Jeff Wayne's War Of The Worlds - New Gereration live in Oberhausen 2013
Jeff Wayne's War Of The Worlds - New Generation
(Köpi-Arena, Oberhausen 04.01.2013)


    

Das Konzertjahr 2013 startete gleich mit einem Knalleffekt in die neue Saison. Nachdem am Tag zuvor das Konzert in Hamburg von Jeff Wayne’s Version von H.G. Wells Roman „War Of The Worlds“ ausfiel, stellte das Konzert in der König-Pilsener-Arena von Oberhausen die Premiere der neuen Show „The New Generation“ auf deutschem Boden dar. Bereits im Jahr 2009 verzauberte der aus Amerika stammende und in Großbritannien lebende Wayne die Zuschauer mit einer atemberaubenden Show. „The New Generation“ setzt da noch einmal einen drauf.

    

    

    

        

Mit großem Orchester und der Black Smoke Band, in der unter anderem Rocklegenden wie Chris Spedding (Gitarre) und Herbie Flowers (Bass) mitwirkten sowie zahlreichen Akteuren brachte Jeff Wayne seine neue, überarbeitete Version von „War Of The Worlds“ in einer atemberaubenden Show auf die Bühne.

    

    

    

    

Wie schon bei der 2009’er Show sorgte zeitweise eine Kamera, die Zuschauer in der Halle einfing und auf die riesige, ca. 30 Meter breite und 10 Meter hohe Leinwand in das Auge eines Marsianerschiffes projizierte, für gute Stimmung vor dem Konzert. Man konnte förmlich die Spannung im Saal spüren, während sich die Reihen langsam füllten.

    

    

    

    

    

Jeff verriet mir nach dem Gig, dass er einige Musikpassagen sowie fehlende Handlungsstränge aus dem Buch von H.G. Wells, die in den 70’ern aufgrund der mangelnden Kapazität von Vinyl-Scheiben nicht genutzt wurden, in die neue Version eingebaut hat. Hatte Richard Burton im Original noch 70 Sequenzen, in denen er zu hören war, so wurden diese für den neuen Sprecher Liam Neeson auf 90 Sequenzen ausgebaut. Um hier eine deutliche Unterscheidung zum Original zu bekommen hat er auch nicht auf Sängerinnen und Sänger zurückgegriffen, die bei dem Original dabei waren. Aber auch die Sänger und Sängerinnen, die bei der neuen Studioproduktion mitgewirkt haben, konnten leider aufgrund von Terminschwierigkeiten nicht mit auf Tour gehen. So hat sich Wayne einige andere sehr gute und darüber hinaus bekannte Namen für die Bühne an Bord geholt.

    

    

    

    

Als Journalist, der die Geschichte vorantreibt (hier war im Original Richard Burton zu hören und als Computeranimation bei den Shows zu sehen) konnte Jeff den bekannten Schauspieler Liam Neeson gewinnen, dessen Passagen gefilmt und auf zwei durchsichtige Leinwände als Hologramme projiziert wurden (eine auf der linken Bühnenseite - vom Publikum aus gesehen - und eine, die auf der Bühne hochgefahren wurde, um Szenen darzustellen). Daneben wirkten noch Marti Pellow (bekannt als Sänger der Gruppe Wet Wet Wet) als die Gedanken des Journalisten, Ricky Wilson (Sänger der Band Kaiser Chiefs) als The Artilleryman, Will Stapleton (Sänger der Rockband Jettblack) als Stimme der Menschheit, Kerry Ellis als Beth und Jason Donovan (man kennt ihn aus der australischen Serie „Neighbours“, bei der er an der Seite von Kylie Minogue gespielt hat; mit ihr hat er auch vor vielen Jahren ein Duett gesungen) als Parson Nathaniel mit.

