Dreamscape live im Elfenbein, Herford 15.10.2007
   

Es sind schon ungewöhnliche Umstände, wenn eine Band, die bereits seit 20 Jahren besteht, ein neues Album aufnimmt und kurz nach der Veröffentlichung drei der fünf Mitglieder die Gruppe verlassen, die anderen aber weiter machen wollen. Dreamscape ist das passiert. Geblieben sind der Gitarrist Wolfgang Kerinnis (sein Äußeres erinnert ein wenig an James LaBrie) und Schlagzeuger Michael Schwager. Die drei neuen Ralf Schwager am Bass, David Bertok an den Keyboards und Sänger Mischa Mang haben sich aber hervorragend in die Band eingefügt. Man hatte das Gefühl, als sei die Gruppe schon länger zusammen, denn sie agierten wie eine Einheit. Und die gute Nachricht, die Band plant weiter zu machen, denn sie präsentierten mit „Breathing Spaces“ bereits einen neuen Song und planen ein neues Album.

    

                   

Dreamscape, die Sieges Even auf ihrer Tour, mit Ausnahme des Gigs in Wien, begleiten, legten sofort los und füllten den Saal mit kräftigen Gitarrenwänden. Diese knalligen Riffs sowie das Schlagzeug hatten so eine Wucht, dass man die Vibrationen der Schallwellen auf dem eigenen Brustkorb spürte. Kräftige Metalsounds und ein streckenweise recht druckvoller Gesang, der an der ein oder anderen Stelle in ein lautes Geschrei abdriftete wechselten mit tollen Melodielinien und leiseren Passagen. Hier stimmte die Mischung. Insgesamt sieben Songs spielten sie live, davon vier des aktuellen Albums „5th Season“ sowie zwei ältere Stücke.

    

    

Kleines Handicap der Band war, dass sich Sänger Mischa auf der Tour erkältet hatte und das Konzert nur mit Tee und Lutschbonbons absolvieren konnte. Er legte sich aber dermaßen ins Zeug, dass davon nichts zu spüren war. Hätte er das am Anfang und am Ende nicht erwähnt, es wäre keinem aufgefallen. Mischa schonte sich nicht und fegte über die Bühne oder poste mit dem Mikro inkl. Ständer, wie so mancher große Rockstar. Dabei ging er so Energie geladen zu Werke, dass ihm in einer Situation das Mikro aus der Hand glitt und die kleine Treppe zur Bühne hinunter rollte. Das nahmen die Jungs aber mit einem Lächeln hin. Apropos Treppe, das Teil (die einzelnen Stufen waren durch Lichterketten beleuchtet) schien dem Sänger so gut zu gefallen, dass er sie mehrfach hinunter und wieder hinaufstieg.

                   

    

Die fünf heizten gut eine Stunde mit Prog-Metal vom feinsten ein. Die großen Namen in der Szene heißen Dream Theater, Symphony X oder Vanden Plas. Doch mit ihrem harten Metalsound, der mit schönen Melodien gespickt ist und eine Reihe an Tempo- und Rhythmuswechsel aufweist, brauchen die fünf Musiker von Dreamscape nicht vor diesen Namen zurückschrecken.

    

    

Eine schöne Geste am Rande: Beim letzten Track verteilte Bassist Ralf Schwager einige Promo-CDRs (mit 45 Minuten Spielzeit!!!) im Publikum, auf denen fünf Stücke, darunter vier aus dem Liveprogramm, enthalten sind.

    

                   

Setlist

Different
Deja Vu
Somebody
Phenomenon
When Shadows Are Gone
End Of Light
Breathing Spaces (unreleased)

Stephan Schelle, 16.10.2007

 
   

 

   
Dreamscape in Herford 2007