Krieg der Welten live in Oberhausen
Jeff Wayne's Krieg der Welten
(Köpi-Arena, Oberhausen 03.07.2009)


    

Am 03.07.2009 feierte Jeff Wayne’s legendäres Rock-Musical „War Of The Worlds“ (in deutsch „Krieg der Welten“), das Ende der 70’er auf Vinyl erschien, in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen seine Deutschlandpremiere. Zuvor hatte Jeff mit großem Ensemble sein Meisterwerk schon in Großbritannien, Australien und Neuseeland mit großem Erfolg aufgeführt. Die neue Show steht ganz unter dem Motto des 30jährigen Jubiläums des Albums und wird diesem Ereignis mehr als gerecht. Jeff Wayne hat damals den bekannten, gleichnamigen Roman von H. G. Wells sehr eindrucksvoll musikalisch umgesetzt, was sich darin zeigt, dass die Musik auch heute noch frisch und dynamisch klingt. Erzählt wird darin die Geschichte eines Angriffs von Marswesen auf die Erde.

    

    

    

Wer das Album aus den 70’ern kennt, der weiß, dass die Musik für sich allein schon grandios ist. Und wer schon mal die DVD mit dem Liveauftritt in London gesehen hat, der wird schon von der Bilderflut überwältigt gewesen sein (s. auch meine Rezensionen in den Rubriken DVD und CD). „War Of The Worlds“ aber live erleben zu dürfen, toppt alles. Doch beginnen wir am Anfang. Musikalisch bietet Wayne mit seinem Ensemble eine Mischung aus Progessive-, Melodic-Rock, Pop, Klassik und Musical-Elementen, was eine ausgesprochen faszinierende Mischung darstellt. Das ist auch der Grund, warum ein recht gemischtes Publikum von diesem Event angezogen wurde.

    

    

    

Der Abend hätte nicht eindrucksvoller beginnen können, zog doch kurz vor dem Einlass in die Köpi-Arena ein heftiges Gewitter über Oberhausen. In freudiger Erwartung sah der ein oder andere bereits die marsianischen Kapseln in den Blitzen zur Erde rasen. In der Halle angekommen lief auf der Rückwärtigen Leinwand zunächst eine Diashow ab, die dann in ein Bild einer großen Marsmaschine (Kopf des Dreibeins) überging. In der Mitte dieser Maschine waren große Augen – hierin fingen die Techniker per Kamera einige Zuschauer ein, so als würden sie von den Marsmenschen beobachtet. Das war schon mal ein recht lustiger und gelungener Zeitvertreib, so kurz vor dem Konzert.

    

    

    

Dann ging das Licht aus und die Show begann. Zunächst betrat das ULLAdubULLA Strings-Orchester unter großem Applaus die Bühne, gefolgt von der Black Smoke Band (unter anderem mit Chris Spedding an der Gitarre und Herbie Flowers am Bass). Als letztes betrat dann Jeff Wayne persönlich die Bühne, um fortan am Dirigentenpult Platz zu nehmen. Sehr gut gefiel mir, dass zunächst die Hauptakteure auf der Leinwand in der Reihenfolge ihres Auftrittes vorgestellt wurden, darunter natürlich Ex-Moody Blues-Sänger Justin Hayward und der durch Manfred Mann’s Earthband zu Ruhm gekommene Chris Thompson.

    

    

    

Auf einer mehr als 30 Meter breiten und gut 10 Meter hohen Leinwand liefen während des kompletten Konzertes Filmsequenzen und professionelle CGI-Animationen ab, die Hollywoodqualität besaßen. Normal stören solch technisch hochwertigen Animationen oft die Musik, doch bei dieser Produktion befruchteten sich Showelemente und Musik gleichermaßen und gingen eine perfekte Symbiose ein, so dass man teilweise nur mit offenem Mund zusehen und -hören konnte. Die Animationen waren im Gegensatz zu dem 2006’er Konzert, das auf DVD gebannt ist, noch mal um einige Passagen erweitert und verfeinert worden. So gibt es in der aktuellen Show mehr Aliens und noch mehr Details zu sehen. Auch die Bühneneffekte waren noch mal um einige Punkte verbessert worden. So schwebt eine Beth wie von Zauberhand an die Hallendecke, der Artillerist rennt durchs Publikum, eine ganze Reihe an Rauchbomben werden während des Kampfes mit den Marsmaschinen gezündet und bunte Blätter rieseln bei „Forever Autumn“ auf die Bühne.

