Schiller Bielefeld 2012
Schiller live
Ringlokschuppen, Bielefeld 29.11.2012


Da leider nur die ersten drei Stücke fotografiert werden durfte, finden sich hier keine Fotos von der folgenden Show, so dass hier keine Fotos der beiden bezaubernden Sängerinnen Kate Havnevik und Meredith Call zu finden sind.

    

Es ist Ende November 2012, die Tage sind kurz und der Winter steht vor der Tür. Doch diesen grauen und mit leichtem Schneefall als ersten Winterboten versehenen Tag erhellt ab 20:30 Uhr im ostwestfälischen Bielefeld die Sonne. Wie kann das angehen? Ganz einfach Schiller präsentiert mit seiner Band das aktuelle Album „Sonne“ und zeichnet den Anwesenden - die zahlreich erscheinen sind - nicht nur ein Lächeln ins Gesicht sondern erleuchtet auch mit seinen einfühlsamen und rhythmischen Klangskulpturen die Herzen.

    

    

     

Auf seiner „Sonne“-Tour 2012 machte Christopher von Deylen aka Schiller & Band auch wieder Halt in Bielefeld. Der Ringlokschuppen war Ort des Geschehens und die Ostwestfalen sorgten wieder für eine prächtige Stimmung, die sich auch auf die Musiker übertrug. Mit nur wenigen Minuten Verspätung kamen Christopher von Dylen und sein „Beste Band der Welt“ auf die Bühne und starteten in ein gut zweistündiges Konzert, das neben neuen Stücken auch einige Klassiker bot.

    

     

    

Während die Band seit einigen Jahren aus der Stammmannschaft (neben von Deylen, der elektronische Geräte bedient) Christian Kretschmar (Keyboards), Cliff Hewitt (elektronisches Schlagzeug), Ralf Gustke (Schlagzeug), Tissy Thiers (Bass) und Andreas Binder (Akustik- und E-Gitarre) besteht, hatte sich Christopher für diese Tour als musikalische Gäste die beiden bezaubernden Sängerinnen Kate Havnevik (die Norwegerin war auch schon bei der 2010’er Tour mit dabei) und die junge Amerikanerin Meredith Call ins Programm geholt. Beide Sängerinnen teilten sich die Gesangsstücke gerecht auf, so dass jede von ihnen drei Songs präsentierte. Der Rest des Programms bestand aus Instrumentalstücken.

    

    

    

In Dortmund hatte Schiller bereits am 18.11.2012 einen Warm Up-Gig gespielt, bei dem die Ultra Limited Editions des „Sonne“-Albums, das exklusiv bei Amazon eine Eintrittskarte für diesen Gig bereit hielt, zum Einlass berechtigte. Gegenüber dem Dortmunder Gig hatte Schiller drei Stücke mehr im Programm („Reach Out“ mit Meredith Call, „Leidenschaft“ und „Playing With Madness“). Darüber hinaus war die Reihenfolge der Stücke an einigen Stellen leicht verändert. Am auffälligsten war aber die Lightshow, die mit Dortmund nicht zu vergleichen war. Während in Dortmund – wahrscheinlich der Tastsache geschuldet, dass die Band in den Proben das Equipment nutzte - ein Umbau zu aufwendig geworden wäre und somit auf die Lichtanlage des FZW zurückgegriffen wurde, war in Bielefeld die Lichtanlage der Tour vorhanden. Vor allem die runde Traverse mit den kreisförmig angelegten Scheinwerfern über Christopher von Dylen erzeugt dabei einige sehr schöne Effekte. Streckenweise schien Christopher in einem aus Lichtkegeln bestehenden Käfig zu stehen.

    

    

     

Gestartet wurde der Gig mit einem Intro, zu dem die Band auf die Bühne kam und nahtlos in das erste Stück „Lichtermeer“ startete. Nach zwei weiteren Instrumentalstücken kam dann als erstes die Norwegerin Kate Havnevik auf die Bühne um ihren Song „Velvet Aeroplane“ zu präsentieren. Das Stück ist von einem herrlichen Rhythmus bestimmt bei dem Kate’s sanfte Stimme für einen Gegenpol sorgt. Bei diesem Stück wurde schon sehr gut deutlich, dass Liveauftritte von Schiller vor allem durch den fetten und voluminösen Sound der beiden Schlagzeuger geprägt sind. Es ist unglaublich, wie traumwandlerisch Ralf und Cliff ihre Rhythmusmuster im Gleichklang oder auch mit unterschiedlichen Schlagmustern zu einer perfekten Symbiose formen. Das ist wirklich einzigartig. Dazu kommt dann noch der treibende Bass von Tissy Thiers.

    

    

    

Mit dem Stück „Schiller“ setzte die Band dann ein erstes Ausrufezeichen, denn jetzt ging das Publikum zum ersten Mal richtig mit. Und auch hier zeigte sich wieder, dass die Band perfekt aufeinander eingestimmt war. Bei Stücken wie diesen wird der Druck und die Dynamik, der von der dreiköpfigen Rhythmusfraktion ausgeht, besonders deutlich. Leider fiel Andreas Binder an der Gitarre dabei etwas zurück, da er während des Konzertes nur einige klangliche Farbtupfer einbrachte. Aber wenn er dann an den Saiten zu hören war, dann kam auch ein rockiger Touch mit in den Sound der Band.