    

    

    

    

Zur Beschreibung der musikalischen neuen Version findet ihr Infos in der Rubrik CDs, in der ich eine Besprechung des neuen Albums online gestellt habe (zur CD-Besprechung). Nur soviel sei gesagt, dass auch live die Musik perfekt rüber kam. In der Halle war das Soundsystem so aufgebaut, dass die Musik im Surroundsound genossen werden konnte. Das wurde oftmals für herrliche Effekte genutzt. Und auch die Sängerinnen und Sänger, die nur live mit dabei sind, machten ihre Sache hervorragend und ließen die Interpreten der Studioversionen nicht vermissen. Darüber hinaus waren die schauspielerischen Leistungen von Kerry Allis, Will Stapleton, Ricky Wilson und vor allem Jason Donovan herausragend. Marti Pellow’s Part war dagegen eher statisch, was aber an seiner Rolle lag. Erst am Ende der Show schien er aus sich herauszugehen und strahlte über das ganze Gesicht.

    

    

    

    

    

Kurz vor Beginn des Konzertes tauchten schon die ersten neuen Charaktere auf. Ein Paar, bestehend aus Lily Osborne - sie spielte Vera May - und Michael Falzon - er übernahm die Rolle von William Rowland - bauten ein Teleskop am Bühnenrand auf. Dieses Paar war das erste, das ein gleißendes Licht vom Mars wahrnimmt. Lily und Michael waren der Zeit, in der die Geschichte spielt (Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts), entsprechend gekleidet. Und auch die Filmsequenzen, die während des kompletten Konzertes auf einer gut 30 Meter breiten und 10 Meter hohen Leinwand zu sehen waren, zeigten Menschen und Gebäude in diesem Stil. Lediglich die Marsianer und ihre Gerätschaften bzw. Vehikel wirkten dagegen eher modern, was der aktuellen Computertechnik entspricht. Und dann brach plötzlich ein Sturm los, was durch stark wehende Nebelschwaden und reichlich herumwirbelnde Blätter dargestellt wurde. Das war das Startzeichen für eine mehr als anderthalb Stunden dauernde Show mit atemberaubender Livemusik.

    

    

    

    

Liam Neesons Kopf war an der linken Bühnenseite zu sehen, während er seine Erzählungen in englischer Sprache darbot. Unter der Leinwand, auf der sein Kopf projiziert wurde, war eine LED-Anzeige zu sehen, auf der die deutsche Übersetzung als Untertitel abzulesen war. Die Platzierung der Untertitel war das einzige Manko der Show, denn die Anzeige war nicht von allen Plätzen aus zu sehen. Ansonsten wurde aber eine perfekte Show geboten, die keine Wünsche offen ließ. Nachdem die Szenerien auf dem Mars zu sehen waren und Jeff die Overtuere spielen ließ („Eve Of The War“) wurden bereits alle Akteure mit großen Bildern auf der Leinwand vorgestellt. Als erster Sänger präsentierte sich dann Marti Pellow live auf der Bühne, der die gesungenen Gedanken des Journalisten darstellte.

    

                   

    

    

Nachdem die Marsianer auf der Erde gelandet waren, sah man auf der Leinwand eine Kanone aus dem Raumschiff ragen und zerstörende Feuerstrahlen absenden, was in dem Stück „Horsell Common And The Heat Ray“ verarbeit wird. Als Ergebnis dieser Attacken brannte - zur Überraschung der Zuschauer - der Bühnenrand. Lichterloh ragten die Flammen an mehreren Stellen zur Decke empor. In der fünften Reihe waren noch die Hitzwellen, die die Flammen verbreiteten, zu spüren. Etwas später kamen in diesem Stück auch zwei Zeitungsjungen (gespielt von Lily Osborne und Michael Falzon) auf die Bühne, während die Headlines der Zeitungen auf der Leinwand anpriesen, das Marsmenschen auf der Erde gelandet seien. In diesem Stück legte Chris Spedding dann auch ein schönes Gitarrensolo ein, zu dem er an den Bühnenrand trat.

    

    

    

    

                   

Als nächstes folgte „Artilleryman And The Fighting Machine“, bei dem zunächst Ricky Wilson seinen Auftritt hatte. Während er auf der Bühne agierte fuhr die Leinwand auf der Bühne hoch und Liam Neeson war in voller Größe zu bewundern. Die moderne Technik machte es möglich, dass nun eine Konversation auf Augenhöhe (die Proportionen zwischen Hologramm und Akteur waren sehr gut aufeinander abgestimmt) zwischen ihm und dem Artilleryman entstand. Als sehr schönen Gag überreichte der imaginäre Neeson dem Artilleryman ein Glas Whiskey, das dieser dann plötzlich in der Hand hielt und austrank. Eine tolle Illusion. Hier zeigte sich schon, welche großen und kleinen Details die neue Version bzw. „The New Generation“ von der 2009’er Show unterscheidet. Nachdem der Artilleryman von der Bühne flüchtete und dabei durch den Zuschauerraum lief, kam das Unheil von der Decke herunter.

