Nach einer kurzen Umbaupause ging es dann im Hauptsaal mit dem aus den USA
stammenden Michael Stearns weiter, der dafür bekannt ist, durch seine
ruhigen Flächensounds eine tranceartige Atmosphäre zu schaffen. Ich muss
aber gestehen, dass ich nicht zu den Anhängern dieser Elektronikmusikgattung
gehöre.
Michael saß, was für „Elektroniker“ eher unüblich ist, auf dem Boden im
Schneidersitz vor seinen Instrumenten und gab erst einmal eine kleine
Einleitung zu dem bevorstehenden Konzert. Den ersten Track begann er mit
einer Flöte der dann die weiten Flächen seiner Synthies folgten. Durch den
Einsatz der Flöte wurden quasi indianischen Elementen in die Sounds -
Melodielinien findet man bei Michael Stearns eher nicht - eingebunden, was
den Track erdiger erklingen ließ. Zu diesem Track sah man im Hintergrund nur
ein Bild, eine Art Menü - wahrscheinlich von seinem Rechner, der die Filme,
die noch folgen sollten, steuerte. Da sich also auf der Bühne bei dem ersten
Track wenig tat, war der Sound am besten mit geschlossenen Augen zu
genießen. Aber Vorsicht ! Die Gefahr des Einschlafens war allgegenwärtig,
den die Flächen strahlten eine ungemeine Ruhe aus. Zum Relaxen ist diese Art
der Musik bestens geeignet.
Ab Track zwei wurde es
dann für meinen Geschmack interessanter. Zu den jetzt sehr spacigen
Flächensounds lief im Hintergrund eine Computeranimation ab, die Bilder
aus dem Weltraum zeigte. Wir verließen sozusagen das eigene Sonnensystem
und reisten quer durch den Raum. Dabei wurden teilweise fremdartige
Gebilde gezeigt, die auch etwas organisches aufwiesen.
Track drei zeigte einen
Michael Stearns von seiner rhythmischeren Seite. In diesem Stück pochten
die Rhythmussequenzen stärker als bisher ohne dass die weiten Flächen
fehlten. Im Hintergrund wurde abermals ein Film gezeigt, der Wolken und
Landschaften zeigte, die mit Effekten verfremdet wurden (z. B.
kaleidoskopartige Spiegelungen). Auch das war gut aufeinander abgestimmt.
Michael brachte bei seinem Konzert übrigens einen glasklaren Sound in das
Auditorium.
Ron Boots hatte in seiner
Vorstellungsrede über Michael Stearns gesagt, dass er in der letzten Zeit
viel Soundtracks für z. B. Imax-Kinofilme oder Beiträge des National
Geographic komponiert hat. Bei diesem Konzert wurde für mich dann auch
deutlich, dass seine Stärken in der Vertonung von visuellen Beiträgen
liegen. Die Kombination der sehr schönen Filme und seine schwebende
weitflächige Musik entwickelten für mich erst in ihrem Zusammenspiel ihren
Reiz.
Sorry Michael, aber
aufgrund dessen, das mir diese Art der Elektronikmusik nicht so liegt,
verließ ich schon nach dem dritten Track das Konzert. Das soll aber die
Qualität seines Auftrittes nicht schmälern. Viele Fans harrten bis zum
Ende aus und waren von der Musik schwer beeindruckt.
|