Agitation
Free ist eine Krautrocklegende und gründete sich bereits 1967 durch den
Zusammenschluss zweier Berliner Rockgruppen. Gründungsmitglieder waren
damals Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich (Gitarre), Lutz Ludwig Kramer
(Gitarre), Michael „Fame“ Günther (Bass) und Christopher Franke
(Schlagzeug). Nachdem zunächst Fremdkompositionen gespielt wurden,
befasste sich die Band schließlich mit langen Improvisationen. Bei
Livekonzerten experimentierte die Band Ende 1967 – wie andere
Psychedelicrockbands auch - mit Flüssigkeitsprojektoren, Dias und
selbstgedrehten Schmalfilmen. Seit 1972 wurden – mit Unterbrechung -
mehrere Alben eingespielt. Das aktuelle Werk „Momentum“ stammt aus
2023. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist noch Lutz „Lüül“
Graf-Ulbrich.

Live
ist die Band derzeit in folgender Besetzung unterwegs: Lutz „Lüül“
Graf-Ulbrich (Gitarre), Axel Manrico Heilhecker (Gitarre), Daniel
„Danda“ Cordes (E-Bass), Tim Sund (Keyboards) und Burghard Rausch
(Schlagzeug). Dieses Quintett stand am 08.08.2025 auf der Bühne des
Finkenbach-Festivals und spielte einen Tag darauf, am 09.08.2025 ein
Clubkonzert im Haus Eifgen in Wermelskirchen. Was für ein
Kontrastprogramm für die Musiker!
Nach
dem Konzert verriet mir Bassist Daniel Cordes, dass er es liebt in kleinen
Locations zu spielen, da so der Kontakt zum Publikum und den extra für
das Konzert angereisten Fans noch intensiver ist. Und es zeigte sich auch
gleich von Beginn an, dass die Musiker sichtlich Spaß an diesem kleinen
und intimen Konzert hatten.

Auf
der Setlist standen vorwiegend Stücke des aktuellen Albums
„Momentum“, von dem sie alle Stücke, allerdings nicht in der
Reihenfolge des Albums, spielten. Ich muss gestehen, dass ich anfangs ein
wenig Probleme mit dem neuen Werk hatte, da es für mich nicht so eingängig
wirkte. Live entfalteten die Stücke aber ihren ganz eigenen Reiz, der
sofort mitriss.
Das
zeigte sich sofort beim eröffnenden „Nouveau Son“, bei dem auch
einige französisch gesprochene Worte einflossen. Dann entwickelte sich
ein psychedelischer, hypnotischer Track, der vor allem auch mit der
Lightshow seine Wirkung erzeugte.
Zur
visuellen Unterstützung waren die Fenster und Türen verdunkelt, hinter
der Bühne ein Vorhang und am vorderen Bühnenrand Gazevorhänge
platziert, auf die dann psychedelische Farbspiele die Musik unterstützten.
Allerdings waren die vorderen Vorhänge so niedrig, dass vor allem
Gitarrist Axel Manrico Heilhecker, Bassist Daniel „Danda“ Cordes und
teilweise auch Gitarrist Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich dahinter etwas
verschwommen wirkten. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch,
hatte aber Auswirkungen auf die Fotos.
Lüül
meinte nach kurzem, dass er keine Lust hätte Ansagen zwischen den Stücken
zu machen. Das sagte er aber mit einem verschmitzten Lächeln, so dass
erst gar kein Anflug von Arroganz aufkam und ihm dies auch keiner übel
nahm. Und so blieb das Mikro bis zum Abschluss, bei der Vorstellung der
Musiker ungenutzt.
Im
Raum des Haus Eifgen entfalteten sich atmosphärische Klänge, die oftmals
auch durch ethnische Sounds ergänzt wurden wie etwa in „Shibuya“,
„InDaJungl“, „Lilac“, „Ala Tul“ oder auch „Nomads“. Aber
auch sehr rhythmische Parts und auch jazzige Momente flossen in die Stücke
ein.
„InDaJungl“
wurde beispielsweise von einem treibenden Groove vorangetrieben. Und
„Lilac“ wurde zunächst von einem fetten Bass getragen, der dann mit
jazzigen Gitarrenparts, treibendem Schlagwerk und unterstützenden
Keyboards ergänzt wurde. Vor allem aber bei den älteren Stücken kam im
Raum richtig Stimmung im Publikum auf, war der Altersdurchschnitt doch
oberhalb der 60’er-Marke auszumachen und somit viele der Anwesenden mit
den älteren Stücken vertraut.
Rockig,
druckvoll zeigten sich beispielsweise „Laila“, „You Play For Us
Today“ und „Nomads“ während „Ala Tul“ atmosphärisch dahinzog
und auch an selige Ashra-Zeiten (mit Manuel Göttsching) erinnerte. Mit
einer knackigen Version von „Rücksturz“ endete dann der offizielle
Teil des Konzertes. Und bei der Zugabe „2 Part 2“ glänzte Axel
Manrico Heilhecker durch ein tolles, treibendes Gitarrensolo.

Die
Berliner Band bot ein etwas mehr als 90minütiges Konzert, das von
treibenden Rhythmen und psychedelischen Klängen durchzogen war. An diesem
Abend ließen Agitation Free ein hoch zufriedenes Publikum in eine laue
Sommernacht zurück. Auch wenn es Open Air sicherlich auch ein tolles
Konzert gewesen wäre, so war die Entscheidung, die Konzerte ins Haus und
damit die Lightshow zu nutzen, richtig, obwohl es schon nach dem ersten
Konzert – aufgrund der hohen äußeren Temperaturen – schon recht
stickig im Innenraum wurde.