Riverside Live
Zeche, Bochum 03.11.2009
 


     

Am 03.11.2009 zeigte die polnische Progband Riverside in der Bochumer Zeche, dass sie zu Recht zu den derzeit angesagtesten Bands der Szene gehört. Im gut gefüllten Saal der Zeche machte sich schon vor dem Konzert eine erwartungsvolle Stimmung unter den Gästen breit, die nicht nur aus Deutschland sondern auch aus Polen angereist waren. Die Tour, auf der sich das polnische Quartett derzeit befindet, steht unter dem Motte „Anno Domini High Definition Tour 2009“ und führt sie durch diverse Locations in ganz Europa. Der Gig in Bochum war der einzige in Nordrhein Westfalen und daher gut besucht.

 

    

     

Das Vorprogramm, dass aus Songs der 50’er Jahre besteht und somit einen starken Kontrast zur Musik von Riverside aufweist, wurde gut eine halbe Stunde vor Konzertbeginn gestartet (hier sind Ähnlichkeiten zur deutschen Band Grobschnitt auszumachen, deren Vorprogramm auch 30 Minuten dauert und nichts mit dem Hauptprogramm zu tun hat).

 

    

    

Beim letzten Song dieses Programms wurde die Lautstärke angehoben, das Licht langsam heruntergefahren und die Bühne leicht eingenebelt. Dann startete ein Intro, das aus tiefen Bassläufen bestand und den Raum in Vibration versetzte. Dazu blieb die Bühne noch wenige Momente leer, doch dann stürmten die vier Protagonisten des Abends, das sind  Mariusz Duda (Bass und Gesang), Piotr Grudziński (Gitarre), Michal Lapaj (Keyboard) und Piotr Kozieradzki (Schlagzeug), die Bühne und zeigten, was Prog aus Polen zu bieten hat.

 

    

    

Ihren fast zweistündigen Set begannen sie mit dem intensiven „O2 Panic Room“ und schon mit diesen ersten Tönen war man fest im Riverside-Kosmos gefangen. Bereits bei diesem ersten hypnotischen Song, der zu meinen Favoriten der Band gehört, wie auch in den weiteren Stücken des Abends, boten sie eine ausgewogene Mischung aus proggigen, atmosphärischen Passagen und druckvollem, manchmal auch mit Metalansätzen durchzogenen Rock.

 

    

    

Da die Tour dem aktuellen Album gewidmet ist, war natürlich klar, dass Stücke hieraus im Programm stehen würden. Frontmann Mariusz Duda ließ dann auch schnell die Katze aus dem Sack in dem er darauf hinwies, dass das komplette Album auf der Setliste stehe, was zu großem Applaus führte. Doch zunächst ging es mit „Second Life Syndrome“, dem Titelstück des zweiten Albums zeitlich ins Jahr 2005 zurück.

 

    

    

Mit den Stücken „The Same River“ und „In Two Minds“ bewegten sie sich dann noch einmal weiter zurück zu ihrem 2003’er Debütalbum „Out Of Myself“. Bei „In Two Minds“ wechselte Mariusz vom Bass zur Akustikgitarre und zeigte, dass er nicht nur das Rhythmusgerät im Griff hat, sondern auch sehr gut auf der akustischen spielen kann.

 

    

                   

Als nächstes wurde die Bühne in rotes Licht getaucht und die ersten Klänge von „Hyperactive“, dem Opener der aktuellen CD waren auszumachen. In der Folge zelebrierte die Band das komplette neue Album „Anno Domini High Definition“ in voller Länge und kompletter Reihenfolge. Während dieser Aufführung war die Bühne die meiste Zeit in rotes Licht getränkt, was in Anlehnung an das Cover-Artwork der CD geschah.

 

    

    

                   

Die vier zeigten, dass ihr Album hervorragend live funktioniert. Wem das neue Werk der Band gefällt – und davon soll es ja eine ganze Menge an Musikfreunden geben – der konnte sich in dieser guten Dreiviertelstunde in den Musikkosmos der Band fallen lassen und in den sphärischen, schwebenden Passagen abdriften um sich im nächsten Moment in hypnotisch, rhythmische Soundkaskaden zu verlieren. Die Intensität der Stücke, in dieser recht übersichtlichen Location, bei der man recht nah an den Musikern dran war, kam besonders gut zur Geltung. Auch wenn die Band im Sommer auf der Loreley in einem würdigen, großen Rahmen auftrat, so gefallen mir die Club-Konzerte doch wesentlich besser, da man die Musik viel intensiver genießen kann.

 

    

    

Mariusz zeigte seine druckvolle Variante den Bass zu spielen, Piotr Grudziński glänzte ein ums andere Mal durch atmosphärische oder auch sehr rhythmisch angelegte Gitarreneinlagen, Michal zauberte des Öfteren wunderbare Flächen oder abgrundtiefe Bassläufe aus seinen Tasteninstrumenten und nutzte bei „Left Out“ optisch sehr eindrucksvoll ein Theremin und Schlagzeuger Piotr Kozieradzki sorget für den nötigen Druck der in den ersten Reihen ein ums andere Mal die Haare zurückwehen ließ, ging aber sehr souverän und unaufgeregt hinter seiner Schießbude zu Werke.

 

     

    

Nach den Stücken des neuen Albums war dann der offizielle Teil der Show nach gut 90 Minuten beendet. Die Band ließ sich aber noch zwei Mal wieder auf die Bühne locken um einen Zugabenteil zu spielen, der fast 30 Minuten dauerte. Begonnen wurde mit dem recht kurzen Stück „Stuck Between“, das sich auf der EP „Voices In My Head“ befindet. Nach diesem kurzen Zugaben-Openers kamen mit „Reality Dream Part 2“ und „Rapid Eye Movement“ aber noch zwei lange, absolut hypnotische Stücke ins Programm, die dieses wirklich gelungene Konzert beendeten.

 

    

     

Die vier lieferten ein tolles Konzert, das ihr aktuelles Album hervorragend in Szene setzte. Darüber hinaus gab es noch einige Highlights im Programm wie das eröffnende „O2 Panic Room“ oder das sphärisch angelegte Instrumental „Rapid Eye Movement“.

    

    

    

 

 
 

Setlist

O2 Panic Room
Second Life Syndrome
The Same River
In Two Minds
Hyperactive
Driven To Destruction
Egoist Hedonist
Left Out
Hybrid Times
 

 

Zugabe

Stuck Between
Reality Dream Part 2
Rapid Eye Movement
 

 
  Stephan Schelle, 05.11.2009