    

    

    

    

Langsam und bedrohlich senkte sich die dreibeinige Kampfmaschine der Marsianer von der Decke, bis sie mit allen drei Beinen fest auf der Bühne stand. Jeff Wayne stand mit seinem Dirigentenpult direkt unter dem Körper der Kampfmaschine. Ab jetzt war Kampf angesagt, denn die Kampfmaschine spie Feuerstrahlen, die auf der Bühne zu Explosionen führten. Den Feuerstrahlen folgten lautstarke Explosionen, die so manchen im Publikum erschreckten, denn es knallte von allen Seiten wie bei einem richtigen Gefecht. Ein echter Knalleffekt!!! Dieser Kampfmaschine stellten sich dann die Soldaten an ihren Kanonen entgegen. Die Treffer, die sie an dem Dreibein erzielten, wurden durch kleine Explosionen und Funkenregen an diesem dargestellt.

    

                   

    

    

Als nächstes stand dann „Forever Autumn“ auf dem Programm, zu dem wieder Marti Pellow auf die Bühne kam. Zu den herbstlichen Bildern auf der Leinwand fielen von der Decke zahlreiche Papierschnipsel zu Boden. Was erst auf den zweiten Blick deutlich wurde, war, dass diese Schnipsel die Form und Farbe von herbstlichem Laub hatten. Nicht nur hier war die Liebe zum Detail zu erkennen, mit der Jeff das Werk umgesetzt hat. Gerade diese kleinen Details sind es, die die Präsentation so liebenswürdig und fesselnd machten.

    

     

    

    

     

Diesem Stück folgte dann „Thunder Child“, bei dem Sänger Will Stapleton an die Reihe kam. Wie alle anderen überzeugte auch er durch eine sehr eindringliche Performance. Und wieder wurde der Kampf des Zerstörers und der Kampfmaschine mit viel Feuer und Explosionen dargestellt. Mit diesem Feuerzauber endet der schweißtreibende erste Akt der Aufführung und es ging in eine Pause, in der die Kampfmaschine wieder ihre Parkstellung unter der Decke einnahm.

    

    

    

    

Der zweite Akt begann dann mit „Red Weed (Part 1)“ zu dem nicht nur rote, pflanzenartige Gebilde die Szenarien auf der Leinwand einnahmen, sondern auch die Scheinwerfer die Bühne in gleißendes Rot tauchten. Daneben waberten herrliche Trockeneisnebel über die Bühne, die so ein unwirtliches, bedrohliches Bild boten. Und mitten drin Jeff Wayne an seinem Dirigentenpult, der an diesem Abend wirklich körperliche Höchstleistung bot, so intensiv, konzentriert und voller Energie ging er zu Werke.

     

    

    

     

Dann hatten Kerry Ellis als Beth und Jason Donovan als Parson Nathaniel bei dem Stück „Spirit Of Man“ ihren großen Auftritt. Was diese beiden da an schauspielerischer Leistung neben ihrem Gesang boten, war schon bemerkenswert. Man war von diesen beiden Charakteren und ihrer Mimik förmlich gefangen. Und auch hier gab es wieder ein Gimmick, das die liebevolle Umsetzung unterstrich. In einer Szene gab der imaginäre Neeson dem immer dem Wahnsinn verfallenden Parson Nathaniel einen Kinnhaken, der daraufhin zu Boden ging. In dem anschließenden Stück  „Red Weed (Part 2)“ erschien die getötete Beth dann im weißen Umhang und wurde zur Decke hoch gezogen, was darstellen sollte, dass die Marsianer ihre Beute einsammeln. Und auch Parson Nathaniel fand in diesem Teil sein Ende.

