Crystal Palace
(Das Rind, Rüsselsheim, 10.05.2024)


    

Endlich wieder auf der Bühne!! Das Berliner Quartett Crystal Palace hat als Musikschaffende in den letzten drei Jahre fast alle Höhen und Tiefen durchlebt. Nach dem belastenden Erstarren der Kultur durch die Pandemie, haben sie kurz hintereinander ihr erstes Live-Album „Scattered Over Europe“ (2021) als Audio-Video-Combo veröffentlicht, dann das sehr beachtete Konzept-Album „Still There“ (2022). Sie waren in Europa eifrig unterwegs, spielten sogar jenseits des Atlantik, hatten etliche Buchungen, arbeiteten schon fleißig an dem neuen Material. Aber dieser positiv fließende Strom wurde jäh im Laufe von 2022 gebremst. Schicksalsschläge, Umorientierung, Lebenskrise bei den Musikern, der Verlust des Probenraums, irgendwie war der Wurm drin. Auswanderung aus Deutschland und neue Prioritäten hinsichtlich Beruf des Keyboarders machten einen Personalwechsel nötig. Da waren es nur erst mal noch drei und kurze Zeit später mit dem Weggang des Schlagzeugers leider nur noch ein 13-saitiges Gitarren-Duo.

    

    

    

Ich erinnere mich an diese düstere Zeit ungern, an die Gespräche über: „wie soll es denn weitergehen.“ Die Hoffnung haben 5-Saiter und Sänger Jens Uwe und 8-Saiter Nils nie aufgegeben. Und kaum waren 2023 einige Tage ins Land gegangen, tauchte unerwartet Mac Black aus der quirligen Berliner Szene auf, plötzlich hatten sie auch wieder einen Proberaum und zuletzt hat nun Olli Pahl als neuer Schlagzeuger sich das CP-Material drauf geschafft.

    

    

    

    

Die Halle füllte sich, es waren viele Fans von Crystal Palace dabei, alle sind gespannt und wir freuen uns kollektiv zusammen mit der Band auf das erste Vollprogramm seit fast drei Jahren. Und es beginnt mit einem sehr druckvollen „Sleepless“, einer von drei langen Dingern aus „The System Of Events“ (2013). Hier zeigt sich schon eine Änderung, drei Musiker in der vorderen Reihe ständig in Bewegung, der Schlagzeuger wegen des Platzbedarfs zwar dahinter, aber die vier interagieren konzentriert und intensiv über den gesamten Auftritt.

    

    

    

    

Dann im selben Tempo und musikalischen Gewand die Klassiker „Scattered Shards“ und „Simply Irresistible Cruel Intentions“ von „Scattered Shards“ (2018) sowie „Orange Popsicle Sky“ und „Planned Obsolescence“ von „Still There“. Und nach diesen fünf Titeln merkt man noch deutlicher was sich noch geändert hat; Zusammenhalt, Freude, Spiellaune, brillante Solos, eine lebendige Truppe auf der Bühne. Dazu die kleinen Geschichten von Yenz, von seiner zweiten Bass-Frau oder der Katze als Untermieter, das Publikum spürt die Lebensfreude und sie zeigen es durch Zwischenrufe, Kommentare und Applaus. Ich sitze im Dunkeln, freue mich, dass ich bei dieser Neuauflage der sympathischen Berliner dabei sein durfte.

    

    

    

    

Mit dem Titellied „The System Of Events“ und „Confess Your Crime“ (2016: „Dawn Of Eternity“) ist Crystal Palace 2024 bei sich selbst und vollends beim begeisterten Publikum angekommen. Zum Abschluss wie gewohnt und wie Yenz meint, dass man Traditionen beibehalten sollte, der zweiteilige 15-minüter „Beautiful Nightmare“. Acht lange Kompositionen aus der letzten 10-jährigen Karriere und fast 80 Minuten rockige Ohrwürmer von einer spielgelaunten Band. Yenz sagte mir später, er hätte endlos weiterspielen können, Mac und Olli dass sie die bisherige Zeit im Kristall-Palast bis heute genossen haben.

    

    

    

    

Setlist

Sleepless
Scattered Shards
Simply Irresistible Cruel Intentions
Orange Popsicle Sky
Planned Obsolescence
The System Of Events
Confess Your Crime
Beautiful Nightmare

 

Roland Koch, Mai 2024

 

Besetzung

 

Yenz Strutz (Gitarre, Gesang)
Nils Conrad (Gitarre)
Marcel Schwarz alias Mac Black (Tastengeräte)
Olli Pahl (Schlagzeug)

 

 

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