Anfang der 70’er entdeckte ich für
mich die Rockmusik und so war es nicht verwunderlich, dass zu meinen
Lieblingsgruppen im Jahr 1977, als der Film in die Kinos kam, Bands wie
Deep Purple, Uriah Heep, Yes, Genesis, Pink Floyd, Santana und Queen
gehörten, um nur einige zu nennen. Und plötzlich tauchte eine Platte mit
klassisch orchestraler Musik in meiner Plattensammlung auf. Es war die
DoppelLP zum Soundtrack von „Krieg der Sterne“. Und auch die folgenden
Soundtracks fanden Einzug in meine Plattensammlung, die ansonsten sehr
rocklastig ist. Und das es vielen anderen ebenso ergeht wie mir, das war
am 31.03.2010 gut zu sehen, denn das Livekonzert des Royal Philharmonic
Concert Orchestra’s unter der Leitung von Dirk Brossé war sehr gut
besucht.
Die Show, die aus einer Symbiose von
visuellen Bilderfluten und voluminösem Orchestersound besteht, hatte im
April 2009 ihre Welturaufführung und geht seither um die Welt. Der
deutsche Promoter (www.handwerker-promotion.de) machte es möglich und
holte das großartige Event nach Deutschland. Neben Hamburg war der
Auftritt in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen (einziger Auftritt in
NRW) das erste von zwei Konzerten in Deutschland. Dementsprechend war
der Andrang groß und zog 6.000 Besucher aller Altersklassen und
Schichten an.
Neben dem musikalischen Ereignis hatte
man aber noch mehr zu bieten, denn in den Gängen der KöPi Arena waren
zahlreiche Exponate wie Originalkostüme (z. B. lebensgroße
C-3PO-Rüstung, Darth Vader Outfit und Chewbaca), Utensilien (z. B.
Feuerwaffen, Helme), ein Auszug aus der Originalpartitur sowie mehrere
Monitore, die Filmausschnitte oder Infos zu den Filmen präsentierten, zu
sehen. Auch eine ganze Anzahl von Star Wars-Fanclubmitgliedern, die in
den Gängen in nachempfundenen Kostümen flanierten und sich mit
Zuschauern fotografieren ließen, sorgte für eine tolle Atmosphäre, die
einer Fan-Convention glich. Es gab soviel zu sehen und bestaunen, dass
einem kaum Zeit blieb alles wahrzunehmen (Bilder finden sich am Ende des
Textes).
Doch kommen wir zum Auftritt selbst.
Die große Bühne bot Platz für das gut 100köpfige Orchester, bestehend
aus Streichern, Bläsern, Perkussionisten u.v.m. Auf der Rückseite war
eine riesige Leinwand aufgebaut, die von LED-Vorhängen an den Seiten und
an der Decke ergänzt wurde. Dieser Aufbau sah schon zu Beginn
beeindruckend und imposant aus. Kurz vor dem Konzert machte sich bereits
eine knisternde Spannung im Saal der KöPi-Arena breit, die sich im
Applaus entlud, als die ersten Klänge aus den Boxen schallten. Was nun
folgte, war ein faszinierender Streifzug durch alle sechs Teile der Star
Wars-Saga in perfektem Klang, mit toll zusammengestellten Bildern aus
allen Filmen.
Wie es sich gehört, war natürlich das
Star Wars-Thema, das auch die Filme eröffnet, an den Anfang des
Konzertes gestellt. Nach diesem imposanten ersten Stück, das zu diesem
Zeitpunkt schon die Zuschauer begeisterte, trat Anthony Daniels auf die
Bühne. Er ist der Originaldarsteller, der sich in den Filmen in das
C-3PO-Kostüm zwängen musste und bei den Filmaufnahmen so manchen
Schweißtropfen darin vergossen hat. Er führte an diesem Abend das
Publikum durch das Programm und gab einige Einleitungen und Erklärungen
zu den jeweiligen Stücken und den darin behandelten Themen. Das machte
er in der sehr feinen, humorvollen englischen Art, so wie man es auch
von C-3PO kennt. Dabei ließ er es sich natürlich nicht nehmen, seinen
Alter Ego ein ums andere Mal in den Vordergrund zu stellen und
gestikulierte auch oftmals wie sein Filmcharakter. Das machte den
Auftritt sehr informativ und kurzweilig.
Während Anthony auf der Bühne agierte,
wurde er von der Kamera eingefangen und in überdimensionaler Größe auf
der Leinwand gezeigt. Nach einer in deutscher Sprache von Anthony
gesprochenen Begrüßung wechselte er aber in seine Muttersprache. Das war
aber nicht weiter tragisch, denn die gesprochenen Texte sowie die in den
Filmeinspielungen enthaltenen Dialoge wurden als Untertitel auf der
großen Leinwand projiziert.
Das Programm bzw. die Filmmusik von
John Williams hatte man in einzelne Themenabschnitte unterteilt und dazu
Filmausschnitte aus allen sechs Teilen zusammen geschnitten. Das war
zwar nicht zusammenhängend und auch nicht chronologisch, doch hatten die
Macher die Szenen so gut ausgewählt und auf die Musik abgestimmt, dass
wiederum ein neues Gesamtkunstwerk entstand. Dazu erzeugte das
Orchester einen hohen Spannungsbogen.
Auf der rückwärtigen Leinwand wurden
hochauflösende Filmausschnitte, die durch Detailskizzen, Standbilder,
Plakate oder auch Storyboard-Bilder ergänzt wurden gezeigt, während die
LED-Vorhänge mit ihrem groben Raster die Bilder farblich unterstützten
(beispielsweise wurden bei Sonnenuntergängen oder rot durchtränkten
Bildern wie Straßenszenen oder Vulkanlandschaften die Vorhänge in
dunkles rot oder strahlendes orange/gelb getaucht) oder es spiegelten
sich die Bilder der Leinwand quasi darin. Das war sehr beeindruckend.