    

    

    

    

    

Dann ging es mit „Artilleryman Returns“ und „Brave New World“ erneut sehr aufwendig und beeindruckend weiter. Der Artilleryman erschien und erklärte seine Idee, eine Stadt unter der Erde aufzubauen, um so - im Schutz vor den Marsianern - weiterleben zu können. Dazu schwebte eine Brücke von der Decke. In diesem Part lieferte Ricky Wilson erneut eine beeindruckende Leistung. Er kletterte hoch oben, über den Köpfen der Zuschauer, auf der Brücke herum oder nahm sich eine Schaufel und fing an ein Loch zu graben, während er auf der Bühne immer mehr in den Untergrund sank (wieder so eine schönes Detail). Die im Vergleich zur 2009’er Show veränderte Brücke hatte nun einige aktive Elemente wie ein bewegliches Seitenteil oder drehbare Zahnräder, die in die Performance mit eingebunden wurden.

    

     

     

    

In den beiden Parts von „Dead London“ kam dann die Kampfmaschine noch einmal von der Decke herab. Ihr Sterben wurde durch viel Rauch aus dem Innern des Vehikels sowie ein Zusammensinken der Maschine, das bedrohlich instabil wirkte, dargestellt. Das Ganze sah so echt aus, das man Angst um Jeff hatte, der ja direkt unter dem Körper der Maschine seine Arbeit verrichtete. Während der „Epilogue (Part 1)“ das Ende der Show einläutete, hielt es die Zuschauer nicht länger auf den Sitzen. Hatten sie in den kurzen Momenten bei den Übergängen der Stücke, in denen kleine Pausen eintraten, schon Zwischenapplaus spendiert, skandierte die ganze Halle nun Standing Ovations. Dazu passend betraten die Akteure noch einmal die Bühne und präsentierten sich dem Publikum.

    

    

     

    

Die Show, die lediglich das komplette Album „War Of The Worlds The New Generation“ beinhaltete und keine Zugabe bereit hielt (es ist halt ein Konzeptwerk, das durch seine Kompaktheit besteht und durch eine Zugabe ihren Reiz verloren hätte), wurde aber noch mit einem letzten Knalleffekt abgeschlossen. Dieser bestand im „Epilogue (Part 2) NASA“. Auf der Bühne war eine Art Büro der NASA Control zu sehen, in dem Michael Falzon den Angestellten spielte, der mit Bermuda Control kommuniziert. Als die Leitungen unterbrochen werden und die bedrohlichen Klänge der Marsianer ertönten, schoss die Kampfmaschine einen letzten Strahl auf die Büroszenerie (NASA Control), die in einer tosenden Explosion auseinander flog. Nur Momente später zeigte sich ein zerstörtes Bild und Michael Falzon war wie vom Boden verschluckt. Ein klasse Effekt zum Ende der Show, die jeden Besucher von der ersten Sekunde in Atem hielt.

    

    

    

    

    

Nach der Show konnte ich bei Jeff persönlich in Erfahrung bringen, dass er, sobald er von der Tour wieder daheim ist, mit dem Surroundmix der Aufnahmen aus der O2 Arena in London beginnen wird. Das Konzert in Europas größter Arena wurde mit mehreren Kameras aufgenommen und soll voraussichtlich Ende des Jahres auf DVD erscheinen. Nachdem was ich in Oberhausen gesehen habe, stellt diese Veröffentlichung ein Muss für jeden Musikfreund dar. Man darf sich also schon auf das Ende des Jahres freuen. Aber noch besser ist es diese unglaubliche Show live erleben zu dürfen. Als weitere Pläne hat sich Jeff vorgenommen sein „Spartacus“-Werk neu aufzunehmen und es eventuell auch live zu präsentieren. Auch neues Material könnte das Licht der Welt erblicken, denn Jeff hat eine Vertonung eines Jack London-Klassikers in Petto.

    

                   

    

    
 

Setlist

Eve Of The War
Horsell Common And The Heat Ray
Artilleryman And The Fighting Machine
Forever Autumn
Thunder Child
Red Weed (Part 1)
Spirit Of Man
Red Weed (Part 2)
Artilleryman Returns
Brave New World
Dead London (Part 1)
Dead London (Part 2)
Epilogue (Part 1)
Epilogue (Part 2)

Stephan Schelle, 05.01.2013