AMAROK
(Musiktheater Piano, Dortmund, 18.01.2023)

 

    

Am 18.01.2023 stand die polnische Formation Amarok im Rahmen ihrer Winter „Hero“ Tour im Musiktheater Piano auf der Bühne. Es war nach Aschaffenburg am 17.01. das zweite Konzert ihrer Tour auf deutschem Boden. Danach ging es nach Belgien, die Niederlande und zu weiteren Konzerten nach Polen.

     

    

Amarok wurden 1999 von dem Gitarristen, Multiinstrumentalisten und Sänger Michał Wojtas und dem Gitarristen Bartosz Jackowski gegründet. Der Bandname ist an das Eskimo-Wort für Wolf angelehnt, was auch das Bandlogo erklärt. Seither hat die Band sechs Studioalben veröffentlicht. Ihr aktuelles Album ist das 2021 veröffentlichte „Hero“, dass auch der Tour seinen Namen gab. Derzeit gehören zur Band Michał Wojtas (Gesang, Gitarre, Theremin, Harmonium, Keyboard), Marta Wojtas (Gesang, Wavedrum, Gong, Djembe, Percussion), Konrad Zielinski (Schlagzeug) und Multiinstrumentalist Kornel Poplawski (Bass, Synthesizer, Violine, Gesang).

     

    

     

Die Band erfährt immer mehr Bekanntheit, was vor allem an den letzten Alben „Hunt“, „The Storm“ und „Hero“ sowie zahlreichen Liveauftritten in Europa liegt. Auch das Colin Bass (Camel) und Mariusz Duda (Riverside, Lunatic Soul) als Gäste bei Songs auf einigen Alben mitwirkten, hat ihren Bekanntheitsgrad gesteigert. Leider hatte sich das nicht bis ins Ruhrgebiet rumgesprochen, sodass nur wenige Besucher dieses wunderbare Konzert erlebten.

    

     

    

Zwar haben Amarok ihren Stil in der Schnittmenge von Bands wie Riverside und Pink Floyd gefunden, bereichern ihn aber um weitere stilistische Elemente, was vor allem auf ihrem aktuellen Album „Hero“ zum Tragen kommt, das die Band an diesem Abend komplett spielte. Daneben standen noch Stücke der Alben „Metanoia“, „Hunt“ und „The Storm“ auf dem Programm.

     

    

     

Der erste Teil des Sets bestand aus älteren Stücken von „Hunt“ und „The Storm“. Los ging es mit dem druckvollen, atmosphärischen „Anonymous“, das zunächst mit recht atmosphärischen Sounds und auch durch die Gesangsart eine Nähe zu Bands der Marke Riverside aufwies. Das Stück wurde wesentlich druckvoller als in der Studioversion dargeboten. In diesem Song kam auch gleich das Harmonium zum Einsatz, das der Musik von Amarok eine besondere Note verleiht. Herausragend war die Gitarrenarbeit von Michał, die sich über das gesamte Konzert als grandios erwies. Und auch die Rhythmusgruppe von Marta Wojtas, Konrad Zielinski und Kornel Poplawski zeigte sich perfekt eingespielt und sorgte für den nötigen Drive.  Schon mit diesem ersten Song hatten sie alle Besucher auf ihrer Seite.

    

     

    

Auf der Wavedrum, einem elektronischen Percussioninstrument, zauberte Marta die unterschiedlichsten Klänge. So hörte sich der Rhythmus der Wavedrum in „Idyll“ an, als würde Marta auf einen Amboss schlagen. „Idyll“ ist ein Song, der auf dem Album „Hunt“ von Mariusz Duda gesungen wird und der aus der Feder von Michał Wojtas und Mariusz Duda stammt, wodurch man auch die Nähe zu Riverside heraushört. Das sanfte Stück besticht vor allem durch seine eingängige Melodieführung und dem atmosphärischen Gitarrensound.

     

    

     

„Winding Stairs“ ist, wie Michał erklärte, der erste Track, den er nach 12jähriger Pause von Amarok im Jahr 2017 geschrieben hat und somit die Wiedergeburt der Band einläutete. In diesem Song kam dann auch wieder das Harmonium zum Einsatz. Den Song „Nuke“ sang auf dem Album Colin Bass (Camel). Michał entschuldigte sich das er nicht mit auf Tour ist. Es ist aber verständlich, dass man nicht für einen Song solch einen Musiker auf Tournee mitnehmen kann. Den Gesangspart übernahm in diesem Stück dann der Bassist (passt ja vom Namen und dem Instrument) Kornel Poplawski, der seine Sache sehr gut machte. Eine wunderbare Rhythmusstruktur und herrliche Keyboardpassagen bestimmten die erste Hälfte des Songs, der ab Hälfte Zwei an Dynamik gewann. Einfach betörend schön.

