Es ist kaum zu glauben, aber die
schottische Band Simple Minds, die zahlreiche Hits wie „Don’t You (Forget
About Me)“, „Belfast Child“, „Alive And Kicking“ oder „Promised You A
Miracle“ aufzuweisen hat, kommen ins Sauerland, in die Konzerthalle von
Olsberg. Konzertveranstalter Gisbert Kemmerling ist es zu verdanken, dass
die erfolgreiche Band im Sauerland Halt machte. Das ist besonders
bemerkenswert, wenn man weiß, dass die Schotten in großen Hallen unterwegs
sind und die Konzerthalle in Olsberg die kleinste Location der „Celebrate“-Tour
ist. Die erfolgreiche Tour, die in 2013 begonnen hat, führen die Simple
Minds in 2014 fort, und das zu Recht, denn ihre Musik hat nichts an
Faszination verloren.
Ohne Vorgruppe ging es pünktlich um 20.00
Uhr in ein zweigeteiltes Set, bei denen Jim Kerr (Gesang) und Charlie
Burchill (Gitarre) als einzige Gründungsmitglieder noch in der Band sind.
Neben diesen beiden Urgesteinen, die auf der Bühne aber immer noch so frisch
wie eh und je sind und an denen die Zeit kaum vorüber gegangen zu sein
scheint (Jim Kerr ist erstaunlich gut bei Stimme), gehören noch Mel Gaynor
(Schlagzeug), Andy Gillespie (Keyboard), Ged Grimes (Bass) und Sarah Brown
(Backgroundgesang) zum Live-LineUp.
Vom ersten Ton des Openers
„Broken Glass
Park“
an war zu spüren, dass die
Band ein kraftvolles Feuerwerk aus dem großen Repertoire ihres Schaffens
abschießen wollte. Der Sound war ganz hervorragend abgemischt und kam
unglaublich fett aus der PA. Und auch die Songs hatten es in sich, so war
schon der zweite Song mit ihrem Hit „On The Waterfront“ gut besetzt und sorgte für
das Anheizen des Publikums, das schnell auf Betriebstemperatur war.
Nicht nur Jim und Charlie, die natürlich
im Vordergrund standen, waren hervorragend aufgelegt, auch die anderen
Musiker sorgten mit ihrem perfekten Spiel für den nötigen Unterbau, auf
denen dann Jim und Charlie glänzen konnten. Aber auch Sarah Brown ist
hervorzuheben, die mit ihrer tollen Stimme für noch mehr Volumen in den
Songs sorgte. Ein weiterer Knaller am Anfang war „Hypnotised“. Schnell war
Partystimmung im Saal angesagt und kaum ein Bein oder Körper konnte ruhig
bei diesem druckvollen, mitreißenden Sound bleiben.
Bei „Let There Be Light“ sang das Publikum
erstmal mit und wurde dann im Song „Promised You A Miracle“ noch lauter. Jim
Kerr nahm sich zwischendurch auch Zeit und begrüßte das Publikum mit seinem
ganz besonderen schottischen Charme. In dieser Kommunikation stellte er dann
auch fest, dass er sich nicht erinnern kann, schon mal in dieser oder einer
gleichartigen Location gespielt zu haben. Er und seine Mitstreiter hatten
aber sichtlich Spaß an dem Gig, was man deutlich spüren konnte. Mit „Glittering
Prize“, bei dem Jim die Bandmitglieder vorstellte, forderte er das Publikum
auf mitzuklatschen und alle Hände gingen in die Höhe und sorgten für eine
bebende Halle. „Let The Day Begin“ beendete dann den ersten Set. Die Band
verabschiedete sich nach etwa 50 Minuten in eine gut viertelstündige Pause.
Charlie Burchill und Keyboarder Andy
Gillespie kamen nach der Pause als erste zurück und spielten ein
Instrumental das schon fast technoartige Züge aufwies. Der Bass und der
Rhythmus kamen dabei aus dem Computer. Rhythmus, Musik und die flackernden
Spots ließen die Konzerthalle in Olsberg wie eine Discothek erscheinen,
standen aber stilistisch im Gegensatz zur Musik der Simple Minds. Das hatte
allerdings eine absolut hypnotische Wirkung.
Danach hatte Sängerin Sarah Brown ihren
Auftritt. Auf einem boarockartigen Stuhl nahm sie zunächst in der Mitte der
Bühne Platz und sang einen eigenen Song (glaube ich zumindest). Sie wurde
nur von Charlie an der Gitarre und Andy am Keyboard begleitet, der Rest kam
wieder aus dem Rechner. Auch dieser Song hatte etwas von Dancefloor. Das kam
ebenfalls gut rüber. Danach betraten die anderen Bandmitglieder wieder die
Bühne und legten mit einem weiteren Song nach. Der folgende Song sorgte dann
aber wieder für eine bebende Halle, denn mit „Someone, Somewhere In
Summertime“ hatten sie einen Klassiker von ihrem Erfolgsalbum „New Gold
Dream“ im Programm, der die Halle wieder zum kochen brachte. Hier machte
sich zum ersten Mal eine Gänsehaut breit, vor allem weil das Publikum den
Refrain lauthals mitsang. Darauf folgte der eher ruhige Track „This Is Your
Land“.
Ihren Klassiker aus der Frühphase der
Band, „Love Song“, hatte die Band in ein neues, moderneres Gewand gekleidet.
Die neue Version hat härtere Sounds aufzuweisen, was aus ihr einen
faszinierenden neuen Song machte. Den Abschluss des zweiten Sets läutete die
Band dann mit ihrem wohl größten Hit „Don’t You (Forget About Me)“ ein, bei
dem die Stimmung im Saal nun auf dem Höhepunkt war. Es wurde geklatscht und
lauthals Minutenlang mitgesungen. Als die Band dann die Bühne verließ wurde
auch nicht „Zugabe, Zugabe“ gerufen, sondern unter rhythmischem Klatschen
„La, la, la, la, la …“ aus „Don’t You ..“ weitergesungen.
Die Band ließ nicht lange auf sich warten
und Charlie und Andy kamen wieder als erste auf die Bühne um ein
atmosphärisches Intro zu spielen, das nach einigen Momenten die anderen auf
den Plan rief. Nach dieser ersten Zugabe ging es dann Schlag auf Schlag mit
weiteren Klassikern der Band. Nach „New Gold Dream“, dass
die Band ebenfalls in einer moderneren Version spielte, folgten dann noch „Sanctify
Yourself“ und „Alive And Kicking“. Dann war nach mehr als 100 Minuten ein
mitreißendes und kraftvolles Simple Minds-Konzert beendet.
Die Simple Minds lieferten in Osberg ganz
großes Kino, sowohl was die Musik als auch die Show betraf. Diese war aber
nicht von einer bilderreichen Projektion bestimmt (es gab nur Nebel und eine
Lightshow), dafür konnten die Zuschauer eine wirklich gut aufgelegt Band
erleben, die mit viel Spielfreude an die zum Teil moderne und rockige
Interpretation ihrer Stücke heranging. Ein klasse Konzert, das man gesehen
haben sollte.