    

    

    

Auf dem Programm stand die komplette Musik des Albums, leider auch nicht mehr, hätte ich mir doch am Ende noch eine Zugabe gewünscht. Aber auch so wurde viel geboten. Die Songs und auch die Geschichte wurden zwar in englischer Sprache geboten, aber die Filme auf der Leinwand wurden durch deutsche Untertitel ergänzt (wie auf der DVD), so dass auch die nicht englisch sprechenden Besucher der Geschichte folgen konnten.

    

    

    

Der erste Set des Konzertes bestand aus dem ersten Akt, beginnend mit den Marsianern, die ihren Plan zur Übernahme der Erde schmieden, über die Landung auf der Erde bis hin zur Vernichtung von Menschen und Städten. Erzählt wird die Geschichte von der Stimme Richard Burton’s, der als Computer animierter Kopf an den linken Bühnenrand projiziert wurde. Der ursprüngliche überdimensionale Styroporkopf ist nun einer Leinwand gewichen, auf dem der Computer animierte Burton Lippensynchron zu sehen ist.

    

    

    

Musikalisch ist dieser erste Akt mein absoluter Favorit, glänzen doch die Instrumentalparts genau so wie die gesungenen Stücke „Forever Autumn“ und „Thunderchild“. In diesem Teil hatte ich das Gefühl, als wäre das Arrangement noch einmal eine Spur rockiger ausgefallen, als ich es vom Original her kenne und auch die Discoähnlichen Parts klangen nun noch stimmiger und ansprechender. Man merkte an einigen Stellen, dass Jeff die Arrangements etwas umgestellt hatte. Auch machten die Musiker insgesamt einen wesentlich eingespielteren Eindruck, als es der schon sehr gute DVD-Mitschnitt zeigt. Der visuelle Höhepunkt des ersten Aktes war aber zweifelsfrei das gut zehn Meter hohe Modell des marsianischen Dreibeins, das Rauch und Blitze absonderte. Auch die pyrotechnischen Showelemente, die den Eindruck der Zerstörung unterstützten, waren äußerst beeindruckend.

    

    

    

Nach der Zerstörung der „Thunderchild“ endete der erste Akt recht opulent und die Akteure verabschiedeten sich für eine gut 15minütige Pause, um dann mit dem zweiten Teil (die beiden Akte waren seinerzeit auch auf zwei LPs, heute auf zwei CDs verteilt), „Die Erde unter der Herrschaft der Marsbewohner“ weiterzumachen. In diesem ersten Teil des zweiten Aktes, „The Red Weed“, wird beschrieben, wie sich ein roter, pflanzenähnlicher Belag - eine Art Kraut - über die Erde und alles was sich darauf befindet, legt. Dazu wurde die Bühne in ein rotes Licht getaucht, was ebenfalls sehr stimmungsvoll wirkte. Musikalische Highlights des zweiten Aktes waren „The Spirit Of Man“, in dem der Pfarrer Nathaniel seine Frau nicht mehr erkennt und sie sowie die Marsbewohner für den Satan hält sowie „Brave New World“, in der der Artillerist eine unterirdische Stadt bauen will. Visuell ist dies ebenfalls sehr schön dargestellt worden, wurde doch für diesen Song extra eine Art Treppenbogen von der Bühnendecke herunter gelassen über den der Artillerist gehen konnte.

    

    

    

Nach gut zwei Stunden gipfelte dann alles in das Finale, zu dem alle Akteure noch einmal auf die Bühne kamen und mit Standing Ovations verabschiedet wurden.

„War Of The Worlds“ in Oberhausen war ein sensationelles Event, das sowohl musikalisch wie auch optisch in allen Belangen überzeugen konnte. Teilweise wurden die Textpassagen und Geräusche im Surroundsound geboten, so dass man sich mitten im Geschehen befand. Wer die Show bisher noch nicht gesehen hat, der sollte sie sich – sobald es möglich ist – unbedingt ansehen. Diese Show ist ein Muss für jeden Musikfreund, egal ob Rock, Pop oder Musical.

    

    

    

Stephan Schelle, 04.07.2009