L a z u l i
(Zentrum Altenberg, Oberhausen, 22.04.2018)


    

Die französische Band Lazuli hat aktuell ihr neuestes Album „Saison 8“ veröffentlicht und spielte zur Promotion einige Konzerte in Deutschland. Am 22.04.2018 gastierten die sympathischen Franzosen im Zentrum Altenberg in Oberhausen. Dort endete auch ihre Tour, doch dieses letzte Konzert wurde zu einem wahren Fest. Der Colossaal in Aschaffenburg ist das zweite Wohnzimmer von Lazuli, denn die Zuschauer dort sind sehr enthusiastisch und feiern dort die Band wie kaum anderswo. Doch am 22.04. kam das Publikum in Oberhausen nah an diese Atmosphäre heran.

     

    

     

Schon vor dem ersten Ton gab es Standing Ovations und man spürte der Band an, dass sie diese Atmosphäre aufsaugte und die Jungs richtig Bock hatten an diesem Abend zu spielen. Wer die Band kennt, der weiß, das Dominique Leonetti (Gesang, Gitarre), Claude Leonetti (Léode), Cédéric Bayr (Gitarre), Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba) und Romain Thorel (Keyboards, French Horn) eine grandiose Liveband sind.

    

     

    

Erst auf der Bühne explodieren die Jungs so richtig und holen aus ihren Songs noch mehr Dynamik und Esprit heraus. Sie sind mittlerweile, aufgrund des seit Jahren kontinuierlichen LineUps fest zusammengewachsen und bilden eine kompakte Einheit. Daneben machte sich in Oberhausen deutlich, dass sie aufgrund der schon absolvierten Shows perfekt eingespielt waren. Ich habe die Band schon mehrfach live erlebt, aber was sie am 22.04. da auf die Bühne brachten, das setzte dem Fass die Krone auf. Nie habe ich sie besser gesehen, wie an diesem Abend.

     

    

     

Die Jungs waren so Energie geladen wie ich es noch nicht von ihnen erlebt habe und das übertrug sich auf’s Publikum und schwappte wieder zurück. Sie begannen mit dem Opener ihres aktuellen Albums „Saison 8“, deren Stücke sie komplett ins Livesetup genommen hatten. Die neuen Stücke zündeten dabei auf Anhieb und fügten sich perfekt mit älteren Stücken zu einem ausgewogenen Set.

    

     

     

Zum Song „Chronique Canine“ erzählte Dominique, das es von einem Hund handele, der auf der Autobahn ausgesetzt wurde. Er selbst konnte sich gut in den Hund hineinversetzten, da ihm etwas Ähnliches passiert sei. Seine Bandkollegen hatten ihn auch auf einem Autobahnrastplatz zurückgelassen, als er gerade dabei war seinen Kaffee zu trinken.

    

    

     

In einem Stück stellten sich Dominique und Romain an eine Snaredrum die sie mitten auf der Bühne platzierten und spielten sie gemeinsam um so den Druck des Schlagzeuges noch zu erhöhen. Das war nicht nur musikalisch sondern auch visuell ein echter Höhepunkt. Auch an ihren Instrumenten brillierten die Fünf. Wenn Romain das French Horn spielte, das er durch ein elektronisches Gerät verfremden konnte, holte er beispielsweise die unglaublichsten Sounds aus diesem Instrument heraus. Mal klang sein Blasinstrument nach einem Didgeridoo, im nächsten Moment klang es nach einem Horn und wenig später völlig anders. Dabei unterstützte er den Sound von Lazuli vor allem in den Passagen, in denen ein leicht arabisches Flair mit eingebaut wurde. Cédéric wirbelte währenddessen auf den Saiten seiner E-Gitarre oder bearbeitete sie mit einer gerade von ihm ausgetrunkenen Bierflasche (das nenne ich direkte Bottleneck-Technik). Und auch Claude zauberte wieder tolle Klänge aus seiner Leode, während Dominique wie ein Derwisch über die Bühne huschte. Bei einem Stück stieg Dominique dann von der Bühne und spielte direkt davor zwischen den Zuschauern weiter.

    

     

    

Die erste Zugabe „Nos Ames Saoules“ begann mit einem ausufernden Intro, das aus einem Solo von Romain am Keyboards bestand, bei dem er von Vincent am Schlagzeug druckvoll unterstützt wurde. Minutenlang gingen die beiden unter rhythmischem Klatschen der Zuschauer ans Werk. Ein unglaubliches Solo. Cederic mischte sich derweil unter die Leute während Romain und Vincent ihr Solo spielten.

    

    

    

Dieses Mal hatten Lazuli für ihr traditionell letztes Stück „9 Hands Around The Marimba“ sich etwas Besonderes für die deutschen Fans ausgedacht. Es ist Tradition, dass die Fünf, während sie gleichzeitig das Marimba spielen, immer wieder einen bekannten Song einbauen (u.a. waren schon Stücke von Depeche Mode, David Bowie oder Peter Gabriel dabei). Für diese Tour bauten sie Nena’s „99 Luftballons“ ein.

    

    

    

Nach zwei Stunden endete ein energievolles, schweißtreibendes Konzert der Extraklasse, bei dem die Franzosen eindrucksvoll unter Beweis stellten, warum sie in Deutschland so beliebt sind. Mit einer derartig ansteckenden Spielfreude ist es immer wieder ein Genuss ihnen live zuzusehen.

                        

     

    

Setlist

J’attends Un Printemps
Un Linceul De Brume
Déraille
Le Mirior Aux Alouettes
Me Sams, Mes Fréres
Les Cótes
Chronique Canine
Je Te Laisse Ce Monde
L’Abre
Mes Semblables
Les 4 Mortes Saisons
De Deux Choses Lune
Le Lierre
Les Sutures
Les Courants Ascendants
Le Temps Est Á La Rage

Zugabe

Nos Ames Saoules
9 Hands Around The Marimba

Stephan Schelle, April 2018