Andreas
und den Detlef sehr gut und ihre Musik und ihre Art haben mir von Anfang
an sehr imponiert. Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass sie so
schnell zugesagt haben und mit mir gemeinsam ins kalte Wasser gesprungen
sind. Aber ich bzw. wir sind ja noch am Anfang, und ich hoffe natürlich
auch neue und bekannte Leute für
„MellowJet“ gewinnen zu können. Lasst
Euch am Besten einfach mal überraschen.

Wellenfeld
Stephan:
Welches Ziel verfolgst Du mit „MellowJet“?
Bernd:
Ich habe über 15 Jahre in einem großen IT-Unternehmen gearbeitet und
habe dadurch wohl einen hohen Anspruch an die Dinge, die ich so mache.
Daher möchte ich mit „MellowJet“ besondere neuzeitliche, aber
ohrentaugliche EM veröffentlichen und interessante Künstler promoten.
Gerade das Assimilieren von EM-Stilelementen mit anderen Genres finde
ich sehr interessant. Und auch gut gemachte Ambient-Sachen finde ich
sehr interessant. Ich möchte keinen Einheitsbrei haben, wo alles nur
nach TD oder Schulze klingt und dann auch noch wohlmöglich schlecht
produziert ist. Die Artists sollen sich gegenseitig unterstützen und das
Beste aus Ihren Ideen, Songs und Alben herausholen. Das machen die
Großen auch. Da ist selten einer verantwortlich für eine komplette
Produktion. Wenn wir das gemeinsam schaffen, bin ich zufrieden.
Stephan:
Mit einigen Musikern hast du im Januar dieses Jahres ein sehr
schönes Festival im Wuppertaler Rex-Theater organisiert. Wird es neben
den CD-Veröffentlichungen auch Konzertveranstaltungen von
„Mellow Jet
Records“ geben?
Bernd:
Daran kann ich mich gut erinnern. Das war der Abend, wo zum ersten
und letzten Mal im vergangenen Winter Schnee lag (lacht). Aber klar,
davon lebt ja die EM. Das Thema „Ambient-Experience“ hatte ich vor mehr
als einem Jahr mit Erik Seifert und Wellenfeld ins Leben gerufen. Wir
werden dieses Projekt auch weiter pflegen und es wird definitiv weitere
Veranstaltungen unter diesem Spirit geben. Der Termin steht schon. Ich
werde dies als Label unterstützen. Ich würde gerne mehr machen. Das
Problem ist eigentlich immer die Lokation. Es ist sehr schwierig, das
Passende zu finden, mit dem man auch neue Leute anspricht. Aber ich bin
dabei, und sobald ich mehr weiß, gibt´s dazu eine Info auf der Webpage.
Stephan:
Nun ist gerade erst Deine neueste CD „Under Control“ erschienen und
auf Deiner Homepage
www.mellowjet.de
ist schon ein neuer Track mit dem Titel „Infect Me“ und auf deiner Page
www.moonbooter.de
sind die Stücke „Anesthetic Technique“, „Dancing Slippers“ und „HouseMusic
2007“ zu hören. Wie sehen deine weiteren musikalischen Pläne aus?

Bernd:
Das Album „Under Control“ war bereits im Ende März diesen Jahres
fertig. Seither sind ja auch schon wieder ein paar Monate vergangen.
Musik ist ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben. Ich liebe die EM und
arbeite immer an neuen Sachen. Manchmal muss ich aber auch mal eine
Auszeit von diesem Genre nehmen und produziere dann immer ein paar reine
Club- oder Ambient-Tracks. Das macht einfach Spaß und dient der
Inspiration. Dabei entstehen dann sehr interessante neue Sachen, die ich
dann auch für neue moonbooter-Songs verwerte. In ein paar Webportalen
für die jüngere Generation, kommen diese Experimente immer ganz gut an.
Aber ich bin kein DJ mehr und meine Club-Zeit ist schon lange vorbei.
Und bevor die Songs auf meiner Harddisk vergammeln, biete ich diese zum
kostenlosen Download an. So konnte ich schon viele jüngere Interessenten
auf die klassische EM aufmerksam machen. Das hat aber nichts mit meinem
eigentlichen moonbooter-Sound zu tun. Bei „Infect Me“ ist das anders.
Der Song ist einfach ein Kurz-Appetizer für die neue Label-Homepage und
zeigt eigentlich ganz gut, wo meine musikalische Reise derzeit hingeht.
Ich wollte damit die visuelle Stimmung der neuen Seite einfangen und
gezielt durch einen Song untermalen. Ich hoffe das hat geklappt.
Stephan:
Du hast auf deinen Veröffentlichungen ja bisher schon einen gewissen
Bogen zwischen der traditionellen Elektronikmusik (“Berliner Schule“)
und modernen, tanzbaren Stilen, wie sie beispielsweise bei Schiller zu
hören sind geschlagen. Welchen musikalischen Stil willst du zukünftig
verfolgen?
Bernd:
[längere Denkpause] Das weiß ich nicht. Die Frage habe ich mir auch
selbst noch nie gestellt. Die einzige Anforderung, die ich mir von
Anfang an, also seit den 90ern, selbst gestellt habe, ist und war eine
Brücke zwischen der klassischen EM und aktuellen Stilen zu bauen. Das
ist mir auch irgendwie gelungen, wenn ich Deine Frage richtig
interpretiere. Ich orientiere mich nie bewusst an irgendwelchen
Vorgaben. Alles was passiert, passiert von selbst. So entscheidet der
Zufall oder ein schöner Nachmittag mit meinem Sohn über die Entstehung
eines neuen Songs, der dann irgendwann vielleicht aufs nächste Album
kommt. So ist das bisher immer gewesen, und daran möchte ich auch nichts
ändern.
Vielen Dank für das Gespräch
Zur Website von MellowJet:
www.MellowJet.de