Zu den einzelnen Themen wurden Stücke,
die entsprechende Stimmungsbilder erzeugten, ausgewählt. Mal ging es um
das Erwachen des Heldes (hier war Anakin Skywalker gemeint), die
Gegenspieler, dem Podrace oder den Droiden. In „A Fateful Love“, das
sehr romantische Melodiebögen, aber auch bedrohlich wirkende Passagen in
den Kampfsequenzen aufwies, ging es um die Liebe zwischen Patmé und
Anakin. „A Hero Falls“ zeichnete das Bild von Anakin, der sich auf den
Weg zur dunklen Seite macht. Dies wurde durch sehr pathetische,
theatralische, düstere und bombastisch wirkende Klänge unterstrichen.
Mit „An Empire Is Erged“, bei dem Darth Vader das Thema war, ging der
erste Teil (ca. 45 Minuten) des Konzertes zu Ende und eine gut
20minütige Pause brachte die Zuschauer für einen kurzen Augenblick in
die Realität zurück.
Der Start in den zweiten Teil begann
mit fächerförmigen Lasern, die sich aus dem Bühnenrückraum über die
Musiker hinweg, durch den Saal ihren Weg bahnten. Als Antwort kamen zwei
Laser aus dem Zuschauerraum, die auf die Bühne gerichtet waren zurück.
Während die Laser über den Köpfen tanzten, wurde Dirigent Dirk Brossé
nur von einem blauen Scheinwerfer angestrahlt, die Leinwand blieb bei
diesem Auftakt dunkel. Ein sehr gelungener Einstieg in die zweite
Hälfte.
Es folgten Stücke / Themen wie „A
Narrow Escape“ (hier ging es um den Millenium Falken), „A Defender
Demerges“ (hier stand Prinzessin Leia im Mittelpunkt – die Hauptmotive
wirkten durch die führenden Instrumente wie Fagott und Flöte sowie dem
Streicherarrangement sehr zart und lieblich), „An Unlikely Alliance“
(Thema Luke Skywalker / Obi Wan Kenobi – mit der berühmten Szene in der
Bar des Raumhafens von Mos Eisley, bei dem die Musiker die Melodie „Cantina
Bar“ in einer tollen Version spielten), „A Jedi Is Trained“ (Luke und
Yoda auf Dagobah), „A Strike For Freedom“ (hier wurden Kampfszenen
zwischen den imperialen Truppen und der Rebellenallianz in den
Mittelpunkt gestellt und die Filme durch mehr als zehn Laser ergänzt –
beeindruckend, aber nicht überladen gemacht), „A Bond Unbroken“ (Luke
und Leia’s Verbundenheit und die Erkenntnis, dass sie Geschwister sind
wird durch zarte, sanfte, liebliche Melodien dargestellt), „Sanctuary
Moon“ (Endor und Todesstern – ein sehr bedrohlicher und
spannungsgeladener Teil, der durch Blasinstrumente, Flöten und Pauken
erzeugt wird. Sobald die Ewoks auftauchen ändert sich diese Stimmung in
eine fröhlich, lustige Atmosphäre) und „A Life Redeemed“ (Kampf zwischen
Luke und Darth Vader, der sehr melancholisch wirkt und im Tod von Vader
– unterlegt von Erinnerungen aus Anakins Leben – endet).
Dass Musik und Bild auf den Punkt
genau abgestimmt waren, zeigte sich zum Beispiel darin, dass die vielen
Explosionen, die in das Bildmaterial eingebunden waren, mit
Paukenschlägen und kraftvollem Spiel unterstrichen wurden.
Dann waren gut 90 Minuten vergangen
und Anthony Daniels endete mit den auf Deutsch gesprochenen Worten „Möge
die Macht mit euch sein“. Es folgt mit „A New Day Dawns“ das letzte
Stück des offiziellen Sets, in dem ein Zusammenschnitt der Freudenszenen
aus den Filmen und den Feierlichkeiten, mit denen die Filme endeten,
geboten wurde. Dieser heroische Teil klang dann auch schon wie ein
Filmabspann. Er wurde aber noch durch einen Part ergänzt, in dem viele
Motive aus den Filmen noch einmal musikalisch zusammengefasst und durch
alle Filmplakate, Fotos von den Aufnahmesessions und den Kreativköpfen
John Williams und George Lucas mit eingeblendeten Liveaufnahmen der
Musikerinnen und Musiker des Royal Philharmonic Concert Orchestras
gezeigt wurden. Ein gelungener Abschluss der Standing Ovations zur Folge
hatte. In der abschließenden Zugabe wurden alle Musiker noch einmal
gefeiert.
Die Musik war dramaturgisch sehr gut
zusammengestellt worden und zeigte, wie beeindruckend Musik und Film
zugleich sind. Die Produktion schaffte es darüber hinaus, dass beide
Elemente gleichberechtigt nebeneinander standen, ohne dass eines der
beiden dominant wirkte.
Der Pressetext kündigte vollmundig an:
„Dieser Tag wird lange in Erinnerung bleiben.“ Das es sich dabei nicht
um eine leere Worthülse handelte, bewies nicht nur das Orchester in
eindrucksvoller Weise, auch das Rahmenprogramm mit seinen Exponaten und
den verkleideten Fans sorget für dieses unvergessliche Event. Für Star
Wars- und Science Fiction Fans ein Muss!!!
Die Ausstellung
Stephan Schelle, 01.04.2010
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