TD - in Essener Philharmonie 2005
 

 Tangerine Dream Live

14. Oktober 2005

Philharmonie Essen

 

 

         

Tangerine Dream führten in der Essener Philharmonie den zweiten Teil ihrer Vertonung zu Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ aus dem 14. Jahrhundert, die den Titel „Purgatorio“ trägt, live auf. In diesem Teil erzählt der Dichter wie er durch das Fegefeuer reist und verstorbene Seelen von zumeist bedeutenden Persönlichkeiten aus der Mythologie bzw. Geschichte trifft. Diese Musik, die eine Kombination aus Sequenzer orientierter Elektronikmusik, einer gehörigen Portion Perkussion und klassischen Elementen inkl. arienhaftem Gesang aufweist, hat vor allem live eine große Faszination.

         

         

Edgar und Jerome Froese an den Keyboards, Thorsten Quaeschning ebenfalls Keyboards und Perkussion, Iris Camaa (Gesang und Perkussion), Linda Spa (Saxophon und Flöte) sowie Vincent Novak (Perkussion) sorgten für den vollen Sound auf dem die Sängerinnen Saskia Klumpp, Barabara Kindermann, Jayney Klimek (man kennt sie noch von der 80’er Band The Other Ones) Bianca Acquaye und Tatjana Kouchev ihren in englischer und italienischer Sprache gesungenen Text vortrugen. Jayney und Tatjana sorgten dabei für einen teils rockigen Gesangspart (vor allem zum Ende des Konzertes), während vor allem Barabara (Sopran) und Saskia (Alt) für den opernhaften Part sorgten.

         

          

Gleich beim ersten Stück „Above The Great Dry Land“, das durch hallende Sounds, die mich an ein Höhlenecho erinnern beginnt, hauten einen die Bässe und Perkussion mächtig um und gruben sich direkt in die Magengegend. Da merkte man gleich, in dem Auftritt ist Feuer drin. Auf CD kommen dieser Druck und die Dynamik gar nicht so rüber. Es sei an dieser Stelle aber gesagt, dass der Sound gut ausgesteuert und angenehm zu hören war. Es folgte eines meiner Favoriten der CD „Chasing The Bad Seed“, das von Jayney Klimak und Tatjana Kouchev gesungen wurde. Auch das von Iris Camaa gesungene „Hope And Glory“ ist eine Gänsehautnummer.

         

         

Iris Camaa ging hinter ihren Rhythmusinstrumenten wieder richtig ab. Die Frau hat eine Energie, die man nicht bändigen kann. Das ist absolut ansteckend und es macht Freude ihr zuzusehen. Am Mikrofon zeigte sich Iris genauso Energie geladen wie an der Perkussion und agierte sehr gefühlsstark bzw. -betont.

         

    

 

Optisch war das Thema auch recht gut umgesetzt. Neben Animationen, die über den Musikern auf der schwarzen Rückwand zu sehen waren, sorgte vor allem die Lightshow für reichlich Atmosphäre. Da wurde die Bühne beispielsweise in gleißend rotes Licht gehüllt, so als befänden sich die Akteure direkt im Feuer.

         

         

Das Programm bestand aus dem mehr als zweistündigen Werk, das die Band komplett, ohne Pause, durchspielte. Die Stücke gingen ineinander über, so dass die Musiker ihren gerechten Lohn, in Form von „Standing Ovations“, erst am Ende des Konzertes entgegen nehmen konnten. Aufgrund der Länge des Konzertes gab es dann leider keine Zugabe mehr.

         

Tangerine Dream boten einen absoluten audio-/visuellen Genuss, man stieg förmlich mit ihnen in diese Unterwelt ab. Obwohl sich die Musik nicht als bedrohlich und düster herausstellte. Okay, einige Passagen waren schon etwas bedrückend, aber der Großteil bestand aus sehr rhythmischen und melodischen Teilen. Mal symphonisch oder rockig und perkussiv, dann wieder hymnisch, so wechselten sich die Stimmungen ab. Es gab auch einige Längen in dem Zweistundenakt, wenn beispielsweise die Gesangsparts- vor allem in der zweiten Hälfte - ausuferten, das kann das Gesamtbild dieses tollen Events aber nicht schmälern.

         

Mit anderen Worten gesagt: „Tangerine Dream live, das ist großes Kino“.

Stephan Schelle, 16.10.2005

         

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