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Teil 2 des EROC-Interviews
 

Stephan: Jetzt kommen natürlich einige Fragen zu Deiner Solokarriere. Wann bist Du darauf gekommen eine Soloplatte zu machen?

Eroc: Jau. Ach das war damals so ... Wir haben ja ... "Eroc eins", "Eroc zwei", das lief ja immer parallel zu GROBSCHNITT. Toni und ich, wir haben uns zum Beispiel oft getroffen um Sachen für die Show auszudenken, Gags und Späße. Ham‘ zur Probe auch mal was aufgenommen, irgendwie Irrsinnslieder oder sowas. Nicht alles wurde von den anderen toleriert und vieles wurde abgeschmettert. Aber es gefiel uns dann und ich habe dann gesagt, "Weißt Du was, wir können das ja auch selber rausbringen." Der Knackpunkt kam eigentlich durch Günter Körber, das war der erste A&R-Manager der Metronome, der mit uns was zu tun hatte. Den gibt’s heute noch, der hat das Sky-Records-Label gegründet, der Körber. Und der hat bei mir zu hause zufällig mal eins meiner Stücke gehört mit dem Namen "Horrorgoll". Das war so eine Klangcollage mit Fasingeffekten und ganz verrückten Sounds. Und das gefiel dem so unglaublich gut, da sagt der, "Hör mal, das ist ja genial. Bring das auf Platte raus." Ich sagte, "Scheiße, will sich doch keiner anhören. Das hab ich hier für meine Freunde gemacht. Wenn wir mal bekifft sind, dann ziehen wir uns das mit Kopfhörer rein." "Jaa," sagt er "was meinst Du wieviel Leute noch bekifft sind. Bring das doch mal raus." Ja und dann hat der mich quasi dazu getrieben die "Eroc eins" zu machen. Und das ging dann einfach so weiter. Nur richtig wurd es dann erst mit der "Eroc 3" bekannt, mit der "Wolkenreise". Die hab ich ja bekanntlich für die Söldner-Show, für so’n Theaterstück gemacht, als Anfangsmusik. Und das lief dann im Vorprogramm zu dieser Show und die Leute waren immer ganz begeistert. Der ganze Saal klatschte mit, wenn diese "Wolkenreise" ertönte. Ja und dann habe ich gedacht, bringst’e es auch mal irgendwie mit auf so’ne LP von dir, auf die "Eroc 3", die ja auch schon ‘ne Collage aus verschiedenen Zeiten war, ähnlich wie die "Grobschnitt Story". "Eroc 3" war die erste Grobschnitt Story. Und dann ging das los. Dann hat die Metronome gecheckt, daß man damit wohl Geld verdienen kann. Da haben sie ‘ne Single draus gemacht. Da haben sie mir die Musikverlage auf den Hals gehetzt. Bis auf’s Scheißhaus sind die mir hinterher gerannt. Ich saß echt auf’m Klo, auf’m Bauernhof, da klopft da einer an die Scheibe. "Herr Eroc ich muß mit Ihnen sprechen, Musikverlag Intersong. Ich hätte gern mit Ihnen gesprochen." Ich war richtig sauer. Aber es mußte wohl so sein. Und dann hat sich das Ding verselbständigt. Ja und dann war ich schon drin in dem Geschäft der Plattenmacherei und hab’s dann eben weitergeführt.

 

Stephan: Was mir vor allem auffällt, wo Du die "Wolkenreise" gerade ansprichst. Zum Schluß gibt’s so ‘ne kleine Passage aus "Oxygene". Wie kam das?

Eroc: (Pfeift diesen Part und lacht). Ja da drauf sind wir ja damals alle abgefahren. Das war das absolute Kiffer-Stück. "Oxygene" hab ich am schönsten gehört in Widesande in Dänemark, direkt neben einem Leuchtturm. Und wir lagen da in Widesande auf diesem kleinen Heidestandplatz zwischen den Dünen. Und dieser riesige Leuchtturm fing dann nach Sonnenuntergang an zu leuchten und drehte sich da oben mit seinem Lichtfinger und -zeiger über uns. Und wir hörten "Oxygene" aus den mitgebrachten Stereoboxen. Und das war einfach so wunderschön, daß ich das Thema als kleinen augenzwinkernden Fingerzeig mit Gruß an Jean Michel Jarre, der wahrscheinlich die "Wolkenreise" nie gehört hat, so von Kollege zu Kollege eben rüberfunken wollte. Und es haben tatsächlich einige Leute bemerkt, wie ich höre.

 

Stephan: Nun wieder den Dreh zu Dir zurück. Die "Wolkenreise" war ja der Durchbruch, der Hit schlechthin. Was hat sich denn dadurch für Dich und letztendlich auch für GROBCHNITT verändert?

Eroc: Für mich hat sich verändert, daß plötzlich auf der GEMA-Abrechnung drei Nullen mehr waren. So was kannte ich damals gar nicht. Ich lebte in einer Junggesellenbude, hab auf Matratzen geschlafen und hatte mir vom Lehrgeld ein teures Tonband zusammengespart. Und plötzlich kam da die 80.000‘er Abrechnung und ich wußte gar nicht, was ich damit soll, mit soviel Geld. Geld ist ja nicht die Welt. Also hab ich das ganze Geld erst mal wieder in GROBSCHNITT gesteckt und Anlage und Geräte dafür gekauft und alles profiliert. Geändert hat sich für mich eigentlich gar nichts, weil ich wollte diesen Hit zunächst überhaupt nicht. Ich war Rockdrummer und kein Ziehharmonikadudler. Das hat ja dann auch James Last ausgenutzt, die Welle, das ist ja bekannt gewesen, mit seinem "Biskaya". Also geändert hatte sich für mich erst mal gar nichts, außer das ich finanziell eben ein sicheres Polster hatte. Aber musikalisch hat mich das wenig beeinflußt. Ich hab dann zwar noch ein Paar Stücke in der Art gemacht, das kann man auf dem neuen "Wolkenreisen"-Sampler ...

Stephan: Du meinst die "Sonntagsfahrt", die ja der "Wolkenreise" sehr ähnelt.

Eroc: Genau. Steht ja auch dabei, warum und weshalb. Aber es war immer nur so nebenbei, hauptsächlich war es GROBSCHNITT. Und wenn bei GROBSCHNITT dann nicht im Endeffekt die Gegebenheiten sich so verändert hätten, wie ich das vorhin gesagt habe, die Problematiken, warum ich dann ausgestiegen bin, dann wäre ich heute noch dabei. Die "Wolkenreise" und die eigene Karriere waren überhaupt nicht der Grund, das ich da bei GROBSCHNITT irgendwas angezweifelt hätte, ganz und gar nicht, das ist falsch.

 

Eroc-Interview Teil 1

Eroc-Interview Teil 3