Bernard Allison
(Alter Schlachthof, Soest, 16.01.2015)


     

Der US-amerikanische Bluesgitarrist Bernard Allison, Sohn des legendären Bluesmusikers Luther Allison, hat seit einigen Tagen sein neuestes Soloalbum unter dem Titel „In The Mix“ veröffentlicht, da ist er auch schon in Europa auf Tour. Darunter allein 17 Gigs in Deutschland. Am 16.01.2015 machte er in Soest Stop, wo er seinen zweiten Auftritt der Tour im Alten Schlachthof absolvierte.

     

    

Aus dem Schatten seines Vaters ist er längst hinausgetreten, das bewies er auch in Soest auf beeindruckende Weise. Das er sein Gitarrenspiel unter anderem bei Stevie Ray Vaughn und Johnny Winter gelernt hat, das kam auch bei diesem Konzert deutlich rüber. Sind seine Songs auf dem neuen Album stark vom Funk und Soul beeinflusst, so lag der Schwerpunkt bei seinem Auftritt in Soest im Blues und Rock.

     

    

     

Bernard Allison (Gitarre, Gesang) hatte sich mit Bassist George Moyet aka Dr. Funk sowie dem deutschen Gitarristen Michael Goldschmidt, die schon lange zur Besetzung seiner Group gehören, zwei hervorragende Musiker an die Seite gestellt. Als neuen Schlagzeuger konnte er Yoann Julliard verpflichten, der für den erkrankten Stammschlagzeuger eingesprungen ist. So konnte die geplante Tour – die auf der Kippe stand - doch noch angetreten werden. Und das Yoann mehr als ein Ersatz war, das konnte man bei den Stücken und seinem Solo bewundern.

    

     

    

Los ging es aber erst einmal mit dem Instrumental „I’m Back“, bei dem die Richtung des Konzertes schon einmal vorgegeben wurde. Knackiger Bluesrock, bei dem sich schon zeigte, dass auf der Rhythmusmaschinerie von George Moye und Yoann die beiden Gitarristen Michael Goldschmidt (er spielte neben zahlreichen Rhythmusgitarrenparts auch einige eindrucksvolle Soli) und Bernard Allison (er stellte schon in diesem ersten Stück seine Fingerfertigkeit unter Beweis) in perfekter Abstimmung ganze Arbeit leisteten. Im Laufe des Konzertes legte Bernard Allison dann aber noch so manche Schippe drauf.

    

     

    

Im ersten Song „I Wouldn’t Treat A Dog (The Way You Treated Me)“ kam dann das erste Mal eine gehörige Prise Funk auf, ohne den bluesigen Charakter zu vernachlässigen. Dabei spielte Bernard seine Gitarre in einer Weise, dass streckenweise Erinnerungen an J.J. Cale’s „Cocaine“ aufkamen. Eine sehr eindringliche und tolle Version. Dem folgte dann mit „Rocket 88“ eine Bluesnummer mit Boogieeinschlag.

     

    

    

Funkig wurde es dann wieder im Song „Tired Of Tryin`“, bei dem Bernard wieder die unglaublichsten Sounds aus seiner Gitarre zauberte. So holte er einen Sound aus seiner E-Gitarre, der wie eine Orgel klang. Den nächsten Song „Sirious“ widmete er dann seinem bereits 1997 verstorbenen Vater, aus dessen Feder dieses Stück stammt. Dabei schaute er ein ums andere Mal gen Himmel, so als wolle er seinem Vater einen Gruß senden. Die sehr einfühlsame und faszinierende Version dieses Songs tat ihr übriges. Ein absoluter Gänsehaut erzeugender Titel, bei dem Bernard wieder ein traumhaftes Solo zum Besten gab.

    

    

     

Rockig wurde es dann bei der Coverversion von Jimmy Hendrix’ Klassiker „Voodoo Chile“, das - wie alle anderen Songs auch - in einer ausufernden Version dargeboten wurde. In diesem Stück ließ Bernard seine Gitarre ein ums andere Mal singen und baute am Ende auch noch eine Reggae-Passage ein. Auch Michael Goldschmidt konnte bei diesem Stück mit so manchem Solo glänzen.

