Die britischen Band Barclay James Harvest
(auch hier sind zwei Formationen unter dem Bandnamen mit Namenszusatz
unterwegs - neben Barclay James Harvest feat. Les Holroyd tourt auch John
Lee’s Barclay James Harvest) standen in den 70’er und 80’er Jahren für
Classic- bzw. symphonischen Rock der Extraklasse. Auf zahlreiche Hits wie „Mockingbird“,
„Medicine Man“, „Rock’n’Roll Star“, „Berlin“, „Love On The Line“, „Life Is
For Living“, „Child Of The Universe“, „Ring Of Changes“ und vor allem auf
ihren erfolgreichsten Titel „Hymn“ kann die Formation zurückblicken. So
mancher Mittfünfziger hat auf Partys in den 70’er Jahren seinen ersten Kuss
zu einem Song von Barclay James Harvest bekommen oder bandelte schwofend mit
einem Mädel an. Da lag es Nahe, dass die Band um Gründungsmitglied Les
Holroyd auch ein Potpourri der bekanntesten Songs zum Besten geben würde.
In der Formation Les Holroyd (Gesang,
Bass, Akustikgitarre), Mike Byron Hehir (Gitarre, Akustikgitarre, Gesang),
Colin Browne (Keyboards, Gesang), Steve Butler (Akustikgitarre, Bass,
Percussion, Keyboards, Gesang) und Louis Palmer (Schlagzeug, Percussion)
betraten sie zu einem Intro als zweite Band des Tages die Bühne. Leider
entpuppte sich das Set nicht als Hit gespicktes Programm und so wurde so
mancher Musikfreund etwas enttäuscht.
Nahtlos in das Intro ging dann der erste
Song „Who Do We Think We Are?“ vom 93’er Album „Caught In The Light“ über.
Damit eröffneten sie zwar mit einem eher unbekannteren aber hochmelodischen
Titel die Show. Und auch mit „The Time Of Our Lives“ ging es in die 90’er
Jahre, denn das Stück stammt von der 97’er CD „River Of Dreams“. „The Time
Of Our Lives“ ist eine sehr sanfte, verträumte Rocknummer.
Der erste bekanntere Song kam dann mit
„Ring Of Changes“ aus dem Jahr 1983. Hier war dann auch erstmals ein wenig
Stimmung im Publikum zu spüren, da dieser Song doch recht erfolgreich war.
Sehr schön war bei diesem Song das lange instrumentale, sehr atmosphärische
Ende. Dann ging es sehr weit in die Vergangenheit der Band zurück, denn „Crazy
City“ ist ein Song aus dem 74’er Album „Everyone Is Everybody Else“.
Schlagzeuger Louis Palmer wechselte dazu ans Cajón während Les, Colin und
Steve zur Akustikgitarre griffen. Mike Byron Hehir sorgte an seiner
E-Gitarre in diesem Stück für die einzigen elektronisch erzeugten Klänge.
Vom gleichen Album stammt auch das als nächstes gespielte „Poor Boy Blues“
bei dem die Akustikgitarren wie schon im vorhergehenden Song vorherrschten.
Louis steuerte nun Perkussion bei und Mike Byron Hehir brachte durch sein
Gitarrenspiel ein Countrymäßiges Flair in dieses Stück.
Mit „Sip Of Wine“ aus dem Jahr 1978 hatte
die Band nicht etwa ihren Hit „Berlin“ vom Album „XII“ im Programm, sondern
einen anderen Song, mit dem es dann wieder rockiger wurde. Aber nicht nur
ältere Songs hatten sie im Programm. Mit „Fly Away“ war einer von zwei
brandneuen Stücke im Set. Das Lied ist ganz im Stil der verträumten Songs
aus den 70’ern/80’ern gehalten und besticht durch eine eingängige Melodie.
Darüber hinaus wob Mike Byron Hehir auch einige floydige Gitarrenpassagen in
den Song.
Mit dem Stück „Love On The Line“ vom 80’er
Album „Eyes Of The Universe“ starteten BJH dann aber doch in einen Teil, der
bekannte Songs beinhaltete. Les Holroyd leitete in diesen Song mit einem
Bassmotiv ein, das mich spontan an „Run Like Hell“ von Pink Floyd erinnerte.
Und genau so fett kam das auch rüber. Nachdem dann die ersten bekannten Töne
von „Love On The Line“ die Runde machten, stieg schlagartig die Stimmung in
der Halle und es war endlich Party angesagt. So brauste bei diesem Song auch
das erste Mal tosender Applaus auf. Auch „That Was Than ... This Is Now“ und
der zweite neue Titel „Tonight’s Gonna Be The Night“ hielten die gute
Stimmung aufrecht. Damit endete dann der offizielle Teil.
Mussten Wishbone Ash aufgrund des engen
Zeitplanes auf eine Zugabe verzichten, so legten BJH mit den Zugaben erst
richtig los. Der erste Titel war dann mit „Hymn“ der lange ersehnte Song, zu
dem das Publikum aus voller Brust mitsang. Mit diesem Stück führten BJH die
Stimmung auf den absoluten Höhepunkt und so ist es auch nicht verwunderlich,
dass Les nun mit dem Publikum spielte, in dem er einige Fragmente Vorsang
und das Publikum lauthals darauf antwortete. Auch das abschließende „Life Is
For Living“ hielt das Stimmungshoch auf dem Höhepunkt, denn es wurde
rhythmisch mitgeklatscht.
Mit den letzten Songs versöhnten Les
Holroyd und seine Band dann doch noch das Publikum, das von einigen Songs
doch etwas enttäuscht war, da nicht die absoluten Klassiker aneinander
gereiht wurden. Insgesamt betrachtet boten Les & Co. aber eine sehr
souveräne Vorstellung, deren Set über weite Strecken recht rockig rüberkam.
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