Da ich bei diesem Konzert den Fokus auf die musikalische Darbietung und
nicht auf das Fotografieren der Show gelegt hab und ich daher nur eine
kleine Digi-Kamera mit hatte, gibt es hier nur einige Fotos (in mäßiger
Qualität), die die Stimmung wiedergeben sollten.
Schiller live ist schon ein Phänomen.
Jetzt hab ich die Band auf der „Sehnsucht“-Tour schon zweimal gesehen
und bei ihrem 2008’er Abschlusskonzert überraschen sie mich erneut. Dazu
aber später mehr.
Die Essener Grugahalle feiert in
diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zelebrierte
Christopher von Deylen (aka Schiller) mit Band seinen 2008’er
Tourabschluss in dieser traditionsreichen Konzerthalle. Im Internet war
zu lesen, dass es ein Konzert mit vorhergehendem Fantreffen geben
sollte.
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller
Wer das Glück hatte, zum rechten
Zeitpunkt an der Halle zu sein und dem Fanclub zur Rückseite der Halle
folgte, konnte nach einer halben Stunde Wartezeit die Band noch vor dem
Konzert hautnah erleben. Allen voran zeigten sich Christopher von Deylen,
gefolgt von Thissy Thiers, Christian Kretschmar, Ralf Gustke, Cliff
Hewitt, Mickey Meinert sowie Sängerin Jette von Roth sehr offenherzig,
erfüllten viele Autogrammwünsche und beantworteten zahlreiche Fragen.
Die sieben waren schon vor dem Konzert sehr locker drauf, was sich
später auf die Bühne übertragen sollte.
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller
Schiller ist bekannt für seinen
perfekten Konzertsound, der im Surroundformat geboten wird. Hierfür
erhielt er bereits eine Auszeichnung. Aus diesem Grund platzierte ich
mich ca. fünf Meter vor dem Mischpult, um am „Sweet Spot“, dem
Traumplatz, an dem der Sound am effektvollsten zu hören ist, das Konzert
genießen zu können. Und es war Genuss pur. Schon beim Eröffnungstrack
flossen die Klänge unglaublich transparent und mit Effekten versehen
durch die Halle. An diesem Punkt ist das Konzert wirklich unglaublich.
Während des Konzertes spürte ich die Drums direkt auf dem Brustkorb und
trotzdem war die Lautstärke perfekt, ohne zu schmerzen und auch die
einzelnen Klänge wurden dadurch nicht zu einem Brei, sondern es war jede
Nuance herauszuhören.
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller
Aber Schiller überraschte noch in
anderer Form. Zunächst fiel beim Bühnenbild auf, dass die LED-Wände, die
auf der Tour zum festen Bestandteil gehörten, in Essen fehlten. Dafür
wurde die Bühne dann in ein Meer aus buntem Scheinwerferlicht getaucht.
Das hatte noch mal einen ganz besonderen Reiz. Auch der Set war
verändert. Das lag unter anderem daran, das jaël nicht dabei sein konnte
und so vier Zwischenstücke, die bisher nicht veröffentlicht wurden
(ähnlich den Tracks „Olsberg“ und „Rostock“ auf der CD „Sehnsucht live“)
ins Programm fanden.
Es ist 20:10 Uhr und die Einlassmusik
kommt gerade zu ihrem Höhepunkt, in dem der Rhythmus von „Sehnsucht“
druckvoll anschwillt. Bei den bisherigen Konzerten stieg die Band zu
diesem Zeitpunkt in die Instrumentalversion des Stückes ein, doch an
diesem Abend war es anders. Zunächst betrat Christian Kretschmar die
Bühne und holte aus seinem Synthie eine unglaubliche Basslinie raus. Es
folgte der zweite Außenstürmer, Mickey Meinert, der an seiner E-Gitarre
für weitere spacige Klänge sorgte. Danach folgten Christopher und die
anderen Mitglieder der Band deren Einstieg direkt in das Stück „Sehnsucht“
mündete. Wow,
was für ein Beginn.
Die anderen drei Improvisationen waren
auch von aller erster Güte. In einem spielte Mickey wieder eine sehr
floydige Gitarre und es wurden sogar Glockenklänge eingestreut, die mich
sehr an „High Hopes“ vom Pink Floyd’s Album „The Devision Bell“
erinnerten (s. auch "Rostock eins" auf der CD "Sehnsucht live"). In der Improvisation, die Teil der Zugabe war, kamen einige
Elemente vor, die mich weitläufig an „Berlin Bombay“ erinnerten. Diese
Stimmung wurde durch die eingestreuten asiatischen Klänge erzeugt.
Die einzelnen Stücke schienen sich im
Laufe der Konzertreihe noch einmal in Nuancen verändert zu haben. So
streute Christian wieder eine ganze Reihe an Effekten ein. Da flirrte
und zischte der Synthie oder ein pfeifender Ton drehte sich im
Surroundsound im Stück „Schiller“ wie eine Sylvesterrakete um die Köpfe
der Besucher.
Collage aus Bildern des Olsberg-Auftritts am
02.09.2008
Die beiden Sängerinnen, Jette von Roth
und Kim Sanders lieferten darüber hinaus wieder eine tolle Show. Während
Jette eher die zurückhaltende Rolle einnahm, hatte Kim das Publikum
wieder sofort in der Hand. Zu „Distance“, hier zog sie - wie bei den
anderen Konzerten auch – ihre Schuhe aus und wurde eins mit der Bühne,
sagte sie, dass dieses Konzert im Internet übertragen wird. Ihre Familie
in den USA hatte sie bisher noch nicht live mit Schiller gesehen und saß
nun gebannt vor dem PC. Ein weiterer Grund das Publikum anzuheizen. Man
sah Kim direkt an, mit welchem Herzblut sie „ihr“ Lied sang. Zum
Abschluss des Stückes legte Ralf noch ein Schlagzeugsolo hin, was den
Titel druckvoll beschloss.
Die Band agierte an diesem Abend
unglaublich gelöst und spielfreudig. Man hatte das Gefühl als sei man
statt bei einem Konzert auf einer Fete. Und von meinem Standpunkt aus
konnte ich gut erkennen, dass viele der Zuschauer sich während des
kompletten Gigs im Rhythmus der Musik bewegten.
Nach mehr als zwei Stunden endete
dieser schweißtreibende, furiose Auftritt von Schiller. Viele werden
sich wünschen, dass Christopher mit der Band - hier hat sich im Übrigen
eine ganz hervorragend agierende Truppe zusammen gefunden - wieder die
Bühnen Deutschlands erobert.
Fazit: Auch das für mich dritte
Konzert der „Sehnsucht“-Tour war ein absolutes Erlebnis und zeigt, dass
Schiller eine faszinierende Liveband ist. Wer das nicht glaubt, sollte
sich auf den Mitte November erscheinenden Produktionen (DoCD und DVD) „Sensucht
live“ selbst ein Bild machen (Rezensionen dazu findet ihr in den
Rubriken CD und DVD auf dieser Seite).
Stephan Schelle, 11.11.2008