I Q   live
Zeche Bochum 17.06.2010
 


Qualitativ hochwertiger Progressive Rock hat einen Namen: IQ!!!!

    

Da fragt man sich schon, warum IQ erst geschlagene fünf Jahre für das neue Album „Frequency“ brauchen und dann mit einem 25 Jahren alten Album auf Tour gehen. Aber schon nach wenigen Sekunden sind alle Bedenken zerstreut. Aber von vorne:

     

Die britische Progformation IQ macht am 17.06.2010 den einzigen Zwischenstopp in Deutschland auf ihrer kleinen Promotiontour, die den Titel „25 Years The Wake“ trägt. Wie schon der Titel verrät, bringen Sänger Peter Nicholls, Gitarrist Michael Holmes, Bassist John Jowitt, Schlagzeuger Paul Cook und Keyboarder Mark Westworth auf dieser Kurztour das komplette herausragende 1985er Album „The Wake“ auf die Bühne.

    

     

    

Die Sorge, dass das Konzert nur aus diesem Album besteht, zerstreut sich nach den ersten Takten: Erst einmal gibt es eine Stunde lang Songs aus der gesamten Geschichte der Band. Los geht es – nach einem kurzen Intro, zu dem die Band die Bühne betritt - mit dem gleichnamigen Titelstück des aktuellen Albums „Frequency“. Ein Stück, das einfach nur unter die Haut geht und live richtig gut ist. Und wieder einmal fragt man sich: Wie schaffen die das, ein so perfekt produziertes Stück Musik so perfekt auch live rüberzubringen? Allerdings stellt sich die Frage nur einmal, danach genießt man einfach ein Stück nach dem anderen. Und erfreut sich an ihrem Spielwitz, Humor und Energie.

    

    

    

Mit „Sacred Sound“ geht es dann zum 2004er Album „Dark Matter“ zurück. Es dauert nur wenige Momente und die Stimmung schwappt schon in Richtung Höhepunkt, der lange anhalten sollte. Rhythmisches Klatschen und textsichere Gesangseinlagen der Fans sorgen das ganze Konzert über für eine tolle Atmosphäre in der Zeche und lassen die Blicke von Peter, Michael und John viele Male durch die Reihen der Zuschauer streifen. Mit „Red Dust Shadow“ kommt dann ein zweiter Song von „Dark Matter“ zum Einsatz.

    

     

Begleitet werden alle Songs von Videoprojektionen im Hintergrund. Mal kommen sie psychedelisch daher, oft sehr bedrückend, wenn Szenen aus dem Ersten Weltkrieg gezeigt werden, dann wieder surrealistisch. Zusammen mit der sehr schönen Lightshow – mal düster bedrohlich, mal verträumt und farbenfroh – entsteht ein wunderbar stimmiges Gesamtbild.

    

     

    

Dann geht es zurück ins Jahr 1993 zum Album „Ever“, von dem sie die Stücke „Leap Of Faith“ und „Came Down“ nacheinander spielen. Der erste Teil des Sets endet mit einem gut viertelstündigen „The Seventh House“. Dann verlassen die Musiker die Bühne, um kurz zu verschnaufen. In dem anschließenden Intro, das nur einen Wimpernschlag vom Ende des ersten Sets entfernt ist, betreten sie schon wieder die Bühne, um das Album „The Wake“ zu zelebrieren.

     

    

     

Das zweite Set besteht aus den sieben Originaltiteln von „The Wake“, die in gleicher Reihenfolge wie auf dem Album gespielt werden. Das gesamte Werk wird einer unüberhörbaren Frischzellenkur unterzogen unter anderem mit wesentlich moderneren Sounds als 1985. Vor allem Mark an den Keyboards sorgt mit seinen Sounds und seine Spielart für eine Auffrischung des alten Materials.

    

    

    

Als die Basslinie von „Outer Limits“ von John angestimmt wird und Mark seine Keyboardflächen darauf setzt, geht ein freudiges Raunen und Applaus durch die Reihen der Besucher. Von der ersten Sekunde an wird dieses hervorragende Album förmlich zelebriert. IQ spielen die Stücke wesentlich homogener als sie auf dem Originalalbum zu hören sind. Und das liegt ausschließlich an der Tatsache, dass die Fünf einfach eine Liveband sind.

     

    

     

Nach diesen eindrucksvollen fast 50 Minuten des zweiten Sets ist dann der offizielle Teil beendet und die Band verlässt unter großem Applaus die Bühne. Als dann der Zugabenteil an die Reihe kommt, versuchen die Techniker fieberhaft ein technisches Problem an Marks Keyboards zu beheben. An der Mimik ist zeitweise zu erkennen, dass die Zugaben auf der Kippe stehen. Doch Peter, Michael, John und Paul lassen zur Überbrückung mal eben einen improvisierten Teaser von „Stomach Of Animals“ raus, bei dem sie sichtlich Spaß haben. Das Ganze klingt so locker und unbeschwert, als gehörte es seit Jahren zum Set dazu.

    

    

     

Den Abschluss bildet ein mehr als zehnminütiges „The Darkest Hour“ (das dritte Stücke von Ever). Eine – sagen wir mal „interessante“ - Gesangseinlage von Micheal Holmes bringt Peter Nicholls so aus dem Konzept, dass er vor Lachen kaum noch singen kann. Das Publikum tobt, doch es kann die Briten nicht mehr für eine weitere Zugabe bewegen. Wahrscheinlich wegen der technischen Probleme und dem Umstand, dass gegen 23:00 Uhr in der Zeche Disco angesagt ist, wird das Konzert nach zwei Stunden beendet.

    

    

Wer Progressive- oder NeoProgressive-Musik mag und IQ nicht kennt bzw. noch nicht live gesehen hat, der hat bisher viel verpasst. Ein IQ-Konzert ist immer wieder ein Erlebnis, dass Musiker zeigt, die ihre Musik leben und es vermögen, ihr Feeling und ihre Spielfreude auf die Zuschauer zu übertragen. Ein Muss für jeden Musikfreund. IQ gehören mit Bands wie Marillion, Pendragon & Co, zur Speerspitze des internationalen Prog.

Setlist

 

Frequency

Sacred Sound

Red Dust Shadow

Leap Of Faith

Came Down

The Seventh House

 

Outer Limits

The Wake

The Magic Roundabout

Corners

Widow’s Peak

The Thousand Days

Headlong

 

Zugabe

Stomach Of Animals (Teaser)

The Darkest Hour

Stephan Schelle / Hubertus Becker, 18.06.2010