Grobschnitt live Essen 13.10.2012
Grobschnitt Live
Grugahalle Essen 13.10.2012
 


    

Der absolute Hauptact des Abends war aber zweifelsfrei die Hagener Band Grobschnitt. Gut anderthalb Jahre waren seit dem letzten offiziellen Rockkonzert der Band (die Konzerte mit dem Symphonischen Orchester Hagen in diesem Sommer nicht eingerechnet) vergangen. So lange waren Stücke wie „Könige der Welt“ und „Solar Music“ nicht mehr live zu erleben. Die Spannung der zahlreichen Fans war vor dem Auftritt, spätestens aber beim Start des Vorprogramms, deutlich zu spüren.

     

    

    

     

    

Kurz nach 22:00 Uhr starteten Grobschnitt mit einem zweistündigen Programm. Leider musste die Band auf ihren Lichtdesigner und Sänger Toni Moff Mollo krankheitsbedingt verzichten. Den Gesangspart von Toni übernahm in den Stücken dann Milla Kapolke. Man kann an dieser Stelle schon bemerken, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat. Für die Fans, die die Stücke genau kennen, war der Unterschied - aufgrund Milla’s anderen Tonlage - zwar zu hören, ihren Reiz verloren die Songs dadurch aber in keinster Weise.

     

    

     

    

Gleich ohne große Vorreden kam die Band auf die Bühne und legte zunächst mal mit einem Paukenschlag, einer druckvollen Kombination der Stücke „Razzia/Illegal“ los. Schon bei diesem ersten Stück konnte man deutlich spüren, dass die Band an diesem Abend die Bässe erstklassig eingestellt hatten, so dass neben Milla’s Moog-Synthie auch Tatti’s Keyboards und Rolf’s Bass-Drum für ordentlich Druck sorgten, was man als Zuschauer sehr schön körperlich wahrnehmen konnte. Bulli Danielak ist aber dafür bekannt, dass der Sound so ausgesteuert ist, dass er nicht im Ohr schmerzt. Im Gegensatz zu den beiden Gigs von Birth Control und Epitaph, bei denen Ohrstöpsel nötig waren, brauchte man hier keinen Ohrenschutz.

       

    

     

         

     
linkes Bild: Milla im Sprung !!!

Die Stimmung war schnell auf dem Höhepunkt, denn die Showelemente wie zum Beispiel die „Pozilisten“ und die Pyroeinlagen, waren wie immer perfekt umgesetzt. Auf diese Eröffnung folgte dann „Vater Schmidt’s Wandertag“, das bei so manchen Fans ganz oben auf der Favoritenliste steht. Den größten Hit, den Grobschnitt je hatten, „Wir wollen leben“, schlossen sie direkt an und  hunderte von Zuschauern sangen dieses Stück aus voller Brust mit.

    

       

    

    

     

Nach diesen ersten Songs kam dann auch von Willi Wildschwein eine Ansage. Er drückte seine Freude über den Auftritt in der Grugahalle aus, in dem er noch einmal an die Bedeutung dieser traditionsreichen Halle erinnerte. Zahlreiche Rockpalast-Nächte wurden hier zelebriert und weitere Auftritte von Bands mitgeschnitten. Grobschnitt waren am 08.12.1978 zu Gast im Rockpalast und wurden nach der Ausstrahlung von den Zuschauern des WDR zur beliebtesten Rock-Palast-Gruppe des Jahres gewählt.

    

    

    

    

Am 08.05.1981 fand das Abschlusskonzert der „Illegal“-Tour in eben dieser Grugahalle statt, bei dem gut 5.000 Besucher anwesend waren. Willi meinte das aus diesem Grund einige Stücke vom „Illegal“-Album auf dem Programm stünden, die sie jetzt hintereinander spielen würden. Insgesamt fünf der acht Stücke des Albums wurden an diesem Abend gespielt. Neben dem eröffnenden Titelstück ging es nun mit „Simple Dimple“ weiter. In dieser Version glänzte vor allem Nuki mit einem sehr schönen Gitarrensolo.

