Star Wars in Concert
(live in der König Pilsener Arena, Oberhausen am 31.03.2010)


Ich kann mich noch gut an die 70’er Jahre erinnern, als ein Ruck durch die Filmindustrie ging. Im Alter von 19 Jahren entdeckte ich den Kinofilm für mich ein weiteres Mal (nach den Karl May-Eskapaden der Jugend). Zeitschriften wie CINEMA kamen heraus und stürzten sich auf neue Streifen, die mit Bahn brechenden Techniken die Illusionen in den Kinosälen perfekt machten. Neben Steven Spielberg mit „Unheimliche Begegnung der 3. Art“ und Ridley Scott’s „Alien“ war es vor allem George Lucas, der mit dem ersten Teil (vierter Teil der Saga) von „Krieg der Sterne“ die Filmlandschaft revolutionierte.

Ich weiß noch, wie ich die Berichte zu der neuen Saga verschlungen habe und dann fasziniert im Kinosessel saß. Aber nicht nur die überzeugende Technik, die das Weltall so perfekt ins Kino transportierte, als sei man mitten drin, war atemberaubend, auch die Musik von John Williams sorgte dafür, dass die Filmserie zu einem Hit wurde. Diese Musik faszinierte nicht nur Freunde klassischer Musik, sondern hatte eine Ausstrahlung, die Menschen unterschiedlicher musikalischer Ausrichtungen gefiel.



    

    

Anfang der 70’er entdeckte ich für mich die Rockmusik und so war es nicht verwunderlich, dass zu meinen Lieblingsgruppen im Jahr 1977, als der Film in die Kinos kam, Bands wie Deep Purple, Uriah Heep, Yes, Genesis, Pink Floyd, Santana und Queen gehörten, um nur einige zu nennen. Und plötzlich tauchte eine Platte mit klassisch orchestraler Musik in meiner Plattensammlung auf. Es war die DoppelLP zum Soundtrack von „Krieg der Sterne“. Und auch die folgenden Soundtracks fanden Einzug in meine Plattensammlung, die ansonsten sehr rocklastig ist. Und das es vielen anderen ebenso ergeht wie mir, das war am 31.03.2010 gut zu sehen, denn das Livekonzert des Royal Philharmonic Concert Orchestra’s unter der Leitung von Dirk Brossé war sehr gut besucht.

    

    

Die Show, die aus einer Symbiose von visuellen Bilderfluten und voluminösem Orchestersound besteht, hatte im April 2009 ihre Welturaufführung und geht seither um die Welt. Der deutsche Promoter (www.handwerker-promotion.de) machte es möglich und holte das großartige Event nach Deutschland. Neben Hamburg war der Auftritt in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen (einziger Auftritt in NRW) das erste von zwei Konzerten in Deutschland. Dementsprechend war der Andrang groß und zog 6.000 Besucher aller Altersklassen und Schichten an.

Neben dem musikalischen Ereignis hatte man aber noch mehr zu bieten, denn in den Gängen der KöPi Arena waren zahlreiche Exponate wie Originalkostüme (z. B. lebensgroße C-3PO-Rüstung, Darth Vader Outfit und Chewbaca), Utensilien (z. B. Feuerwaffen, Helme), ein Auszug aus der Originalpartitur sowie mehrere Monitore, die Filmausschnitte oder Infos zu den Filmen präsentierten, zu sehen. Auch eine ganze Anzahl von Star Wars-Fanclubmitgliedern, die in den Gängen in nachempfundenen Kostümen flanierten und sich mit Zuschauern fotografieren ließen, sorgte für eine tolle Atmosphäre, die einer Fan-Convention glich. Es gab soviel zu sehen und bestaunen, dass einem kaum Zeit blieb alles wahrzunehmen (Bilder finden sich am Ende des Textes).

    

Doch kommen wir zum Auftritt selbst. Die große Bühne bot Platz für das gut 100köpfige Orchester, bestehend aus Streichern, Bläsern, Perkussionisten u.v.m. Auf der Rückseite war eine riesige Leinwand aufgebaut, die von LED-Vorhängen an den Seiten und an der Decke ergänzt wurde. Dieser Aufbau sah schon zu Beginn beeindruckend und imposant aus. Kurz vor dem Konzert machte sich bereits eine knisternde Spannung im Saal der KöPi-Arena breit, die sich im Applaus entlud, als die ersten Klänge aus den Boxen schallten. Was nun folgte, war ein faszinierender Streifzug durch alle sechs Teile der Star Wars-Saga in perfektem Klang, mit toll zusammengestellten Bildern aus allen Filmen.

