Lazuli
(Musiktheater Piano, Dortmund, 17.10.2024)

 

    

Nach ihrem letztjährigen Konzert im Zentrum Altenberg in Oberhausen gastierte die französische Band Lazuli erneut im Ruhrgebiet am 17.10.2024 im Musiktheater Piano in Dortmund im Rahmen ihrer „11 Onze“-Tour. Die Band, die mit einer außergewöhnlichen und einzigartigen Mischung aus Progressive Rock, Worldmusic und Chanson besticht, begeistert immer wieder das Publikum. So, wie beim diesjährigen Night Of The Prog-Festival, wo sie zum sechsten Mal auftraten.

     

    

    

Lazuli, das sind Dominique Leonetti (Gesang, 12- und 6 saitige Gitarren), Claude Leonetti (Léode), Arnaud Beyney (Gitarre, Bass), Romain Thorel (Keyboards, Bass Keyboards, French Horn, Schlagzeug) und Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba). Die Léode ist ein Instrument, das Claude Leonetti, der aufgrund eines Unfalls seinen linken Arm und die Finger nicht mehr vollständig bewegen kann, selbst entwickelte. Es sieht wie ein Saiteninstrument aus, wird aber hauptsächlich durch darüberstreichen gespielt. Damit erzeugt er Klänge, die irgendwo zwischen Gitarre und Keyboard liegen.

    

     

    

Was Lazuli ausmacht ist die unbändige Spielfreude und gute Laune, die sie auf der Bühne verströmen und die sich auch auf das Publikum überträgt. Da sind dann auch die in ihrer französischen Landessprache gesungenen Texte kein Hindernis. Dominique Leonetti, der die deutsche Sprache nicht beherrscht, lässt es sich aber nicht nehmen bei den Konzerten immer wieder einige deutsch gesprochene Texte, die er vom Blatt abliest, ans Publikum zu richten. Damit baut er immer wieder eine Bindung zu den Zuschauern auf.

    

     

    

Auf der Loreley mussten Lazuli unter anderem aufgrund technischer Schwierigkeiten ihr Set kürzen. Zehn der elf beim Final Night Of The Prog gebotenen Stücke hatten sie aber auch in Dortmund im Programm. Diese wurden von sechs weiteren Songs sowie der Zugabe „9 hands around the marimba“ ergänzt.

    

     

    

Der Hauptteil ihres Sets bestand aus Stücken ihres aktuellen, 2023’er Albums „Onze“, aus dem sich sieben der elf Stücke im Programm befanden. Die Band beschreibt den Titel ihres mittlerweile elften Albums wie folgt: „Diese Zahl ist eine Spiegelzahl. Sie symbolisiert oft den inneren Kampf, ein „sich verlieren“. Und gleichzeitig kann man sie als eine Wiedergeburt betrachten. Gewiss, eine Melancholie, ein „Spleen“. Ein grauer Schatten durchzieht diese elf Kompositionen gleich einer Serie von Bildern aus diesen ungewissen Zeiten, so wie eine Hell-Dunkel-Malerei.“

    

     

    

Das Musiktheater Piano in Dortmund erwies sich als hervorragende Location für die Franzosen. Neben einem sehr guten Klang sorgte vor allem das euphorische Publikum dafür, dass die Band von Beginn an getragen wurde. Lazuli wurden schon frenetisch begrüßt und so zogen sich lang anhaltende Beifallsbekundungen durch das ganze Set. Jeder einzelne Titel wurde förmlich vom Publikum gefeiert, was sich auch auf die Band übertrug.

    

     

     

Los ging es aber zunächst mit dem Stück „Le lierre“ vom 2016’er Album „Nos Ames Saoules“. Damit starteten sie recht proggig in ihr Set. Der Song gehört mit zu den besten Stücken der Band, die einen sofort gefangen nehmen und war damit ein perfekter Opener des Konzertes.

    

    

    

Nach „Sillonner des océans de vinyles“, zu dem Comichafte, bunte Bilder der Band auf einem Schiff gezeigt wurden (erinnerte ein wenig an „Yellow Submarine“ der Beatles) und das durch seine atmosphärische Stimmung zwischen Rock und Chanson besticht, fragte Dominique dann „Ist es in Ordnung, das wir jetzt drei Stücke von „Le Fantastique Envol de Dieter Böhm“ spielen? Da kam natürlich keine Widerrede aus dem Zuschauerraum, denn das Album ist in Fankreisen beliebt. Bei dem Stück „Dieter Böhm“ kam Romain Thorel dann auch erstmals mit seinem French Horn an den Bühnenrand.

