Nach dem Energie geladenen Konzert von Suzi Quatro wurde es dann bei Roger Hodgson etwas beschaulicher, denn seine Musik – und hier vor allem auch die seiner Ex-Band Supertramp, für die er zahlreiche Songs schrieb – ist wesentlich filigraner und ausdrucksstärker.

Zusammen mit seinem langjährigen Begleiter Aaron McDonald, der ihn mit Gesang sowie an diversen Instrumenten wie Keyboard, Saxophon, Klarinette, Flöte und Perkussion begleitete, zaubert Roger bei seinen Livekonzerten immer wieder eine ganz besondere Atmosphäre. Und genau so wirkte er auch am 23.07.2010 in Hemer. Roger ist charismatischer denn je und hat mit Aaron einen Partner gefunden, der die Gefühle der Songs und des Moments aufnimmt und sie authentisch widerspiegelt.

Schon die Begrüßung des Publikums war sehens- und hörenswert, denn er führte erst einmal minutenlang eine Kommunikation mit dem Publikum, teilweise in gebrochenem deutsch. Zunächst gab es Komplimente für die tolle Atmosphäre und den Zuspruch für seine Musik, dann kümmerte er sich auch noch um die jüngsten Fans. Er fragte einen Jungen, der am Bühnenrand stand, nach seinem Alter und ob er ihn und seine Musik kennen würde. Der Junge sagte dass er 10 Jahre alt sei, mehr gab er aber nicht preis. Darauf meinte Roger, dass er Elvis Presley sei und wackelte im Elvis-Stil etwas mit den Hüften, was im Publikum zu großem Gelächter führte. So entspannt und humorvoll ging es dann das ganze Konzert über weiter.

Ein weiteres Beispiel dafür ist, dass sich Roger während des Konzertes mal eben mit einem Kameramann der Gartenschau unterhielt und meinte, das er aufgrund seiner schwarzen Kleidung ja vom Publikum gar nicht wahrgenommen werde. Er solle doch demnächst – wie die Musiker auch – in heller Kleidung auftreten.

Auf dem musikalischen Programm stand ein Querschnitt durch Roger’s Soloschaffen sowie zahlreichen Stücken seiner damaligen Band Supertramp. Mit „Take A Long Way Home“ hatte er auch gleich einen kongenialen Opener bereit, der sofort für gute Stimmung sorgte, die das ganze Konzert über anhalten sollte.

Mit „Lovers In The Wind“ kam dann eine wundervolle Ballade, bei der Roger ans Piano wechselte. Und zum folgenden „Easy Does It“ war dann das Publikum gefragt, denn Roger forderte es auf, die gepfiffene Passage, mit der das Stück in der Studioversion schon eröffnet wird, zu pfeifen. Und Roger war sichtlich erstaunt, mit welcher Lautstärke da diese Passage vom Publikum auf die Bühne zurückgespielt wurde. Das hatte schon was ganz Besonderes. An den Tasteninstrumenten ist Roger eine Klasse für sich. Von gleicher Qualität ist sein Gesang - erstaunlich wie gut er heute immer noch ist – und nicht zu vergessen sein Gitarrenspiel, das vor allem auf der 12seitigen voluminös rüberkommt.

Am meisten überzeugten an diesem Abend die bekannteren Stücke wie zum Beispiel „Breakfast In America“, „The Logical Song“ oder auch „Dreamer“. Die Post ging dann aber beim Zugabenteil ab, denn Roger und Aaron spielten mit „School“ einen heiß begehrten Song der Supertramp-Ära. Und das in großer Perfektion. Den Abschluss bildete dann „It’s Raining Again“, das Roger – in den dunklen Abendhimmel blickend - mit den Worten einleitete, dass es jetzt wohl kein Risiko mehr sei, diesen Titel zu spielen. Schon während des Konzertes ernteten die beiden Standing Ovations, was vor allem Roger sichtlich rührte. Und der Abschlussapplaus war nicht minder gering.

Roger Hodgson zeigte an diesem Abend – wie gewohnt – ganz großes Kino. Nur in Begleitung von Aaron McDonald interpretierte er seine Songs und die von Supertramp so genial, dass eine größere Band überhaupt nicht vermisst wurde. Wer die Gelegenheit hat ihn live zu erleben, sollte sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen.

Setlist

Take The Long Way Home
Give A Little Bit
Hide In Your Shell
Lovers In The Wind
Easy Does It
Sister Moonshine
Know Who You Are
Breakfast In America
Along Came Mary
Soapbox Opera
The Logical Song
Lord Is It Mine
Say Goodbye
Child Of Vision
Don’t Leave Me Now
Dreamer
Fool’s Overture

Zugabe

School
It’s Raining Again

Stephan Schelle, 24.07.2010