    

Wie es sich gehört, war natürlich das Star Wars-Thema, das auch die Filme eröffnet, an den Anfang des Konzertes gestellt. Nach diesem imposanten ersten Stück, das zu diesem Zeitpunkt schon die Zuschauer begeisterte, trat Anthony Daniels auf die Bühne. Er ist der Originaldarsteller, der sich in den Filmen in das C-3PO-Kostüm zwängen musste und bei den Filmaufnahmen so manchen Schweißtropfen darin vergossen hat. Er führte an diesem Abend das Publikum durch das Programm und gab einige Einleitungen und Erklärungen zu den jeweiligen Stücken und den darin behandelten Themen. Das machte er in der sehr feinen, humorvollen englischen Art, so wie man es auch von C-3PO kennt. Dabei ließ er es sich natürlich nicht nehmen, seinen Alter Ego ein ums andere Mal in den Vordergrund zu stellen und gestikulierte auch oftmals wie sein Filmcharakter. Das machte den Auftritt sehr informativ und kurzweilig.

    

    

Während Anthony auf der Bühne agierte, wurde er von der Kamera eingefangen und in überdimensionaler Größe auf der Leinwand gezeigt. Nach einer in deutscher Sprache von Anthony gesprochenen Begrüßung wechselte er aber in seine Muttersprache. Das war aber nicht weiter tragisch, denn die gesprochenen Texte sowie die in den Filmeinspielungen enthaltenen Dialoge wurden als Untertitel auf der großen Leinwand projiziert.

    

Das Programm bzw. die Filmmusik von John Williams hatte man in einzelne Themenabschnitte unterteilt und dazu Filmausschnitte aus allen sechs Teilen zusammen geschnitten. Das war zwar nicht zusammenhängend und auch nicht chronologisch, doch hatten die Macher die Szenen so gut ausgewählt und auf die Musik abgestimmt, dass wiederum ein neues Gesamtkunstwerk entstand. Dazu  erzeugte das Orchester einen hohen Spannungsbogen.

    

Auf der rückwärtigen Leinwand wurden hochauflösende Filmausschnitte, die durch Detailskizzen, Standbilder, Plakate oder auch Storyboard-Bilder ergänzt wurden gezeigt, während die LED-Vorhänge mit ihrem groben Raster die Bilder farblich unterstützten (beispielsweise wurden bei Sonnenuntergängen oder rot durchtränkten Bildern wie Straßenszenen oder Vulkanlandschaften die Vorhänge in dunkles rot oder strahlendes orange/gelb getaucht) oder es spiegelten sich die Bilder der Leinwand quasi darin. Das war sehr beeindruckend.

    

    

Zu den einzelnen Themen wurden Stücke, die entsprechende Stimmungsbilder erzeugten, ausgewählt. Mal ging es um das Erwachen des Heldes (hier war Anakin Skywalker gemeint), die Gegenspieler, dem Podrace oder den Droiden. In „A Fateful Love“, das sehr romantische Melodiebögen, aber auch bedrohlich wirkende Passagen in den Kampfsequenzen aufwies, ging es um die Liebe zwischen Patmé und Anakin. „A Hero Falls“ zeichnete das Bild von Anakin, der sich auf den Weg zur dunklen Seite macht. Dies wurde durch sehr pathetische, theatralische, düstere und bombastisch wirkende Klänge unterstrichen. Mit „An Empire Is Erged“, bei dem Darth Vader das Thema war, ging der erste Teil (ca. 45 Minuten) des Konzertes zu Ende und eine gut 20minütige Pause brachte die Zuschauer für einen kurzen Augenblick in die Realität zurück.