    

     

    

Mit den Stücken „Quel dommage“, „Être et ne plus être“ und „Chaque jour que soleil fait“ hatten sie drei neuen Songs im Programm, die auf dem nächstes Jahr erscheinenden zwölften Album der Band herauskommen sollen. Vor allem das druckvolle „Être et ne plus être“ machte Appetit aufs neue Album und wurde von den Zuschauern sofort angenommen. Und „Chaque jour que soleil fait“ leitete Romain Thorel mit einer Passage am French Horn ein, das er zweistimmig spielte. Wie er mir nach dem Konzert verriet spielt er das Horn und nutzt seine Stimme sowie Effektgeräte für den weiten Klang. Das ist einfach grandios gemacht. Das Stück selbst zeigte sich als romantisch angehauchter Song.

    

     

    

Mit „Mille rêves hors de leur cage“ vom „Once”-Album boten sie dann noch eine Premiere, denn dieses Stück hatten sie bisher noch nicht live gespielt. Ein sanfter Song der proggig und chansonhaft bezauberte.

    

     

    

Zum Ende des offiziellen Sets boten sie dann tolle, treibende Versionen von „Le miroir aux alouettes” und „Les courants ascendants”. Bei „Le miroir aux alouettes” wechselte Vincent Barnavol vom Schlagzeug an die Marimba und Romain setzte sich hinters Schlagzeug. Die Band bot eine treibende Version, bei der dann Vincent an eine afrikanische Trommel wechselte und so das Stück noch mehr arabisches Feeling bekam. Das ist einfach unwiderstehlich.

     

    

     

Dominique Leonetti stieg dann zur Begeisterung des Publikums am Ende des Stückes von der Bühne zu den Zuschauern. Das zeigt einmal mehr die Fannähe der sympathischen Franzosen. Zu Beginn des Stückes „Les courants ascendants” ließ Romain Thorel dann sein French Horn gar wie ein Didgeridoo erklingen.

    

    

    

Das begeisterte Publikum nahm dann danach die Melodie von „Les courants ascendants” mit „oh, oh, oh, oh, oh, oh, ….”-Gesängen auf während bis auf Romain Thorel und Vincent Barnavol alle die Bühne verließen. Diese Beiden stiegen mit einem Solo aus Keyboards und Schlagzeug auf diese Melodie ein und improvisierten nun, in dem sie mal swingend, dann dubartig und sogar jazzig sich minutenlang die Bälle zuspielten. Das war ein Hochgenuss und führte zu zwischenzeitlichen „Standing Ovations”.

     

    

     

Nicht vergessen möchte ich Claude Leonetti, der die tollsten Sounds aus seiner Léode herausholte und Arnaud Beyney, der an Gitarre und Bass mit herrlichen Soli glänzte. Ein Besucher verglich ihn während des Konzertes gar mit Carlos Santana. Und Dominique Leonetti sprühte nur so vor Spielfreude und wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne.

    

    

    

Als die restlichen Bandmitgliedern dann wieder auf die Bühne kamen holten sie das Publikum und sich selbst mit dem sanften Song „Le grand vide” wieder etwas runter. Und mit dem Mann im Regen („Le pleureur sous la pluie“) endet dann das Konzert.

     

    

Doch die Band hat ja – wie üblich –als letzten Knaller dann noch „9 hands around the marimba” im Prgramm. Dabei stellen sich alle um das Marimba und spielen zunächst eine Passage die dann in einem bekannten Song ausläuft. Dabei haben sie auf ihren Tourneen im einen anderen Song im Repertoire. Dieses Mal war es der Supertramp-Klassiker „Dreamer”.

     

    

Danach wurden Lazuli mit tosendem Applaus verabschiedet. Es war wieder ein Fest für Freunde der guten Rockmusik. Lazuli ist eine Band, die vor allem live überzeugt und das Publikum zu fesseln weiß. Darüber hinaus strahlen die Franzosen eine große Sympathie aus, die vom Publikum direkt zurückgegeben wird.

     

     

Setlist

Le lierre
Sillonner des océans de vinyles 
Dieter Böhm 
Les chansons sont des bouteilles à la mer
L’homme volant 
Triste carnaval 
Qui d’autre que l’autre
Quel dommage 
Être et ne plus être 
Chaque jour que soleil fait
Mille rêves hors de leur cage 
Parlons du temps 
Le miroir aux alouettes 
Les courants ascendants 
Le grand vide 
Le pleureur sous la pluie

Zugabe

9 hands around the marimba (Dreamer)

 

Stephan Schelle, Oktober 2024

 

Besetzung

Dominique Leonetti (Gesang, 12- und 6 saitige Gitarren)
Claude Leonetti (Léode)
Arnaud Beyney (Gitarre, Bass)
Romain Thorel (Keyboards, Bass Keyboards, French Horn, Schlagzeug)
Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba)