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Während der bisherigen ECPLISED-Festivals waren immer mehrere Bands am Start, doch wer Grobschnitt kennt, der weiß, dass sie Material für mindestens zwei Bands parat haben. So war klar, dass es außer Grobschnitt keine weitere Band bei diesem Festival geben wird. Schon kurz nach Bekannt werden des Konzertes waren die Karten ausverkauft, so dass Grobschnitt beschlossen, noch ein weiteres Konzert am folgenden Sonntag (28.10.) hinterher zu schieben. Auch diese Karten waren sehr schnell vergriffen. Gut 500 Leute fasst der Colos-Saal in Aschaffenburg, doch an diesem ersten Abend platzte er aus allen Nähten. Es waren Fans nicht nur aus dem In-, sondern auch aus dem Ausland, wie z. B. den Niederlanden oder der Isle Of Man angereist.
Der Beginn des Konzertes verzögerte sich etwas, doch wie damals, wurde vor der Show ein gut halbstündiges Vorprogramm vom Band gespielt. Mit dabei ein Beitrag von Ernst Jandl (aber nicht „Otto’s Mops“, sondern „Falken und Tauben“), einige Songs von den Beatles, Pink Floyd und anderen, die auf die kommende Zeitreise einstimmten. Als letztes dann ein Walzer, zu dem die Besucher sich schon mal in Stimmung schunkelten. Dann ging es los.
Die einzelnen Bandmitglieder betraten unter großem Jubel die Bühne. Toni Moff-Mollo hatte sich einen neuen Gags ausgedacht und so trat er gleich zu Beginn als „Super-Toni“ in einem Superman-Kostüm auf. War das Fankonzert am 18.05.2007 in Hagen-Hohenlimburg noch die Generalprobe, bei dem ich ebenfalls anwesend war, so stellte das Konzert in Aschaffenburg die Feuertaufe für die „alten“ und die „neuen“ dar. Entsprechend war ihnen zunächst die Anspannung anzumerken, die aber von der Euphorie des Publikums förmlich aus dem Saal geblasen wurde.
Es waren eine Reihe von Fans da, die auch schon das Konzert am 18.05. gesehen hatten, aber die Zahl der Besucher, die sich noch nicht von der Qualität der neuen Formation überzeugen konnte, war deutlich höher. Da war es spannend zu beobachten, wie sie auf die „Next Generation“ reagieren würden. Nach dem ersten Song wurde deutlich, dass sie die komplette Besetzung sofort ins Herz geschlossen hatten, denn schon jetzt ertönte ein Ohrenbetäubender Applaus. Und diese Stimmung zog sich durch das komplette Konzert, was die Band, allen voran Willi sichtlich berührte. Das Ergebnis war, sie legten sich alle mächtig ins Zeug und absolvierten einen sensationellen Gig.
Die Setlist war die gleiche wir in Hohenlimburg und so startete man mit einem Intro und dem Stück „Razzia“. Es begann eine Zeitreise, die über die gesamte Epoche der Band reichen sollte. Es folgte „Vater Schmidt“ vom „Jumbo“-Album, das in der neuen remasterten Version an diesem Tag erhältlich war. Die Jungs präsentierten sich in wirklich ausgezeichneter Verfassung und ich hatte das Gefühl, als hätten sie sowohl was Spielfreude und -technik betraf, auch wenn der ein oder andere Verspieler („that’s live“) sich in das mehr als dreistündige Programm einschlich, gegenüber Hohenlimburg noch mal einen drauf gesetzt.
Hervorheben möchte ich aber an dieser Stelle „Könige der Welt“, welches sie in einer faszinierenden Version spielten. Zunächst sorgte Rolf Möller mit seinem Rhythmus der sehr stark an Peter Gabriel’s „Biko“ erinnerte für Gänsehaut, dann entwickelte sich das Stück durch Reggae-artige Passagen zu einem mitreißenden Song. Nie hab ich den Titel so gut gehört. Die neue Version war gegenüber der von Hohenlimburg durch den erheblich erweiterten Anfangspart verändert. Weitere Höhepunkte des Auftritts waren für mich die Versionen von „Ernies Reise“, „Anywhere“ und „Rockpommels Land Finale“ zu dem neben Trockeneis auch der Maraboo zum Einsatz kam sowie „Solar Music“ in der „Sonnentanz“-Version. Zwar mussten sie aufgrund der niedrigen Decke im Saal auf Pyrotechnik verzichten, hatten die Flex, den Sonnengott und Fackelträger trotzdem im Programm. Das sind halt die Elemente, die der Fan erwartet. Vor allem „Solar Music“ glänzte durch neue Passagen und herrliche Soli der einzelnen Musiker, die zu Szenenapplaus führten.
Die „alten“ zeigten - ohne Ausnahme - bei dem Auftritt deutlich, dass sie es noch voll drauf haben und die Zuschauer zu fesseln wissen und die drei jungen konnten durch tolle Soli glänzen. Das war sicher nicht ganz einfach, war es für sie doch das erste Mal vor solch einer Kulisse zu spielen. Einige Fans, die die Musik nur von Platte kennen, haben spontan nach dem Konzert Karten für den nächsten Auftritt der Band gekauft. Das sagt eigentlich alles.
Fazit: Wer glaubt, das diese Formation nicht das Feeling der 70’er / 80’er Grobschnitt-Zusammensetzung rüberbringen kann, der sollte eines ihrer Konzerte besuchen und sich eines Besseren belehren lassen. Diese acht Musiker haben es geschafft die Legende wieder zum Leben zu erwecken. Unter dem Motto „The Next Party“ wurde und wird bei den kommenden Konzerten kräftig Party gemacht. Grobschnitt Live, das ist heute wie damals eine absolute Empfehlung.
Stephan Schelle, 28.10.2007
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