Corvus Corax - Der Fluch des Drachen
(Stadthalle Soest, 02.03.2018)


     

Die deutsche Band Corvus Corax besteht mittlerweile seit ca. 30 Jahren und ist fest verankert in der deutschen Mittelalterszene. Nicht umsonst werden sie auch als die Könige der Spielleute bezeichnet. Ihr Instrumentarium besteht aus mittelalterlichen bzw. nachgebauten Instrumenten. Zusammen mit dem erfolgreichen deutschen Fantasyautor Markus Heitz (u. a. „Die Zwerge“, „Area – Die Rückkehr der Götter“, „Die Mächte des Feuers“) entstand das Fantastical „Der Fluch des Drachen“. Dabei handelt es sich um eine Fantasygeschichte, die in zwei Stunden durch den Sprecher Johannes Steck, bekannt von zahlreichen Hörspielen (er ist daneben auch Schauspieler), erzählt wird. Die umrahmende Musik stammt von der Band Corvus Corax. Herausgekommen ist eine Mischung aus Mittelalterrock, Theater und Musical.

    

     

Am 02.03.2018 gastierte das Ensemble in der Stadthalle Soest, wo sie das Publikum für zwei Stunden aus dem Alltag entführten und in eine fantastische Welt voller Fabelwesen, Ritter und Könige mitnahmen. Corvus Corax traten in der aktuellen Besetzung Castus (Gesang, Dudelsack, Binioù, Schalmei, Bombarde, Cister, Trumscheit, Drehleier), Jordon (Dudelsack, Schalmei, Zink), Hatz (Schlagwerk), Norri (Davul, Perkussion), Vit (Dudelsack, Schalmei, Zink), Michael Frick (Bass-Citole) und Wim Dobbrisch (Dudelsack, Marktsackpfeife, Schalmei, Bombarde, Drehleier, Zink) auf.

    

    

    

Corvus Corax übernehmen dabei drei Charakterrollen der Story selbst: Castus verkörpert den König Phillip den Schönen, Norri inszeniert den Magier Alchemos und Frick übernimmt die Rolle des Kriegers Leander. Für die weiteren Rollen konnten sowohl erfahrene Musicaldarsteller als auch einzigartige Musiker gewonnen werden: Marcus Gorstein (u.a. Jesus Christ Superstar) als Schmied Adamas, Maxi Kerber (Die Betties) als Kriegertocher Leandra, Ji-In Cho (Krypteria, And then she came) als Hexe Runa und Shigeru sowie Katja Moslehner (ehemals Faun) als Königstochter Marlies.

    

    

Gut eine halbe Stunde vor Beginn füllte sich die Stadthalle langsam aus Besuchern, die aus Fans der Mittelalterband, Freunden der Rockmusik bzw. von spannenden Fantasystories bestanden. Dabei waren alle Altersklassen auszumachen, denn Story und Musik sprechen die ganze Familie an. Man spürte eine gewisse Spannung aufkommen, zumal man beim Eintritt in die Stadthalle schon den Blick auf das Bühnenbild, das aus den mittelalterlichen Instrumenten sowie Utensilien, die die Fantasystory untermalten, werfen konnte. Während sich die Musiker von Corvus Corax im Bühnenhintergrund platzierten, war am vorderen Rand der Bühne Platz für die Akteure und den Sprecher, die die Geschichte vorantrieben.

     

    

    

