Das
Mike Portnoy zu den besten Drummern unseres Planeten zählt, steht außer
Frage. Mit Dream Theater hat er musikalische Geschichte geschrieben, geht
aber seit gut sieben Jahren seinen eigenen Weg, was sich darin zeigt, dass
er in zahlreichen Bands die Trommelfelle bearbeitet und die Musik damit
veredelt hat.
Auf
der Loreley stand sein „Shattered Fortress“-Project im Vordergrund, bei
dem er Stücke spielte, die er für Dream Theater geschrieben hat und die
auf ihren Alben zwischen 2002 und 2009 erschienen sind.
Im
Showbiz bewegen sich die Künstler auf einem schmalen Grat, der schnell in
die Drogenszene abdriften kann. Dieses Schicksal hat auch Mike Portnoy
getroffen, denn er gab sich während seiner Zeit bei Dream Theater dem
Alkohol hin. Den Umgang mit dem Alkohol und seine Folgen verarbeitete
Portnoy in zahlreichen Songs. Die Summe dieser Stücke nennt Portnoy
„Twelve-Step Suite“, ein Ausdruck, der die Methode bezeichnet, in der
die Anonymen Alkoholiker versuchen von der Sucht loszukommen. Und genau
diese waren der Kern seines „Shattered Fortress“-Live-Projektes.
Als
Unterstützung hatte sich Portnoy (Schlagzeug, Gesang) die Musiker Ross
Jennings (Gesang), Eric Gilette (Gitarren), Charlie Griffiths (Gitarren),
Richard Henshall (Gitarren), Diego Tejeida (Keyboards) und Conner Green
(Bass) an seine Seite geholt. Damit stand fast die Komplettbesetzung der
Band Haken mit auf der Bühne. In dieser Besetzung spielte er diese Show,
die nur bei ausgesuchten Events vorgetragen wird. Nach der Premiere dieses
Sets beim Cruise To The Edge kamen die Besucher des Night Of The Prog zu
dieser Exklusivshow, die Einzige, die Portnoy auf deutschem Boden spielte.
Nach
einem sehr symphonischen Intro kam die Band auf die Bühne und die
Abdeckung, die Mike’s Schlagzeug zu Beginn verhüllte, wurde abgerissen.
Fulminant legte die Band los und verwandelte das Areal über dem Rhein in
einen Hexenkessel aus stakkatoartigen Rhythmen und druckvollen, teils sehr
frickeligen Gitarrenpassagen. Das war genau das richtige für die Dream
Theater-Fraktion, die den Gig abfeierte.
Mike
kam nach zwei Songs nach vorn und erklärte dem Publikum was es mit der
„Twelve-Step Suite“ auf sich hat und das er gerne aus den Songs ein
Konzeptalbum erstellte hätte. Da das aber nie geklappt hat wollte er sich
und seinen Fans zu seinem 50. Geburtstag nun diesen Traum erfüllen.
Dann
platzierte er sich wieder hinter seinem Schlagzeug und überflutete das
Publikum mit harten Progmetalfontänen. Dabei zeigte er sein ganzes Können
sowie seine Entertainer-Qualitäten, die für meinen Geschmack aber oft
aufgesetzt wirkten. Während seine Showeinlagen mit hoch geworfenen
Schlagzeugstöcken beeindruckend waren, wirkten einige seiner Gesten übertrieben.
Positiv
zeigte sich, das Portnoy auch seinen Mitstreitern genug Raum für ihre
musikalischen Einsätze ließ, so konnten alle Musiker durch ihre Technik überzeugen
und beispielsweise Keyboarder Diego Tejeida mit einem tragbaren Keyboard an
den Bühnenrand ganz nah an die Fans herankommen. Mir war das Set allerdings
zu laut und zu frickelig, so dass ich nicht das ganze Konzert miterlebt
habe.
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