Wolf Maahn - Live 27.04.2002 in Arnsberg im Werk 2
 

Die nachfolgende Konzertkritik entstand für den German Rock e.V.

Im Rahmen seiner Absolut Best Of Tour ist Mister Soul alias Wolf Maahn seit dem 01. Dezember 2001 im Land unterwegs. Geplant war, bis Anfang September 2002 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu geben, doch laut Wolf sorgten weitere Anfragen dafür, dass die Tour bis Oktober ausgeweitet wird. Mittlerweile ist sein letztes Studioalbum zwei Jahre alt und die aktuelle CD stellt ein Best Of-Album dar. Nach seinen Plänen gefragt, gab er an, dass er Anfang 2003 wieder ins Studio gehen will um ein neues Album einzuspielen.

Die Tour führte ihn am 27.04.2002 erstmals ins Sauerland nach Arnsberg/Neheim ins Werk 2. Das ist eine ehemalige Diskothek, die derzeit hauptsächlich für Liveveranstaltungen genutzt wird. In der heimischen Presse war im Vorfeld leider wenig zu lesen, lediglich zwei Tage vor dem Konzert fand man einen kleinen versteckten Artikel im Lokalteil. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum das Konzert nicht die entsprechenden Besucherzahlen aufwies. Wolf Maahn’s Klängen folgten daher auch nur ca. 150 Leute. Man könnte es auch unter dem Motto verbuchen "Stell dir vor es kommt ein absoluter Liveact ins Städtchen und keiner merkt es". Wären da nicht die Fans gewesen, die aus den angrenzenden Kreisgebieten und dem nahen Ruhrgebiet angereist sind, wäre es eine Privatveranstaltung geworden.

Wolf spielt auf seiner Tour in kleineren Locations, mit Kapazitäten von 600 – 800 Plätzen sowie bei großen Veranstaltungen wie beispielsweise am 30.04. in Leipzig bei "Leipzig - Courage zeigen" und am 01.05. in Köln bei der DGB-Kundgebung. Bei diesen jährlich stattfindenden Veranstaltungen kommen ca. 20.000 Besucher, die den Konzerten folgen. Während Wolf die Tour mit vier weiteren Musikern absolviert, tritt er in Leipzig und Köln allein mit Akustikgitarre auf. Gerade das Konzert in Leipzig ist für ihn auch eine Art sich politisch zu engagieren, ist es doch auf eine Kundgebung gegen einen "rechten Aufmarsch" entstanden.

Aber genug der Vorrede, kommen wir zur Sache.

Laut Programm sollte das Konzert um 20.00 Uhr beginnen, daher waren wir auch recht zeitig vor Ort. Die Überraschung: der Einlass begann um 20.00 Uhr und Wolf begann sein Konzert erst gegen 21.30 Uhr. Er entschuldigte sich auch gleich beim Publikum für den späten Beginn, der nach seinen Angaben auf technische und organisatorische Probleme (Anm.: wir leben hier halt doch in einer musikalischen Provinz) zurückzuführen sei.

Nichts desto trotz ging es dann aber um so mehr los. Wolf spielte während des Konzertes die ganze Bandbreite seines bisherigen Schaffens. Er begann mit dem Klassiker Rosen Im Asphalt. Sofort ging das Publikum mit. Gleich bei diesem ersten Stück riss ihm eine Saite seiner Akustikgitarre. Davon ließ er sich jedoch nicht beirren, sondern spielte weiter. Ein Roadie tauschte während Wolf weitersang die Gitarre aus, ohne dass eine Unterbrechung zu spüren war. Hätte ich den Roadie nicht gesehen, es wäre mir gar nicht aufgefallen.

Neben Wolf besteht die Band auf der Tour aus Oliver Jäger (Keyboards), Christoph Kähler (Schlagzeug), Werner Neumann (Gitarren) und Volker Vaessen (Bass). Dieses Lineup steht erst seit Anfang Dezember 2001. Als letzter ist der Keyboarder zur Band gestoßen. Das es sich hier um Könner ihres Faches handelt, merkte man gleich vom ersten Ton an. Auch übertrug sich sofort das Gefühl, dass die Musiker - trotz der mageren Resonanz - Spaß am Auftritt hatten. Das machte sich vor allem durch die Spielfreude, Mimik und Zwischenkommentare bemerkbar.

Neben einigen ruhigen Stücken zeigte sich Wolf an diesem Abend von seiner rockigen Seite. Titel wie Stunde um Stunde, Kleine Helden, Irgendwo In Deutschland, Wenn Der Regen Kommt, Hallo Sehnsucht, Fieber, Durch Alle Zeiten und das hinreißende Ich Wart Auf Dich waren nur einige der Höhepunkte des Konzertes. Es fällt mir schwer einen Song aus dem Repertoire hervorzuheben, denn das ganze Konzert war hervorragend. Einziger Kritikpunkt ist, dass Wolf’s Stimme bei den härteren Stücken nicht so zur Geltung kam, was an der Abmischung des Sounds lag.