Zwei Trommler (jeweils einer an jeder Bühnenseite) schlugen zu Beginn der Veranstaltung ihre großen Trommeln. Dazu war die Bühne in gespenstisches Blau getränkt. Dieser atmosphärische, druckvolle Beginn leitete perfekt in die Geschichte des Schmiedes Adamas ein. Johannes Steck betrat in einem schwarzen Anzug die Bühne und mit einer Einleitung führte er die Besucher in die Geschichte ein. Einer Geschichte aus der Welt der Mythen und Märchen, der Helden und Schurken, die sich vor vielen Jahren zutrug oder vielleicht auch das Werk eines einfallsreichen Geistes ist. Schon in dieser Einleitung zeigte sich, dass Johannes Steck ein hervorragender Erzähler ist, der es versteht einen Text nicht trocken vorzutragen, sondern mit Humor und Sprachwitz aus der Geschichte ein Erlebnis zu machen. Vor allem auch die Konversation mit den Akteuren, bei denen er auch mal eine „Regieanweisung“ oder humorige Kommentare zur schauspielerischen Leistung gab, sorgten für gute Stimmung auf und vor der Bühne. Er zeigte sich als die perfekte Besetzung für den Erzähler.

    

    

Ein Beispiel für die humorige Aufführung war, dass in der Mitte des Stückes Adamas an ein Stadttor kam, vor dem zwei Wachen standen. Johannes Steck erklärte dem Publikum, wie sie sich das Tor vorstellen sollten, da es aus Kostengründen nicht in die Produktion eingebaut wurde. Er fragte dann die Musiker, wer den Part der Wachen übernehmen wolle. Diese winkten aber unter anderem damit ab, dass sie ja ihre Instrumente spielen müssten. Also richtete sich Johannes Steck an das Publikum und holte sich zwei Besucher aus der ersten Reihe (hier trat mal wieder der Fluch der ersten Reihe zu Tage) auf die Bühne, die mit einer Lanze bewaffnet am Bühnenrand standen. Sie bewegten dann ihren Mund zu dem Text den Johannes sprach und konnten unter großem Applaus nach wenigen Minuten wieder ihre Plätze einnehmen.

    

    

Ein weiteres Bespiel für den humorigen Vortrag: Während die Hexe Runa die Bühne verließ und sich laut Aussage von Steck wieder in eine Robbe verwandelte meinte er nur zum Publikum: „Wow, was für ein Anblick. Schade, dass sie das jetzt nicht sehen können“. Das Ganze wurde so vorgetragen, dass es nicht albern wirkte, ganz im Gegenteil, es lockerte die Story auf und zeigte welchen Spaß die Akteure auf der Bühne selber hatten.

    

    

                        

Die Musiker von Corvus Corax, die wie oben schon beschrieben auch einige Rollen in der Handlung übernahmen, lieferten sowohl herrliche Stücke mit Minnegesang bzw. im Stile von Bänkelliedern wie auch Soundtrack artige Parts und Geräusche ab, die die Geschichte effektvoll untermalten. Am eindrucksvollsten waren allerdings die Teile, in denen Corvus Corax mit druckvollen Trommelrhythmen zu Werke ging. Auch wenn die Musik in einigen Stücken in Richtung Musical wies (nicht umsonst ist das Stück mit Fantastical überschrieben) und nicht immer den Spirit von Corax Corvus beinhaltete, so wurde das Gesamtkonzept (auch wenn am Ende der edle Held die Kriegstochter Leandra bekommt und der böse König Phillip der Schöne sowie seine ebenso hinterhältige Tochter Marlies als Verlierer das Feld räumen müssen) doch sehr ansprechend vorgetragen.

    

    

Für alle die die Geschichte nicht ganz mitbekommen haben (man musste schon über die zwei Stunden genau hinhören) oder einfach das Ganze noch einmal erleben möchten, gibt es eine 3CD-Box, die neben dem Album mit allen Songs auch das komplette Hörbuch zur Geschichte beinhaltet. So kann man im heimischen Wohnzimmer erneut eine gut 140minütige Reise in das Land des Helden Adamas unternehmen.

    

    

Fazit: Corvus Corax, Johannes Steck (seine Performance war grandios) sowie die weiteren Akteure boten eine unterhaltsame Fantasystory, die mit einigen musikalischen Finessen ausgestattet war und entführten so das Publikum für gut zwei Stunden aus ihrem grauen Alltag und den eisigen Temperaturen, die vor der Stadthalle lauerten.

    

    

Stephan Schelle, März 2018