Grobschnitt Acoustic Party
(Sauerlandtheater, Arnsberg, 19.12.2019)

Vor 41 Jahren gastierte die Hagener Rockband Grobschnitt zuletzt im Arnsberger Sauerlandtheater. Am 19.12.2019 gaben sich die Gründungsmitglieder Gerd Otto Kühn aka Lupo und Stefan „Willi Wildschwein“ Danielak zusammen mit Willi’s Sohn Stefan „Nuki“ Danielak junior die Ehre und traten im Rahmen der Grobschnitt Acoustic Party in ebendiesem Sauerlandtheater auf. Für mich eine besondere Situation, hatte ich die Band doch damals genau hier zum ersten Mal live gesehen und auch ihre Musik zum ersten Mal gehört. Im Jahr 1978 ließen die Groben einen jungen Mann im zarten Alter von 20 Jahren mit offenem Mund und einem unglaublichen Gefühl zurück. An diesem Abend im November 1978 hatte ich meine musikalische Heimat gefunden, auch wenn ich mich zuvor und danach für viele andere Bands und Künstler begeistert habe.

 

 

 

    

    

    

    

Nun also vier Jahrzehnte ein erneuter Auftritt in Arnsberg. Zahlreiche Fans, die damals dabei waren ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen und strömten mit alten Erinnerungen in den Saal. Zuvor wurden in vielen Gesprächen die damaligen Erlebnisse ausgetauscht.

    

    

    

    

Nach dem obligatorischen Walzer, der immer vor der Show gespielt wird, ging es dann zu einem neuen Intro inkl. Vogelgezwitscher los. Darauf folgte sofort der erste Song „Vater Schmidt’s Wandertag“ der sich hervorragend für eine Akustikversion eignet. Zwischen den Songs gab es dann auch einige Anekdoten und alte Geschichten, die vorwiegend und teils ausufernd von Lupo vorgetragen wurden. So meinte Lupo dass er die Location auch sofort wieder erkannt habe, denn die Sitzplätze hätten sich seit ihrem letzten Besuch nicht verändert. Auch erinnerte er an den damaligen Auftritt, bei dem sich die Band ins Gästebuch mit einem Dank an die Feuerwehr eingetragen hatte. Denn der Feuerwehr war es zu verdanken, dass sie überhaupt im Theater mit ihrer damaligen Pyroshow auftreten konnten.

    

    

    

    

Skeptiker und Hardcorefans der Band konnten sich nicht vorstellen, wie die rockigen Stücke in einer Akustikversion wirken würden, denn außer Stücken wie „Silent Movie“ oder „Raintime“ boten die Hagener Kultrocker doch eher rockige Sounds. Vor allem Stücke wie „Rockpommel’s Land“ und „Solar Music“, die zum Tafelsilber der Band zählen, schienen in dieser Form zunächst unspielbar. Auch die grandiosen Show- und Lichtelemente sind ja bei einem Akustikset eher fehl am Platze. Schnell wurden aber alle Anwesenden schon nach wenigen Momenten eines Besseren belehrt und die Stimmung im Sauerlandtheater stieg schnell in die Höhe. Das lag vor allem auch an den neuen Arrangements, die speziell für drei Akustikgitarren und Perkussion ausgerichtet war und der enthusiastischen Herangehensweise der drei Protagonisten.

     

    

    

    

Alle Dekaden der Band wurden bei dem fast dreistündigen Konzert bedacht. Lupo, Willi und Nuki gingen dabei mit einer Ausnahme („Wir wollen leben“ vom „Razzia“-Album wurde als Zugabe gespielt und „Dein Weg nach Haus“ von „Fantasten“ kam am Ende vom Band) in chronologischer Reihenfolge vor. Neben bekannten Stücken wurden aber auch bisher selten live gespielte Tracks in die Setlist aufgenommen. „Snowflakes“, mit der sich die Band in der deutschen Fassung („Sonnenflug“) beim Grand Prix de la Chanson (heute Eurovision Songcontest) in den 70’er Jahren beworben hatte und aufgrund eines Bandfotos aus der Ballermann-Zeit jedoch nicht in die Vorauswahl kam (diese Typen auf dem Foto waren den Verantwortlichen damals nicht geheuer), fand sich so im Programm.

    

    

    

    

Lupo sorgte mit seinen Soli mal wieder für Gänsehaut pur und Willi Wildschein bot trotz einer aufkommenden Erkältung eine sehr gute Performance, bei der er sich im Laufe des Konzertes immer mehr steigerte. Und Nuki sorgte an Gitarre und Percussion für das nötige Volumen. In „Silent Movie“ baute Lupo dann – der Vorweihnachtszeit entsprechend – eine Passage des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ ein, was sehr gut in dieses Instrumental passte und bei den Besuchern so manches Schmunzeln ins Gesicht zeichnete.

    

    

    

    

Dass das Set gut ankam zeigte sich vor allem nach den beiden gut jeweils 30minütigen Longtracks „Rockpommel’s Land“ und „Solar Music“, die vom Publikum mit Standing Ovations bedacht wurden. Das Akustikset wurde darüber hinaus in eine dezente, aber sehr ansprechende Lightshow gekleidet. Bei „Rockpommel’s Land“ (hier wurde der Maraboo, der als Bühnendeko hinter Lupo aufgebaut war, atmosphärisch angestrahlt) durfte natürlich die Nebelmaschine nicht fehlen und beim Finale von „Solar Music“, bei dem früher der Wikinger mit einem brennenden Kreuz die Bühne betrat, wurde ein Kerzenleuchter angezündet.

    

    

    

Nach einem gut dreistündigen Konzert ließen es sich Lupo und Nuki (Willi hatte sich aufgrund der aufkommenden Erkältung und der Tatsache, dass zwei Tage später ein weiteres Konzert in Hagen anstand zurückgezogen) nicht nehmen, Autogrammkarten zu verteilen und sich ausgiebig mit den Fans zu unterhalten. Und so sah man wie die Besucher sehr zufrieden das Theater verließen. Es war eine grandiose Umsetzung der Grobschnitt-Musik. Und wer weiß, was in Zukunft noch möglich ist.

                   

    

Einen weiteren Bericht zum ersten Konzert der Acoustic Party-Reihe am 21.06.2019 im Werkhof, Hagen-Hohenlimburg, findet ihr ebenfalls auf meiner Homepage.

    

    

                    

Setlist

Intro
Vater Schmidt’s Wandertag
Wonderful Music
Morning Song
Drummer’s Dream
Traum und Wirklichkeit
Rockpommel’s Land
Merry-Go-Round
Snowflakes
Silent Movie
Raintime
The Sniffer
Könige der Welt
Solar Music (Sonnentanz) Acoustica Version


Zugabe

Wir wollen leben

Stephan Schelle, Dezember 2019