Bernard Allison
(Alter Schlachthof, Soest, 10.01.2019)


Mehr als zweieinhalb Stunden besten Bluesrock bot Bernard Allison am 10.01.2019 bei seinem Liveauftritt im Alten Schlachthof in Soest. Der US-Amerikanische Sänger und Gitarrist ist derzeit auf Europatournee und machte mit seiner Bernard Allison Group, bestehend aus George „Dr. Funk“ Moye (Bass), Jose Ned James (Saxophon, Percussion), Mario Dawson (Schlagzeug) und dem gerade mal 19jährigen Dylan Salter (Gitarre) Halt in Soest. Im Alten Schlachthof ist der amerikanische Bluesrocker mittlerweile Stammgast, war er doch schon mehrfach dort live zu bewundern.

     

    

     

    

Der US-Amerikaner hat sich längst aus dem Schatten seines Vaters Luther Allison befreit. Seit 1990 ist er aus der Bluesszene nicht mehr wegzudenken, hat er doch seither zahlreiche Alben herausgebracht und unzählige Konzerte gespielt. Anfang 2018 erschien sein aktuellstes Album unter dem Titel „Let It Go“.

     

    

     

Bernard und Band spielten erst ihr zweites Konzert der aktuellen Tour in Soest und doch wirkten sie perfekt aufeinander eingespielt. Die Tour läuft unter dem Motto von Bernard’s aktuellem Album „Let It Go“, von dem er und seine Mitstreiter auch einige Songs spielten. Mit Dylan Salter hatte er mal wieder ein junges Juwel in der Band, dem er eine Chance geben wollte, sich vor Publikum zu beweisen. Dylan war erstmals in Europa und gilt für Allison als großes Talent, dass es zu fördern gilt. Und das bewies der junge Gitarrist auch ein ums andere Mal bei seinen Soli. Zwar merkte man, dass er immer mal wieder Halt bei seinen älteren, erfahrenen Mitmusikern suchte (Bassist Moye wirkte dabei wie sein Mentor, der immer an seiner Seite stand), schwamm sich aber des Öfteren frei und hatte auch sichtlich Spaß am Gig. Ich denke von diesem jungen Mann werden wir in Zukunft noch einiges hören.

    

    

     

    

Sehr druckvoll begann das erste Set mit dem Stück „Buzz Me“, bei dem Bernard und Band schon mal zeigten, wohin die Reise an diesem Abend gehen sollte. Ich hatte Bernard zuletzt im Jahr 2015 live gesehen. Das aktuelle LineUp zeigt im Vergleich zu 2015 mit Saxophonist und Perkussionist Jose James ein erweitertes Instrumentarium, das den Sound um Einiges erweitert und ihm eine neue Note verleiht.

    

     

    

Mit dem folgenden „Night Train“ kam dann der erste Song seines aktuellen Albums ins Programm. Der Song zeigte sich recht funky, was sich auch noch bei einigen weiteren Stücken ergeben sollte. Bernard ist nicht nur auf reinen Blues fixiert, sondern experimentiert gerne und so finden sich dann auch weitere musikalische Stile in seiner Musik wieder. „Cruisin For A Bluesin“ war dann ganz dem Titel entsprechend ein lupenreiner Bluesrocker mit viel Appeal. Beim Song „Bad Love“ wurde dann zum ersten Mal das Publikum zum Mitsingen animiert, dessen Stimmung schon zu diesem Zeitpunkt bestens war. Überhaupt war das Publikum sehr ausgelassen und einige der Zuschauer tanzten direkt vor der Bühne, was den Auftritt zu einer regelrechten Blues/Funk-Party machte.

    

     

    

    

In „Backdoor Man“ verschmolzen dann Funk und Blues zu einer äußerst schmackhaften Mischung. Dylan Salter sorgte nicht nur an der Rhythmusgitarre für den nötigen Groove, sondern spielt, wie hier, auch beeindruckende Soli. „Same Ole Feeling“ zeigte sich dann als herrlich funkige Nummer. Den Abschluss des ersten Sets stellte dann das Titelstück des aktuellen Werkes dar. Mit unglaublich traumwandlerischer Art fegte Bernard über die Saiten seiner Gitarre. Er holte dabei aus seinem Instrument die unglaublichsten Klänge heraus die in einer Passage gar wie eine Hammondorgel klangen, was dann von Jose am Saxophon noch unterstrichen wurde.

