Endlich wieder auf der Bühne!!
Das Berliner Quartett Crystal Palace hat als Musikschaffende in den
letzten drei Jahre fast alle Höhen und Tiefen durchlebt. Nach dem
belastenden Erstarren der Kultur durch die Pandemie, haben sie kurz
hintereinander ihr erstes Live-Album „Scattered Over Europe“ (2021)
als Audio-Video-Combo veröffentlicht, dann das sehr beachtete
Konzept-Album „Still There“ (2022). Sie waren in Europa eifrig
unterwegs, spielten sogar jenseits des Atlantik, hatten etliche Buchungen,
arbeiteten schon fleißig an dem neuen Material. Aber dieser positiv fließende
Strom wurde jäh im Laufe von 2022 gebremst. Schicksalsschläge,
Umorientierung, Lebenskrise bei den Musikern, der Verlust des Probenraums,
irgendwie war der Wurm drin. Auswanderung aus Deutschland und neue Prioritäten
hinsichtlich Beruf des Keyboarders machten einen Personalwechsel nötig.
Da waren es nur erst mal noch drei und kurze Zeit später mit dem Weggang
des Schlagzeugers leider nur noch ein 13-saitiges Gitarren-Duo.

Ich erinnere mich an
diese düstere Zeit ungern, an die Gespräche über: „wie soll es denn
weitergehen.“ Die Hoffnung haben 5-Saiter und Sänger Jens Uwe und
8-Saiter Nils nie aufgegeben. Und kaum waren 2023 einige Tage ins Land
gegangen, tauchte unerwartet Mac Black aus der quirligen Berliner Szene
auf, plötzlich hatten sie auch wieder einen Proberaum und zuletzt hat nun
Olli Pahl als neuer Schlagzeuger sich das CP-Material drauf geschafft.
Die Halle füllte sich,
es waren viele Fans von Crystal Palace dabei, alle sind gespannt und wir
freuen uns kollektiv zusammen mit der Band auf das erste Vollprogramm seit
fast drei Jahren. Und es beginnt mit einem sehr druckvollen
„Sleepless“, einer von drei langen Dingern aus „The System Of
Events“ (2013). Hier zeigt sich schon eine Änderung, drei Musiker in
der vorderen Reihe ständig in Bewegung, der Schlagzeuger wegen des
Platzbedarfs zwar dahinter, aber die vier interagieren konzentriert und
intensiv über den gesamten Auftritt.
Dann im selben Tempo und
musikalischen Gewand die Klassiker „Scattered Shards“ und „Simply
Irresistible Cruel Intentions“ von „Scattered Shards“ (2018) sowie
„Orange Popsicle Sky“ und „Planned Obsolescence“ von „Still
There“. Und nach diesen fünf Titeln merkt man noch deutlicher was sich
noch geändert hat; Zusammenhalt, Freude, Spiellaune, brillante Solos,
eine lebendige Truppe auf der Bühne. Dazu die kleinen Geschichten von
Yenz, von seiner zweiten Bass-Frau oder der Katze als Untermieter, das
Publikum spürt die Lebensfreude und sie zeigen es durch Zwischenrufe,
Kommentare und Applaus. Ich sitze im Dunkeln, freue mich, dass ich bei
dieser Neuauflage der sympathischen Berliner dabei sein durfte.
Mit dem Titellied „The
System Of Events“ und „Confess Your Crime“ (2016: „Dawn Of
Eternity“) ist Crystal Palace 2024 bei sich selbst und vollends beim
begeisterten Publikum angekommen. Zum Abschluss wie gewohnt und wie Yenz
meint, dass man Traditionen beibehalten sollte, der zweiteilige 15-minüter
„Beautiful Nightmare“. Acht lange Kompositionen aus der letzten 10-jährigen
Karriere und fast 80 Minuten rockige Ohrwürmer von einer spielgelaunten
Band. Yenz sagte mir später, er hätte endlos weiterspielen können, Mac
und Olli dass sie die bisherige Zeit im Kristall-Palast bis heute genossen
haben.