    

     

    

Danach versuchte Bernard im folgenden Instrumentalstück im wahrsten Sinne des Wortes einen Geschwindigkeitsrekord auf seiner E-Gitarre aufzustellen, denn er zog das Tempo im Verlauf der Melodie immer weiter an und steigerte sich in einen wahren Geschwindigkeitsrausch. Es war mehr als beeindruckend ihm dabei zuzusehen, mit welcher Leichtigkeit er über die Saiten seiner Gitarre fegte. Ein wahrer Profi an seinem Instrument. Dem schloss sich dann ein sehr druckvolles Solo von Yoann am Schlagzeug an, bei dem er seine ganze Klasse beweisen konnte. Da wurden nicht einfach technische Raffinessen aneinandergereiht, sondern das Solo war sehr melodisch angelegt und dramaturgisch gut aufgebaut. Dem folgte dann auch noch George Moye mit einem herrlichen Basssolo, bei dem er zeigte, warum man ihn auch Dr. Funk nennt. So baute er dann auch einige Passagen von Klassikern wie zum Beispiel Queen’s „Another One Bites The Dust“ in sein Solo ein.

    

    

     

Mit der Colin James-Nummer „Five Long Years“ begann dann eine drei Titel umfassende Strecke aus seinem neuesten Album „In The Mix“. Was schnell auffiel war, dass die Stücke in den Liveversionen wesentlich druckvoller rüberkamen, als es die Originale hergeben. Die ursprüngliche Popnummer von Colin James mutierte bei dem Auftritt zu einem kraftvollen Rocksong. Soul und Funk kamen dann beim zweiten neuen Song „Call Me Momma“ rüber, bei dem Bernard seine Gitarre wieder mit Sounds einer Orgel mischte. Eine sehr relaxte Nummer mit viel Charme.

    

    

    

Danach war mit „Set Me Free“ wieder Zeit für eine lupenreine Bluesnummer. Schwerer Blues mit rockigen Elementen verzauberte die Besucher. Bernard übertraf sich in diesem Stück noch einmal selbst, denn er würzte diesen Song mit langen, fesselnden Soli und akzentuiert gespielten Passagen, während sich seine Mitstreiter dezent im Hintergrund hielten. In diesen Passagen spielte er förmlich mit dem Publikum und ging in einen Dialog mit der Menge vor der Bühne. Spätestens hier zeigte sich die ganze Klasse dieses Ausnahmegitarristen.

    

                        

    

Den krönenden Abschluss des Hauptprogramms bildete dann eine ausufernde Version von „Give Me Back My Wig“, das er mit einem langen, bluesigen Instrumentalintro - hier baute er eine Passage von „Amazing Grace“ ein – begann. Er spielt bei diesem Stück seine Gitarre in der Bottleneck-Technik, was dem Sound noch einmal mehr Tiefe verlieh. Während des Stückes verließ Bernard die Bühne und wanderte minutenlang durchs Publikum, während er dabei weiterspielte. Auch einige Fotos mit Fans in der Menge (er posierte ganz gelassen mit den Fans) hielten ihn nicht davon ab, seinen Part traumwandlerisch weiterzuspielen.

    

    

     

Als Zugabe gab es eine lange Version von „Just My Guitar And Me“, bei dem Bernard und Band in ganz unnachahmlicher Weise relaxte Melodien luftig locker in den Saal transportierten. Am Ende des Stückes gab es dann ein ganz besonderes Schmankerl, denn jeweils Michael und George kamen nacheinander zu Bernard an den Bühnenrand, der seine Gitarre so singen ließ, als würde er sich mit seinen Mitmusikern unterhalten. Die Mimik und Gestik von Bernard sowie Michael und George sorgte darüber hinaus für eine perfekte Illusion, denn man hatte das Gefühl, als würde hier tatsächlich eine Konversation zwischen den Musikern stattfinden. Das war dann dass Ende eines Energie geladenen und in jedem Moment faszinierenden gut zweieinhalbstündigen Konzertes, bei dem Bernard Allison Blues, Soul, Funk und Rock sowie eine Spur Boogie perfekt miteinander verschmelzen ließ. Wer die Chance hat diesen Ausnahmemusiker zu sehen, sollte diese unbedingt nutzen.

    

    

 

Setlist

I’m Back
I Wouldn’t Treat A Dog (The Way You T
reated Me)
Rocket 88
Tired Of Tryin’
Serious
Voodoo Chile
Testify
Five Long Years
Call Me Momma
Set Me Free
Give Me Back My Wig
Just My Guitar And Me

Stephan Schelle, Januar 2015