Mostly Autumn
(Zentrum Altenberg, Oberhausen, 18.09.2022)

 

    

Die britische Band Mostly Autumn, die im Jahr 1992 von Bryan Josh gegründet wurde, ist bekannt für ihren verträumten, romantischen Prog-Rock mit leichtem Folk-Einschlag. Aktuell besteht die Band aus Bryan Josh (Lead E-Guitarre, 6 + 12 String Akustikgitarren, Gesang), Olivia Sparnenn-Josh (Gesang, Percussion, Flöte), Iain Jennings (Keyboards, Synthesizers), Angela Gordon (Keyboards, Flöte, Gesang), Chris Johnson (Gitarren, Keyboards, Gesang), Andy Smith (Bass)und Henry Rogers (Schlagzeug). Im Jahr 2021 haben sie das wunderbare Album „Graveyard Star” herausgebracht. Wie so viele andere Acts konnten auch sie das Album nicht sofort live promoten und so musste auch ihr Konzert im Zentrum Altenberg mehrfach verschoben werden. Am 18.09.2022 war es dann aber so weit und die Band gab einen eindrucksvollen und mitreißenden Gig in Oberhausen, da Wolfgang  Stoldt von Impuls Promotion dies möglich machte.

     

    

     

Gründer Bryan Josh war früher inspiriert von Bands wie Pink Floyd und Deep Purple. Seine Vorbilder waren David Gilmour und Ritchie Blackmore und das hört man auch heute in seinem Gitarrenspiel heraus. Darüber hinaus beeinflusste ihn auch traditioneller keltischer Folk. Und diese beiden Komponenten fanden dann auch Einzug in seine Musik bzw. die von Mostly Autumn.

    

     

    

Pünktlich um 19 Uhr kam die Musiker zu „Tomorrow Dies“ vom „Sight Of Day“-Album, dessen Beginn vom Band kam, unter großem Applaus auf die Bühne und stiegen dann in den Song ein. Mostly Autumn starteten damit ein gut zweieinhalbstündiges Konzert, bei dem sie Songs aus insgesamt acht Alben ihres umfangreichen Repertoires sowie einen Song vom Josh & Co. Ltd-Album „Transylvania“ präsentierten. Der Kern lag dabei aber auf den letzten drei Veröffentlichungen, von denen sie insgesamt elf Songs spielten. Zu den Songs wurden auf einer rückwärtigen Leinwand passende Animationen und Bilder gezeigt.

    

    

     

Das druckvolle „Tomorrow Dies“ war der perfekte Einstieg in den Gig, der eine Mischung aus powervollen und sehr ruhigen Stücken darstellte. Mit diesem Einstieg hatte die Band das Publikum gleich auf ihrer Seite. Allerdings machte sich zu diesem Zeitpunkt schon bemerkbar, dass für die Abmischung ein Platz direkt vor der Bühne nicht geeignet war, denn Olivia’s Gesang ging in dem fetten Sound der Band mehrfach komplett unter. Einige Reihen weiter war der Sound dagegen gut.

    

    

    

Danach ging es mit „Spirit Of Mankind“, einem nach vorne gehenden Song aus dem letzten Album „Graveyard Star“ weiter. Ein toller Song der sich im Ohr festsetzt. Mit dem Stück „The Spirit Of Autumn Past“ vom gleichnamigen 99’er Album ging es dann weit in die Vergangenheit, ins Jahr 1999, zurück. Angela Gordon griff in diesem atmosphärischen Song, einer Mischung aus Prog und Folk, erstmals an diesem Abend zur Querflöte. Danach schaltete die Band noch einen Gang zurück und spielte von ihrem Debütalbum „For All We Shared“ den Song „The Last Climb“. In dem Song trat dann auch Bryan’s Vorliebe für David Gilmour’s Gitarrenspiel zu Tage, in dem er ein sehr atmosphärisches Solo einbaute. Dem folgte dann das zarte „Gaze“.

     

    

    

    

Dann kam eine kurze Strecke aus dem aktuellen Album „Graveyard Star“. Der erste der beiden Songs war „This Endless War“, das sehr atmosphärisch und balladesk begann, was für Gänsehaut sorgte und im zweiten Part eruptiv endete. Dem schloss sich „Back In These Arms“ an, das mit floydiger Atmosphäre (zur „Wish You Where Here“-Phase) startete und nach wenigen Momenten in einen treibenden Beat überführt wurde, der einfach mitreißend war. Im Saal blieb wohl kaum ein/e Besucher/in ruhig stehen. Das ist einer der besten Songs auf dem aktuellen Album.

