Im Planetarium Recklinghausen, das Platz
für ca. 60 Besucher bietet und damit eine sehr intime Atmosphäre
verströmt, wurden die Gäste zunächst mit sehr entspannenden Naturklängen
empfangen. Das Licht im Rund des kleinen, aber sehr schmucken
Planetariums, bei dem man sich wie in einem Wohnzimmer fühlt, war noch
hell und doch entwickelte sich in diesen ersten Momenten, die auf das
Konzert hinsteuerten, eine sehr entspannte und relaxte Stimmung.
Durch die Nähe des Publikums zu den
Musikern saßen die Besucher förmlich auf dem Schoß der Musiker, was die
sehr familiäre Stimmung im Planetarium noch verstärkte. Zwar kann das
kleine Planetarium nicht mit den großen wie in Bochum mithalten und bietet
auch keine Großprojektionen, doch verbreitet es einen ganz besonderen,
liebevollen Charme, ähnlich einem kleinen Programmkino im Vergleich zu
einem sterilen Multiplex-Kino.
Unter dem Motto „SternenTraumreise“
nahmen die vier Musiker das Publikum mit auf eine musikalische Reise von
Sonnenunter- zu Sonnenaufgang. Diesen Zyklus füllten sie mit sehr
ambienten, melodiösen und teilweise auch rhythmisch Stücken, die vor allem
bei den TMA-Tracks Martin „Martinson“ Rohleder mit atmosphärischem
Gitarrenspiel unterstrich. Erstellt hatten die vier das Programm aus
Stücken ihrer Projekte, die sie abwechselnd zu aufführten. Und wenn
Naviára dann mit eigenen Stücken an der Reihe war, dann wurde es meist
poetisch, denn neben Gesang bot Vera vor allem wunderbar vorgetragene,
voller Romantik und Poesie beseelte Texte. Gerade diese Passagen gefielen
mir besonders gut.
Los ging es aber zunächst mit dem Stück
„Circular Moments“ von TMA’s 2010’er Album „Sequentrips“. Torsten hatte
dem Stück zirpende Grillen, rauschende Wellen und weit entfernten,
hallenden Donner spendiert, was den Track sehr organisch und
naturverbunden machte. Dazu sprach Vera einen Text, der auf den
bevorstehenden nächtlichen Zyklus hinwies. Das Licht im Planetarium war
bläulich wie bei einer abendlichen Dämmerstimmung und verdunkelte sich
langsam während des ersten Tracks. Allmählich brach die Nacht herein und
der Mond und die Gestirne zogen langsam auf, während sich die Musik weiter
entwickelte. Nach einer Weile stieg Martin mit einer rhythmisch gespielten
Gitarrenpassage in diesen Track ein. Das war ein sehr stimmungsvoller
Auftakt.
Dann kam nach einer kurzen Pause
(zwischen den einzelnen Stücken blieben immer einige Sekunden Pause), in
der das Publikum nicht klatschte - man war ja auf einem Trip durch die
Nacht - mit „On The Edge“ der erste Song von Naviára. In diesem Stück
streute Vera Gesangsparts ein, die in deutscher Sprache gehalten waren.
Die Texte der Stücke von Naviára waren nicht nur in deutscher sondern
teilweise wie zum Beispiel in „Falling Star“ auch in englischer Sprache
gesungen oder hatten auf deutsch gesprochene lyrische Texte. Das Stück
begann durch eine Pianomelodie recht symphonisch und mauserte sich zu
einem symphonischen, balladesken Stück mit Elektronikeinschlag. Die vier
stießen hier ein neues Tor auf, das Grenzen überschritt, denn
Elektronikmusik ging eine Symbiose mit balladenhafter deutscher Popmusik
und symphonisch wirkenden Pianomelodien ein, was mal eine ganz neue
Spielart in der Szene darstellt.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Vera
an diesem Abend ein Handycap zu tragen hatte, denn sie war die Woche über
krank und fast hätte der Auftritt nicht stattfinden können. Das machte
sich zum Glück aber nur an ganz wenigen Stellen beim Gesang bemerkbar,
ansonsten bot sie eine sehr ansprechende Performance und hatte vor allem
dann ihre Stärken, wenn sie die Texte gesprochen vortrug. Dann breitete
sich ein mystischer Schleier im Rund des Planetariums aus, dem man sich
kaum entziehen konnte. In einem Stück sprach sie beispielsweise über den
Steingärtner, der im Gegensatz zu einem normalen Gärtner kaum Veränderung
in seinem Garten bzw. seinem Arbeitsergebnis sieht.
Immer abwechselnd präsentierten die
beiden Projekte ihre Stücke, die so zu etwas ganz Neuem wurden. Nach gut
einer Stunde endete dann die Traumreise durch die Nacht mit dem neuen
Stück von TMA „Birth Of A New Light“. Auch in dieses Stück hatten sie
Vogelgezwitscher eingebaut und dazu läutete eine Glocke. Recht harmonische
Keyboardflächen gesellten sich hinzu und so langsam wurde die Dunkelheit
im Planetarium wieder durch bläuliches Licht und damit die Morgendämmerung
abgelöst. Der Kreis schloss sich und der Tag brach an. Nach einigen
Momenten schälte sich dann ein Rhythmus heraus und Martin stieg mit seiner
E-Gitarre ein. Der Tag wurde sehr melodisch und rhythmisch empfangen. Ein
tolles Ende, wie ich finde.
Nach dieser einstündigen entspannenden
Reise, war natürlich noch Zeit für Zugaben. Vor allem „Moments“ mit seinem
herrlichen poetischen Text, entführte fast noch einmal in die Nacht
zurück, doch jetzt war das Licht im Rund des Planetariums heller und man
konnte die Musiker an ihren Instrumenten beobachten. Den Abschluss bot
dann das Stück „Klangsteine“, bei dem Anthony allerdings einige Probleme
mit den Sounds aus dem Rechner hatte, die er aber schnell überwand und so
noch einen zunächst atmosphärischen, im weiteren Verlauf aber an Dynamik
gewinnenden Track präsentierte. Lediglich die E-Drum klang in diesem Stück
etwas kalt und steril.
Visuell wurde die Musik von Projektionen
an der Kuppeldecke begleitet, die vor allem einen sich bewegenden
Sternenhimmel zeigten. Neben dem dahin ziehenden Nachthimmel, der eine
Vielzahl von Sternen bot, war aber beispielsweise auch die Sonne, ein
Asteroid im Stück „Falling Star“, ein Spiralnebel und auch ein großer
Saturn an der Kuppel zu bewundern.
Torsten M. Abel, Martin Rohleder & Vera
M. van Bergh und Anthony J. Walters haben einen gelungenen Auftritt im
Planetarium Recklinghausen abgeliefert, der mal wieder zeigt, das
unterschiedliche Musikstile sich nicht ausschließen müssen und auch
Elektronik und Gesang funktionieren.