Die um den aus München stammenden
Gitarristen und Sänger Kalle Wallner gruppierte Band Blind Ego tourt im
Mai mit dem aktuellen Album „Numb“, welches wieder ein richtiger Knaller
ist. Am 07.05.2009 gastierten sie mitten im Ruhrpott im sehr urigen
Musiktheater Piano in Lütgendortmund (Nahe Dortmund).
Die Location besteht aus einer
Gaststätte, die in ihrem Inneren einen richtig schmucken kleinen
Konzertsaal bereit hält. Verziert mit Stuck und einer Art Wintergarten
versehen, kann die Location wirklich überzeugen. Von Außen war dies
wahrlich nicht zu erahnen.
Kalle Wallner und seine Band gingen
allerdings gehandicapt ins Rennen, denn am Tag des Gigs fiel ein
notwendiger Rechner aus, der aber zum Glück von einem Computerhändler
vor Ort wieder repariert werden konnte und kurz vor dem Auftritt bekam
Schlagzeuger Michael Schwager auch noch kräftiges Nasenbluten, was zu
einer Verzögerung der Anfangszeit sorgte. Michael konnte aber versorgt
werden und lieferte einen sehr druckvollen und professionellen Gig ab.
Das LineUp bestand aus Kalle Wallner
(Gitarren und Gesang), Paul Wrightson (Gesang), Sebastian Harnack
(Bass), Michael Schwager (Schlagzeug) und Jochen Goricnik (Gitarre).
John Jowitt stand für diese Tour nicht zur Verfügung, da er zeitgleich
mit der Band Frost in den USA unterwegs war. Das machte aber gar nichts,
denn mit Sebastian Harnack, der ansonsten bei der deutschen Band Sylvan
den Bass zupft, hatte Kalle einen wirklich hervorragenden Ersatz, der
einen besonders druckvollen Bass spielte. Und auch Gastgitarrist Jochen
Goricnik, der in der Band SickSickSick, der AC/DC Revivalband sowie als
Studiomusiker tätig ist und auf Tour Blind Ego unterstützt, machte ein
ausgesprochen gutes Bild.
Die Truppe, die da auf der Bühne stand
harmonierte wirklich hervorragend miteinander. Das wurde auch nach dem
Konzert noch einmal deutlich, als Kalle so ein wenig aus dem Nähkästchen
plauderte. Die Chemie stimmt einfach und das spürte man auch bei dem
Auftritt. Je länger der Auftritt dauerte, umso entspannter bzw.
spielfreudiger wurden die fünf Musiker. Das zeigte sich daran, dass sie
oft miteinander kommunizierten, häufig das Strahlen in den Augen hatten,
oder wie Paul sehr intensiv mit den einzelnen Songs eins zu werden
schien. So waren ursprünglich auch nur zwei Zugaben geplant, doch die
Jungs legten mal eben noch eine gelungene Coverversion vom Judas
Priest-Song „Breaking The Law“ hin.
Auf der Setlist von Blind Ego stand
natürlich das aktuelle Album „Numb“, dass sie bis auf „Change Reprise“
in voller Länge, allerdings in anderer Reihenfolge spielten. Das Set war
somit, wie auch das neue Album, mit sehr druckvollen Titeln bestückt.
Neben den Stücken des aktuellen Album mischte die Band mit „Obsession“,
„Break You“, „Moon And Sun“ und „Mirrors“ (letzter Titel wurde als
Zugabe gespielt) vier Songs des Debütalbums unter die anderen Titel. Und
mit „Someone Else“ fand sich auch noch ein Stück von Kalle’s Hauptband,
RPWL (vom Album „9“), im Set.
Die Stücke präsentierten sie wie oben
schon erwähnt sehr druckvoll und bewiesen, dass sich die Stücke auch
live sehr gut bewähren. Mit „Torn“ hauten sie dann ein ordentliches
Brett raus. Mein absoluter Favorit des Abends war aber eindeutig „Death“
vom neuen Album. Hier vermischt die Band kräftige, teils gegeneinander
spielende Gitarren (Lead-, Rhythmus- und Bassgitarre) mit Passagen, die
den Flair von RPWL atmen. Das gefällt mir besonders gut.
Blind Ego zeigte ein sehr Energie
geladenes Konzert, dass den Besuchern so richtig das Hirn frei pustete.
Auf dem kraftvollen Sound der Rhythmusmaschine Michael Schwager (er
trommelte bisher bei Dreamscape, ist aber aus der Band ausgestiegen)
bettete Kalle Wallner, Kopf der Band, seine unglaublichen Gitarrenriffs.
Und um den Sound noch voluminöser zu machen zupfte Sebastian einen
druckvollen Bass und Jochen ergänzte mit seiner Gitarre Kalle Wallner
sehr gut.
Der Entertainer der Band ist aber
zweifelsohne der charismatische Paul Wrightson, der nicht nur durch
seinen Gesang überzeugte, sondern auch auf der Bühne einiges zu den
Titeln zu sagen hatte, was an der ein oder anderen Stelle auch zu
überraschten Blicken seiner Mitstreiter führte. Sehr sympathisch machte
den Engländer, dass er einige Worte in deutscher Sprache an die Besucher
richtete und vor dem Konzert auch noch Hände schüttelnd durch das
Publikum ging um jedem mitzuteilen, das es noch einige Minuten bis zum
Auftritt dauert. Das nennen ich Fannähe. Auch nach dem Konzert gesellten
sich die Musiker noch zu den verbliebenen Zuschauern um über das
Konzert, die Musik oder sonstige Dinge zu sprechen.
Blind Ego ist eine Band, bei der Kalle
auch live seine härtere Seite richtig ausleben kann und dies mit
hervorragenden Musikern immer wieder unter Beweis stellt. Er gehört für
mich zu den besten Gitarristen und Songschreibern, die wir hier in
Deutschland haben.
Setlist
Lost
Seek
Guilt
Change
Obsession
Break You
Leave
Risk
Torn
Numb
Vow
Moon And Sun
Death
Zugaben
Mirror
Someone Else
Breaking The Law
Stephan Schelle, 09.05.2009
|