     

    

    

Mit „Mother Nature“ vom 2001’er Album „The Last Bright Light“ endete  nach einer Stunde das erste Set ihres Gigs. Chris Johnson an der Akustikgitarre und Keyboarder Iain Jennings sorgten zu Beginn des Stückes für einen leichten Genesis-Touch. Nach einigen Minuten entwickelte sich daraus ein straighter Rocksong, der zum Ende hin wieder floydig erstrahlte. Um Punkt 20 Uhr endete dann der erste Part - zeitgleich mit Großbritannien - mit einer Gedenkminute für die verstorbene britische Queen. Dazu hatte die Band ein Foto der Queen auf die rückwärtige Leinwand projiziert. Das Publikum im Saal kam dem nach und man hätte in dieser Minute eine Stecknadel fallen hören können.

    

     

    

In den zweiten Teil des Sets starteten Mostly Autumn dann mit einem Stück von Josh & Co. Ltd, dem Track „In For The Bite“, das mit treibendem Schlagzeug und Gitarrenlicks begann. Hier kam dann auch wieder eine Spur Folk mit ins Spiel. Ein Song, der auch jedem Mostly Autumn-Album gut zu Gesicht stände. Danach spielten sie eine fette Version von „Into The Stars“, gefolgt vom wunderbar atmosphärischen „Western Skies“, das sich dann im zweiten Teil dynamischer zeigte. Beide Stücke stammen vom 2019’er Album „White Rainbow“.

    

    

    

Westernfeeling kam dann mit dem Song „Skin Of Mankind“ vom aktuellen Album auf. Nach „„Nowhere To Hide“, dem druckvollen „Changing Lives“ und „Silver Glass“ kündigte Olivia den nächsten Song „Heart Body And Soul“, der sich auf der Limited Edition von „Sight Of Day“ befindet, auf Deutsch an. Olivia wurde zunächst nur von Keyboarder Iain Jennings begleitet. Sobald dann Angela Gordon in den Gesang einstieg, spielte Chris Johnson eine zweite Keyboardstimme. Ein wunderbar melancholischer Song.

    

    

    

    

„White Rainbow“ vom gleichnamigen Album war der letzte Song des offiziellen Sets. Er begann mit sehr atmosphärischen Sounds von Keyboarder Iain Jennings, der hier zunächst eine längere Solostrecke hatte. Zu diesen atmosphärischen, melancholischen Klängen wurden passend auf die Rückleinwand Regenlandschaften projiziert. Es dauerte gut drei Minuten bis der Rest der Band - bis auf zunächst Bryan, der etwas später hinzukam - floydig in den Song einstieg. Das hatte auch was von der deutschen Band RPWL. Nach einem düsteren Mittelpart, der wieder von den Keyboards bestimmt war, wechselte der Song in einen Hardrock artigen Part, der wie eine Mischung aus Black Sabbath und Led Zeppelin wirkte. Eine perfekte Kombination, wo die Band die Rocksau raushängen lassen konnte.

    

    

    

Die Band verließ danach nur kurz die Bühne um dann für zwei Zugaben zurück zu kommen. Gestartet wurde dieser Block mit dem Song „Heroes Never Die“, das Bryan seinem Vater widmete. Das Stück begann wieder mit sehr floydigen Keyboards und Gitarren. Ein Hammersong mit tollen Soli bzw. Instrumentalparts und einem ekstatischen Ende. Das sehr eingängige, teils hymnische „Forever And Beyond“ beendete dann einen schweißtreibenden, zweieinhalbstündigen Gig.

     

    

    

Schön, dass Mostly Autumn ihr mehrfach abgesagtes Konzert dann doch noch im September 2022 nachholen konnten. Alle, die anwesend waren, erlebten einen Abend mit einer bestens aufgelegten Band, die auch froh war endlich wieder live spielen zu können. Auch die Mischung aus alten und neueren, sanften und druckvollen Songs stimmte an diesem Abend.

     

    

    

Eine Anmerkung am Rande: Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass mein direkter Nachbar, mit dem ich ins Gespräch kam, wohl die weiteste Anreise im Publikum hatte. Er war für das Samstagskonzert im niederländischen Helmond und dem Gig in Oberhausen extra aus Tel Aviv angereist.

    

     

    

Setlist

Tomorrow Dies
Spirit Of
Mankind
The Spirit Of Autumn Past
The Last Climb
Gaze
This Endless War
Back In These Arms
Mother Nature
In For The Bite
Into The Stars
Western Skies
Skin Of Mankind
Nowhere To Hide
Changing Lives
Silver Glass
Heart Body And Soul
White Rainbow

Zugabe

Heroes Never Die
Forever And Beyond

Stephan Schelle, September 2022