Ben Granfelt
(Haus Eifgen, Wermelskirchen, 31.10.2021)

 

    

Der finnische Gitarrist Ben Granfelt Mitglied der Leningrad Cowboys und von Wishbone Ash. Seit 1994 ist er aber auch Solo aktiv und kann auf zahlreiche Solo-Veröffentlichungen zurückblicken. Aktuell hat er sein viertes Livealbum unter dem Titel „Live … Because We Can!“ veröffentlicht. Jetzt, im Herbst 2021, geht es nach den Pandemiebeschränkungen endlich wieder auf Tour und so machte Ben am 31.10.021 Halt im Haus Eifgen in Wermelskirchen. Das Haus Eifgen ist ein Lokal mit einer kleinen Bühne, aber sehr guten Atmosphäre. Auch der Klang ist sehr gut in der Location, die etwas sehr heimeliges und familiäres hat. Man fühlt sich dort einfach wohl.

     

In der Besetzung Ben Granfelt (Gitarren, Gesang), Masa Maijanen (Bass) und Jari Salminen (Schlagzeug) betraten die Musiker die Bühne und legten einen fulminanten Liveauftritt auf die Bretter. Man merkte dem Powertrio regelrecht die Erleichterung und Freude an, endlich wieder vor Publikum zu spielen.

    

Den Auftakt machte das Instrumental „Victorious“ vom letzten Studioalbum „True Colours“. Damit begann das Konzert des Powertrios sehr druckvoll. Dem folgte „A Better Place“, ein druckvoller Bluesrocksong mit herrlichem, atmosphärischem Gitarrensolo. Die Rhythmusgruppe von Bass und Schlagzeug sorgte für den perfekten Unterboden, auf dem Ben dann seine Melodien und Soli ausbreitete. Hier wurde schon deutlich, welch Meister Ben Granfelt an den Gitarrensaiten ist.

     

    

„Last Notes“ kündigte Ben als einen Song an, der seinem verstorbenen Vater gewidmet war. In diesem Instrumentalstück, dessen Sound auch an die Gitarrenarbeit von Gary Moore erinnerte, riss Ben eine Seite und er musste auf seine zweite Gitarre zurückgreifen, die etwas anders gestimmt war. Während des Tausches spielten seine beiden Bandmitglieder weiter und überbrückten diesen Moment ohne das ein Bruch im Song entstand. Die Drei sind eben ein eingespieltes Team. Am Ende meinte Ben nur auf Deutsch „Scheiße mit meiner Seite passiert.“

     

Dem folgten das herrliche „My Soul To You“ vom gleichnamigen 2018’er Studioalbum. „Ckeck Up From The Neck Up“ zeigte sich dann von einer sehr druckvollen Seite. Danach war dann mit „Faith Hope & Love“ ein Stück von Wishbone Ash an der Reihe, das Ben zusammen mit Andy Powell komponiert hat. Jetzt riss ihm bei diesem Stück auch noch eine Seite auf seiner zweiten Gitarre. Ganz unbeeindruckt spielte er den Song zu Ende und sorgte mit einem wunderbaren Solo für Gänsehaut. Dann folgte eine Pause, in der er seine Saiten wieder aufziehen konnte.

    

    

Nach der Pause meinte Ben, dass sie nach einem Disput im Backstagebereich kurzerhand ihren Drummer Jari Salminen gefeuert hätten. Jetzt setzte sich Michael Schwarzer hinter die Trommelfelle, der in den Bands The Servants (Coverband), The Legacy Of BS (Black Sabbath-Tributeband) und Spalt Gasoline (Blues Rock Trio) spielt. Er spielte allerdings nur bei dem Stück „Mind Your Head And Watch Your Step“ mit, wie bereits schon zuvor beim Auftritt in Dortmund. Dabei fügte sich Schwarzer perfekt in das Bandgefüge ein.

     

Danach kam dann Jari Salminen zurück ans Schlagzeug und das Trio bot mit „Life, Living And You“ einen stampfenden Bluesrock, gefolgt von „Hey Stranger“ vom aktuellen Studioalbum „True Colours“.

    

Mit dem Instrumental „Oriental Express“ war dann ein treibender, druckvoller Bluesrock an der Reihe, der mich streckenweise auch ein wenig an Tito & Tarantula erinnerte. Zum Abschluss des offiziellen Sets spielte Ben dann noch zwei Coverversionen, die er sich ganz zu Eigen machte. Zunächst spielte er seine Version von Pink Floyd’s „Breath“ vom „Dark Side Of The Moon“-Album. Dieses Stück startete er mit einem neuen Intro, baute ein intensives Solo ein und destillierte den Blues des Stückes heraus, um danach das Stück in einen explosiven Rhythmus- und Gitarrenpart zu transformieren. Eine grandiose Version.

    

     

Das zweite Cover war dann „Cocaine“ (wie er sagte in der Version von Eric Clapton), das Ben rockiger, mit druckvollen Riffs und Schlagwerk im Highspeed performte. Neben sägenden Gitarrenparts fanden sich auch Reggaerhythmen und Zitate aus bekannten Stücken wie Cream’s „Sunshine Of Your Love“, Deep Purples’s „Burn“ und Jimi Hendrix’ „Third Stone From The Sun“ in dem Track wieder.

    

Ben spielte dann noch als Zugabe das Stück „Late Night In Hamburg“ (vom 2020’er Album „True Colours“). Wie er sagte, entstand das Stück auf einer Tour in Hamburg nachts um 4 Uhr. Bei einem Glas Wein sei er in ein David Gilmour-Feeling eingetaucht und habe den Song geschrieben. Allerdings kamen neben Gilmour-Klängen auch einige Sounds auf, die an Gary Moore erinnerten.

     

Nach gut 100 Minuten ging ein hervorragendes Konzert zu Ende, bei dem die Musiker sehr spielfreudig zu Werke gingen, und das, obwohl die vorherige Nacht beim Konzert in Holland kurz und anstrengend war, wie Ben erzählte.

    

    

Ben Granfelt zeigte seine Vielfältigkeit an der Gitarre auf beeindruckende Art und Weise und bewies ein ums andere Mal welch ein grandioser Gitarrist er ist. Es ist eigentlich verwunderlich, dass er nicht mehr Zuspruch bekommt, denn mit seinem Spielgefühl und seiner Technik muss er sich vor keinem großen Namen verstecken.

    

Der sympathische Finne nahm sich am Ende der Show auch noch die Zeit sämtliche Autogrammwünsche und Fragen der Fans zu erfüllen. Dabei viel ihm plötzlich auf, dass er das Stück „Going Home“ vergessen hatte zu spielen. Muss wohl am vorhergehenden Abend gelegen haben.

    

                    

Setlist

Victorious
A Better Place
Last Notes
My Soul To You
Check Up From The Neck Up
Faith, Hope & Love
Mind Your Head And Watch Your Step
Life, Living And You
Hey Stranger
Oriental Express
Breath
Cocaine

Zugabe

Late Night In Hamburg

Stephan Schelle, November 2021