Er heizte das Publikum beim Stück Fieber mit dem Refrain "Direkt ins Blut, absolut, absolut" richtig ein. Er forderte die Anwesenden auf zu singen (was die echten Fans schon im Vorfeld machten). Erst war die Lautstärke des Publikums noch etwas mager, was er mit einer eins bezeichnete. Er rief: "Ich will eine drei hören". Und nach und nach wurde der Gesang der Besucher auch immer lauter, die drei wurde erreicht und es entwickelte sich eine absolut tolle Liveatmosphäre.

Zwischendurch streute er noch den Beatles-Klassiker Here Comes The Sun ein, der sich nahtlos in die eigenen Stücke einfügte. Nach gut eineinhalb Stunden war der offizielle Teil des Programms beendet. Doch das Publikum bewegte ihn nach kurzer Zeit wieder hinauszukommen und weitere Zugaben zu spielen. Der Teil der Zugaben nahm noch einmal eine halbe Stunde ein. Zu dem Stück Deine Küsse lieferten sich Wolf und Werner ein wahres Duell auf der akustischen Gitarre. Es sah so aus, als spielten sie sich in einen wahren Rausch. Hierbei und auch während einzelner Stücke gab es dann Szenenapplaus.

Bei der letzten Zugabe verließ Oliver Jäger seine Keyboards und schnallte sich eine E-Gitarre um. Doch nach den ersten Tönen brach Wolf ab, da der Bassist mit seinem Kabel ein Problem hatte und nicht zu hören war. Ein Zwischenruf kam aus dem Publikum: "Ist doch egal, fangt doch schon mal an". Darauf antwortete Wolf Maahn lachend: "Nein, der Mann ist wichtig. Der wird schließlich bezahlt, da muss der auch arbeiten!"

Während des ganzen Konzertes habe ich keine Person gesehen, die bei der Musik ruhig zusehen/zuhören konnte. Einige der Besucher (vorwiegend weibliche) tanzten bei den einzelnen Stücken vor der Bühne und viele der Texte wurden vom Publikum mitgesungen.

Es macht einen absoluten Profi aus, dass er, auch wenn die Resonanz nicht so groß ist, einen mitreißenden Auftritt hinlegt. Nach gut zwei Stunden toller Livemusik waren nicht nur die T-Shirts der Musiker durchgeschwitzt, auch die Klamotten der Besucher hatten schon einiges an Körperflüssigkeit aufgenommen.

Mein Fazit lautet daher auch: Wenn Wolf Maahn auf seiner diesjährigen Tour in eurer Nähe Station macht, solltet ihr die Gelegenheit nicht verpassen und unbedingt hingehen. Es erwartet euch Rockmusik pur.

Kleiner Gag am Rande: Durch die kommunale Neugliederung in der Mitte der 70‘er Jahre wurden die beiden Städte Arnsberg und Neheim-Hüsten zusammengelegt. Der Ort, der entstanden ist, lautet Arnsberg, jedoch haben die Ortsteile weiterhin ihre Namenbezeichnung behalten. Als vor Jahren die A 445 durch Arnsberg gebaut wurde, sind während der Bauphase mehrere Abfahrten (ganze fünf Stück) entstanden. Diese Abfahrten tragen dann auch die Namen der Ortsteile. So, nun hatte Wolf drei Tage vor dem Konzert den Vertrag bekommen und diesem war keine Wegbeschreibung beigelegt. Er schaute also in die Straßenkarte machte sich auf den Weg nach Arnsberg. Wie jeder normale Mensch dem man als Ziel Arnsberg nennt, nahm er die Abfahrt Arnsberg, doch das Werk 2 liegt im Ortsteil Neheim. Er fragte dann schließlich fünf Leute nach dem Weg, doch keiner dieser Bewohner kannte das Werk 2, erst ein Tankwart konnte ihm weiterhelfen, in dem er ihm den Weg ins ca. 13 Kilometer entfernte Neheim wies. Während des Konzertes sagte er dann, dass er, als er wieder auf der Autobahn war und die ganzen Abfahrten sah, der Auffassung gewesen sei, er würde sich in L. A. befinden. Armsberg sei wohl von mehreren Autobahnen regelrecht umzingelt. Dann fragte er wie viele Menschen denn hier leben würden. "Das müssen ja aufgrund der vielen Abfahrten gut 8,5 Millionen sein" (Anm.: es sind ungefähr 80.000). Diese Aussage führte bei den Anwesenden natürlich zur Erheiterung und brachte ihm Applaus ein.

Stephan Schelle, April 2002