Nachdem ich nun schon über mehrere Konzerte von Grobschnitt’s Next Party-Konzerten geschrieben habe, sollte man eigentlich meinen, das jetzt alles gesagt wurde, aber die Hagener Jungs schaffen es tatsächlich mich und auch alle anderen Besucher immer wieder auf’s Neue zu faszinieren und zu überzeugen. Und das, obwohl die Setlist bisher unverändert ist, es war ja auch erst der neunte Auftritt. Aber was schreibe ich da, an diesem Abend hatten sie einen leicht verkürzten Set, denn das Potpourri, bestehend aus May Day, Wir wollen leben, Morning Song, Waldeslied, ließen sie dieses Mal ausfallen, was aber gar nicht weiter ins Gewicht fiel.
Tatort war die Lendringser Volks- und Schützenhalle, die mit gut 1.300 Leuten schon Wochen vorher restlos ausverkauft war. Musiker und Zuschauer verwandelten die Halle in einen wahren Hexenkessel. War die Luftfeuchtigkeit durch die recht schwüle Witterung draußen schon recht hoch, so kam man sich nach kurzer Zeit in der Halle wie in einer Sauna vor. Das alles war aber völlig nebensächlich, denn die acht Groben legten einen Auftritt hin, bei dem der Spielwitz und der Spaß nur so sprühte. Toni, das liebevoll verrückte Urmitglied, hat bei den Auftritten ja immer einen Jux drauf. War es in Osnabrück die Currywurst, so warf er bei diesem Auftritt ständig das Wort Schwertfisch in den Saal. Konnte man sich anfangs noch keinen Reim drauf machen, so stellte sich später heraus, dass er mit dem Fisch einen Bezug zu den Anwohnern der Stadt Schwerte herleitete.
Musikalisch hatte ich das Gefühl, als seien die Stücke noch ein weiteres Mal gereift. Das machte sich zwar nur an wenigen Stellen durch Nuancen bemerkbar, zeigt aber, mit welcher Lust sie an die Auftritte herangehen. Zu „Raintime“ gab es auch wieder den Regenschirm bewaffneten Toni, der sich, um sich den anderen Größenmäßig anzupassen, auf einen Metallkoffer stellte. Als weiteren Gag hatte sich Perkussionist Demian Hache bei dem Stück einen bunten Kopfschirm aufgesetzt. Stefan „Nuki“ Danielak nutzte die Gelegenheit und goss zu aller Überraschung Demian erst mal eine Ladung Wasser über den Kopf. Und Rolf „Admiral Top Sahne“ Möller, der abends zuvor noch einen Gig mit Extrabreit in Trier bestritten hatte, verausgabte sich nicht nur an seiner Schießbude - wie er am Schlagzeug agierte war wirklich bemerkenswert - sondern hatte auch noch die Kraft und die Lust alle möglichen Faxen zu machen. So synchronisierte er quasi den Gesang am Anfang von „Solar Music“ in einer Art Bildsprache mit seinen Armen und Händen. Das war wirklich lustig ihm zuzusehen.
Sichtlich erschöpft, allen Musikern lief beim Gig der Schweiß in Strömen (und nicht nur ihnen), beendeten sie dann ihr Heimspiel. Zwar kommen die Musiker vorwiegend aus Hagen, auf ihren früheren Touren begannen diese aber immer in Lendringsen. Darüber hinaus kommen Ralf Dreger (Internetseite der Band und Merchendising) und Uschi (u. a. Kostüme), die die Band ständig begleiten, aus Menden, so dass man den Gig schon als Heimspiel bezeichnen kann.
Neben den schon sich eingebürgerten „Oh, wie ist das schön ..“-Gesängen des Publikums, gab es dann zum krönenden Abschluss noch eine La Ola-Welle, die von der Band initiiert wurde. Und der Saal tobte. Eine nette Geste von der Band war auch, dass sie am Ende eine ganze Reihe an Tourplakaten vom Fankonzert 18. + 19. Mai 2007 ins Publikum warfen. Für so manchen ein willkommenes Souvenir.
Und das auch bei Grobschnitt so mancher Gegenstand auf die Bühne fliegt, zeigte sich am Ende, als Willi die Band vorstellte und zu sich selbst mit den Worten kam „Ich heiße Stefan Danielak und man nennt mich Willi …“, an dieser Stelle ruft das Publikum „Wildschwein“. An diesem Abend warf ein Fan an dieser Stelle ein Wildschweinstofftier auf die Bühne, was zum einen Willi erfreute, zum anderen aber auch die besondere Beziehung von Fans (vor allem den hart eingesessenen) und der Band widerspiegelt.
Ich hab in der letzten Zeit schon eine Vielzahl an Konzerten gesehen, aber was bei den Next Party Auftritten von Grobschnitt abgeht, toppt einfach alles.
