Steve Hackett & Band Live
Zeche, Bochum 31.10.2009
 


    

Es ist Halloween und die meisten gehen zu den entsprechenden Partys. Alle? Nicht alle, denn am Abend des 31.10.2009 haben Ex Genesis-Gitarrist Steve Hackett & Band im Rahmen der „Train On The Road“-Tour in der Bochumer Zeche halt gemacht. Eine Einladung, der viele Musikfreunde folgten, denn die Zeche war gut gefüllt.

 

    

 

    

 

Aufgrund der anschließenden Halloween-Party, bei der die Jugend zu ihrem Recht kam, begann das Konzert von Steve Hackett schon gute zehn Minuten früher als geplant, denn er hatte eine umfangreiche Setliste aus alten und neuen Stücken dabei. Es ist 19.50 Uhr, das Licht geht aus und ein orientalisch wirkendes Intro (vom Stück „Last Train To Istanbul“) kommt vom Band, während die Bühne noch leer ist. Zu diesem Intro werden aber schon einige Nebelschwaden auf die Bühne geblasen und die Scheinwerfer zerschneiden die Luft in der Zeche, was zur Erhöhung der Stimmung beiträgt.

 

     

 

    

 

Dann betraten, unter großem Jubel, Steve und seine Mitstreiter, das sind derzeit Roger King an den Keyboards, Gary O’Tool am Schlagzeug (er singt auch einige Stücke), Nick Beggs am Bass (er fällt mit seinem blonden Haar, den Zöpfen und seinem Lederoutfit schon sehr auf, blickt aber auch auf eine bewegende musikalische Vergangenheit mit Kajagoogoo zurück) und Rob Townsend an Saxophon, Klarinette, Flöte und Gesang. In dieser Besetzung war Steve auch schon im Sommer auf dem Night Of The Prog-Festival zu sehen.

 

     

 

    

 

Wie schon auf der Loreley starteten Steve und Band – nach dem Intro – mit dem Stück „Mechanical Bride“, das aber im Verhältnis zum Auftritt im Sommer dieses Mal leichter ins Ohr ging und nicht ganz so abgedreht war. In den härteren Passagen wurde die Bühne dabei mit hellen Flashlights angestrahlt, so dass man in der ersten Reihe fast blind wurde. Danach folgte mit „Every Day“ ein Klassiker vom 79’er Album „Spectral Mornings“. Schon nach diesem Stück bekam Steve tosenden Applaus (ein Fan rief gar zu diesem Zeitpunkt schon nach einer Zugabe), was ihn sichtlich rührte / amüsierte und meinte „Das hatte ich auch noch nicht, dass schon nach dem zweiten Stück Zugabe gerufen wird.“

 

    

 

     

 

Nach dieser Rückschau ging es mit den beiden Stücken „Emerald And Ash“ und „Ghost In The Glass“, die ohne Unterbrechung hintereinander gespielt wurden, weiter. Hier zeigte sich, dass sich das neue Material der CD „Out Of The Tunnel’s Mouth“, das vor wenigen Tagen erst erschienen ist (passend zur Tour), gut in das Set einfügten, denn die Show wirkte äußerst homogen. Dann war wieder Zeit ganz weit in die Vergangenheit zurückzukehren, denn mit „Ace Of Wands“ hatte Steve ein Stück seines Solodebüts „Voyage Of The Acolyte“ aus dem Jahr 1975 im Programm. Die Interpretation des Stückes ließ keine Wünsche übrig und Roger und Rob lieferten sich hier streckenweise ein Duell zwischen Keyboards und Flöte.

 

    

 

    

 

Beim Stück „Tube Head“ vom neuen Album gingen die fünf sehr druckvoll vor und rockten ganz schön ab. das knallte ordentlich. Die nächsten beiden Stücke sorgen wieder für anhaltenden Applaus, denn mit „Spectral Mornings“ und dem Genesis-Stück „Firth Of Fifth“ standen wieder zwei absolute Klassiker auf dem Programm. Besonders „Firth Of Fifth“ sorgte für Gänsehaut und das nicht nur durch Steve’s unglaubliche Gitarrenarbeit. Der Mann hat einfach dieses Feeling, was einzigartig ist. Bei diesem Stück zeigte sich auch Gary’s Gesangsqualität. Er interpretierte das Stück wirklich sehr gut und sorgte zusätzlich noch für den entsprechenden Rhythmus.