    

    

Der Start in den zweiten Teil begann mit fächerförmigen Lasern, die sich aus dem Bühnenrückraum über die Musiker hinweg, durch den Saal ihren Weg bahnten. Als Antwort kamen zwei Laser aus dem Zuschauerraum, die auf die Bühne gerichtet waren  zurück. Während die Laser über den Köpfen tanzten, wurde Dirigent Dirk Brossé nur von einem blauen Scheinwerfer angestrahlt, die Leinwand blieb bei diesem Auftakt dunkel. Ein sehr gelungener Einstieg in die zweite Hälfte.

    

    

Es folgten Stücke / Themen wie „A Narrow Escape“ (hier ging es um den Millenium Falken), „A Defender Demerges“ (hier stand Prinzessin Leia im Mittelpunkt – die Hauptmotive wirkten durch die führenden Instrumente wie Fagott und Flöte sowie dem Streicherarrangement sehr zart und lieblich), „An Unlikely Alliance“ (Thema Luke Skywalker / Obi Wan Kenobi – mit der berühmten Szene in der Bar des Raumhafens von Mos Eisley, bei dem die Musiker die Melodie „Cantina Bar“ in einer tollen Version spielten), „A Jedi Is Trained“ (Luke und Yoda auf Dagobah), „A Strike For Freedom“ (hier wurden Kampfszenen zwischen den imperialen Truppen und der Rebellenallianz in den Mittelpunkt gestellt und die Filme durch mehr als zehn Laser ergänzt – beeindruckend, aber nicht überladen gemacht), „A Bond Unbroken“ (Luke und Leia’s Verbundenheit und die Erkenntnis, dass sie Geschwister sind wird durch zarte, sanfte, liebliche Melodien dargestellt), „Sanctuary Moon“ (Endor und Todesstern – ein sehr bedrohlicher und spannungsgeladener Teil, der durch Blasinstrumente, Flöten und Pauken erzeugt wird. Sobald die Ewoks auftauchen ändert sich diese Stimmung in eine fröhlich, lustige Atmosphäre) und „A Life Redeemed“ (Kampf zwischen Luke und Darth Vader, der sehr melancholisch wirkt und im Tod von Vader – unterlegt von Erinnerungen aus Anakins Leben – endet).

    

    

Dass Musik und Bild auf den Punkt genau abgestimmt waren, zeigte sich zum Beispiel darin, dass die vielen Explosionen, die in das Bildmaterial eingebunden waren, mit Paukenschlägen und kraftvollem Spiel unterstrichen wurden.

    

Dann waren gut 90 Minuten vergangen und Anthony Daniels endete mit den auf Deutsch gesprochenen Worten „Möge die Macht mit euch sein“. Es folgt mit „A New Day Dawns“ das letzte Stück des offiziellen Sets, in dem ein Zusammenschnitt der Freudenszenen aus den Filmen und den Feierlichkeiten, mit denen die Filme endeten, geboten wurde. Dieser heroische Teil klang dann auch schon wie ein Filmabspann. Er wurde aber noch durch einen Part ergänzt, in dem viele Motive aus den Filmen noch einmal musikalisch zusammengefasst und durch alle Filmplakate, Fotos von den Aufnahmesessions und den Kreativköpfen John Williams und George Lucas mit eingeblendeten Liveaufnahmen der Musikerinnen und Musiker des Royal Philharmonic Concert Orchestras gezeigt wurden. Ein gelungener Abschluss der Standing Ovations zur Folge hatte. In der abschließenden Zugabe wurden alle Musiker noch einmal gefeiert.

    

Die Musik war dramaturgisch sehr gut zusammengestellt worden und zeigte, wie beeindruckend Musik und Film zugleich sind. Die Produktion schaffte es darüber hinaus, dass beide Elemente gleichberechtigt nebeneinander standen, ohne dass eines der beiden dominant wirkte.

Der Pressetext kündigte vollmundig an: „Dieser Tag wird lange in Erinnerung bleiben.“ Das es sich dabei nicht um eine leere Worthülse handelte, bewies nicht nur das Orchester in eindrucksvoller Weise, auch das Rahmenprogramm mit seinen Exponaten und den verkleideten Fans sorget für dieses unvergessliche Event. Für Star Wars- und Science Fiction Fans ein Muss!!!

Die Ausstellung

    

    

    

     

    

     

    

     

     

    

Stephan Schelle, 01.04.2010