     

    

    

       

    

Auf dieses Stück folgte dann ein energiereiches „Mary Green“, dessen Thema wie Milla sagte, heute immer noch so aktuell ist wie damals. Natürlich durfte bei diesem Stück auch „Mary Green“ in Persona nicht fehlen. Danach gab es erst Mal ein Lied für zwei „Laminat-Gitarren“. Das Akustikinstrumental „Silent Movie“ stand auf dem Programm. Die ersten Klänge des nächsten Stückes wiesen auf den Song „Könige der Welt“ hin, doch aus irgendeinem Grund hielt der Song nach den ersten Takten an. Wie Willi meinte, hatte dies ein kurzer Stromausfall bewirkt, weswegen man kurzerhand mit dem Akustikstück „Raintime“ im Programm fortfuhr. Bei diesem Stück hatte die Band dann einen in weiße Schutzkleidung verpackten Roadie als Showelement eingebunden, der mit einem Geigerzähler Messungen vornahm und daraufhin mit einer Wasserspritze die ersten Reihen dekontermenierte.

    

     
linkes Bild: Nuki im Sprung!!!

    

     

    

Nach diesen beiden Akustiknummern kam dann mit „Könige der Welt“ ein Stück, das sich seit Beginn der neuen Formation im Jahr 2007 zu einem absoluten Livekracher gemausert hat. So gehörte auch dieses Stück beim Auftritt in der Grugahalle zu den Highlights des Konzertes. Milla ließ seinen Moog-Synthie und Rolf seine Bass-Drum so fett durch den Raum fliegen, dass es einem fast die Schuhe auszog.

     

    

    

    

    

Normalerweise machen die Groben immer vor dem „kürzesten Stück der Band“ eine kleine Pause, nicht in Essen, denn der Zeitplan ließ bei diesem Festival keine Zwischenpausen zu. Nahtlos schlossen Grobschnitt dann mit dem Stück an, das bei keinem Auftritt fehlen darf (im Stadttheater Hagen - mit Orchester - stand es aber nicht auf dem Programm). Anderthalb Jahre mussten die Fans warten, bis dieses unglaubliche Stück - dargeboten in der „Sonnentanz“-Version mit dem Zeitfenster, dass „Solar Music“-Elemente der beliebten Version aus den 70’ern enthält - endlich wieder live gespielt wurde. Man hatte das Gefühl, dass die Jungs besonders viel Freude an dieser Aufführung hatten und ihnen ebenfalls in den letzten Monaten dieses Stück gefehlt hat, denn alle legten sich gehörig ins Zeug und bauten wieder herrliche Soli ein. Da schlich sich doch beispielsweise mal eben wieder ein „Pink Panther“ in das Gitarrensoli von Nuki ein. Und mit dem Zeitfenster verbinden sie zwei Dekaden dieses Ausnahmestückes auf hypnotische Weise. So boten sie eine ca. einstündige musikalische Traumreise mit solaren Klangwelten, die es in sich hatte.

    

    

    

    

Nach „Powerplay“, bei dem die Band vorgestellt wurde, gab es als Zugabe dann noch das Finale von „Solar Music“, bei dem der Wikinger mit seinem brennenden Kerzenleuchte (in den 70’ern hatte die Band ein brennendes Kreuz benutzt) seinen Auftritt hatte. Wie immer war dies ein sehr stimmungsvoller und bewegender Moment für die vielen Fans in der Halle.

    

     

    

     

    

Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und ein weiteres Konzert dieser grandiosen Rockformation, bestehend aus zwei Generationen, war Geschichte. Auch ohne den fehlenden zweiten Sänger Toni Moff Mollo gaben die Hagener Rockmusiker eine gute Figur ab. Sie agierten wieder in gewohnter Spielfreude und zauberten unter anderem wieder eine hinreißende Version von „Solar Music“ in der „Sonnentanz“-Version. Allein dieses Stück ist es immer wieder Wert ihre Konzerte zu besuchen. Und dass es den Besuchern gefallen hatte, zeigte sich in dem abschließenden Fangesang „Oh, wie ist das schön“. So etwas hat die Essener Grugahalle wohl auch nicht alle Tage gesehen bzw. gehört.

    

    

     

    

    

Es ist zu hoffen, dass noch einige Konzerte folgen werden und die vielen, die es immer noch nicht mitbekommen haben, dass Grobschnitt wieder auf den Bühnen des Landes aktiv ist, noch die Möglichkeit bekommen diese Ausnahmeband zu sehen. Man muss diese Show gesehen haben.

    

                   

    

    
rechtes Bild: Willi im Sprung!!!
 

 
 

Setlist

 

Razzia/Illegal
Vater Schmidt’s Wandertag
Wir wollen leben
Simple Dimple
Mary Green
Silent Movie
Raintime
Könige der Welt
Solar Music
Powerplay / Vorstellung der Band
Solar Music Finale

 

 
Juniper Stephan Schelle, 21.10.2012

Menue: Heinz Kult Rocknacht 2012