Schiller Essen 2008
Schiller live in der Essener Grugahalle am 10.11.2008


Da ich bei diesem Konzert den Fokus auf die musikalische Darbietung und nicht auf das Fotografieren der Show gelegt hab und ich daher nur eine kleine Digi-Kamera mit hatte, gibt es hier nur einige Fotos (in mäßiger Qualität), die die Stimmung wiedergeben sollten.

Schiller live ist schon ein Phänomen. Jetzt hab ich die Band auf der „Sehnsucht“-Tour schon zweimal gesehen und bei ihrem 2008’er Abschlusskonzert überraschen sie mich erneut. Dazu aber später mehr.

Die Essener Grugahalle feiert in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zelebrierte Christopher von Deylen (aka Schiller) mit Band seinen 2008’er Tourabschluss in dieser traditionsreichen Konzerthalle. Im Internet war zu lesen, dass es ein Konzert mit vorhergehendem Fantreffen geben sollte.

             
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller

Wer das Glück hatte, zum rechten Zeitpunkt an der Halle zu sein und dem Fanclub zur Rückseite der Halle folgte, konnte nach einer halben Stunde Wartezeit die Band noch vor dem Konzert hautnah erleben. Allen voran zeigten sich Christopher von Deylen, gefolgt von Thissy Thiers, Christian Kretschmar, Ralf Gustke, Cliff Hewitt, Mickey Meinert sowie Sängerin Jette von Roth sehr offenherzig, erfüllten viele Autogrammwünsche und beantworteten zahlreiche Fragen. Die sieben waren schon vor dem Konzert sehr locker drauf, was sich später auf die Bühne übertragen sollte.

              
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller

Schiller ist bekannt für seinen perfekten Konzertsound, der im Surroundformat geboten wird. Hierfür erhielt er bereits eine Auszeichnung. Aus diesem Grund platzierte ich mich ca. fünf Meter vor dem Mischpult, um am „Sweet Spot“, dem Traumplatz, an dem der Sound am effektvollsten zu hören ist, das Konzert genießen zu können. Und es war Genuss pur. Schon beim Eröffnungstrack flossen die Klänge unglaublich transparent und mit Effekten versehen durch die Halle. An diesem Punkt ist das Konzert wirklich unglaublich. Während des Konzertes spürte ich die Drums direkt auf dem Brustkorb und trotzdem war die Lautstärke perfekt, ohne zu schmerzen und auch die einzelnen Klänge wurden dadurch nicht zu einem Brei, sondern es war jede Nuance herauszuhören.

              
Vor dem Konzert: Meet & Greet mit Schiller

Aber Schiller überraschte noch in anderer Form. Zunächst fiel beim Bühnenbild auf, dass die LED-Wände, die auf der Tour zum festen Bestandteil gehörten, in Essen fehlten. Dafür wurde die Bühne dann in ein Meer aus buntem Scheinwerferlicht getaucht. Das hatte noch mal einen ganz besonderen Reiz. Auch der Set war verändert. Das lag unter anderem daran, das jaël nicht dabei sein konnte und so vier Zwischenstücke, die bisher nicht veröffentlicht wurden (ähnlich den Tracks „Olsberg“ und „Rostock“ auf der CD „Sehnsucht live“) ins Programm fanden.

    

Es ist 20:10 Uhr und die Einlassmusik kommt gerade zu ihrem Höhepunkt, in dem der Rhythmus von „Sehnsucht“ druckvoll anschwillt. Bei den bisherigen Konzerten stieg die Band zu diesem Zeitpunkt in die Instrumentalversion des Stückes ein, doch an diesem Abend war es anders. Zunächst betrat Christian Kretschmar die Bühne und holte aus seinem Synthie eine unglaubliche Basslinie raus. Es folgte der zweite Außenstürmer, Mickey Meinert, der an seiner E-Gitarre für weitere spacige Klänge sorgte. Danach folgten Christopher und die anderen Mitglieder der Band deren Einstieg direkt in das Stück „Sehnsucht“ mündete. Wow, was für ein Beginn.

    

Die anderen drei Improvisationen waren auch von aller erster Güte. In einem spielte Mickey wieder eine sehr floydige Gitarre und es wurden sogar Glockenklänge eingestreut, die mich sehr an „High Hopes“ vom Pink Floyd’s Album „The Devision Bell“ erinnerten (s. auch "Rostock eins" auf der CD "Sehnsucht live"). In der Improvisation, die Teil der Zugabe war, kamen einige Elemente vor, die mich weitläufig an „Berlin Bombay“ erinnerten. Diese Stimmung wurde durch die eingestreuten asiatischen Klänge erzeugt.

Die einzelnen Stücke schienen sich im Laufe der Konzertreihe noch einmal in Nuancen verändert zu haben. So streute Christian wieder eine ganze Reihe an Effekten ein. Da flirrte und zischte der Synthie oder ein pfeifender Ton drehte sich im Surroundsound im Stück „Schiller“ wie eine Sylvesterrakete um die Köpfe der Besucher.


Collage aus Bildern des Olsberg-Auftritts am 02.09.2008

Die beiden Sängerinnen, Jette von Roth und Kim Sanders lieferten darüber hinaus wieder eine tolle Show. Während Jette eher die zurückhaltende Rolle einnahm, hatte Kim das Publikum wieder sofort in der Hand. Zu „Distance“, hier zog sie - wie bei den anderen Konzerten auch – ihre Schuhe aus und wurde eins mit der Bühne, sagte sie, dass dieses Konzert im Internet übertragen wird. Ihre Familie in den USA hatte sie bisher noch nicht live mit Schiller gesehen und saß nun gebannt vor dem PC. Ein weiterer Grund das Publikum anzuheizen. Man sah Kim direkt an, mit welchem Herzblut sie „ihr“ Lied sang. Zum Abschluss des Stückes legte Ralf noch ein Schlagzeugsolo hin, was den Titel druckvoll beschloss.

    

Die Band agierte an diesem Abend unglaublich gelöst und spielfreudig. Man hatte das Gefühl als sei man statt bei einem Konzert auf einer Fete. Und von meinem Standpunkt aus konnte ich gut erkennen, dass viele der Zuschauer sich während des kompletten Gigs im Rhythmus der Musik bewegten.

Nach mehr als zwei Stunden endete dieser schweißtreibende, furiose Auftritt von Schiller. Viele werden sich wünschen, dass Christopher mit der Band - hier hat sich im Übrigen eine ganz hervorragend agierende Truppe zusammen gefunden - wieder die Bühnen Deutschlands erobert.

Fazit: Auch das für mich dritte Konzert der „Sehnsucht“-Tour war ein absolutes Erlebnis und zeigt, dass Schiller eine faszinierende Liveband ist. Wer das nicht glaubt, sollte sich auf den Mitte November erscheinenden Produktionen (DoCD und DVD) „Sensucht live“ selbst ein Bild machen (Rezensionen dazu findet ihr in den Rubriken CD und DVD auf dieser Seite).

Stephan Schelle, 11.11.2008