    

    

Nach diesem Klassiker kam dann die junge amerikanische Sängerin Meredith Call auf die Bühne um die beiden Songs „The Silence“ und „Reach Out“ zu interpretieren. Dabei hatte die zierliche blonde Sängerin nur einen Hauch von einem Kleid (hier passt der Begriff „kleines Schwarzes“ sehr gut) an. Mit ihrem Outfit und der zarten, einfühlsamen Stimme verzauberte sie die Zuschauer.

     

    

    

Bei „Sommernacht“ waren vor allem die Basstöne super fett, so dass sich ein gewisser (angenehmer) Druck auf dem Brustkorb bemerkbar machte. Musik muss man schließlich auch spüren! Und in diesem Stück hatte dann Ralf Gustke ein kleines, aber feines Drumsolo eingebaut, bei dem das Publikum auch wieder voll dabei war. Man sah den Musikern während dieses Stückes an, welchen Spaß sie auf der Bühne hatten. Das folgende „Berlin Moskau“ bestach durch einen hypnotischen Beat, der durch Mark und Bein ging. Ralf und Cliff spielten im Stück „Leidenschaft“ streckenweise eine identische Rhythmusstruktur, was dem Gesamtsound ein ungeheures Volumen verpasste.

    

    

     

Als nächstes war Kate Havnevik wieder mit zwei Songs an der Reihe, darunter „The Fire“ vom „Atemlos“-Album und „Ghost“, das bisher nur als Download erhältlich war. Das Highlight dieser beiden Stück war „The Fire“, das je länger der Song dauerte, er immer schneller und druckvoller wurde. Das gipfelte dann in einer wahren Rhythmusorgie in die sich beide Drummer steigerten. Wow, was für eine Version. Beim folgenden „Sehnsucht“ sorgten zunächst pumpende Synthiesounds für eine magische Stimmung, die dann in fette Schlagzeugrhythmen übergingen. Von diesem Rhythmus ließ sich auch Tissy Thiers anstecken, der wieder rhythmisch über die Bühne groovte. Ich liebe es, wenn er an seinem Bass abgeht und sich dazu rhythmisch bewegt. Da zeigt sich pure Lebensfreude.

    

    

    

Spätestens beim nächsten Stück war das Publikum in der Halle dann nicht mehr zu halten, denn Schiller präsentierten eine druckvolle Version von „Das Glockenspiel“, bei dem rhythmisch geklatscht und getanzt wurde. Nach dieser Schweiß treibenden Version streuten von Deylen & Co. dann mit „Einklang“ erst einmal ein ruhiges Stück - sozusagen als atmosphärisches Zwischenspiel - zum Durchatmen ein. Zum Ende dieses Stückes wurde es aber immer rhythmischer und mündete in einer Art Ska-Rhythmik, bei der Tissy’s Bass-Spiel ein wenig an den Supermax-Hit „Lovemachine“ erinnerte.

    

    

    

Danach durfte dann Meredith Call ihren dritten Song des Abends, „Epic Shores“ singen, bei dem sich ihr sanfter Gesang mit fetten Rhythmen paarte. Mit dem instrumentalen „Heimathafen“ beendeten Schiller dann den offiziellen Teil ihres Gigs. Nach kurzer Verschnaufpause ging es dann mit einem langen Zugabenteil weiter. Den Beginn machte die Instrumentalversion von „Playing With Madness“, bei dem vor allem die in der Mitte der Halle platzierten Besucher den Raumklang genießen konnten.

    

    

     

Als zweite Zugabe präsentierte die Band das Stück „Nachtflug“, bei dem sich nun die kreisrund angelegten Scheinwerfer über Christopher von Deylen’s Kopf in Bewegung setzten. Zeitweise hatte man das Gefühl, als wäre man live in den Hollywood-Klassiker von Steven Spielberg „Unheimliche Begegnung der 3. Art“ gebeamt worden. Die Lichter wirkten auf mich wie ein sich bewegendes UFO. Das passte perfekt zur Musik.

    

    

    

Dem folgte dann mit „Ein schöner Tag“ ein weiterer Klassiker. Hier setzte Andreas Binder dann einige Akzente an der akustischen Gitarre. Das Publikum skandierte Lautstark Beifall und holte eine weitere Zugabe heraus, die in einer ekstatischen Version von „Ruhe“ gipfelte. So endete dann ein Schweiß treibendes, intensives Konzert, dass die Energie der warmen Sonne in die kalte Winteratmosphäre Ostwestfalens brachte. Wie immer präsentierten sich Christopher von Deylen und Band in Bestform.

     

    

Setlist

Lichtermeer
Kon-Tiki
Revelation
Velvet Aeroplane (mit Kate Havnevik)
Schiller
The Silence (mit Meredith Call)
Reach Out (mit Meredith Call)
Sommernacht
Berlin Moskau
Leidenschaft
Ghost (mit Kate Havnevik)
The Fire (mit Kate Havnevik)
Sehnsucht
Das Glockenspiel
Einklang
Epic Shores (mit Meredith Call)
Heimathafen

Zugabe

Playing With Madness
Nachtflug
Ein schöner Tag
Ruhe

Stephan Schelle, 30.11.2012