Um kurz nach 20 Uhr enterten Spock’s Beard, das sind Nick Nick D’Virgilio (Gesang, Schlagzeug, Gitarre, Keyboards), Alan Morse (Gitarre, Gesang), Dave Meros (Bass, Gesang) und Ryo Okumoto (Keyboards, Gesang) sowie Jimmy Keegan (Schlagzeug, Gesang), der die Band bei Liveauftritten unterstützt, die Bühne.

Das Motto der Tour „The 10th - X - European Tour 2010” weist klar auf das aktuelle Jubiläumsalbum „X“ hin und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Hauptteil des zweieinhalbstündigen Programms aus den sieben Stücken des Albums, das damit komplett zur Aufführung kam, bestand. Allerdings gingen die „Bärte“ nicht ganz chronologisch vor. Die Band bewies, dass auch die Stücke der neuen Platte live hervorragend funktionieren.

Ryo's Werbeeinlage

Gestartet wurde mit „Edge Of The In-Between“, das auch das aktuelle Album einleitet. Zwischen dem toll gespielten „From The Darkness“ und „The Quiet House“ spielten die Jungs mal eben eine kurze Passage Bluesrock an. Wie Alan meinte, war das ZZ Top. Und so ging es das ganze Konzert über. Wenn Spock’s Beard auf der Bühne stehen, dann ist Spaß garantiert, denn die Jungs blödeln rum, was das Zeug hält.

Ryo hatte kurzzeitig eine technische Panne und krabbelte unter seinen Tasteninstrumenten rum, um irgendetwas an den Geräten neue einzustellen. Die anderen schauten zunächst in die Runde und nach dem Ryo ein kurzes „Fuck off“ rausließ, spielten sie mal eben wieder einige Takte einer fremden Band (war es Led Zeppelin?). Davon angespornt ging es sehr schnell und Ryo unterbrach den rhythmischen Part mit einer Keyboard/Gesangseinlage die nach einer japanischen Weise klang. Das trug zur allgemeinen Erheiterung bei und zeigte die Lockerheit mit der die Fünf live unterwegs sind. Man konnte auch deutlich die Harmonie in der Gruppe spüren, da akzeptiert jeder den anderen und ist einfach nur gut drauf.

Ryo beispielsweise klaute der Bedienung, die vor der Bühne mit einem vollen Tablett Bier vorbeikam, mal eben ein Glas, alberte mit eine Plattenhülle des aktuellen Albums herum, verließ mal wieder die Bühne in Richtung Zuschauerraum oder hing mit Händen und Füßen auf seinen Tasten. Alan und Nick hatten ebenfalls wieder eine Menge Spaß, denn sie sprangen über die Bühne und rempelten sich an, so wie zwei tollende Kinder auf einem Spielplatz. Nur Dave Meros war der ruhende Pol und Jimmy kam natürlich nicht so einfach hinter seiner Schießbude hervor. Spock’s Beard live zu erleben, bedeutet daher auch für die Zuschauer einfach nur Spaß, denn der ist ansteckend.

Ein weiteres Highlight der Spock’s Beard-Shows ist immer wieder das „Drum-Solo“ von Nick und Jimmy. Was die beiden an diesem Abend wieder für ein perkussives Feuerwerk an den beiden Schlagzeugen abfeuerten, war einfach nur grandios. Sie spielten zum Teil die gleichen Töne und Rhythmen, um im nächsten Moment auszubrechen und sich zu ergänzen und dann wieder gemeinsam weiter zu trommeln. Das Ganze war nur über Blickkontakte gesteuert, die verstehen sich wirklich blind.

Als dann die älteren Stücke an der Reihe waren wie „On A Perfect Day“, „Thoughts” und „The Doorway“ stieg die Stimmung merklich und das zu großen Teilen textsichere Publikum sang fröhlich mit. „The Doorway“ wurde von einem langen Keyboard-Intro eröffnet und Alan forderte das Publikum auf, rhythmisch mitzuklatschen, das auch zahlreich folgte. Spätestens jetzt war die Stimmung grandios. Der Höhepunkt war aber die Zugabe „June“, denn hier ging das Publikum (auf Aufforderung der Band) komplett ab und es gab wohl keinen in der Zeche, der nicht mitgesungen hat. Was für eine Stimmung!

Setlist

Edge Of The In-Between
The Emperor’s Clothes
From The Darkness
The Quiet House
The Man Behind The Curtain
Kamikaze
Jaws Of Heaven
Drum Solo
On A Perfect Day
Thoughts
Ryo’s Solo
The Doorway

Zugabe

June

Stephan Schelle, 22.09.2010