|
Es sind schon ungewöhnliche Umstände, wenn eine
Band, die bereits seit 20 Jahren besteht, ein neues Album aufnimmt und
kurz nach der Veröffentlichung drei der fünf Mitglieder die Gruppe
verlassen, die anderen aber weiter machen wollen. Dreamscape ist das
passiert. Geblieben sind der Gitarrist Wolfgang Kerinnis (sein Äußeres
erinnert ein wenig an James LaBrie) und Schlagzeuger Michael Schwager.
Die drei neuen Ralf Schwager am Bass, David Bertok an den Keyboards und
Sänger Mischa Mang haben sich aber hervorragend in die Band eingefügt.
Man hatte das Gefühl, als sei die Gruppe schon länger zusammen, denn sie
agierten wie eine Einheit. Und die gute Nachricht, die Band plant weiter
zu machen, denn sie präsentierten mit „Breathing Spaces“ bereits einen
neuen Song und planen ein neues Album.
Dreamscape, die Sieges Even auf ihrer Tour, mit
Ausnahme des Gigs in Wien, begleiten, legten sofort los und füllten den
Saal mit kräftigen Gitarrenwänden. Diese knalligen Riffs sowie das
Schlagzeug hatten so eine Wucht, dass man die Vibrationen der
Schallwellen auf dem eigenen Brustkorb spürte. Kräftige Metalsounds und
ein streckenweise recht druckvoller Gesang, der an der ein oder anderen
Stelle in ein lautes Geschrei abdriftete wechselten mit tollen
Melodielinien und leiseren Passagen. Hier stimmte die Mischung.
Insgesamt sieben Songs spielten sie live, davon vier des aktuellen
Albums „5th Season“ sowie zwei ältere Stücke.
Kleines Handicap der Band war, dass sich Sänger
Mischa auf der Tour erkältet hatte und das Konzert nur mit Tee und
Lutschbonbons absolvieren konnte. Er legte sich aber dermaßen ins Zeug,
dass davon nichts zu spüren war. Hätte er das am Anfang und am Ende
nicht erwähnt, es wäre keinem aufgefallen. Mischa schonte sich nicht und
fegte über die Bühne oder poste mit dem Mikro inkl. Ständer, wie so
mancher große Rockstar. Dabei ging er so Energie geladen zu Werke, dass
ihm in einer Situation das Mikro aus der Hand glitt und die kleine
Treppe zur Bühne hinunter rollte. Das nahmen die Jungs aber mit einem
Lächeln hin. Apropos Treppe, das Teil (die einzelnen Stufen waren durch
Lichterketten beleuchtet) schien dem Sänger so gut zu gefallen, dass er
sie mehrfach hinunter und wieder hinaufstieg.
Die fünf heizten gut eine Stunde mit Prog-Metal vom
feinsten ein. Die großen Namen in der Szene heißen Dream Theater,
Symphony X oder Vanden Plas. Doch mit ihrem harten Metalsound, der mit
schönen Melodien gespickt ist und eine Reihe an Tempo- und
Rhythmuswechsel aufweist, brauchen die fünf Musiker von Dreamscape nicht
vor diesen Namen zurückschrecken.
Eine schöne Geste am Rande: Beim letzten Track
verteilte Bassist Ralf Schwager einige Promo-CDRs (mit 45 Minuten
Spielzeit!!!) im Publikum, auf denen fünf Stücke, darunter vier aus dem
Liveprogramm, enthalten sind.
Setlist
Different
Deja Vu
Somebody
Phenomenon
When Shadows Are Gone
End Of Light
Breathing Spaces (unreleased)
Stephan Schelle, 16.10.2007
|
|