     

    

    

Nach der Pause startete die Band dann mit dem Song „Call Me Momma“, der durch das Saxophon einen gewissen Swing bekam. In diesem Stück legte der junge Dylan ein tolles Gitarrensolo in der Bottleneck-Technik hin. Dem folgte dann mit „You’re Gonna Need Me“ ein Stück seines Vaters Luther, das er in einer eigenen Version auch auf seinem Album „Let It Go“ neu eingespielt hat. In diesem traditionellen Blues ließ Bernard dann seine Gitarre sprechen, während er dazu die Lippen bewegte. Man konnte die Worte, die er mit seiner Gitarre erzeugte (zum Beispiel „Thank You“), tatsächlich verstehen. In dieser ausufernden Version verließ Bernard Gitarre spielend die Bühne und bewegte sich durchs Publikum, während seine vier Mitstreiter auf der Bühne weiterspielten. Er ging bis zur Theke, genehmigte sich einen Schluck und ging wieder zwischen den Zuschauern, die ihm begeistert auf die Finger schauten, zurück auf die Bühne. Das nenne ich mal einen Fan nahen Musiker (er nahm sich im Übrigen auch schon in der Pause Zeit mit seinen Musikern an seinen Stand zu kommen, um mit den Zuschauern zu sprechen oder Autogrammwünsche zu erfüllen). Seine Performance und die seiner Band war einfach großartig.

     

    

     

     

Im Song „Storms Of Life“ wechselte Jose das erste Mal vom Saxophon zur Percussion, was dem funkigen Song noch mehr Drive gab. Ein Highlight war dann Allison’s Version von Jimi Hendrix‘ Nummer „Voodoo Child (Slight Return)“. Jetzt wurde es richtig rockig, wobei sich die Band streckenweise in eine ekstatische Spielweise verlor. Jose an Percussion und Mario am Schlagzeug gingen dabei ein rhythmisches Duett ein. Die einzelnen Musiker bekamen darüber hinaus noch einmal Zeit für ausufernde Soli. Sehr beeindruckend war dabei das Solo von Schlagzeuger Mario Dawson und Bernard Allison’s Gitarrenspiel, in dem er teilweise Hardrock artige Riffs spielte.

    

    

    

Den Abschluss des offiziellen Teiles bildete das Stück „Serious“, das ebenfalls aus der Feder seines Vaters Luther Allison stammt. Mit dieser über weite Strecken sehr gefühlvollen und sinnlich vorgetragenen Version schickte Bernard einen Gruß an seinen verstorbenen Vater, dem er viel zu verdanken hat. Der Song ging förmlich unter die Haut und wurde von ihm und Band zum Ende hin gar in eine Reggae-Variante transformiert. Nach gut zweieinhalb Stunden war dann der offizielle Teil des Konzertes beendet und es folgten noch die Zugaben.

    

    

     

    

Bernard Allison ist ein Ausnahmekünstler, der mit seinem Instrument verwachsen scheint. Er agierte an seiner Gitarre traumwandlerisch und blind, so als wäre sie ein eigener Körperteil. Dabei zauberte er ausufernde und mitreißende Soli, ohne seine Mitmusiker an den Rand zu drängen. Vielmehr wirkten die fünf Musiker kompakt und wie eine Einheit. Es machte einfach riesigen Spaß zuzusehen.  

     

    

    

 

Setlist

Buzz Me
Night Train
Love Was Meant To Be
Rocket 88
Cruisin For A Bluesin
Bad Love
Backdoor Man
Same Ole Feeling
Let It Go
Call Me Momma
You’re Gonna Need Me
Chills And Thrills
Storms Of Life
Kiddio
Voodoo Child (Slight Return)
Serious


Zugaben

Five Long Years
Going Down

Stephan Schelle, Januar 2019