 

    

 

     

 

Dann standen zwei Akustiknummern auf dem Programm, bei denen Steve teilweise allein agierte. Es war schön mit anzusehen, wie Nick und Rob vom Bühnenrand Steve bei seiner Akustikeinlage zusahen. Die beiden hatten streckenweise ein begeistertes Grinsen im Gesicht. Apropos Begeisterung. Nicht nur die Besucher hatten an diesem Abend eine Menge Spaß. Die gute Stimmung in der Zeche schwappte ständig zwischen Bühne und Publikum hin und her, was auch den Musikern oft ein frohes Lächeln ins Gesicht trieb. Das Ruhrgebiet ist halt Hackett- bzw. Genesis-Terrain.

 

    

 

     
Steve Hacket bearbeitet seine E-Gitarre mit einem Geigen-Bogen

 

Nach „Blood On The Rooftops“ folgte dann mit „Fly On A Windshield” ein weiterer Genesis-Klassiker vom “The Lamb Lies Down On Broadway”-Album. Das Stück fehlt eigentlich bei fast keinem Hackett-Konzert, das er mit Band spielt. Dann kam mit „Still Waters“ ein Blues, der sich ebenfalls auf dem neuen Album befindet. Den Abschluss des offiziellen, mehr als zweistündigen Teils stellte dann eine Version von Genesis „Los Endos“ dar, die so ekstatisch gespielt und mit weiteren Facetten bestückt war, ohne aber den Spirit des Originals zu verkennen. Das Stück interpretierten die fünf wesentlich druckvoller und härter und fügten ihm Hackett-Typische Sounds und sogar einige jazzige Noten bei. Es war ein gelungener Abschluss des Sets.

 

    

 

    

 

Nach sehr kurzem Abgang von der Bühne ging es dann in die einzige Zugabe des Abends (die Kids standen ja schon vor der Zeche und warteten auf ihre Halloween-Party). Mit einer unglaublichen Version von „Clocks“, bei dem dann Gary O’Tool auch noch zu seinem Drumsolo, das hervorragend ausgearbeitet war, kam und bei dem sich Nick und Rob ein tolles Duell von Bass und Saxophon lieferten, endete das gut zweieinhalbstündige Konzert.

 

     

 

                   

 

Steve Hackett lieferte in der recht überschaubaren Location ganz großes Kino ab. Wann hat man schon mal das Vergnügen einem Musiker seines Kalibers bzw. einen Ex-Genesis-Musiker mal so nah zu erleben, so dass man ihm auf die Finger schauen kann. Sowohl Steve wie auch seine Musiker brachten die Stücke in tollen Versionen, die viel druckvoller, als auf den Alben ausgelegt waren, auf die Bühne. Jeder einzelne glänzte, ob Roger am Keyboard, der ein ums andere Mal – zur Freude der Besucher – kurze Einsprängsel von Genesis einwob, Rob durch sein teils filigranes Spiel an Flöte (hier kam einige Male keltisches Feeling auf), am Saxophon oder an der Klarinette einen besonderen Touch hinzufügte, Nick, der förmlich an seinem Bass und am Chapman Stick (einem bundlosen Bass) abging und sehr druckvoll spielte oder Schlagzeuger Gary, der nicht nur durch sein Rhythmusgefühl überzeugen konnte, sondern auch zeigte, dass man nicht Phil Collins heißen muss, um neben dem Schlagzeugspiel auch noch gut singen zu können.

 

     

 

    

 

Liebhaber guter Rockmusik – und vor allem Genesis-Fans – dürfen sich diese Tour nicht entgehen lassen. Wer also die Möglichkeit hat diesen Ausnahmemusiker erleben zu dürfen, der sollte dies unbedingt tun.

 

    

 

    

 

 
 

Setlist

Intro

Mechanical Bride
Fire On The Moon
Every Day
Emerald And Ash
Ghost In The Glass
Ace Of Wands
Pollution B

Steppes

Slogans

Serpentine Song

Tube Head
Spectral Mornings
Firth Of Fifth
Akustikset Rainbows
Blood On The Rooftops
Fly On A Windshield

Sleepers
Still Waters
Los Endos

 

Zugabe

Clocks

 

 
  Stephan Schelle, 01.11.2009