    

     

    

Mit „Warm Coexistence“ startete dann ein Triple vom Album „The Storm“. Die Instrumentalstücke sind von Michał für die Dance Performance von James Wilton komponiert worden und mit dem Programm wollen Amarok und die Tänzer/innen auch demnächst auf Tour gehen. Der Instrumentaltrack wurde von einem leicht pulsierenden Rhythmus getragen und besaß leicht ambiente Züge mit perkussiven Elementen.

     

    

    

Nach gut 50 Minuten präsentierten Amarok dann ihr aktuelles Album „Hero“ in voller Länge, allerdings nicht ganz in der Reihenfolge des Albums. Das Titelstück und „The Dark Parade“ tauschten beim Liveauftritt die Plätze. Schon mit dem ersten Songs des Albums „It’s Not The End“ punkteten sie beim Publikum mit sehr floydigen Sounds (wie zu „The Division Bell“-Zeiten), die zum Ende hin zu einer Porcupine Tree-ähnliche Passage mutierte.

    

    

    

Beim Song „Surreal“ - hiermit habe ich die Band für mich entdeckt - ließ Michał nicht nur seine Gitarre singen, sondern sang mit ihr im Gleichklang eine Art Duett. Der Song hat Ohrwurmqualitäten und überzeugte auch in der Liveversion. Zwischen dem perkussiven „Hail! Hail! Ai“, bei dem Kornel zur Violine griff, und dem Song „The Orb“ baute er dann noch ein längeres Violinensolo ein. In „Hero“ steuerte Marta dann einen Sprechgesang bei, der dem Stück mit leichter Mark Knopfler- und David Gilmour-Gitarrenattitüde ein besonderes Flair verlieh.

     

    

    

Das Stück „The Dark Parade“, mit seinem wunderbaren Dancegroove, wandelte sich zum Ende hin zu einem ekstatischen, eruptiven Stück, das nicht nur den Puls der Musiker in die Höhe trieb. Darauf folgte dann mit „What You Sow“ das letzte Stück des offiziellen Sets. Marta begann es mit den Worten „Take A Deep Breath“ und startete dann einen sehr atmosphärischen und relaxten Track, der die Besucher wieder runterholte. In diesem Stück wechselte Michał dann zum Keyboard an dem er einige Pianoklänge und auch Klangfarben spielte, die an Pink Floyd zur „Wish You Were Here“-Phase erinnerten. Aber auch perkussive Sounds, wie von einem Bongo, spielte er auf dem Keyboard und ging mit Marta einen perkussiven Dialog ein, die ihm auf dem Djembe antwortete. Während des Songs übernahm dann Kornel das Keyboard und Michał wechselte wieder zur Gitarre. In diesem Song agierte Marta zum Ende hin mit einem Tanzband, das man aus der rhythmischen Gymnastik her kennt, und zauberte einen Eyecatcher ins Programm..

    

    

    

Auch wenn die Halle nicht voll war, so konnten die Zuschauer die Band doch noch zu einer Zugabe bewegen, die in dem sehr perkussiven und leicht orientalisch angehauchten Titeltrack des Albums „Metanoia“ mündete. So endete dann nach gut zwei Stunden ein wunderbares Konzert, das viel mehr Besucher verdient hatte. Die sympathischen Polen nahmen es aber gelassen und zeigten direkt nach dem Konzert noch eine große Fannähe, indem sie sich viel Zeit für alle Anfragen ließen. Wer die Gelegenheit bekommt sich diese wunderbare Band live anzusehen, sollte sie unbedingt nutzen.

    

    

Setlist

Anonymous
Distorted Soul
Idyll
Winding Stairs
Nuke
Warm Coexistance
The Storm
The Song Of All Those Distant
It’s Not The End
Surreal
Hail! Hail! Ai
The Orb
Hero
The Dark Parade
What You Sow

Zugabe

Metanoia

Stephan Schelle, Januar 2023