ASP   live
Turbinenhalle, Oberhausen 08.10.2010
 


     

Im letzten Jahr wurde ich durch eine PromoCD, der Maxi-Single „Wer sonst? / Im Märchenland“ auf die deutsche Dark Wave-/Gothic-Band ASP aufmerksam. Nicht nur der Song, sondern auch das auf der CD enthaltene Video von einem Livekonzert haben mich schnell gepackt. Mir war klar, die Band muss ich mal sehen. Am 08.10.2010 hatte ich nun die Gelegenheit die Band während ihrer „Es lebe wir!“-Tour zu erleben.

    

     

Ein Dark Wave- oder Gothic-Konzert zu besuchen ist immer etwas Besonderes, denn in Bluejeans kommt man sich als kompletter Exot vor, da die Szene sich bekanntlich total in Schwarz kleidet. Das ist aber nicht weiter dramatisch, denn hinter dem manchmal bedrohlichen Aussehen verbergen sich in der Regel ganz friedliche und freundliche Menschen, die einfach ihre Musik und ihren Lebensstil ausleben. So auch in der nicht ganz ausverkauften Turbinenhalle am 08.10.2010 beim ASP-Konzert, das die Band bewusst in kleinerem Rahmen absolvierte, da sie die Fans während ihrer „Es lebe wir!“-Tour hautnah spüren wollten.

    

An zwei Tagen (08. und 09.10.2010) machte das Quartett ASP, bestehend aus Sänger Alexander „ASP“ Spreng, Gitarrist Matthias Ambré, Bassist Andreas Gross und Schlagzeuger Oliver Himmighoffen Halt in der Oberhausener Turbinenhalle. Der Samstag war schon früh ausverkauft, am Freitag war das Konzert zwar auch gut besucht, es gab aber noch genug Platz um gemütlich zu stehen oder einfach abtanzen zu können.

    

     

Ohne Vorband und großes Gezeter ging es pünktlich um 20.00 Uhr mit der Show los. Zu einem „Intro“, das elektronisch und rhythmisch, fast industrial klang, waren zunächst nur blaue, pulsierende Scheinwerfer zu sehen, die sich ihren Weg durch die Halle bahnten. Schon zu diesem Zeitpunkt war eine hohe Spannung im Saal zu spüren. Dann kamen die vier Bandmitglieder langsam auf die Bühne und zelebrierten mit „Kyrie“ eine Art Messe. Alexander wirkte dabei vor dem Schlagzeug kniend wie ein Hohepriester. Das war der Start zu einem mehr als zweistündigen druckvollen und mitreißenden Konzert.

    

Auf dem Programm standen Stücke, die einen Querschnitt durch die bisherigen Veröffentlichungen boten. Da ich nicht viele Songs kenne, werde ich nur die nennen, die ich meine gehört zu haben. Einen Großteil der Songs findet man u. a. auf der 2008’er CD „Horror Vacui“, die ich an diesem Abend gekauft hab. Stilistisch hat die Band alles, was im Dark Wave/Gothic wichtig ist: harte Riffs, knackige Rhythmen (vom Schlagzeug und Bass), düstere Stimmung, markanter Gesang gewürzt mit elektronischen Sounds. Letztere sind vorprogrammiert, da die Band ohne Keyboarder auskommt.

    

     

Nach den ersten Songs folgte – soweit ich das beurteilen kann – das Stück „Denn ich bin dein Meister“, zu dem das erste Mal die komplette Halle mit in den Refrain einstieg. Meinen absoluten Favoriten „Wer sonst?“ hatten ASP auch recht weit vorn ins Programm gestellt und zu diesem fetten Sound gingen die Hände der Besucher in die Höhe und wogten, wie eine Welle durch den Raum. Da kommt Gänsehaut auf.

    

Zu „Weltuntergang“ teilt Alexander das Publikum in zwei Hälften, in Männer und Frauen, die getrennt voneinander singen sollen. Hier will er ausprobieren, wer das lautere Organ hat. Personen, die sich nicht zu einer der beiden Gruppen gehörig fühlen, sollen nach seiner Meinung die Männer, die bekanntlich schwächer auf der Brust sind, unterstützen. nach anfänglich getrennten Versuchen stellt sich heraus dass es am besten klingt, wenn alle zusammen den Text der Band entgegenfeuern. Das hatte was.

     

Während die Band auf der Bühne weitere Stücke wie „Sanctus Benedictus“, „Krabat”, „Raserei“, „Die kleine Ballade vom schwarzen Schmetterling“, „Biotopia“, „Nie mehr“ und „Kokon“ darbietet, wird die Bühne, die rauchgeschwängert ist, in tiefste Farben getaucht. Mal leuchtet sie blau, dann grün oder einfach feuerrot. Dazu durchschneiden teils langsam teils hektische Scheinwerferstrahlen die Luft der Turbinenhalle. Auch werden Blitzlicht artige Lichttiraden von der Bühne ins Publikum gesendet. Und zu den harten Riffs, den treibenden Rhythmen und eingängigen Melodien sieht man eine ganze Anzahl von Fans sanft hin und her bewegend tanzen.

    

Zu „Krabat“ hält Alexander eine schwarze Feder in der Hand und „Kokon“ glänzt durch einen mitreißenden Rhythmus aus vorprogrammierten Synthies und Schlagzeug. Alexander animiert das Publikum ein ums andere Mal zu klatschen, die Arme zu heben oder mitzusingen. So gibt er beispielsweise zwischen zwei Songs ein gesungenes „Hejo“ vor und es kommt ein kraftvolles Echo aus 1.000 Kehlen zurück. Egal wie die Tonfolge oder Länge der Vorgabe auch ist, das Publikum antwortet prompt und sicher.

     

Mit „Werben“ geht der offizielle Teil des Programms zu Ende. Zunächst lässt Alexander das Publikum wieder á capella Singen, dann startet der Song mit Violinen ähnlichem Intro, was dem Song eine gewisse Folk- bzw. Mittelalterrock-Note verpasst. Dies ist gepaart mit einem unwiderstehlichen Rhythmus, ein weiteres Highlight des Abends. Während dieses Stückes flechtet Gitarrist Matthias Ambré ein Melodic- bzw. Hardrock mäßiges Solo ein und geht dabei richtig ab.

    

     

Die Band verlässt den Saal und Zugaberufe machen die Runde. Doch sie sind schnell verstummt denn zu dem monotonen, pulsierenden Synthiesound, der seit dem Verlassen der Band erklingt, mischt sich ein „Hejo“-Rufen der Fans. Dieser Klang ging schon unter die Haut und ließ die Band auch nicht lange auf sich warten.

    

    

Im Zugabenteil gab es unter anderem das hinreißende „Schwarzes Blut“, „Ich will brennen“ und „Sing Child“. Fans der Band mögen mir verzeihen, aber der Song „Sing Child“ klang für mich wie ein Dschingis Khan-Song im Gothic-Gewand. Was an dieser Stelle aber nicht negativ gemeint ist. Vielmehr geht der mehrstimmig gesungene Refrain schnell ins Ohr und das kombinieren die Vier mit diesem düsteren Sound, der daraus was Besonderes macht.

    

     

Die Band, die sich im Umfeld von Gruppen wie Subway To Sally, Rammstein & Co. bewegt zeigte an diesem Abend einen druckvollen Auftritt der Spaß machte.

 

Stephan Schelle, 09.10.2010